Andere Abhilfe

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Andere Abhilfe
Literarische Vision zur Gestaltung einer vom Grundgesetz eröffneten Option

Der Roman berichtet über die Ereignisse jener fünfeinhalb Monate in einer nahen Zukunft, die mit dem Abend des 17. November 2022, einem Donnerstag beginnen.

Hier – in chronologischer Reihenfolge – aus jedem Kapitel ein Textschnipsel:

 

München
Donnerstag, 17. November 2022 

 Und Sie fragen, warum die U-Bahnen nicht mehr fahren. Die U-Bahnen fahren nicht mehr, weil die Fahrer nicht mehr zur Schicht erscheinen. Die halten es nicht aus. Psychisch halten sie es nicht mehr aus, fast an jedem Tag jemanden totfahren zu müssen. U-Bahn-Schubsen ist Volkssport geworden.

 

München
Donnerstag, 18. November 2022

 Aber, wie Sie heute in der Sitzung erlebt haben: Die Irren gewinnen die Mehrheit. Vernunft, Ratio, Wissen und Erfahrung, wie immer Sie es nennen wollen, werden mit Füßen getreten. Aus den Schulen kommen Vollidioten, die zwar alle Annehmlichkeiten, die unsere technisch fortgeschrittene Kultur bietet, gerne annehmen, die zugleich aber jenen Teil der komplexen Technik erbittert ablehnen und bekämpfen, der in der Wand hinter ihren Wasserhähnen und Steckdosen erst beginnt. Das bringen die nicht mehr zusammen.

Jederzeit mit dem Smartphone ins Internet? Ja, das muss sein.
Aber Mobilfunkantennen? Furchtbares Teufelszeug!

 

Alm bei Grainau
Sonntag, 21. November 2022

Eine Weile musterte er ihn stumm. Dann platzte er heraus: „Ich kenne dich. Ich vergesse kein Gesicht. Wir waren zusammen in Mali. Ich als Küchenbulle – Knud mit der Schöpfkelle – habe euch verpflegt, wenn ihr im Camp untergekrochen seid.“

Harald zeigte sich ungerührt. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Was auch immer er in den nächsten Tagen hier mit den Freien Siedlern anstellen würde: Knud würde prahlend zur Presse ziehen und seine Geschichte erzählen.

 

Bei Antonio – Wuppertal
Am gleichen Tag, fast zur gleichen Zeit

 Sie kamen zu fünft. Zwei Frauen, drei Männer. Für einen Augenblick standen sie in der Tür und schauten sich um. Es wurde schnell ganz still im Lokal. Alle beugten sich über ihre Teller. Nur nicht auffallen. Die waren anders. Man erkannte sie schon an der Haltung, am freien Blick – und sie würden die Harmonie des Abends stören.

 

Treffpunkt in Wuppertal
Dienstag, 23. November 2022

 Sie alle, fünf Frauen und neun Männer, gehören zu jenem kleinen Teil der Bevölkerung, der gegen eine verheerende Psychodroge immun ist. Eine Psycho-Droge, die das Ego, das Selbstbewusstsein, das Selbstwertgefühlt zerstört und eine willenlose, duldsame, ja demütige Kreatur erzeugt, die mit dem Menschen, mit all seinem Wollen, seinen Gefühlen und Werten, die ihn einst auszeichneten, nichts mehr zu tun hat.

 

Berlin, Siemensstadt
Donnerstag, 25. November 2022

 Die Wachleute des Sicherheitsdienstes zogen sich schnell zurück, als die ersten Vermummten mit ihren schwarzen Hoodys am Zaun auftauchten. Die Erinnerung an ihren Kollegen, der sich diesen Leuten vor gut drei Monaten in den Weg stellte, war noch frisch. Bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschlagen hatte man ihn am nächsten Tag tot aus dem Spreekanal gezogen. Er war aber auch verrückt. Es tat doch längst keiner mehr wirklich Dienst. Man war friedlich und freundlich und hielt sich zurück. Außerdem gab es sowieso fast nur noch ebenso friedliche und freundliche Mitmenschen, die man einfach ansprechen konnte, und die sich dann auch den Anordnungen fügten.

