Cheboygan, Michigan, USA
Sonntag, 19. Februar 2023

 

Da, wo der Lake Huron und der Lake Michigan ineinander übergehen und die beiden Halbinseln, aus denen der Bundesstaat Michigan besteht, durch die Mackinac Brücke der Interstate 75 miteinander verbunden sind, liegt Cheboygan, eine weit auseinander gezogene Kleinstadt, die auch dem ganzen County den Namen gab, in dem weniger als dreißigtausend Menschen, überwiegend Weiße, leben, die mehrheitlich Republikaner wählen und sich so viel Fläche teilen, dass pro Quadratkilometer nur vierzehn Einwohner gezählt werden.

Als Detroit, die vierhundert Kilometer südöstlich gelegene größte Stadt Michigans, noch die Automobilhauptstadt der Welt war, ging es dem Staat um einiges besser als heute. Doch die vier großen Seen ziehen immer noch genügend viele zahlungskräftige Touristen in diesen Teil des Mittleren Westens, so dass es sich in Cheboygan immer noch gut leben und auskömmlich wirtschaften lässt. Von den Black-Lives-Matter-Unruhen war Cheboygan weitgehend verschont geblieben, obwohl Michigan unter Eingeweihten als Kaderschmiede der Demokraten galt, wo Teile des von der CIA beherrschten „Young Leaders“ Programmes der „Atlantikbrücke“ durchgeführt wurden. Eine ganze Reihe aussichtsreicher deutscher Jungpolitiker erhielten an der Universität von Michigan, bzw. über Praktika bei der dortigen Demokratischen Partei den letzten Schliff, erfuhr die ausschlaggebende Indoktrination und war von da an zu dankbarer Kooperation verpflichtet.

Im beschaulichen Cheboygan ahnte jedoch niemand, dass ein paar Meilen außerhalb der Stadt, auf einem dicht bewaldeten Hügel, eine Einrichtung  unterhalten wurde, die seit Jahren maßgeblich Einfluss darauf nahm, in welchem Land der Welt sich benachteiligt fühlende Bevölkerungsgruppen organisierten und mit oft genug gewalttätigen Aktionen den Boden bereiteten, um konservativ gesinnte Politiker, die noch wagten nationale Interessen zu vertreten, zu bekämpfen und, wann immer möglich, durch Figuren zu ersetzen, die dem Fortschreiten der Globalisierung nicht im Wege standen.

Es gibt nur eine Zufahrt, die von der US-23 abzweigt und an ein großes stark gesichertes, videoüberwachtes Tor führt, das sich nur dem öffnet, der hier willkommen ist. Natürlich gibt es auch einen Hubschrauberlandeplatz, doch der wurde noch nie zufällig angeflogen.

Wer Google nicht nur als Suchmaschine kennt, wundert sich nicht, dass der Gebäudekomplex auf Google Maps nicht zu finden ist. Baumkronen, Baumkronen, Baumkronen – sonst nichts.

Wer einmal mit dem Helikopter darüber flog, sah einige verstreut angeordnete Gebäude, die meisten davon nur eingeschossig errichtet, und konnte es für eine kleine, farmähnliche Ansiedlung im Außenbereich halten. Dass alle Gebäude auf einem unterirdischen Komplex von knapp einem Hektar Fläche errichtet waren, war nicht einmal zu ahnen. Dort lebten und arbeiteten annähernd zweihundert Experten, die ihre Kenntnisse und Erfahrung in den Taktiken und Strategien asymmetrischer Kriegsführung, massenpsychologischer Manipulation und medialer Verschleierung ständig erweiterten und verbesserten und die ausgewählten Anführer zukünftiger Revolutionen in hartem Training vorbereiteten und an der kurzen Leine führte.

Für den angestrebten Zweck erscheint die personelle Ausstattung unzureichend, doch man arbeitete dort hochprofessionell und effizient, und vor allem jeweils auf ein bestimmtes Projekt konzentriert.

Daher war William (Bill) Graymill auch ziemlich verärgert darüber, dass nun ausgerechnet der Hampelmann in good old germany gedroht hatte, den Büttel hinzuschmeißen. Rücktritt würde die Wahl eines neuen Kanzlers durch das Parlament erfordern. Das würde jedoch vermutlich jemanden nach oben spülen, der so ganz und gar nicht in die bestehenden Pläne passte, und im schlimmsten Fall käme es zu Neuwahlen mit vollkommen unberechenbarem Ausgang. Zudem war die Zeit zu knapp, um die Weichen noch einmal so stellen zu können, wie im Wahljahr 2021, von den Kosten ganz abgesehen.

Natürlich waren die Medienberichte über ein Massaker in den Alpen mit bis zu vierhunderttausend Toten, die letztlich dem Kanzler angelastet wurden, eine Katastrophe. Vor allem weil die Administration  untätig zugesehen hatte, wie die so genannten Freien Siedler das Land der Bauern besetzten, wie sie weite Landstriche geschützter Natur verwüsteten und sich auf eine Weise der Kontrolle des Staates entzogen, die nur noch als totales Staatsversagen bezeichnet werden konnte. Dies alles war in einer Weise in diesem Artikel miteinander zusammengerührt worden, dass Bill sich beinahe wünschte, diesen Schreiber in den eigenen Reihen zu haben.

