Immerhin lässt er Raketen in den Orbit fliegen und wiederverwendbar wieder sicher landen: Elon Musk, der Alpha-Teslaner. Seine Rohrpostanlagen für den fast schallschnellen Transport von Mensch und Material sind weit gediehen. Ein paar batterieelektrisch betriebene Pkws (mit angeblich ziemlich schlechter Verarbeitung) hat er auch schon verkauft – und ein eigenes Netz von Ladepunkten dafür errichtet.
Dabei heißt es anderswo, er sei im Grunde pleite.
Hier heißt es – unter Jubelgeschrei – in einem sechsmonatigen Verfahren habe Brandenburg den Wettbewerb, den Standort für die Gigafactory bereitstellen zu dürfen, gegen die Konkurrenz aus Niedersachsen und dem Saarland gewonnen. Ist natürlich alles streng geheim, was da an Vergünstigungen und Subventionen angeboten wurde, nur um wieder einen ausländischen Investor ins Land zu holen, der – wie Herr Woidke, der Gewinnertyp aus Brandenburg vollmundig bekundete – die deutsche Innovationskraft zu schätzen weiß.
Ich bin es leid, es immer wieder wiederholen zu müssen: Aber es ist einfach so, dass ein ausländischer Investor immer mit der Absicht ins Land kommt, weit mehr Geld herauszuziehen als er mitbringt. Investiert wird, um das eingesetzte Kapital per Amortisation zurück zu erhalten und einen möglichst fetten Gewinn obendrauf. Es wird nicht investiert, um einfach mal ein paar Millionen irgendwo zu verbuddeln.
Wenn es Elon Musk also nach Deutschland zieht, dann durchaus um deutsches Automobilbau-Know-How für ’nen Appel und ’n Ei abzugreifen, indem er die Leute, die das Knowhow haben, entweder beim Jobcenter einsammelt, wo sie die hiesigen Produzenten und Zulieferer aus nackter Not und/oder Gier gerade haufenweise abladen, oder indem er sie von VW, BMW, OPEL, FORD, AUDI und DAIMLER abwirbt. Aber wenn es den Bedarf und den Markt und die Renditeerwartungen gibt, warum machen es die Deutschen mit ihrer Innovationskraft nicht selbst?
7.000 Arbeitsplätze zu schaffen, oder vielleicht 8.000, das ist natürlich ein Angebot, das nicht nur Hoffnung auf blühende Gewerbesteuer-Einnahmen weckt, sondern auch noch einmal den dreißig Jahre alten Traum von den blühenden Landschaften träumen lässt.
Die Frage ist nur und einzig und allein: Warum braucht es einen ausländischen Investor dafür?
Warum sollen 7 bis 8.000 Beschäftigte in Deutschland für den Gewinn der Elon Musk Company in den USA schuften?
Warum gelingt es nicht, in diesem unseren Lande, von dem Musk sagt, es habe „outstanding engineers“, Vergleichbares selbst auf die Beine zu stellen?
Fürchtet man sich, sollte man den heimischen Autobauer und seine Batteriefabrik im gleichen Maße unterstützen, wie jetzt Musk von Brandenburg unterstützt wird, die EU könne auf „unzulässige Beihilfen“ erkennen und die Förderung verbieten, ja sogar Strafen verhängen, um die französische PSA vor VW zu schützen? Ist es das?
Dem Wirtschaftsminister müssten sich die Fußnägel aufrollen, wenn er zusehen muss, wie Deutschland wieder einmal behandelt wird, wie vor 150 Jahren eine britische Kolonie, wenn ein Mitglied des Geldadels sich einbildete, dort eine Kaffee- oder Baumwollplantage anlegen zu müssen!
Er strahlt aber mit allen anderen über alle Backen mit, wie einst der indische Maharadscha auf dem Jagdelefanten, weil’s ihm ja gut dabei geht. Und hinter seiner Stirn kreist wohl das Mantra: „Sozial ist, was Arbeit schafft.“ (Darf gerne auch Sklaverei, Frondienst oder Prekärbeschäftigung sein. Gerne!)
Dieses Mantra ist die Ausgeburt eines bösarten Gehirns, es dient nur dazu, den Betrug der ungerechtfertigten Ausbeutung zu verschleiern. Nein, Leute: Das ist falsch. Nicht „wer“ oder „was“ Arbeit schafft ist sozial; und Arbeit macht auch nicht frei!
Aber wer versteht heute schon überhaupt noch, was wirklich sozial wäre?
Haben Sie eine Idee?
Ein Schlückchen Grundrente hier und und ein Krümel Mindestlohn da?
Ist es das, was sozial ist?
Gewerkschaftlich ausgehandelter Lohnverzicht, damit statt 300 nur 180 Stellen gestrichen werden?
Ist es das, was sozial ist?
Ihr seid so leicht zufrieden zu stellen.
Ihr macht den Arbeitsschaffern das Sozial-Sein so leicht.