Sind die Bauern jetzt: a) zufrieden, b) befriedet, oder c) erschöpft?

In den Morgennachrichten des heutigen Tages haben die Bauern, Handwerker und Spediteure den ersten Rang bereits verloren. Trumps Vorwahl-Ergebnis in Iowa ist dem Mainstream wichtiger. Und gleich hinter den Bauern wird vermeldet, Selenski sei  in Davos eingetroffen.

Zu den Protesten der Bauern erzählt die Tagesschau lakonisch:

Sie wollen mehr.

Und die Ampel? Die ist zumindest den Landwirten noch vor Beginn der Protestwoche, die hier ihren Höhepunkt findet, ein Stück entgegengekommen. Die Streichung der Kfz-Steuerbefreiung entfällt, das Dieselprivileg wird nur noch schrittweise abgebaut. Mehr Bewegung werde es nicht geben, so Bundeskanzler Scholz.

Der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat stattdessen gerade eine Tierwohlabgabe in Aussicht gestellt: höhere Preise für Fleisch, Milch, Eier – mehr Geld für Landwirte. Finanzminister Christian Lindner von der FDP schwebt hingegen ein Bürokratieabbau vor.

Das „Spitzengespräch“ mit den Fraktionsvorsitzenden der Ampel hat nach Einschätzung des Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, oft fälschlich als „Bauernpräsident“ bezeichnet, nichts erbracht.

Auch die Aussage, man werde jetzt noch einmal nachdenken, und am Donnerstag, wenn der Haushalt wieder im Bundestag verhandelt wird, werde man ja sehen, was noch möglich ist, kann nur als ein Baustein aus dem Ratgeber für erfolgreiche Hinhaltetaktik interpretiert werden, verbunden mit der unausgesprochenen Drohung, dass nun aber Wohlverhalten erwartet wird, denn erpressen lasse man sich nicht.

 

Auch wenn es den Ampel-Vertretern in Regierung und Parlament nicht bewusst sein mag: Die Agrarpolitik der EU dient, ganz unabhängig von den jeweils ausgerufenen Zielen, weder dem Einfrieren des 30-jährigen Mittels der Weltdurchschnittstemperatur, noch den ökologischen Zielen der Naturschützer, dem Tierwohl, oder der Sicherung der gesunden Ernährung der Bevölkerung, sondern nur der Konzentration des Landbesitzes in den Händen von immer weniger, sich selbst als Eliten verstehenden Philantropen, Oligarchen und Spekulanten.

Abzulesen ist das in Deutschland an der rapide sinkenden Zahl der Höfe, am Verhältnis zwischen eigenem Land (40%) und Pachtland (60%), und international daran, dass Bill Gates wohl bereits der größte Landbesitzer in den USA geworden ist, während Blackrock & Co. inzwischen die fruchtbaren Ackerböden der Ukraine unter sich aufteilen.

Die Parallele zu den Entwickungen in den USA vor knapp 100 Jahren drängt sich geradezu auf. Freie Farmer wurden – auch im Gefolge der Weltwirtschaftskrise von 1929 – in die Verschuldung getrieben, nur um den teuer bezahlten neuen Trecker nach einer schlechten Ernte  samt ihrem Farmland an die Gläubiger zu verlieren, die nicht zimperlich waren, wenn es darum ging, die Farmer von privaten Sicherheitsdiensten, wie z.B. den Pinkertons, die heute noch existieren, mit Waffengewalt von ihrem Land zu vertreiben. John Steinbeck  hat dies in seinem Roman „Die Früchte des Zorns“ in erschütternd eindringlicher Weise beschrieben.

Warum es den Reichsten so sehr daran gelegen ist, sich Land zu kaufen, verstehen viele nicht wirklich. Ich versuche es auf den Punkt zu bringen:

Die Welt ist maßlos überschuldet.

Das betrifft nicht nur die Staaten, wo alleine die USA inzwischen über 30.000.000.000.000 $ Schulden angehäuft haben, wogegen sich die 2.500.000.000.000 € der deutschen Staatsverschuldung noch mickrig ausnehmen, es betrifft ebenso eine Vielzahl von Unternehmen und nicht zuletzt einen Großteil der privaten Haushalte.