 

Alm bei Grainau
Freitag, 26. November 2022

 „Nehmt alles wie es kommt?“, höhnte Harald und trat dem noch am Boden Liegenden mit seinen stabilen Bergschuhen kräftig in die Rippen.
„Möchtest du, dass noch etwas kommt, wofür du dich bei deinem Universum bedanken kannst? Dann steh‘ auf, und nimm es entgegen. Direkt vom Universum persönlich! Ich hab da auch einen guten Draht, zum Universum.“

 

Berlin, Kanzleramt,
Krisenstab Garmisch

Samstag, 27. November 2022

 Das Hauptproblem ist jedoch noch ganz anderer Natur: Selbst, wenn wir den Garmischern helfen wollten, so weiß doch niemand genau, wie viele Freie Siedler sich bei Grainau aufgehalten haben. Von der halben Million, die insgesamt im deutschen Voralpenland vermutet werden, dürften dies immerhin einige Zehntausend gewesen sein. Im Augenblick sind die in Garmisch untergebracht. Wohin mit denen, wenn wir räumen sollten?“

 

Feldkirchen bei München
Samstag, 27. November 2020

 Das in Garmisch, wenn es denn so stimmt, ist eine Einquartierung, wie sie sonst nur im Krieg vorkommt, wenn eine vorrückende Armee den Wohnraum der Bevölkerung requiriert. Wenn die Zahlen stimmen, kommen jetzt auf jeden Einheimischen zwei Siedler, da bricht das Chaos aus. In jedem einzelnen Haus.

 

Berlin
Samstag, 27. November 2020

 

Sie gaben ihm während der ganzen Zeit einen speziellen Amphetaminmix – intravenös, und ließen ihn zunächst drei Tage lang nicht schlafen. Dann kam er auf den Schießstand. Gut dreißig Meter lang. Die alten Häuser haben ja alle noch unterirdische Verbindungsgänge. Viele Eingänge sind zwar zugemauert, aber wer an die alten Pläne kommt, weiß, wo er zu suchen hat. Es war ein richtiges Schießkino – und sie zeigten ihm immer den gleichen Film. Der Ausgang einer U-Bahnstation in Berlin.

 

Garmisch-Partenkirchen
Samstag, 27. November 2022

Die Truppe war ja schon 2020 von der damaligen Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer aufgelöst worden. Die meisten ehemaligen Mitglieder waren bei der Bundeswehr geblieben, aber auf viele verschieden Standorte verteilt worden. Sein Freund, Oberfeldwebel Michaelis, durfte in Hammelburg so gar als Ausbilder für den Nachwuchs des Nachfolgeverein des KSK arbeiten, die vom Verteidigungs-ministerium sinnigerweise auf den Namen SFTD getauft worden war. Im Klartext „Sonder-Friedens-Truppe-Deutschland“, auf dem offiziellen Briefkopf mit dem Zusatz „m-w-d“.  

 

Berlin
Sonntag, 28. November 2022

Jemand von uns kann es nicht gewesen sein. Der hätte sich zu erkennen gegeben und nicht unbedingt einen Fahrradkurier auf die Reise schicken müssen. Also sieht alles so aus, dass es mindestens einen Menschen auf dieser Erde gibt, der entweder uns, also unsere  Bewegung, den „Konservativen Mittelstand“ kennt, und weiß welche Absichten wir verfolgen, oder der zumindest weiß, wie du tickst und welche Möglichkeiten dir zur Verfügung stehen, um ggfs. etwas bewegen zu können.“

 

Berlin
Sonntag, 28. November 2022

Die Haltestellen Kurfürstendamm und Uhlandstraße wurden aus Sicherheits-gründen heute nicht angefahren. Als sie an die Oberfläche kamen, bot sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Erste Handwerker waren dabei, Schaufenster notdürftig mit Brettern zu vernageln. Die Stadtreinigung war unterwegs, um Berge von Müll, zerbrochenen Flaschen und liegengelassenen Plakaten und Transparenten einzusammeln. Sie gingen langsam in Richtung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, der schon von ferne anzusehen war, dass auch hier der Mob gewütet hatte.

