Minister für Klimawirtschaft

Die Älteren werden sich noch erinnern, wir hatten schon einmal einen Wirtschaftsminister der selbst zu der Erkenntnis gekommen ist, den Anforderungen des Amtes nicht zu genügen. Das war Michael Glos, CSU, der im Februar 2009 um seine Entlassung gebeten hat. Zwei Jahre später  erklärte er, wie hier von Wikipedia geschildert:

Er sei von seiner Berufung zum Wirtschaftsminister im Herbst 2005 überrumpelt worden und für die Aufgabe nicht vorbereitet gewesen: „Ich wusste damals nicht mal, wo dieses Wirtschaftsministerium genau stand. Ich habe sogar in der Nähe gewohnt, aber es hat mich nie interessiert. Ich hatte kaum eine Ahnung davon, was die Aufgaben dieses Ministeriums sind, um was es sich alles zu kümmern hat.“

Man kann nicht sagen, dass sein Nachfolger, Karl Theodor zu Guttenberg, den Nutzen des deutschen Volkes mehr gemehrt oder zumindest Schaden umfassender vom deutschen Volke abgewendet hätte, doch man muss dankbar anerkennen, dass der aufrechte fränkische Müllermeister Glos gewillt und bereit gewesen war, mehr Kompetenz im Wirtschaftsministerium möglich zu machen.

Nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Robert Habeck, Minister für Wirtschaft und Klimarettung, scheitert an der Aufgabe, den Gasmarkt so neu zu ordnen, dass die Energieversorgung Deutschlands zu vertretbaren Preisen gesichert bleibt. Sein, schon vom wirtschaftspolitischen Ansatz her irriges Konzept der „Gasumlage“, mit dem die Konsumenten und die gesamte Wirtschaft gezwungen werden, die Folgen der sanktionswütigen Außenpolitik der Regierung Scholz noch über die schon horrend gestiegenen Gaspreise hinaus mit zunächst weiteren 34 Milliarden Euro für die „Gasumlage“ zu übernehmen, während das unternehmerische Risiko der Energiekonzerne auf null reduziert wird, hat in vielen Vorstandsetagen bereits die Champagnerkorken knallen lassen, weil die hier und da bereits entstandenen „Übergewinne“ dank der Gasumlage zu Über-Übergewinnen angewachsen wären.

Irgendjemand muss dem Habeck gesagt haben, dass sein Versuch, die Deutschen über den Preis in den Energieverzicht zu treiben, doch eine erhebliche Schieflage aufweise und es kein tragfähiges Argument mehr gäbe, um den bereits aufkeimenden Protesten noch entgegenzuwirken.

Also stellt sich der Ex-Kinderbuch-Co-Autor hin und schwurbelt in schönstem Grünsprech:

„Weil wir aber nicht wussten, das muss man ehrlicherweise sagen – und niemand wusste das – wie dieser Gasmarkt verflochten ist, wie er im Undurchsichtigen, welche Firmen irgendwelche Anteile an Töchtern und so weiter haben, ist durch diese im Prinzip richtige Entscheidung, ein Problem entstanden.“

Es gehört Chuzpe dazu, zu sagen: „Niemand wusste das“, und es gehört noch mehr Chuzpe dazu, von einer „im Prinzip richtigen Entscheidung“ zu schwadronieren.

Die Entscheidung für die Gasumlage ist ausschließlich aus der Perspektive der grünen Ideologie richtig und dürfte auf dem Mist seines Staatssekretärs Patrick Graichen gewachsen sein, der sich mit seinem Think-Tank „Agora Energiewende“ zumindest als eifriger Zuarbeiter der Wind- und Sonnen-Energie-Lobby einen Namen gemacht hat.

Weil Habeck, nach Aussage seiner Parteifreundin Baerbock, eher von „Hühner, Schweine, öhh, weiß nicht, was haste? Kühe melken …“ herkommt, kommt in diesem Zusammenhang die alte Frage wieder auf:

„Wie bringt man Rindviecher dazu, dürres Stroh, statt saftigem Gras zu fressen?“

Die Antwort, nach dem gleichen Prinzip richtig, lautet:

„Setzt ihnen nur die grüne Brille auf. Dann fressen sie alles.“

Berichte über Feldversuche dieser Art erwähnen schamhaft, dass die Mehrzahl der Versuchskühe und Ochsen nach wenigen Wochen aus unerklärlichen Gründen massiv an Gewicht verloren habe und schließlich verendet sei.