Auf der anderen Seite stehen die Gläubiger,

in deren Büchern die Schulden der Welt als Guthaben, als Vermögensbestandteile verzeichnet sind. Niemand glaubt noch ernsthaft  daran, dass diese Schulden jemals getilgt werden können. Das ist, nebenbei bemerkt, auch technisch vollkommen unmöglich. So lange die Schulden noch Zinsen abwerfen, ist der Zweck erfüllt. Dass die Verschuldung, wiederum aus technischen Gründen, immer weiter wachsen muss, bringt jedoch den Tag immer näher, an dem dieses Geldsystem in einer Hyperinflation kollabieren muss.

Ein Hektar Ackerland bleibt jedoch stets ein Hektar Ackerland

– ganz unabhängig von der Inflation – und bringt, bei vernünftiger Bewirtschaftung, ganz unabhängig vom jeweiligen Geldwert, seinen Ertrag in Form von Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Viehfutter, usw.

Ganz unabhängig von der Inflation bleibt auch der Hunger der Bevölkerung eine ziemlich fixe Größe, der wiederum nur vom Ertrag des Bodens gestillt werden kann. Wer das Land besitzt, kann die Verfügbarkeit und den Preis des Essens bestimmen, und wer den Preis des Essens bestimmt, kann die Bevölkerung in Lohnarbeit  zwingen, auch zur Bewirtschaftung seines Grundeigentums.

In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden so aus stolzen Farmern sklavenartig behandelte Wanderarbeiter, und nicht nur die Pinktertons, sondern vor allem ihre Auftraggeber verdienten sich goldene Nasen. Erst der so genannte „New Deal“ Präsident Roosevelts stoppte die Massenverelendung. Die anschließende Aufrüstung und der Eintritt in den Zweiten Weltkrieg haben m.E. jedoch mehr zur wirtschaftlichen Erholung der USA und ihrem Aufstieg zur Supermacht, sowie zur Legende vom „Land der unbegrenzten Möglichkeiten “ beigetragen, als die Hilfen und Reformen des New Deal.

Einige meiner Leser haben mir ihre eigenen Gedanken zu dem Bericht des Landwirts geschickt, den ich kürzlich hier veröffentlicht habe. Natürlich habe ich diese überwiegend wohlwollenden Statements an diesen Landwirt weitergeleitet. Er hat diese Gedanken aufgenommen und selbst noch einmal kommentiert – und das kann und will ich Ihnen wiederum nicht vorenthalten.

 

Ein Landwirt erinnert sich 
(Fortsetzung)

Sehr geehrter Herr Kreutzer,

danke, dass Sie mir die Rückmeldungen zukommen ließen. Ich fand diese sehr aufschlußreich. Von der Verbindung Mansholt, Club of Rome (die Ursuppe des WEF) und Petra Kelly habe ich nichts gewusst, ist aber interessant zu wissen und wirft ein neues Licht auf alles.

 

Es wurde richtig vermutet, dass ich Bio-Landwirt bin. Das implantierte Konzerndogma, „ohne Mineraldünger und Pestizide kann man die Welt nicht ernähren“, ist mir inzwischen zu mühsam zu entkräften. Seit der Coronaidiotie ist mir bewusst geworden, dass die Mächtigen die absolute Propagandahoheit haben. Selber hat man  keine Chance, mit Argumenten dagegen zu halten. Der Grund ist, dass die allermeisten Menschen ( ich schätze > 99%) Angst vor Veränderungen und Eigenverantwortung haben.  Deshalb werden sie – wie immer – dieses System bis zum bitteren Ende stützen. Die Menschen werden die dreistesten Lügen schlucken und werden sich alles zurechtbiegen. Wie schon erwähnt: Systeme kann man nicht ändern, weil der Wille der Menschen fehlt.


Der Lebensbericht des Ferkelerzeugers ist für mich symptomatisch. Grundsätzlich waren Schweine nie das zentrale Tier auf dem Hof. Genau sowenig wie Hühner. Es waren Resteverwerter, die mitliefen. Reine Schweine- und Hühnererzeugung sind Kunstprodukte, die nie einen Kreislauf zu Wege bringen.

