EWK – Deutschland Index (DIX) — Langzeitstudie

PaD 21 /2022 – Hier auch als PDF verfügbar: PaD 21 2022 Langzeitstudie EWK Deutschland Index

Am 21. Oktober 2018 hatte ich die Entwicklung jener Formel abgeschlossen, die aus den jeweiligen Tages-Notierungen von DAX, Öl und Gold, sowie den Zustimmungswerten der Grünen, eine Kennzahl zum mittelfristigen Trend für die Stimmung im Lande liefern sollte.

Dazu habe ich die folgenden Erläuterungen angeboten:

Ein ansteigender Wert des DIX korrespondiert mit der Zunahme der „begründeten Sorglosigkeit“  und drückt sich aus in wachsender Lebens- und Konsumfreude, in wachsender Investitionsneigung, steigender Geburtenzahl und rückläufiger Suizidrate.

Sinkt der Punktwert des DIX, kann davon ausgegangen werden, dass latente Ängste und Zukunftssorgen sich zunehmend konkretisieren. Die Sparneigung wächst, der Konsum geht zurück, langfristig angelegte Investitionen werden zurückgestellt, die Politik versucht massiv Zuversicht auszustrahlen, Anleger bevorzugen Sachwerte.

Ein längeres Verharren des DIX, gleichgültig auf welchem Niveau, signalisiert das Anwachsen von Spannungen, von „Druck im Kessel“, der kein Ventil findet. Solche Phasen werden in der Regel mit einem größeren Ausbruch des Index-Wertes abgeschlossen, für dessen Eintreten stets ein markantes Ereignis verantwortlich ist, mit dessen Hilfe entweder  gebundene, expansive Kräfte freigesetzt werden, oder bewahrende, schützende Kräfte endgültig gebrochen werden.

Nach 3 Jahren und 7 Monaten lohnt es sich, die Entwicklung des DIX und der einzelnen Parameter im Rückblick zu verfolgen. Bedenken Sie aber bitte, dass der DIX einzig auf meiner Einschätzung der Wirkzusammenhänge zwischen den Parametern beruht, die über dynamische Gewichtungen zu einer Kennzahl führen, die wiederum nur meine Beurteilung der Lage widerspiegelt. Wenn ich auf den Folgeseiten dann Interpretationen zum DIX abgebe, handelt es sich prinzipiell um Zirkelschlüsse – obwohl sie mir dennoch „richtig“ vorkommen.

Zur Erläuterung folgt eine Reihe von Diagrammen.

(DIX = ablesbarer Wert x 50)

Der DIX ging am 21.10.2018, ein Jahr nach der letzten Wiederwahl Angela Merkels, mit nur 500 Punkten an den Start. Immer noch war Deutschland nach der Bundestagswahl von 2017 wie gelähmt. Lange, ergebnislose Koalitionsverhandlungen zur Gründung einer Jamaika-Koalition zermürbten alle politischen Lager. Als sich nach einem halben Jahr die Koalition der Verlierer – unter  Verlust der Gallionsfigur der SPD (Martin Schulz) – für den Rest der Legislaturperiode zum Weitermachen verabredete, machte sich Enttäuschung breit. Ich habe das damals in dem Artikel „Geburt eines Mäusleins“ behandelt.

Kein Wunder, dass die Stimmung ausgesprochen schlecht war und von der Bundepolitik her auch keine Impulse kamen, die zur Besserung hätten beitragen können.

Es begann die Ära der Greta Thunberg und der Freitags-Schulschwänzer, was sich, wohl weil überhaupt etwas Neues auf den Tisch kam in der Stimmung im DIX als leichte Besserung auswirkte. Damals schrieb ich dazu: „Bloß nicht den Anfängen wehren!“.

Die Aufhellung hielt sich bis Mitte Juni 2019. Am 27. Juni landete der DIX mit 366 Punkten auf seinem bisher niedrigsten Wert. Es herrschte Kriegsgefahr. In der Straße von Hormus waren zwei Tanker „beschädigt“ worden. Bald darauf haben die iranischen Revolutionsgarden eine US-Drohne vom Typ Global Hawk vom Himmel geholt, und der Anti-Trump-Wahlkampf wurde um eine währungspolitisch Komponente angereichert. (PaD vom 20. Juni 2019)

Es folgte eine langsame Konsolidierungsphase bis der DIX im Februar 2020 den Turbo einlegte und von 691 Punkten am 1. Februar auf 3049 Punkte am 28. April 2020 raketengleich in die Höhe schoss und damit sein bisheriges Allzeithoch erreichte. Was war in dieser Zeit geschehen?