Gut, das alles war Bestandteil jener Strategie gewesen, die er selbst empfohlen hatte. Konnte ja niemand ahnen, welche Todesfalle da aufgebaut worden war, und welche Konsequenzen das nun für die Regierung haben würde. Da wurde gerade eine Schmerzgrenze überschritten. Jahrelang war alles gut gegangen, was für Schritt für Schritt aufeinander aufbauend in die Wege geleitet worden war. Mentale Destruktion, beginnend mit Frauenrechtlern, Feministinnen, bis hin zur totalen Gendergerechtigkeit für eine Unzahl nichtexistierender Geschlechter. Materielle Destruktion durch industriefeindliche Politik, Zerstörung der zuverlässigen Stromversorgung, Outsourcing von Produktionslinien, wachsende Arbeitslosigkeit und sinkende Kaufkraft. Existentielle Destruktion durch die Niederschlagung jeglicher Fähigkeit zur Abwehr der illegalen Massenzuwanderung und die gleichzeitige Unterhöhlung jeglichen Vertrauens in die Justiz. Das alles begleitet von den regelmäßigen Bestrahlungen zur Herstellung jener Vitamin-D-Mangel-Erscheinungen, die sich für das willkürliche Beherrschen weißer Bevölkerungen auch in den USA bereits sehr hilfreich erwiesen hatten.

Er stellte fest, dass er alleine nicht weiterkommen würde. Ein Plan musste her, und das schnell, denn es drohte jederzeit ein Anruf jenes Mannes, der als einziges kommunikatives Bindeglied zwischen ihm und dem „Capital Hill“, wie sie ihre anonym im Hintergrund bleibenden Auftrag- und Geldgeber mit einer Mischung aus Jux und Respekt meistens nannten. Dieser Anruf könnte sehr unangenehm werden. Vor allem, wenn er dabei vollkommen unvorbereitet dastehen sollte.

Immer noch weiter grübelnd machte er sich auf den Weg nach unten, in jenen Raum, der auch hier War-Room genannt wurde, denn auch ihr Job war der Krieg. Ein Krieg, dessen Fernziel die Unterwerfung der ganzen Menschheit war. Ein Ziel, das wieder einmal an einem unvorhergesehenen Zufall zu scheitern drohte.

Das Germany-Team, das den gesamten Prozess vor Jahren geplant und dann als Selbstläufer ins Rollen gebracht hatte, vor allem, indem die richtigen Figuren an den richtigen Stellen in Politik, Verwaltung, aber auch in den Hochschulen etabliert und hin und wieder mit neuen Instruktionen versorgt worden waren, diese Team war bis auf zwei berichterstattende Beobachter aufgelöst. Dass diese bisher noch keine Warnung ausgesprochen hatten, obwohl der Bundeskanzler schon seinen Rücktritt angekündigt hatte, war kein gutes Zeichen für die bestehende Organisation. Hier würde er noch eingreifen müssen. Doch das hatte Zeit. Es gab Vordringlicheres zu erledigen.

Er rief die Verantwortlichen für die Lenkung der laufenden Operation in Libyen und Syrien zu sich und erklärte kurz die Lage und die Idee, die ihm gerade gekommen war.

„In Deutschland entwickelt sich unter den Arabern und Nordafrikanern eine gefährliche Neigung zum Aufstand. Zu früh, um unsere Absichten nicht zu gefährden. Problematisch vor allem die zunehmende Unterwanderung durch die kommunistische Antifa, die zwar bisher zur Destabilisierung sehr nützlich war, auch weil sie von den Zauberlehrlingen dort niemand mehr unter Kontrolle hat, weder bei den LINKEn, noch bei den Grünen, noch bei der SPD. Polizei existiert in Deutschland nur noch auf dem Papier. Die Bundeswehr darf im Inland nicht eingreifen, und wäre vermutlich auch gar nicht in der Lage dazu. Die Deutschen selbst sind inzwischen so schicksalsergeben, dass sie sich auch dann nicht zur Wehr setzen würden, wenn sie die Waffenschränke voll hätten wie unsere Landsleute.

Um den Clans und ihren Migrantenheeren die Lust am Aufstand zu nehmen, müssen wir also Truppen irgendwo loseisen und nach Deutschland entsenden. Die Frage ist: Wo können wir geeignete Leute mit der Fähigkeit zum Straßenkampf in deutschen Städten abziehen, wie können wir sie an die Einsatzorte bringen, und wie bringen wir sie möglichst vollzählig zurück. Die zweite Frage: Wie lautet der Text des Bekennerschreibens? Er soll die Deutschen beruhigen, noch weiter einlullen, aber die Überlebenden der Clans ermutigen, Rache zu nehmen, an einem Feind, dem wir die Aktion glaubhaft in die Schuhe schieben können.

Ich bitte um eine Analyse, speziell zu den Kämpfern von General Haftar in Libyen, zu den IS-Resten, die immer noch in Syrien die Stellung halten, und zu allen uns gewogenen PKK-Gruppen. Rückmeldung mit fertigen Plänen, einschließlich Ausrüstung und Transportlogistik morgen, zehn Uhr, hier, in diesem Raum. Und bitte denken Sie daran. Diese Operation hat im Augenblick erste Priorität. Verfügen Sie unter Berufung auf mich über jeden unserer Mitarbeiter, von dem Sie glauben, ihn brauchen zu können.

Vielen Dank, meine Herren. An die Arbeit!“

 

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Dieser Roman wurde im Sommer 2020 geschrieben. Die Handlung beginnt am 17. November 2022 und endet am 1. Mai 2023. Die Kapitel tragen das jeweilige Datum der visionären Handlung. Die weiteren Veröffentlichungstermine und die Links zu allen bereits veröffentlichten Kapiteln finden Sie hier.  Viel Spaß beim Mitlesen.