 

Hammelburg
Sonntag, 28. November 2022

Zehn Minuten später stieg Gregg, eigentlich Gregory, Korn aus dem matt-olivgrün lackierten Passat Kombi mit den Y-Kennzeichen und läutete Sturm.
Die Männer, die sich in mehreren Einsätzen besser kennengelernt hatten als so manches alte Ehepaar in fünfzig Jahren begrüßten sich überschwänglich. Umarmungen, Schulterklopfen, leichte Boxhiebe vor die Brust, bis Korn sich aufrichtete und ziemlich ernst sagte: „Schön, euch beide wiederzusehen. Ich habe nicht viel Zeit, ich habe tatsächlich dafür gesorgt, rein dienstlich in Hammelburg zu tun zu haben.

 

München
Montag, 29. November 2022

Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, machte er sich noch einmal Luft.

„Diese Drecksäcke, diese strunzdummen Drecksäcke“, und dann fiel ihm ein, dass die Stadtwerke schon vor geraumer Zeit verpflichtend die gendergerechte Sprache eingeführt hatten, und er ergänzte sarkastisch, „und Drecksäckinnen, und Dreck-X-Sternchen – säckinnen.“

 

Feldkirchen
Montag, 29. November 2022

Der antwortete jedoch nicht, sondern wandte sich an Harald: „Du hast also Kontakt zu diesem Verein, der alles über uns herausgefunden hat? Ja? Bist du vielleicht bei uns eingeschleust worden, um uns auszuspionieren? Du kanntest nur mich. Wie bist du an die übrigen Namen gelangt, wer hat dir von unserem Rekrutierungsprojekt erzählt? Es ist doch kaum anders möglich!“

 

Der Winter

Die Krisenstäbe von Bayern und Baden-Württemberg mussten erste Rettungsversuche schnell wieder aufgeben. Als der Schneefall aufgehört hatte, scheiterten die für die Evakuierung vorgesehenen schweren LKWs bei dem Versuch, die tief verschneiten, schmalen Wirtschaftswege, die hinauf zu den Anhöhen der Siedlungsgebiete führten, zu befahren. Der Einsatz von Hubschraubern zur Rettung der Eingeschlossenen war bei der Masse der Menschen, die hätten geborgen werden müssen, von vornherein aussichtslos.

 

Berlin Siemensstadt
7. Februar 2023

 Von Samstag auf Sonntag sind Verschönerungsaktionen angesagt. Ihr zieht in Zweiergruppen los – mehr ist jetzt einfach nicht drin. Einer sichert, einer malt. Sucht euch schon mal eure Partner aus, ich gebe jeder Gruppe jeweils drei Adressen, die nahe beieinander liegen und bequem in einer Nacht abgearbeitet werden können. Sprühdosen könnt ihr euch dann hier aussuchen. Sind alles Nazi- oder Bullenschweine. Schöne große Hakenkreuze sprühen, möglichst so, dass die dann auch von der Straße aus gut sichtbar sind. Wo es Gartenmauern gibt, sind die der Malgrund. Ich erwarte gute Arbeit. Die Fotodokumentation übernehme ich am Sonntagmorgen.

 

Feldkirchen
Donnerstag, 9. Februar 2023

 „Du sollst mich nicht verarschen“, sagte Harald mit warnendem Unterton und versetzt ihm erneut eine Ohrfeige, die Yogis Kopf, der nach wie vor nichts sehen und daher auch nicht reagieren konnte, heftig zur Seite schleuderte.
„Also, wie heißt du?“
„Joachim Schröder, geboren am 18. Juni 1991 in Berlin“, brachte er mühsam und stockend heraus, dabei erkennbar bemüht, sich keine weitere Ohrfeige einzufangen.

 

Ammersee, Ausflugslokal bei Dießen
Montag, 13. Februar 2023

Major Wendler, der Mann aus dem MAD, antwortete spontan: „Wir sind dem Gedanken, es würden Drogen verabreicht, mit der gebotenen Umsicht nachgegangen. Wir haben Wasser- und Bodenproben untersuchen lassen, haben überall im Lande Proben der Atemluft genommen, aber nichts gefunden, was Ihre Theorie bestätigen könnte. Wir halten diesen Ansatz einfach für falsch und sind eher davon überzeugt, dass hohe Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, das Nachlassen der Schulbildung, die Märchenstunden der Politiker in den Talkshows in Verbindung mit dem Auftreten des von allen Seiten hofierten Sven Groot, die sowieso schon länger vorherrschende, depressive und apathisch machenden Stimmung noch einmal potenziert haben. Nein, wir haben dazu keine Informationen – und wir sind gespannt, was Sie dazu vorzutragen haben.“

 

München
Mittwoch, 15. Februar 2023

„Sie haben mir, wenn ich Sie richtig verstanden habe, am Telefon einen Job angeboten?“, wandte er sich an seinen Gastgeber.

