Haushalt klar? Wirtschaft schrumpft?

Der  heutige Morgen brachte gleich drei Überraschungen.

  • Der FC Bayern hat knapp gewonnen und wird auch Anfang 2024 noch an der Champions League teilnehmen.
  • Die Ampel hat sich auf einen Haushalt für 2024 geeinigt.
  • Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert ein negatives Wachstum um 0,5 Prozent für 2024.

Alte Chefbuchhalter würden in allen drei Fällen von „transitorischen Posten“ sprechen, und eine entsprechende Rechnungsabgrenzung vornehmen. Nichts von alledem, was als jetzt als Erfolg in 2023 gefeiert wird, ist auch tatsächlich schon eingetreten. Vor allem wird die Rechnung dafür erst im nächsten Jahr präsentiert werden – und deren Höhe ist noch vollkommen unklar.

Lassen wir den Fußball und das am 18.12. notwendige Losglück für den FC Bayern einmal beiseite, so fällt vor allem die absolut positive Prognose des DIW für die Konjunktur in 2024 ins Auge. Nur ein halbes Prozent minus! Das soll uns erst mal einer nachmachen.

Man darf halt nicht immer nur die Überschriften lesen.

Der Witz der Überschrift besteht darin, dass hier nur jene 20 Milliarden, die der Regierung im Haushalt fehlen dürften, ans BIP angelegt wurden, um diese fehlenden Staatsausgaben als fehlende Umsätze der Wirtschaft vom BIP abzuziehen und dabei auf einen Rückgang von einem halben Prozent zu kommen.

Das ist zwar intellektuell noch knapp oberhalb des so genannten „Lieschen-Müller-Niveaus“, aber vollkommen unhaltbar, denn so wie der Mensch nicht vom Brot alleine lebt, lebt auch die deutsche Wirtschaft nicht alleine von den Staatsausgaben, auch wenn viele Grüne und so manche Rote sich nichts sehnlicher wünschen.

Das DIW rudert daher auch nach etlichen Zeilen im Kleingedruckten noch einmal um 100 Prozent zurück  und erklärt, der Rückgang könne auch doppelt so hoch ausfallen. Das ist wohl das, was hierzulande als Prognose-Sicherheit noch akzeptiert wird.

Aber danach geht es erst richtig los. Das wollen sie nun doch nicht ungesagt lassen, beim IW, auch wenn dem keine weitere Korrektur der Wachstumsprognose mehr folgt. Die Folgen dieser Hinweise sollen sich „Eingeweihte“ wohl selber ausmalen.

  • Das deutsche Exportmodell bleibt weiterhin in der Krise.
  • Seit zwei Jahren schrumpft der Auslandsumsatz der Industrie, die sich daher mit Investitionen zurückhält.
  • Hohe Baukosten und hohe Zinsen werden die Baukonjunktur auch 2024 belasten.
  • Die Inflation wird nicht über drei Prozent steigen. Die Kaufkraft der privaten Haushalte wird daher nicht mehr ganz so stark schrumpfen.
  • Die Arbeitslosigkeit wird auf 6 Prozent ansteigen.

Dazu präsentiert das Institut der deutschen Wirtschaft auch ganz klar einen Sündenbock. Zitate aus der Pressemitteilung:

„Die Bundesregierung hat sich in diesem Jahr als regelrechte Konjunkturbremse bewiesen“, sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. Die finanzpolitische Unsicherheit belaste die Unternehmen. „Wir brauchen eine schnelle Lösung für das finanzpolitische Chaos. Wichtige Investitionen dürfen nicht auf der Strecke bleiben.“

IW-Direktor Michael Hüther sagt: „Die schlechten Bedingungen im Welthandel sind nicht der einzige Grund für die fortgesetzte Rezession. An dieser Krise hat die Bundesregierung entscheidend mitgewirkt.“ Die Ampel-Koalition müsse finanzpolitische Handlungsfähigkeit beweisen, die deutsche Wirtschaft sei zwingend auf Investitionsimpulse angewiesen. „Kurzfristig kann ein Sondervermögen, ähnlich dem der Bundeswehr, Abhilfe schaffen, langfristig muss eine Reform der Schuldenbremse auf die Agenda.“

Im Laufe des Tages werden wir wohl erfahren, wie sich die Ampel den Haushalt für 2024 vorstellt.

