250.000 Jobverluste in sechs Monaten

Am 183. Tag der Erfassung, also nach exakt einem halben Jahr der Aufzeichnung von erfolgtem und angekündigtem Stellen- und Arbeitsplatzabbau sowie durch Insolvenz verlorenen oder ernsthaft bedrohten Arbeitsplätzen hat die Statistik die Summe von 250.000 erreicht.

Hier die größten Einzelposten aus dem Monat März 2020:

MAN, Lastkraftwagen, 3700
Barmer, Krankenkasse, muss wegen wirtschaftlicher Schieflage auch am Personal sparen. Wir haben auf Basis der Einsparziele gechätzt 2500
Bosch, Automobilzulieferer, im März 1.000, im Herbst 2019 schon einmal 1.000 (alleine in Schwäbisch Gmünd!) 2.000
Heidelberger Druck, Druckmaschinen 2000
Caterpillar, Baumaschinen 1300
Streetscooter, E-Lieferwagen der Post, im März 500 nachgemeldet, insgesamt rund 800 800
Schwab, Versandhandel 780
Hauni, Maschinenfabrik 700

Seit die Corona-Krise sich immer stärker in den Vordergrund schiebt, verschwinden die Meldungen über Stellenabbau und Insolvenzen aus den Medien.

Was ist da los? Wird nicht mehr darüber berichtet, oder passiert in diesen schlimmen Zeiten tatsächlich nichts?

Es ist wohl so, dass im Augenblick in Anbetracht der zugesagten massiven Hilfen zur Stützung der Wirtschaft in der Krise schlicht und einfach weder entlassen noch Insolvenz angemeldet wird, solange sich das gerade noch vermeiden lässt, denn man nimmt einfach mit, was mitzunehmen ist.

Zum Teil hat das durchaus auch positive Folgen für die Beschäftigten. Gar keine Frage.

Dass alle großen deutschen Automobilhersteller den „Betriebsurlaub auf Kurzarbeitergeld“ ausgerufen haben, hat nach meiner Einschätzung allerdings weit mehr damit zu tun, dass schlicht und einfach die Nachfrage weggebrochen ist und man froh ist, für wenige Wochen nicht auf Halde produzieren zu müssen, um den schönen Schein zu wahren, als mit der Sorge um die schwer zu unterbrechenden Infektionswege in den Produktionshallen. Was ein Supermarkt mit Kundenverkehr schafft, schafft man in einer Fabrikhalle auch. Vielleicht müsste man das Band etwas langsamer laufen lassen …

Wie lange die Hilfsgelder gezahlt werden können, steht in den Sternen. Ob all die kleinen und mittleren Unternehmen, vor allem im Handel und Dienstleistungssektor, die jetzt stillgelegt wurden, nach dieser Zäsur jemals wieder vernünftig anlaufen können, steht ebenfalls in den Sternen. Als sicher kann angenommen werden: Je länger das Leben in Deutschland quasi stillsteht, desto höher wird die Welle an Arbeitsplatzverlusten und Insolvenzen am Ende der Krise.

Der Bäckermeister aus Hannover, dessen Video-Botschaft inzwischen kaum jemandem entgangen sein dürft, spricht davon, dass am Montag Anträge auf Kurzarbeitergeld für 800.000 Beschäftigte eingereicht werden.

Das ist noch nichts, im Vergleich zu jenen fünf Millionen Selbstständigen, die als 1-Mann-Betrieb arbeiten und zu hohen Anteilen durch Corona ebenfalls keine Aufträge mehr erhalten werden.

Je länger die Seuche wütet, desto schlimmer wird es auch in der Wirtschaft.

Von daher weiß ich inzwischen nicht mehr, was ich Ihnen jetzt zurufen soll:

„Bleiben Sie zu Hause!“

oder

„Bleiben Sie gesund!“

Am besten, Sie halten sich an beides – und zwar in genau dieser Reihenfolge.