„Richtig“, meinte Bernd Brenner, und fuhr fort, „der Job steht allerdings im Ruch der Illegalität. Ich weiß nicht, wie weit Sie bereit sind, zu gehen. Vor einem Vierteljahr, als ich Ihnen sehr viel über mich und meine Motivation erzählt habe, sagten Sie spontan ja, als ich Sie fragte, ob Sie bereit wären, an der Rettung des Planeten mitzuwirken. Heute frage ich Sie, wieviel Mut bringen Sie mit, Herr Schmölz, sich gegen das System zu stellen und dabei Ihren Job zu verlieren, so wie ich meinen verloren habe?“

 

Berlin, Kanzleramt
Donnerstag, 16. Februar 2023

„Was Sie bisher erfahren haben, ist ja immer noch nicht der ganze Skandal. Das gemeinsame Morgenmagazin von ARD und ZDF hat das Thema seit einer Stunde im Programm. Die Redaktion meinte, dieses Thema sei schon zu weit durch. Würden sie darüber nicht berichten, hieße es wieder wochenlang ‚Lückenpresse, Lückenpresse‘ im Internet. Sie stellen es zwar so dar, dass es sich um einen Medienskandal handle, zweifeln die Opferzahlen an und zählen auf, was von Seiten der Regierung alles getan worden war. Wer genau hinhört, erkennt aber, dass eigentlich nur Arbeitskreise gebildet wurden, die allerdings unter Berufung auf den Jahrhundertwinter gar nicht tätig geworden sind. 

  

Feldkirchen
Samstag, 18. Februar

„Dieser Mann“, und damit reichte er die Visitenkarte weiter, „ein gewisser Kevin Albrecht, ist Leiter des Einkaufs der Complus AG, hier in München. Die Complus beschäftigt sich mit Entwicklung und Produktion von nicht an Glasfaserkabel gebundenen Hochgeschwindigkeits- Datenübertragungssystemen für das Gefechtsfeldmanagement der vierten Generation. Smarte Projektile, Hubschrauber, Cruise-Missiles, Radarsysteme, was immer sich bewegt und schießen kann oder zum Zielen erforderlich ist, wird über eine Art fraktal-holografischer Laserverbindung untereinander ohne Zeitverlust vernetzt. Soweit jedenfalls haben meine Recherchen mich geführt. Zu Details gibt es keinerlei Informationen. Kein Wunder auch.

 

Cheboygan, Michigan, USA
Sonntag, 19. Februar 2023

Daher war William (Bill) Graymill auch ziemlich verärgert darüber, dass nun ausgerechnet der Hampelmann in good old germany gedroht hatte, den Büttel hinzuschmeißen. Rücktritt würde die Wahl eines neuen Kanzlers durch das Parlament erfordern. Das würde jedoch vermutlich jemanden nach oben spülen, der so ganz und gar nicht in die bestehenden Pläne passte, und im schlimmsten Fall käme es zu Neuwahlen mit vollkommen unberechenbarem Ausgang.

 

New York
Dienstag, 21. Februar 2023

 “Mr. Ambassador, I need to see you urgently.”

Der Leiter des deutschen Generalkonsulats in New York war alarmiert. Er wusste, ohne hinzusehen von wem diese SMS stammte, die er soeben erhalten hatte, und er hoffte, endlich eine präzise Auskunft auf seine Fragen nach Entwicklern, Herstellern und Betreibern der alten TV-Satelliten zu erhalten, nach denen er sich sehr vorsichtig erkundigt hatte.

