Q 18
Freitag, 21. April 2023

 

Was für ein Tag, Freunde!

Ausgerechnet am 20. April einen verheerenden Börsencrash zu inszenieren, das hat schon was

A Gschmäckle, wie de Schwabe saget.

Nun, ich kann nicht darauf verzichten, hier den Begriff „Hochfinanz“ zu verwenden, der zwar seit Langem aus der Mode gekommen ist, aber mir fällt einfach kein besserer ein.

Gut, man könnte von „Investoren“ sprechen und damit das verharmlosende Framing des Mainstreams übernehmen.

Es sind aber keine Investoren. Es sind Spekulanten, aber auch das ist zu kurz gegriffen. Der Spekulant ist ein besserer Glücksspieler, er riskiert etwas, verliert mal etwas, gewinnt mal wieder etwas, und wenn er sein Metier beherrscht, über die richtigen Verbindungen und Informationen verfügt, dann kann er gut davon leben und sogar reich werden.

Diejenigen, die gestern die Kurse in den Keller geprügelt haben, sind keine Spekulanten. Sie riskieren nichts. Sie agieren wie ein Rudel Wölfe. Die einen scheuchen das Wild auf, die anderen schlagen koordiniert zu. Doch anders als bei den Wölfen, bei denen nur jede zehnte Jagd zum Erfolg führt, liegt ihre Erfolgsquote bei über neunzig Prozent.

Ihre Beute ist naiv, gutgläubig und degeneriert. Ihrer Beute geht viel zu schnell die Puste aus, es fehlt an Reserven, oder, um es auf den Punkt zu bringen, es fehlt am Geld.

Ich will allerdings nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass die Ausbeute gestern nicht so großartig ausgefallen ist.

Da sind Adler aufgestiegen, Leute.

Vögel, wie sie seit Urzeiten die Wappen starker Völker schmücken, haben sich unerschrocken ins Getümmel gestürzt und den Wölfen große Teile ihrer Beute entrissen.

Hört auf das Heulen der Wölfe. Es sind nicht alle satt geworden, die gestern gejagt haben. Das könnte Unruhe geben, im Kreis der Hochfinanz.

Dies ist übrigens meine vorläufig letzte Mitteilung, die ich mit einem ganz, ganz wichtigen Hinweis abschließen will:

Die nächste Woche endet mit einem verlängerten Wochenende. Der Wonnemonat Mai schenkt uns einen arbeitsfreien Montag.

Ihr freut euch sicherlich schon darauf und hofft auf gutes Wetter.

Ich rate euch: Bleibt zuhause.

Gut gesichert hinter dem Wassergraben um den Reichstag wird am ersten Mai um Punkt elf Uhr der Bundespräsident die zentrale Maifeier mit einer Rede einleiten. Die Fraktionen sind verdonnert, vollzählig zu erscheinen, die geschäftsführende Regierung wird vollständig anwesend sein – und ich rate euch eindringlich: Bleibt zuhause. Schaltet den Fernseher ein und lauscht den ersten Worten des Bundespräsidenten. Er wird euch überraschen.

Versprochen.

 

 

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Dieser Roman wurde im Sommer 2020 geschrieben. Die Handlung beginnt am 17. November 2022 und endet am 1. Mai 2023. Die Kapitel tragen das jeweilige Datum der visionären Handlung. Die weiteren Veröffentlichungstermine und die Links zu allen bereits veröffentlichten Kapiteln finden Sie hier.  Viel Spaß beim Mitlesen.