Friede Springer schießt aus allen Rohren auf Angela Merkel (TK vom 10.2.20), kurz nachdem Kemmerich in Thüringen (unverzeihlich!) für Bodo Ramelow Platz machen musste. Das verursachte in der Union, vor allem aber bei Grünen und SPD eine gewisse Aufbruchsstimmung.(TK vom 6.2.20)

Im März wurde dann erkennbar, dass die Notenbanken neue Geldfluten auslösen wollten, angeblich um „wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise gar nicht erst entstehen zu lassen“. Die Corona-Krise lag damals praktisch noch in den Windeln, aber es gab viel, viel frisches Geld, und das hebt natürlich die Stimmung auch bei den Vielen, die davon überhaupt nichts abbekommen. (PaD 10/2020). Damit war natürlich auch die Grundlage für ein Quarantäne- und Lockdown-Trostpflaster namens Kurzarbeitergeld geschaffen was immerhin Hoffnung machte.

Der Gipfel der DIX-Entwicklung wurde Ende April erreicht, als die Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vormonat um 308.000 gestiegen war und die BA vermeldete, es lägen 10 Millionen Anträge auf Kurzarbeitergeld vor.

Doch die eigentliche Ursache für den schnellen Anstieg der guten Stimmung war die Corona-Pandemie selbst gewesen. Direkt konnte die Hoffnung auf das baldige Ende der Pandemie bei sommerlich niedrigen Inzidenzwerten und der Ankündigung neuartiger Wunderimpfstoffe allerdings nicht gemessen werden.

Erfasst im DIX wurde stattdessen die sinkende Zustimmung für die Grünen, deren Erderhitzungs-Nervensägen pandemiebedingt nicht mehr in Erscheinung treten konnten, und ebenfalls gemessen wurde der pandemiebedingte Einbruch des weltweiten Energieverbrauchs, der sich in stark sinkenden Rohölpreisen niederschlug.

Das nachstehende Diagramm zeigt diesen Wirkzusammenhang sehr deutlich.

Der nachfolgende steile Absturz, der Anfang Juli dann in einen immer noch heftigen, aber verlangsamten Niedergang überging, der seinen Tiefpunkt dann ein Jahr später im Mai 2021 erreichte, ist mit der allmählichen Konsolidierung auf dem Ölmarkt und der noch langsameren Erholung der Zustimmungswerte der Grünen alleine nicht zu erklären.

Die Stimmung der Wirtschaft hatte sich eingetrübt. Der DAX war von fast 13.800 Punkten Anfang Februar 2020 bis auf 8441 Punkte am 18. März abgestürzt und brauchte bis Anfang Januar 2021 um das vorherige Niveau wieder zu erreichen.

 

Dass der DIX, der zum Jahreswechsel 2020/2021 die DAX-Kurve nach unten durchschnitten hat, vom weiter allmählich steigenden DAX in seinem Abstieg nicht gebremst werden konnte, zeigt erneut das Diagramm „DIX, Grüne und Öl“.

 

Dies  hatte vielmehr mit dem Frühjahrshoch der Grünen zu tun, die mit ihrem früh vorgelegten Entwurf für ihr Parteiprogramm für die Bundestagswahl stark mobilisieren konnten. Hinzu kam die Tatsache, dass der Ölpreis wieder auf Vorkrisenniveau angekommen war, was sich bremsend auf Konsum und Wirtschaftsentwicklung auswirkte.  

Am 3. Mai 2021 kam Svenja Schulze mit der Novelle zum Klimaschutzgesetz, für welche das Bundesverfassungsgericht den Weg frei gemacht hatte. (TK vom 3. Mai 2021) Drei Tage später veröffentlichte ich den PaD 18 /2021 mit dem Titel Giga-Klima-Gaga und der Frage: Haben wir wirklich schon genug Klima?