Um eine funktionierende Fruchtfolge zu bekommen, braucht es Ackerfutter (früher Dreifelderwirtschaft). Dieses Ackerfutter (oder die Brache) kann nur vom Wiederkäuer verwertet werden.

Das Scheitern des ökologischen Anbaus wundert mich nicht. Grundsätzlich muss erwähnt werden, dass die Bioverbände genauso agieren wie der DBV.  Verbände sind dazu da, Interessengruppen zu binden, gleichzuschalten und auf Systemlinie zu bringen. Deshalb werden diese auch mit öffentlichen Geldern gemästet, verschleiert über sinnlose, hochbezahlte Projekte und Ähnlichem.

Aktuelles Beispiel: Die Ökoverbände haben in Brüssel hinter den Kulissen eine völlig überzogene Öko-Verordnung kreiert.  Dann gab es einen Aufschrei bei den Mitgliedern. Nun verkünden die Ökoverbände, dass sie intervenieren und entschärfen werden. Wie geht das? Zwei Schritte vor einen zurück!

Die Mitglieder denken: „Gut, dass wir den Verband haben, sonst wäre alles noch viel schlimmer.“ So haben die Regierenden den Verbänden die Möglichkeit gegeben, sich zu profilieren. Nun haben die Verbände von der öffentlichen Hand die Möglichkeit bekommen über ihre Kontrollstellen, die 100%ige Tochtergesellschaften sind, die eigenen Mitglieder zu kontrollieren und ihnen dabei noch saftige Kontrollgebühren abzuknöpfen. Gleiches Spiel wie die Saatguttreuhand.

Wer heute noch glaubt, Verbände sind für ihre Mitglieder da, der sollte langsam aus diesem Märchen aufwachen.


Warum ist der Landwirt mit Bio gescheitert?
Umstellung auf ökologischen Anbau muss zuerst im Kopf stattfinden. Man muss sich eine ganz andere Herangehensweise angewöhnen. Man darf nicht aus finanziellem Druck umstellen, sondern aus Überzeugung. Man lernt seinen Betrieb neu kennen. Ich stellte 1999 um. Es dauert Jahre, bis man eine gewisse Routine und Erfahrung hat. Mein Glück war, dass mir ein „Urgestein“ zur Seite stand. Inzwischen habe ich gelernt mit den natürlichen Gegebenheit zu arbeiten, anstatt diese zurechtzubiegen.

 

Das Resultat läßt sich sehen:

  • der jährliche Dieselverbrauch pro Hektar liegt zwischen 40 und 50 Litern,
  • die Kühe haben in den letzten 15 Jahren keine Antibiotika in der Milcherzeugung bekommen,
  • die Kühe sind überdurchschnittlich alt,
  • es wir immer nur das eigene Saatgut verwendet, so entsteht eine Hofsorte,
  • die Kosten konnten somit gesenkt werden, was es ermöglichte, die sinkenden Erzeugerpreise zu kompensieren.

Dieses ganze Gerede von Direktvermarktung kann ich auch nicht mehr hören.
Lebensmittelerzeugung braucht Arbeitskraft und Arbeitszeit. Wir sind täglich (365 Tage) ca. 6,5 Stunden mit der Stallarbeit beschäftigt. Dazu kommen dann die Feldarbeit, die Tierpflege, Instandhaltungsarbeiten,  die Ernte und vieles mehr. Dies ist ein Vollzeitberuf.

Ich finde es immer wieder anmaßend, wenn Außenstehende  -mit ihrer 38 Stunden Woche und sechs Wochen Jahresurlaub – uns vorschreiben wollen, was wir zu tun haben. Landwirt ist ein anspruchsvoller Beruf, der viel abverlangt. Nun sollen wir auch noch einen auf Bäcker, Metzger und Gastronom machen?

Keiner dieser schlauen Menschen könnte einen Hof eine Woche führen, ohne einen Totalschaden zu verursachen.

Mit freundlichen Grüßen