Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat, wie man hört, mehrmals um einen Gesprächstermin bei Wlodomir Selenski nachgefragt, um sich für die Ablehnung seines Besuchswunsches zu entschuldigen. Schließlich hat Selenski seine harte Haltung aufgegeben und dem Schloss Bellevue einen Termin für ein Telefonat übermitteln lassen.
Gestern, am 5. Mai 2022 kam es endlich zu dem historischen Ferngespräch, das 45 Minuten gedauert haben soll. Da ich nicht weiß, ob der deutsche Präsident ukrainisch spricht und ob der ukrainische Präsident deutsch spricht, gehe ich davon aus, dass die Gesprächspartner sich mittels Dolmetschern verständlich machen mussten, was die „Nutzzeit“ des Telefonats auf etwa 20 Minuten zusammenschrumpfen lässt.
Diese 20 Minuten haben jedoch ausgereicht, das, was ein Diplomat, der dieses Titels würdig ist, als „Irritationen“ bezeichnet, auszuräumen. Nach dem mächtigen Stunk der letzten Wochen ist nun die Luft wieder rein, die Versöhnung ist gelungen und alle haben sich lieb.
Nur Olaf Scholz, der Nochkanzler, steht als „beleidigte Leberwurst“ (Zitat Melnyk, Diplomat) weiter in der Ecke und hat nicht die Größe, sich ebenfalls bei Selenski zu entschuldigen. Er war schließlich eingeladen und erwünscht, hat sich aber mit preussischem Anstand und Ehrgefühl vor Steinmeier gestellt, dem erst Genugtuung widerfahren müsse, bevor er die beschwerliche Reise nach Kiew auf sich nehmen werde. Selenski muss sich nun zunächst mit dem Besuch der Parlamentspräsidentin Bärbel Bas zufrieden geben. Die hat das von sich aus und aus freien Stücken beschlossen, während Annalena Baerbocks Kiew-Reise wohl von der Richtlinienkompetenz angeordnet wurde, um Selenski die vollste Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland zuzusichern, mit dem Versprechen, jeden Quadratzentimeter der Ukraine zu verteidigen.
Das war die den Kriegsumständen geschuldete, hochrangige Versöhnung, mit der die dunklen Flecken auf der ansonsten weißen Weste der ukrainisch-deutschen Waffenlieferungsbrüderschaft ausgetilgt werden konnten.
Unglücklicherweise hat die millitärische Sonderoperation der Russischen Föderation unter ihrem Präsidenten Putin aber auch eine andere, lange bewährte, innerdeutsche Waffenbrüderschaft gespalten und das Verhältnis zwischen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und den deutschen Grünen mit Irritationen belastet.
Während die Grünen über lange Zeit nicht genug bekommen konnten, von den Klageschriften der DUH gegen alles was noch Lebensäußerungen von sich gibt und dabei CO2, Stickoxide oder Feinstaub emittiert, hat der „größte Schweinswal-Fan in der Bundesregierung“ (Selbstbezichtigung Robert Habecks) nun doch die Faxen der DUH dicke.
Macht die Umwelthilfe doch einfach so weiter, als habe sich seit der Bundestagswahl nicht alles verändert und lässt erkennen, dass sie tatsächlich auch ein eigenes Eigenleben führt und in Opposition zum grünen Wirtschafts- und Klimaschutzminister die Muskeln spielen lassen will und kann.
Da war der Habeck aber schwer betroffen und hat sich gar zu einer Warnung an die DUH verstiegen, obwohl er als einer, der von der Philosophie herkommt, eigentlich wissen müsste, dass solches Verhalten die Fronten eher verhärtet.
Wenn also schon der größte Fan der Schweinswale in der Bundesregierung lieber die Schweinswale opfert, anstatt sich gegen die EU-Sanktionen und Energie-Embargos zu stellen, um die Schweinswale zu retten, wo doch so manche Sichtung eines einsamen Feldhamsters in der Vergangenheit genügte, jedes noch so wichtige Bauvorhaben zum Fall zu bringen, dann muss man nicht lange fragen, wes Geistes Kind die weniger großen Fans der Schweinswale in der Bundesregierung wohl sein mögen. Abgesehen davon: Wenn es schon unbedingt zum Verzicht auf russische Kohle, russisches Öl und russisches Gas kommen muss, bliebe ja immer noch der Ausweg die Laufzeit der drei noch existierenden Kernkraftwerke zu verlängern (vielleicht ließe sich sogar noch der eine oder andere erst zu Jahresbeginn vom Netz gegangene Meiler noch einmal reaktivieren) und dazu den vorgezogenen Kohleausstieg einfach so lange zurückzustellen, bis sowohl das Leben der Schweinswale als auch andere Bezugsmöglichkeiten für Energie gesichert sind.
Ja, die Energiewende stumpft ab und verhärtet das Herz. Nach dem Motto: Wenn wir neben verdammt viel Geld auch noch massenhaft Vögel, Fledermäuse und Insekten für die Windkraft opfern, dann darf man sich vom Schicksal der paar Schweinswale (und was da sonst noch schwimmt und fleucht) auf keinen Fall vom Weg und vom Ziel abbringen lassen.
Nun, der Widerspruch der DUH gegen den vorzeitigen Beginn der Bauarbeiten für das LNG-Terminal ist eingelegt. So schnell das Klimaschutzministerium auch das „LNG-Beschleunigungsgesetz“ auf den Weg bringen will, das so ziemlich alle Einspruchs- und Mitwirkungsrechte, samt dem Großteil hinderlicher Vorschriften aus Bau- und Umweltschutzrecht aushebeln soll: Noch ist es weder verabschiedet, noch in Kraft. Die Bagger sind dennoch schon ausgerückt.
Ob es „Rechtsstaat“ heißt, weil der Staat im Recht ist?
Nun möge niemand auf die Idee kommen, ich sympathisierte mit dem Verein, der sich als „Umwelthilfe“ ausgibt. Ganz und gar nicht.
Nachdem in der Frage der Energiesicherheit die sinnvollen, praktikablen und kostengünstigen Lösungen sowohl aus ideologischen Gründen, wie auch aus kriegstaktischen Gründen zum Schaden Deutschlands verworfen wurden, will die DUH ja nicht, dass diese Lösungen wieder auf den Tisch kommen, sondern lediglich erreichen, dass auch noch der letzte, schon leicht angefaulte Energiesicherheits-Strohhalm ungenutzt fallen gelassen werden muss.
Die Vision der Grünen, „Rückkehr in das 17. Jahrhundert (+Smartphone)“ ist schon schlimm genug. Die DUH hingegen zielt direkt auf die Rückkehr in die Steinzeit.
Ein Leser schrieb mir dieser Tage:
„Man konnte ja vom Strauß halten was man wollte, aber das der mal so recht behalten würde, für mich unvorstellbar.“
Dazu schickte er dieses Video mit. Dauert nur 1 Minute und 10 Sekunden.