Lesbisch-antifaschistische Tatort_*ende

Die Vorankündigungen ließen den Eindruck entstehen, die ARD könnte eventuell dazu übergehen, sich kritisch mit der Antifa auseinanderzusetzen, statt das Wirken der militanten Kämpfer gegen rechts  einfach weiter zu ignorieren.

Also doch mal wieder einen Tatort ansehen?

Meine Neugier hat am Ende den Kampf gegen Abscheu und Skepsis gewonnen.

„Macht doch mal was mit lieben, netten, empathiestarken Lesben in der Antifa, und sado-brutalo Polizisten, die ihre Opfer bei der Festnahme genüsslich misshandeln.“

Das könnte der Auftrag an die Drehbuchschreiber gewesen sein.

Herausgekommen ist ein Opus in A-Moll für

  • vier Lesben, davon zwei Polizistinnen, die schon während ihrer Polizeiausbildung einander innig zugetan waren, sowie
  • zwei sachgerecht eingesetzte Molotow-Cocktails und
  • einen Mörder.

Das Leben von drei der vier Lesben spielt sich fast  in voller Tatortlänge in den sauber und ordentlich, überwiegend akzentuiert geschmackvoll eingerichteten Räumen einer Antifa-WG im top-sanierten Altbau ab. Das macht die hässlichen Bilder von der Räumung besetzter Häuser in Berlin vergessen und lässt sie bei jenen, die das bei ARD und ZDF nicht zu Gesicht bekommen haben, gar nicht erst aufkommen. Szenenbild: Antifaschistische Lesben im Barbie Puppenhaus.

Schnell wird klar: Man übt sich im Erdgeschoss (oder war es das Souterrain?), wo früher wohl eine Eckkneipe untergebracht war, zwar in für Männer schmerzhaften Methoden der femininen Selbstverteidigung per Kniestoß, aber man würde doch niemals einen Brandsatz in ein Auto werfen, das in einer ans Wohnhaus eines Polizisten angebauten Garage steht, und dabei fahrlässig die Verletzung oder gar den Tod eines Menschen in Kauf nehmen. Nein. Niemals. Das tut die Antifa nicht. Jedenfalls tun das die im Tatort – pars pro toto – agierenden antifantastischen Lesben nicht. Die schmusen und herzen und werfen sich Blicke zu – und alle sind irgendwie in Sorge um Ela, die gleich zu Beginn verschwundene Vierte im Bunde.

„Hast du sie gefickt?‘“, fragt die in Ela verliebte, echte, radikal-antifaschistische Lesbe die ihren radikalen Antifaschismus nur vorspielende Polizei-Lesbe, und als diese zögernd nonverbal bejaht, mit Ela intim gewesen zu sein, zieht ganz allmählich ein Grinsen im Gesicht der Fragenden auf, das vom Verzeihen über ein stilles Einverständnis alle Stadien des Erinnerns bis zum wonnigen Höhepunkt widerspiegelt.

Dieses Grinsen war der Oskar-verdächtige  schauspielerische Höhepunkt der ansonsten von eher hölzern agierenden Protagonisten in Szene gesetzten Tatortfolge. Hohes Lob für dieses perfekte Grinsen von Gina Haller!

Die Handlung in Kürze:

Der Chef einer Polizeieinheit mit sehr vielen Misshandlungs-verdächtigen Beamten, alleine fünf davon wurden bereits mit im Sande verlaufenen, internen Ermittlungen geehrt, hat die Polizei-Lesbe Ela undercover in das antifaschistische Lesbenkollektiv eingeschleust. Elas Mann, ebenfalls Polizist dieser Einheit, hat die beiden Brandsätze ins Auto des Kollegen geworfen, vermutlich sogar im Auftrag seines Chefs, um endlich die Durchsuchungsbeschlüsse für gleich fünf Antifa-Räumlichkeiten zu bekommen. Er wurde dabei vermutlich von Ela beobachtet und erkannt, so dass  ihm nichts anderes übrig blieb, als in polizeitaktischer Vertuschungsmanier, garniert mit einem Schuss männlicher Eitelkeit, seine mit Lesben fremdgehende Ehefrau zu kidnappen, zu ermorden sie im Beton am Grunde des im Entstehen begriffenen Swimmingpools im heimischen Garten, bis auf die für eigens für den Fernsehzuschauer noch herausschauenden fünf Finger der linken Hand verschwinden zu lassen.

Die zur Aufklärung des Brandanschlags angetretene zweite Polizei-Lesbe beschließt auf eigene Faust und mit dem Einverständnis ihres männlichen Kollegen nach der verschwundenen Ela zu suchen, quartiert sich im Gästezimmer der Lesben WG ein und kommt mit Irrungen und Wirrungen, unterbrochen von lesbentypischen Lebensäußerungen und sehnsuchtsvoll in die Handlung hineingeschnittenen Rückerinnerungen an die schöne Ela, Schritt für Schritt der Wahrheit näher.

Ob es eines Auftrags aus dem Hause der Kulturstaatsministerin bedurfte, oder ob Autoren und Regie in vorauseilendem Gehorsam handelten, wird sich wohl nie aufklären lassen.

Fakt ist: Der unbescholtene Bürger hat in dieser Tatortfolge erlebt und in seinen Erfahrungsschatz unauslöschlich eingeschrieben, dass auch die bösesten Polizisten ihren blindwütigen, intriganten und von rechtsextremistischen Ideen geleiteten Krieg gegen harmlose, und herzerwärmend liebevolle, antifaschistische Frauen verlieren müssen, weil am Ende doch immer das Gute siegt.

Womit auch Nancy Faeser, sollte sie sich am Sonntagabend vor dem Fernseher versammelt haben, sicher eine neuerliche Bestätigung in ihrem Kampf gegen rechts erfahren haben dürfte.

Dass man mit dem Zweiten besser sähe, ist übrigens eine Meldung aus dem gleichen Kampfgebiet, für die eine unabhängige Bestätigung derzeit nicht eingeholt werden kann.