Die meisten Deutschen kennen Bosch wohl nur aus der Werbung für Hausgeräte und Heimwerkermaschinen. Zur Erinnerung:
Aber Bosch, genauer: die „Robert Bosch GmbH“, ist sehr viel mehr und vor allem der weltweit größte Automobilzulieferer. Zu Bosch gehört als 100%ige Tochter auch Bosch Rexrodt,
133.400 Menschen arbeiteten 2022 in Deutschland bei Bosch, weltweit waren es 421.300, die zusammen einen Umsatz von 88,2 Milliarden Euro erwirtschafteten.
Nun durften wir am Wochenende erfahren, dass Bosch in großem Maßstab Stellen abbauen will.
Ausgerechnet im Zukunftsbereich Forschung und Entwicklung der „Mobility-Sparte“ mit ihren 80.000 Mitarbeitern in Deutschland sollen im nächsten Jahr 10 bis 15 Prozent der Stellen gestrichen werden. Man kann das durchaus so verstehen, dass die „letzte Zukunft“ für Bosch Mobility mit der hierzulande grassierenden Mobilitätswende bereits angebrochen zu sein scheint.
Alleine an den Standorten Stuttgart Feuerbach und Schwieberdingen stehen 1.500 Stellen auf der Streichliste.
Inwieweit wir vom tatsächlichen Stellenabbau erfahren werden, steht in den Sternen. Bosch will möglichst geräuschlos mit sozialverträglichen Maßnahmen vorgehen, wie das auch bereits in der Vergangenheit geschehen ist.
Da gibt es nämlich eine ziemlich lange Geschichte, die ich zumindest seit dem Herbst 2019 versucht habe, festzuhalten, wie überhaupt den Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland.
2019
Diese Geschichte beginnt ausgerechnet wieder in Feuerbach und Schwieberdingen. Am 22.10.2019 wurde für diese Standorte der Abbau von 1.600 Arbeitsplätzen angekündigt.
Zwei Tage später, am 24.10.2019 wurde erklärt, Bosch Rexrodt wolle weltweit 640, in Deutschland 230 Stellen abbauen.
Am 25.10.2019 wurde der Plan, 1.000 Stellen in Schwäbisch Gmünd abzubauen, bekannt.
Einen weiteren Tag später, am 26.10.2019, erfuhr die Welt, dass Bosch in Bremen bei den Lenksystemen 240 Stellen abbauen wird.
Erst am 28.11., also einen vollen Monat später, wurde bekannt, dass Bosch in Reutlingen 500 Stellen abbauen wird.
Am 11. Dezember 2019 kam dann die Ansage, Bosch werde wegen der Klimahysterie der Frau von der Leyen 3.500 Stellen abbauen. An dieser Summe fehlten mir allerdings noch 160, 100 davon entfielen auf Berlin, der Rest war und ist wohl Rundung.
Zwei Tage später kaum heraus, dass in Reutlingen nicht 500, sondern 850 Jobs verschwinden sollten, also noch einmal 350.
Das war also das letzte Quartal 2019. Insgesamt hat Bosch in diesen drei Monaten den Abbau von 3.850 Stellen bekanntgegeben.
2020
Am 6.2.2020 ging es dann Bosch in Homburg an den Stellenplan. Nach dem Abbau von 600 Stellen seit 2018 hieß es, dass an den verbliebenen 3.800 Mitarbeitern noch einmal „kräftig gespart“ werden müsse. Als vorläufige Schätzung habe ich 800 verlorene Jobs notiert.
Der 6. März 2020 brachte eine weitere Hiobsbotschaft für Schwäbisch Gmünd. Weitere 1.000 Jobs stünden auf der Streichliste.
Am 13. März wurden aus den 1.000 dann schon 1.100 – als weitere 100 Bosch-Jobs verloren.
Dann der 5.5.2020 – in Schwäbisch Gmünd weitere 400 bis 450. Ich habe 425 notiert.
Am Rande sei auch zu erwähnen, dass die ex-Bosch „BMTS Technology in Blaichach, von den neuen chinesischen Eignern geschlossen wurde. Da waren 140 Beschäftigte betroffen.
Am 19.06.2020 wurde gemeldet, Bosch werde die Fertigung in Bietigheim einstellen. Hier habe ich – wohl irrtümlich – angenommen, dies sei in den erfassten Zahlen bereits enthalten und die Info nur erwähnt, aber keine konkrete Zahl in die Statistik aufgenommen. Heute trage ich das nach. Es ging um 290 Jobs, die teils durch Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen abgebaut wurden. Reste der Fertiung wurden ins europäische Ausland verlagert.
