And the Winner is: Robert Habeck

Deutsche Meisterschaft im Porzellanzerschlagen
And the Winner is: Robert Habeck

Die mangelnde Sorgfalt im Umgang mit Porzellan mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass wertvolles Porzellan in den Geschirrschränken der allermeisten Haushalte nicht mehr anzutreffen ist. Dies führt dazu, dass der Wert des Wertvollen nicht mehr erkannt wird, und man schon auch einmal geneigt ist, die Glut der Zigarette im Kaffeerest am Grund der Tasse zu löschen und diese dann über den Restmüll zu entsorgen. Spart ja auch Wasser und Energie für die Spülmaschine.

Die Redensart vom „Porzellanzerschlagen“ wird üblicherweise gebraucht, um darauf aufmerksam zu machen, dass durch unüberlegtes Reden und Agieren die Grundfesten einer (guten) Beziehung so weit zerstört werden können, dass ein „Kitten“ nicht mehr möglich ist, und, so es doch gelingen sollte, die Spuren der Sprünge genügen, um das auslösende Geschehen stets in schmerzhafter Erinnerung zu behalten.

Wohl dem, der dann immer noch gute Beziehungen zu anderen unterhalten kann und nicht plötzlich ganz alleine dasteht.

Was hat nun unser Minister für Klimaschutzwirtschaft getan, dass ihm der Platz auf dem Siegertreppchen in der Kategorie „Porzellanzerschlagen“ zugesprochen werden muss?

 

Da ist zunächst sein Vorgehen gegen Russland. Deutschland hatte zu Russland eine stabile und belastbare Lieferverbindung aufgebaut, über welche die deutsche Wirtschaft zuverlässig mit preiswerter Kohle, preiswertem Öl und preiswertem Erdgas versorgt wurde.

Einem so zuverlässigen und günstigen Lieferanten zu erklären, man wolle ab sofort keine russische Kohle mehr abnehmen, man werde innerhalb von Monaten auf russisches Öl verzichten und versuchen, auch den Gasimport so schnell wie nur irgend möglich auf null abzusenken, und all das in der erklärten bösen Absicht, dem Lieferanten Schaden zuzufügen, dann ist da im Grunde genug Porzellan zerschlagen, um für alle Zeiten getrennte Wege zu gehen.

Dies alleine hätte für die Bronzemedaille im Porzellanzerschlagen gereicht.

Dass Putin nicht von sich aus den Betrieb der Öl- und Gaspipelines, die Deutschland versorgen, komplett abstellt, ist kaum zu verstehen. Es kann eigentlich nur mit der russischen Gelassenheit und der zuversichtlichen Erwartung begründet werden, dass die Ampel, samt Habeck, sehr bald wieder in der Versenkung verschwinden und von einer Regierung mit kühleren Köpfen abgelöst werden wird.

Mit der De-facto-Enteignung der deutschen Gazprom-Töchter, die ja unter Treuhandverwaltung gestellt wurden, hat Habeck sich dann stilsicher für Silber qualifiziert, denn es waren ihm immerhin noch Freunde verblieben, die zu verprellen er sich offenbar für die Kür im verbalen Amoklauf vorbehalten hatte.

Die Goldmedaille gebührt ihm daher für die handstreichartige Ankündigung, zur Not die in Deutschland tätigen Mineralölkonzerne zu zerschlagen, weil ihm deren Preisgestaltung an den Tankstellen nicht gefällt und weder die Einführung einer Übergewinnsteuer noch die Verschärfung des Kartellrechts schnell genug umgesetzt werden können, um „jetzt, da es brennt“ eine hinreichende Wirkung zu entfalten.

Der Eifer ist ja nachzuvollziehen. Schließlich soll Deutschland hart daran arbeiten, sein 1,5-Grad-Ziel vor allen anderen Staaten zu erreichen. Wegen der Vorbildwirkung des deutschen Wesens und wegen der dann florierenden Wachstumsbranche der Klimaschutzindustrie, die dann den Wohlstandsverlust aus der bitteren Dekarbonisierungsphase kompensieren  wird, die wir aber durch das kollektive Energiesparen von 80 Millionen sowieso nicht als das tiefe dunkle Tal, sondern als ein hoffnungsvolles „Per-aspera-ad-astra-Erlebnis“ wahrnehmen sollen.