 

Q 1
Mittwoch, 22. Februar 2023

Die Website war brandneu, hatte ein sehr ansprechendes, neugierig machendes Design und war mit allen Schikanen des SEO-Marketings ausgestattet, so dass die großen Suchmaschinen wie gewünscht auf alle als Meta-Tags eingerichteten Schlagworte ansprachen.

Entsprechend hoch waren schon am ersten Tag die Klickzahlen. Und die Nachricht, so kurz sie auch war, verbreitete sich über die Sozialen Netzwerke wie ein Lauffeuer weiter.

Leute, hier ist Q.

 

München
Mittwoch 22. Februar 2023

Kevin war keineswegs beruhigt. Sein Puls war stark beschleunigt, Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn und beim Abbiegen rumpelte er mit dem rechten Hinterrad derart über die Bordsteinkante, dass das Kreischen von Blech auf Beton, als der hintere Kotflügel kurz über das Gehsteigpflaster schrammte, in seinen Ohren so klang, als sei der Wagen schon gar nicht mehr fahrfähig.

 

Q 2
Samstag, 25. Februar 2023

Freunde von Q,

es herrscht Nachrichtensperre. Natürlich habt ihr das nicht bemerkt, denn ihr werdet mit unsinnigen und ablenkenden Nachrichten aller Art überschüttet. Seit gestern Nachmittag sitzen die Spitzen der grün-schwarzen Koalition ununterbrochen zusammen und sind – wie üblich – nicht in der Lage einen gemeinsamen Beschluss zu fassen. Nein, der Bundeskanzler ist nicht zurückgetreten, obwohl er es bereits im Kabinett angekündigt hatte.

 

Schrobenhausen
Mittwoch, 1. März 2023

 Um 01.24 krächzte im Headset des Piloten des Führungshubschraubers die Stimme seines Hintermannes: „Hast du das auch? Bei mir blinkt die rote Laterne. Werde von feindlichem Zielradar verfolgt.“
„Nee, bei mir ist nichts. War ja auch zugesagt, dass alles ausgeschaltet ist.“

Dann meldeten sich nacheinander Helikopter fünf und sieben. Auch bei ihnen blinkte die Warnlampe. Wenig später hatten alle elf den Alarm.

 

Duisburg-Marxloh
Donnerstag, 2. März 2023

Die arabischen Jungs, die gelangweilt in den Sisha-Bars herumlungerten, mit ihren Smartphones spielten; die Straßenhändler, die ihre Kunden mit Stoff versorgten, das Personal  und die Kunden der Halal- Läden, sogar der Frisör, der gerade einen Vollbart kunstvoll zurechtstutzte und den Streifenwagen durch das Schaufenster seines Salons herannahen sah, sie alle ließen von ihren Beschäftigungen ab, riefen laut und empört durcheinander und schaukelten sich gegenseitig hoch.

„Was will der dreckige Kuffar hier?“

 

Berlin
Freitag, 3. März 2023

Mit „keine Ahnung“ alleine kommen wir nicht weiter. Auch wenn es gereicht hat, uns hierher zu bringen. Da draußen gibt es ein echtes Problem. Und ich sehe hier im Raum niemandem, von dem ich wüsste, dass er schon einmal ein echtes Problem gelöst hätte. Gendersternchen malen ist kein echtes Problem. Gegen Rassismus, den es hierzulande faktisch nicht gibt, auf die Straße zu gehen, ist auch kein echtes Problem. Bei einer Demo gegen rechts mitzulaufen, ist kein Problem, noch nicht einmal bei der Randale mit eingeworfenen Schaufenstern und brennenden Autos erwischt zu werden, ist ein Problem, weil wegen solcher Peanuts kein Richter mehr seinen Talar überstreift.

 

Q 3
Samstag, 4. März 2023

Ich frage einfach mal ins Blaue hinein: Wem mag das wohl nutzen? Die Antwort kann ich heute noch nicht geben.

Aber ich habe eine ganz persönliche Botschaft an Herrn Georg Mützeneder, Landwirt zu Machtlfing in Oberbayern: Sie sollten schleunigst Ihre Äcker und Wiesen, inspizieren, Herr Mützeneder. Da ist etwas ziemlich Großes für Sie vom Himmel gefallen, genauer, ein sehr großer Transporthubschrauber.