Am 23. Juli wurde gemeldet, dass Bosch 20 Prozent der Arbeitsplätze aus Bühl und Bühlertal nach Serbien verlagern wird. Glatte Summe: 800 Jobs futsch.
Einen Monat später, am 26. Juli war klar: Bosch stellt die Produktion in Lollar (Blockheizkraftwerke) ein. 60 Jobs verschwunden.
Der 8. September 2020 war dann ein schwarzer Tag für 155 Mitarbeiter von Bosch Rexrodt in Homburg. Ihre Jobs wurden gestrichen.
In Summe hat Bosch für das Jahr 2020 in Deutschland den Abbau von 3.770 Arbeitsplätzen beschlossen und in die Wege geleitet.
2021
Am 20. Februar erwischt es 50 Mitarbeiter von Syntegon – ehemals Bosch – in Crailsheim.
Im Sommer dann, am 10. Juli, wird der Abbau von 100 Jobs in Arnstadt, wo Generator-Regler gebaut werden, bekanntgegeben.
Zwei Wochen später, am 26.07.2021, habe ich für den Bosch-Standort München notiert: …die Mobilitätswende kommt ohne Einspritzpumpen aus. Nachdem nun auch Mercedes auf Batteriestrom setzt, ist man bei Bosch in München am Überlegen, was mit dem Werk geschehen soll. Die vollständige Schließung ist nicht ausgeschlossen. Doch zunächst trennt man sich nur von 250 Mitarbeitern.
Am gleichen Tag wird auch bekannt, dass die Kleinmotorenfertigung in Bühlertal weitere 700 Mitarbeiter entbehren kann.
Außerdem wird das Ersatzteil-Recycling in Göttingen aufgegeben. Der Standort wird chinesische Batteriefabrik. 300 Bosch Mitarbeiter dürften dort keine Anschlussverwendung gefunden haben.
Zum Ende des Monats, am 30.07.2021, verkündet Bosch-Rexrodt den Abbau von 56 Stellen in der Gießerei in Lohr.
Am 7. Oktober 2021, 15 Monate nach dem Beschluss, 20 Prozent der Jobs aus Bühl und Bühlertal nach Serbien zu verlagern, drei Monate nach dem Beschluss, die Kleinmotorenfertigung in Bühlertal einzustellen, erklärt Bosch, in Bühl und Bühlertal insgesamt 1.000 Jobs abbauen zu wollen. Ich bin davon ausgegangen, dass es sich um weitere 1.000 Jobs handelt, die in den beiden, einst 4.000 Mitarbeiter starken Werken entfallen sollen.
Kurz vor dem Jahreswechsel, am 28.12., hat sich dann auch noch die Robert Bosch Stiftung von 40 Mitarbeitern getrennt.
Das Jahr 2021 hat Bosch also mit dem Abbau von 2.496 Arbeitsplätzen in Deutschland abgeschlossen.
2022
23. Februar 2022, Bosch Thermotechnik in Lollar will 130 Stellen abbauen.
3. März 2022, Bosch Rexrodt verlagert 70 Stellen aus Murrhardt nach Osteuropa.
Bosch Rexrodt macht dann am 24.07. in Lohr weiter, wo in der Automatisierungstechnik 130 Stellen gestrichen werden.
Am gleichen Tag nochmal Murrhardt, in der Schraubtechnik baut Bosch 150 Stellen ab.
Damit war das Jahr 2022 für die meisten Bosch-Mitarbeiter ein einigermaßen friedliches Jahr mit nur 480 verlorenen Jobs in Deutschland.
2023
Am 24. Januar 2023 notierte ich:
Vorwarnung Nach einer kurzen Zeit der Beruhigung hat BOSCH wieder drastischen Stellenabbau angekündigt. |
Seitdem herrschte Ruhe.
Doch mit der Ankündigung, sich von mindestens 1.500 Mitarbeitern alleine in Feuerbach und Schwieberdingen trennen zu wollen, scheint der Tanz aufs Neue zu beginnen.
Alle Ankündigungen seit 2019, bezogen auf die Mitarbeiterzahl von 2022, lassen darauf schließen, dass Bosch von ehemals rund 90.600 Mitarbeitern in der Mobility-Sparte bis zum letzten Jahr rund 12 Prozent abgebaut hat.
Ich schätze ganz vorsichtig, dass die Belegschaft bis Ende 2024 auf nur noch 75.000 geschrumpft sein wird.