Lebensmittelpreise

Bauernproteste haben offenbar die Hühner in Berlin aufgeschreckt.

Und wie das so ist, wenn Panik ausbricht im Hühnerstall, sind 99 von 100 Hennen wild am Gackern und am Flattern (Schwarmintelligenz sollte man das nicht nennen!), ohne zu wissen warum, weil eben jene eine, die sich vor einem ungewohnten Geräusch erschreckt hat, mit dem Gackern und Flattern angefangen hat.

Die Bauern, die Bauern, die Bauern und ihrer Trecker.

Gackgackgackgackgaaaaack, Gackgackgackgaggaaaak“

Die wollen mehr Geld, die Bauern, Gackgackgaaaack, mit ihren Treckern, Gackgack! Also, was haben wir noch übrig. Schmeißt ihnen einfach eine Milliarde vor die Füße. Dann geben die schon Ruhe. Gaaaaaackgagagagagaaaaack!

(Die Bauern fühlten sich verarscht. Sie konnten ja nicht wissen, dass die Hühner gar nicht wussten, warum sie mit ihren Treckern in die Ferne schweifen mussten, und fuhren gleich noch einmal los.)

Na sowas! Gagagagagaaack! Die wollen nichts geschenkt. Die wollen ihr Geld ehrlich Gagagagaack verdienen. Huch! Da ist die Politik gefragt. Huchhuchhuchhuchhuch! Was machen wir denn da?


Da machen wir einfach ein „Gute Lebensmittelpreiseanhebungsgesetz“!

Gagagagagaaaaack! Was für ein schönes Ei! Gagagagagagagaaaaacck! So ein schönes Ei! Teure Lebensmittel für friedliche Bauern! Gagagagagagagaggaaaaaaack, Gagaaaaack!

Und einen Tierschutzcent! Einen Tierschutzcent! Gaaaaackgagagagaack! Einen Tierschutzcent, den muss der Supermarkt an der Supermarktkasse auf den Preis aufschlagen und vermehrwertsteuern und auf dem Bon ausdrucken, und das kann natürlich nicht nur dem Supermarkt aufgebürdet werden. Auch der Metzger und der Hofladen, so sie denn Fleisch und Wurst und Schinken und Speck verkaufen müssen den Tierschutzcent an der Kasse eintippen und vermehrwertsteuern und auf dem Bon ausdrucken! Gagack, Gagack, Gagack!

Ja, und was ist mit der Gastronomie. Wo Fleisch verarbeitet wird, muss der Tierschutzcent erhoben werden. Und vermehrwertsteuert, und auf dem Bon ausgedruckt, jawoll, gagagack, auf dem Bon, auf dem Bon!

Von dem Cent können dann neue Ställe gebaut werden, wo das Tierwohl zuhause ist. Gack.

Luft anhalten! Gackern einstellen! Vernunft walten lassen!

So ein Stück Stall, neu gebaut mit Tierschutzcent, kostet für 100 Schweine – ohne Grundstück – in der Herstellung ungefähr 250.000 Euro. In Deutschland werden gut 25 Millionen Schweine gehalten. Das heißt, neue Ställe für 25 Millionen Schweine kosten ungefähr 62,5 Milliarden Euro. Die jährliche Schlachtmenge beträgt 5,5 Millionen Tonnen, davon werden 45% exportiert, so dass für den Binnenmarkt 2,5 Milliarden Kilogramm verbleiben, was einen Tierschutzcent in Höhe von 25 Euro pro Kilogramm Schweinefleisch erfordern würde. Und falls man sich mit dem Tierschutz 10 Jahre Zeit lassen würde, also so lange, wie wir maximal Zeit haben, um aus der Kohleverstromung auszusteigen, dann wären das immer noch 250 Cent pro Kilogramm.

Bei einem durschschnittlichen (Durchschnitts-, nicht Dumping-) Preis von 6,27 Euro pro Kilogramm bedeutet das eine Preiserhöhung von 40%. Das kann man für richtig halten, muss man aber nicht.

Was mir als erstes auffällt, ist die Tatsache, dass sofort für jedes Mastschwein in Deutschland doppelt so viel Platz zur Verfügung stünde, wenn kein einziges Schwein mehr für den Export produziert werden müsste. Das (!) wäre ein gigantischer Fortschritt im Tierschutz, was artgerechte Haltung betrifft, der ganz ohne neuerlichen Flächenfraß für noch größere Schweinemastanlagen mit unveränderter Gülleproduktion erreicht werden könnte, wären wir nicht alle so exportgeil!

So – und wie soll man den Einkommensverlust der Schweinezüchter kompensieren?

Ganz einfach: Der Landwirt bekommt statt bisher 1,48 Euro pro kg exakt das Doppelte, nämlich 2,96 Euro pro Kilogramm – und wenn der Zwischenhandel sich vernünftig verhält, kostet das Kilogramm Schweinefleisch dann ab sofort 24% mehr, wobei kaum Kosten für den geringfügigen Umbau der Boxen in den vorhandenen Ställe anfallen.

Und: Gagagackgaaaaack!

Halbe Schweinemenge
= halbe Güllemenge
= halbe Düngeverordnungsproblematik vom Tisch!

Wir sind schon eines der am dichtesten besiedelten Länder dieser Welt.

Warum müssen ausgerechnet wir, auf unseren knappen Flächen, noch Überschussproduktion für den Export erzeugen und die dann durch 40 TierschutzproCent für den inländischen Verbraucher extrem verteuern, ohne dass der Landwirt auch nur einen Cent mehr im Portemonnaie hat?

Wenn wir schon gewillt sind, die Prinzipien der Marktwirtschaft zu ignorieren, dann aber doch auch hier mit Anlauf und Hurra!

Komplettes Exportverbot für tierische Produkte und
staatlich festgelegte Mindesterzeugerpreise.

Die Schweine und die Bauern hätten was davon.
Und wo es zu unzumutbaren Härten bei den Verbrauchern kommt,
könnte man ja, analog zum Wohngeld, ein Fleischgeld bezahlen.

Ob darauf dann auch Veganer einen Anspruch haben müssten, dem will ich hier nicht vorgreifen. Für möglich hielte ich es..