Dann wurde Shell verklagt, mit dem Ziel ein Urteil zu erreichen, welches das Unternehmen zwingen sollte, seine Förderung innerhalb weniger Jahre um 45 Prozent zur reduzieren. Die Klimatiker waren wieder obenauf und die Wohlstandsreduzierung zum Zwecke der Klimarettung stand drohend auf der Agenda.

Zusätzliche Unruhe brachte der Versuch der Hamas mit sich, Jerusalem und Tel Aviv innerhalb weniger Stunden mit hunderten Raketen zu beschießen, um herauszufinden, ab wann das Iron-Dome-System in die Knie gehen würde.

Ich schrieb den zweiten Teil von Giga-Klima-Gaga, doch vermutlich habe ich damit keinen einzigen Grünen erreichen können.

Auch die Einengung des zulässigen Meinungskorridors hat seinerzeit einen neuen Höhepunkt erreicht und ein (vermutlich letztes) Aufbäumen der AfD ausgelöst, die mit der Bundestagsdrucksache 19/28797 aufforderte, die Bedrohung der Meinungsfreiheit mittels einer Studie zu erheben und ggfs. Maßnahmen zu ergreifen, um diese Bedrohung abzuwenden. (TK vom 17.5.2021)

Vom Juni 21 an machte dann die Gewissheit, dass Angela nicht mehr zur Bundestagswahl antreten wird Hoffnung auf eine Politikwende zum Guten, auch wenn sich mit Laschet und Scholz nicht gerade die Art von Führungsfiguren aufstellen ließ, die große Erwartungen wecken können. Die strahlend aufgestiegene Annalena war zu diesem Zeitpunkt bereits an ihren eigenen Fehlern gescheitert, so dass eine Bundeskanzlerin Baerbock keine reale Bedrohung mehr darstellte und auch die Zustimmung zu den Grünen wieder deutlich nachgelassen hatte.

Nach der Wahl stürzte der DIX schneller wieder ab, als er vom letzten tiefen Tal im Mai/Juni gebraucht hatte um die 1528 Punkte vom 17.12.21 zu erreichen.

Die in eine Politikwende gesetzten Hoffnungen haben sich nicht erfüllt, die neue Regierung wird von vielen inzwischen nicht mehr nur als unfähig, sondern bereits als Bedrohung wahrgenommen.

Corona ist zwar momentan insgesamt ausgeblendet. Es werden nicht mehr nur die wahnwitzigen Zahlen zu Nebenwirkungen und Impftoten, sondern inzwischen auch die Aussagen zur Wirksamkeit unter den Teppich gekehrt, denn da ist offenbar nichts mehr übrig, was noch vermeldet werden könnte. Dennoch bestellt Lauterbach für fast 1 Milliarde neue Impfdosen und warnt vor der Affenpocken-Pandemie.

Stattdessen haben wir Krieg in der Ukraine und Robert Habeck als strahlenden Sieger, denn er kann nun – unter dem Schirm der Sanktionen gegen Russland – die angestrebte Energiewende noch schneller und härter exekutieren, Deutschland mit noch mehr Wumms an die Wand fahren, als es sich die Grünen ins Programm geschrieben hatten.

Der Krieg, die Sanktionen und die Grünen treiben die Energiepreise in die Höhe, die Lieferketten sind gestört, der Mangel allerorten, vom Gas bis zum Aluminium, vom Baustahl bis zum Schnittholz, führt zu Knappheitspreisen. Die Automobilhersteller lassen Schichten ausfallen wegen fehlender Zulieferteile – und überhaupt zeigen alle Indikatoren, als Nachzügler inzwischen auch der DAX, nach unten.

Der DIX als ein Summenbild wichtiger Indikatoren, steht aktuell bei 553 Punkten. Das ist ein miserabler Wert, der keine Hoffnung auf eine schnelle Trendumkehr aufkommen lässt.

 

Ergänzend für Ihre vertiefende Analyse nachstehend einige Diagramme weiterer Wertepaare.