Es ist Herrn Habeck auch zugute zu halten, dass er als Kinderbuchautor gewohnt ist, das Denken und Handeln der von ihm geschaffenen Figuren in absolutistischer Weise nach seinem Willen lenken und gestalten zu können, sowie – wenn der Plot droht, außer Kontrolle zu geraten – unverhoffte, glückliche Fügungen eintreten zu lassen.

Darüber hinaus steht er unter enormem Erfolgsdruck. All die großen und kleinen grünen Lichter, die seinen Weg säumen und ihm freie Fahrt signalisieren, würden erhebliche Irritationen durchleiden, sollte die von ihnen auserkorene Lichtfigur, der nach heißen Gebeten endlich mitten unter ihnen erschienene Heilsbringer, auch nur einen Augenblick zögerlich nachdenkend verharren.

Vorwärts immer! Rückwärts nimmer!

Wagt es im Ministerium für Klimaschutzwirtschaft denn schon jetzt niemand mehr, den Minister darauf hinzuweisen, dass die deutschen Ölquellen nicht gerade munter sprudeln, dass die Lagerstätten von Erdgas tief unter der deutschen Erde so schnell nicht erschlossen werden können, und wenn dann nur per Fracking? Sagt ihm denn niemand, dass die Mineralölkonzerne, die er zerschlagen will, den Spieß ganz leicht umdrehen könnten?

Niemand ist gezwungen, in Deutschland Benzin, Dieselkraftstoff und Heizöl anzubieten. BP sitzt in London. Aral, Castrol und Gasolin sind Marken von BP.
Esso ist die deutsche Tochter von ExxonMobil mit Sitz in Irvin, Texas. Shell sitzt wie BP in London. Alleine der Gedanke, auch nur eine der deutschen Tochtergesellschaften dieser Konzerne unter Treuhandverwaltung zu stellen, oder gar den (ziemlich lustigen) Versuch zu unternehmen, sie zur Förderung des Wettbewerbs zu zerschlagen und in mehrere unabhängige Unternehmen umzuwandeln, geht weit über die eine fehlende Tasse im Schrank hinaus – es ist ein wahrer Polterabend bei dem Lastwagen voller Porzellan, vom Espresso-Tässchen bis zur Toilettenschüssel, zerdeppert werden.

Niemand ist gezwungen, in Deutschland Benzin, Dieselkraftstoff und Heizöl anzubieten. Man kann zwar, wenn die bestehenden Unternehmen quasi verstaatlicht und zerschlagen und vor allem der Treuhand unterstellt worden sind, der Treuhand befehlen, über die Raffinerien und Tankstellen dieser Unternehmen, Benzin, Diesel und Heizöl anzubieten, aber niemand kann die Muttergesellschaften, die an den Ölquellen sitzen, die Pipelines betreiben und Tankerflotten für sich fahren lassen, zwingen, ihr ehemaliges, nun unter Kuratel der Treuhand stehendes Eigentum auch noch mit Rohöl oder Raffinerieprodukten zu beliefern.

Die können das ganz einfach sein lassen. Die können das.

Ist nicht der ganze Wertewesten in lauten Jubel ausgebrochen, als westliche Unternehmen, von McDonalds über Volkswagen bis Mercedes Benz und Lamborghini ihr Russlandgeschäft eingestellt haben? Die können das.

Warum sollte nicht die internationale Mineralölwirtschaft ihr Deutschlandgeschäft einstellen, wenn die Bedingungen am Markt willkürlich und extrem verschlechtert werden? Die können das!

Im Hinterkopf habe ich ein Kinderlied gefunden, das ging so:

Jumbo, Jumbo, der Elefant

wollte mit dem Kopf durch die Wand.
Jumbo, Jumbo, so geht das nicht.

Halt! Alles zerbricht.

Trotz intensiver Suche hat mir Herr Google dafür keine Fundstelle zeigen können.

Stattdessen habe ich ein Video gefunden, das dem Zeitgeist eher entspricht und das „Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Gehen“ geradezu verherrlicht.

 Gut, dass keiner der Typen in diesem Video Minister geworden ist.