Dieses Schicksal kommt unaufhaltsam auf Deutschland zu. Selbst wenn es gelingen sollte, an der Gasumlage per Feinjustierung die augenfälligsten Effekte der Umverteilung von unten nach oben noch verschwinden zu lassen: Die exorbitanten Gas- und die Strompreise werden dazu führen, dass die lebensnotwendige Energie nicht mehr im erforderlichen Umfang da ankommt, wo sie gebraucht wird. Da helfen auch noch so viele grüne Brillen nichts.

„Prima“, mag sich da der grüne Volksbewirtschafter denken, „so haben wir wenigstens noch eine Chance, unsere Klimaziele zu erreichen“, und was Deutschland und die Deutschen betrifft, so hat er sich schon vor Jahren festgelegt : „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.“

Parteifreundin Baerbock, die eher vom Völkerrecht her kommende, setzt inzwischen in Bezug auf CO2-freies Reisen neue Maßstäbe. Die BILD, wo Baerbock jüngst zum Interview angetreten ist, würdig dies mit den Sätzen:

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine führt sie ein Leben im Dauer-Ausnahmezustand: Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) jettet als Krisendiplomatin um die Welt.

Das Interview ist leider hinter der Bezahlschranke versteckt. Allerdings soll sie darin ein Höchstmaß grüner Wirtschaftsweisheiten offenbart haben, indem sie sagte:

„Als Erstes müssen wir mit dem Selbstbetrug aufräumen, wir hätten jemals billiges Gas aus Russland erhalten. Wir haben vielleicht nicht mit viel Geld bezahlt, aber mit unserer Sicherheit und Unabhängigkeit.“

Es bleibt einem – nach einer solchen Aussage – erst einmal die Luft weg.

Da guckt jemand nicht nur durch die tiefgrüne Brille, dazu gehören auch noch mächtige Scheuklappen, die den zeitgeschichtlichen Horizont auf weniger als die letzten zwölf Monate begrenzen, verbunden mit halbseitiger Taubheit, das gesunde Ohr fix auf Her Masters Voice in Washington ausgerichtet.

Ist unsere Sicherheit denn gewachsen, indem wir mit Sanktionen und selbst auferlegten Beschränkungen einen Wirtschaftskrieg gegen Russland entfesselt haben, in dem Russland und der Rubel inzwischen stärker dastehen als zuvor?

Sind wir denn unabhängiger geworden, wenn Habeck, Baerbock und Scholz von Pontius zu Pilatus jetten, um irgendwen auf dieser Welt mit Bitten und Betteln zu bewegen, uns Energie zu liefern? Katar, Norwegen, Kanada: Alles Fehlanzeigen.

Zeugt es denn von Unabhängigkeit, wenn die Regierung hilflos mit Notverordnungen, die sich von der nächtlichen Verdunkelung der Innenstädte bis zu den maximalen Raumtemperaturen erstrecken, hantiert, und den Bürgern statt der Dusche die Benutzung von Waschlappen (mit kaltem Wasser!) dringlich angeraten wird?

Nein. Deutschland sitzt inzwischen tief in der Scheiße. Hat sich in transatlantischer Vasallentreue hineinreiten lassen und schwört in stolzer Dummheit, damit auf dem einzig richtigen Weg zu sein.

Und was sagt die Trampolineuse zu allen Kritikern der verfehlten Weichenstellungen?

„Ich glaube, dass die Menschen in unserem Land sehr genau durchschauen, wer da versucht, politisches Kapital aus dem Krieg und den hohen Energiepreisen zu schlagen. Politiker und Parteien, die sich so für Putins Spiel einspannen lassen, sollten sich erinnern, was für ein Glück es ist, dass wir in einem demokratischen Land leben, in dem freie Meinungsäußerung und auch Proteste möglich sind.“

Ich habe fertig.

Fast.

Nachdem Deutschland Russland nun wirtschaftlich in die Knie gezwungen hat, ist China an der Reihe. Das Wirtschaftslministerium, so heißt es im Handelsblatt hinter der Bezahlschranke, plant einen Kurswechsel in der China-Politik. Insbesondere sollen staatliche Garantien für Investitionen deutscher Unternehmen in China deutlich restriktiver behandelt werden. Das berichtet wiederum diese Osnabrücker Online-Zeitung.

Gut, bei China handelt es sich ja, und Völkerrechtler wissen das, eher um einen unbedeutenden Zwergstaat, dem man schon mal zeigen kann, was eine Harke ist. Außerdem gilt es dringend, unsere Unabhängigkeit auch gegenüber China wieder herzustellen. Das wird uns mindestens so grandios gelingen, wie mit der Unabhängigkeit von Russland. Wetten?