Um das Verhalten aller Parameter in der Skalierung der Diagramme deutlich machen zu können, mussten die Verhältnisse zwischen den in den Diagrammen ablesbaren Werten und den effektiven Werten angepasst werden:

DAX effektiv              = Diagrammwert x 500
Gold effektiv             = Diagrammwert x   50
Öl effektiv                 = Diagrammwert x     5
Grüne effektiv          = Diagrammwert
DIX effektiv               = Diagrammwert x   50

 

 

 

 

 

 

Hier noch der Zoom auf die letzten 12 Monate.

Bitte achten Sie auf den Beginn des Kriegs in der Ukraine am 24.02.2022.

Der DIX verändert seine Ende Dezember 2021 eingenommene Richtung mit dem Kriegsbeginn nicht, abgesehen von einem kleinen Zacken, der jedoch schnell wieder kompensiert wird.

Im DIX war also der Krieg bereits eingepreist, obwohl die Einzelwerte, aus denen der DIX gebildet wird, das so deutlich nicht erkennen lassen.

 

Der DAX beginnt die Talfahrt gegenüber dem DIX mit einem Monat Verzögerung, weist um den Kriegsbeginn den identischen Zacken aus, sinkt jedoch deutlich weniger.

Werfen wir einen Blick auf das Gold:

 

Während der DIX noch im Steigen begriffen war, blieb der Goldpreis stabil. Das „Krisenmetall“ startete seinen Aufschwung erst kurz vor Kriegsbeginn, wies dann aber ebenfalls einen kleinen Zacken – allerdings nach oben – auf, ohne allerdings den Trend zu unterbrechen.

Bemerkenswert: Ein steigender Goldpreis wird bei der Berechnung des DIX als positive Entwicklung gewertet und lässt den DIX, solange die übrigen Parameter gleich bleiben, leicht ansteigen. Diese Tendenz wurde jedoch von der Entwicklung beim Öl und bei den Grünen überschrieben.

Dies lässt sich an den beiden nachfolgenden Diagrammen ablesen.

Der Ölpreis im Laufe der letzten 12 Monate

 

Steigende Ölpreise beeinflussen den DIX negativ. Ab dem Jahreswechsel 2021/2022 bewegen sich DIX und Öl praktisch spiegelbildlich. Auch beim Öl ist der „Kriegszacken“ zu erkennen, und auch hier verändert sich die Trendlinie dadurch nicht.

Und was war in diesem Zeitraum bei den Grünen los?

Die Zustimmungswerte der Grünen in den letzten 12 Monaten

Die flache Badewannenkurve der Grünen sieht eher harmlos aus. Vom Wahlkampf-Hoch zu Beginn des Sommers 2021 an, ist ein steter Niedergang zu erkennen, der dann ab dem Wahltag zum Stillstand kommt. Der Eintritt in die Ampel-Koalition bringt keine Veränderung, die Zustimmungswerte der Grünen dümpeln exakt bis zum russischen Einmarsch in die Ukraine auf gleichbleibendem Niveau vor sich hin.

Die von Anfang an bellizistische Haltung der Grünen lässt ihre Zustimmungswerte dann kontinuierlich steigen. Allerdings gibt es bei den Grünen keine „Zackenbildung“. Das lässt sich so erklären, dass die politisch interessierten Bürger das Verhalten der Grünen nicht „freudig erwartet“ haben, sondern es, von Tag zu Tag und mit jeder Verschärfung in den Aussagen der Annalena Baerbock, mit befriedigter Zustimmung aufgenommen haben.

Auch Habecks irritierende Aktivitäten zwischen voller Zustimmung zu den antirussischen Sanktionen und devotem Bittgang  nach Katar, verschafften den Grünen neue Sympathisanten. Auch diese Fähigkeit der Grünen, emotional bedingte, spontane „Kurswechsel“ zu inszenieren, sich als die Einäugigen unter den Blinden zu inszenieren und damit diffusen Unmut der Wähler in Zustimmung für ihre grün hinterlegten Schwarz-weiß-Gemälde umzuwandeln, gehört zu den Aspekten der grünen Seele, die sie so gefährlich machen.

Nicht umsonst wirkt wachsende Zustimmung für die Grünen negativ auf den Wert des DIX.

Die  DIX-Werte finden Sie übrigens seit Oktober 2018 stets tagesaktuell auf www.egon-w-kreutzer.de