 

Bad Cannstatt
Samstag, 4. März 2023

Die Lage ist ideal. Das Gelände schwer zugänglich – und die alten Wege für die Wartungsfahrzeuge leicht für einige Tage zu sichern. Wir spielen da einfach Manöver, hängen Schilder auf: „Militärischer Sicherheitsbereich – Vorsicht Schusswaffen-gebrauch“, und sollte sich jemand doch zu weit in die Nähe unserer Stellung bewegen, nehmen wir uns das Recht, ihn vorläufig festzunehmen, für eine kurze Weile festzuhalten und einem „Verhör“ zu unterziehen, um ihn dann mit einem Jeep wieder ins Tal zu fahren.“

 

Cheboygan
Dienstag, 7. März 2023

„Sehen Sie mal aus dem Fenster, Bill. Da hinten, dicht über dem Horizont, müssen sie jetzt auftauchen. Wie kleine wütende Hornissen, in zwei Minuten sind die Hubschrauber der CIA bei Ihnen. Man wird sie dem FBI übergeben und des vielfachen Missbrauchs von Kindern und Minderjährigen anklagen. Das dem Gericht vorgelegte Material ist Ekel erregend. Sie sind auf vielen Fotos und Videos viel zu gut zu erkennen, um auch nur die geringste Chance zu haben, sich zu verteidigen. Sie werden in wenigen Stunden im Metropolitan Correctional Center in New York exakt jene Zelle bewohnen, in denen schon Jeffrey Epstein seine letzte Nacht verbrachte. Grüßen Sie ihn, sollten Sie ihm in der Hölle begegnen.“

 

Berlin
Mittwoch, 8. März 2023

 „Du kriechst jetzt erst einmal bei mir unter und bleibst verschwunden. Wir müssen herausfinden, ob die glauben, über dich sei die Bundesregierung informiert worden, oder ob sie längst einen anderen Verdacht haben. Wenn ich nur schon wüsste, wie.“

 

Thüringer Wald
Samstag, 8. April 2023

Gegen einundzwanzig Uhr verschwanden die Sterne hinter schnell heraufziehenden Wolken. In der Ferne zuckten erste Blitze über den Himmel. Der Wind frischte böig auf, dicke Tropfen fielen aus den Wolken und dann machte die riesige Gewitterzelle, die an den Bergen des Thüringer Waldes hängen geblieben war, mit Hagel, Böen von über hundert Stundenkilometern und einer Unzahl von Blitzen die Nacht zum Albtraum.

 

London
Mittwoch, 19. April 2023

„Was schlagen Sie vor?“

„Abwarten. In aller Ruhe abwarten, und gegebenenfalls Tee trinken, oder einen 82er  Pétrus Pomerol aus eigenem Anbau.“ Dabei hob der Sprecher sein Glas und brachte den üblichen Toast aus: „Auf all‘ das, was wir ererbt von unsren Vätern!“

 

Frankfurt am Main
Donnerstag, 20. April 2023

 Als kurz nach neun Uhr die ersten Horrormeldungen über den katastrophalen Handelsauftakt an der Frankfurter Börse über den Ticker kamen, liefen überall auf der Welt die Telefone heiß. War das der lange erwartete Crash, der die Weltwirtschaft in den Abgrund reißen sollte, der Crash, mit dem die Große Transformation, der Reset, in die heiße Phase gebracht werden sollte?

 

Berlin, Plenarsaal im Reichstag
Montag, 1. Mai 2023

 

Der Bundespräsident erhob sich von seinem Platz auf der Regierungsbank in der ersten Sitzreihe, schaute sich freundlich grüßend um, winkte auch den Schulklassen auf der voll besetzten Besuchertribüne zu, und trat dann endlich ans Rednerpult, an dessen Fuß aus gegebenem Anlass einige große Frühlingsblumengebinde arrangiert worden waren.

„Verehrter Herr Bundestagspräsident, geschätzte Mitglieder der Regierung, liebe Abgeordnete, ich begrüße Sie, und alle Besucher auf der Tribüne sehr herzlich!“

Dann nahm er einen kleinen Schluck aus dem Wasserglas, das für ihn auf dem Pult bereitgestellt worden war, hielt einen Augenblick inne, und begann seinen Vortrag.