Ich halte es nicht für abwegig, davon auszugehen, dass dieser Haushalt erst einmal einen ziemlich seriösen Eindruck machen wird, wie ich es ebenfalls nicht für abwegig halte, dass sich schon im Frühjahr vollkommen überraschend eine mit diesem Haushalt unabwendbare „Notlage“ abzeichnen wird, der spätestens im Sommer mit einem Nachtragshaushalt und der Aufhebung der Schuldenbremse begegnet werden wird.

Aber ist es wirklich die Regierung alleine?

Ganz unabhängig davon, dass der energiepolitische Holzweg der Ampel nicht ohne Spuren im Wachstum, im Arbeitsmarkt und im Wohlstand bleiben kann: Wäre es nicht im ureigensten Interesse der Wirtschaft gewesen, sich diesem Weg in den Abgrund zu verweigern und mit aller Kraft des versammelten Kapitals öffentlich zu opponieren, anstatt sich von der Hoffnung auf sprudelnde Milliardensubventionen blenden zu lassen und inhaltsleeren Parolen, wie: „Die Sonne schickt keine Rechnung“, oder, „kein Mensch ist illegal“, blind zu folgen? Ist denn niemand mehr in der Lage, den Blick auf die Zukunft hinter dem nächsten Quartalsbericht zu richten, wie dies zu Zeiten der von Gerhard Schröder zerschlagenen „Deutschland AG“ nicht üblich, sondern selbstverständliche Verpflichtung war?

Um diese Fragestellung zu vertiefen, gebe ich hier in anonymisierter Form noch zwei Leserbriefe weiter, die mich zu meinem Artikel über den Stellenabbau bei BOSCH erreichten. Diese Zuschriften können als eine Art „Sittengemälde“ verstanden werden, weil es nach meiner Einschätzung in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft sehr ähnlich zugeht.

Hallo Herr Kreutzer,

vor vielen Jahren war ich selbst in einer Entwicklungsabteiliung bei BOSCH tätig und habe den „unternehmerischen Geist“ von BOSCH etliche Jahre miterlebt.

BOSCH wurde (und wird wohl immer noch) durchweg von Erbsenzählern kommandiert. Was zählt, ist Produktion von Produkten, die sich in Stückzahlen bemessen läßt.

Dieser altbackene Erbsenzähler-Geist bei BOSCH ist eine der Ursachen, dass BOSCH in zukunftsträchtigen technologischen Bereichen so oft versagt.

Dass aus dem ehemaligen Zündkerzenfabrikanten jemals ein wirkliches „HighTech“-Unternehmen werden wird, das den gegenwärtigen technologischen Herausforderungen gewachsen ist und damit verbundene Chancen nutzen kann, erscheint mir völlig unwahrscheinlich.

Viele Grüße

Das war kurz und bündig. Und wenn ich die Bezeichnung „Erbsenzähler“ einmal übersetze mit dem Begriff „innerbetriebliche Bürokratie“ in einer tief gestaffelten Hierarchie, dann kennzeichnet das ein Prinzip der Unternehmensführung, das ich als patriarchalisch bezeichnen möchte. Vorgaben von oben sind nach Regeln von oben abzuarbeiten. Es gibt durchaus Unternehmen, die nach diesen Prinzipien gut geführt werden können. Als Problem entpuppt es sich allerdings, wenn  kurze Innovationszyklen zu bewältigen sind und das Regelwerk und die Vorgaben mit den Erfordernissen nicht mehr Schritt halten können.

Sehr geehrter Herr Kreutzer,

Ich selbst war bei Bosch in Schwieberdingen im Bereich Elektromobilität tätig. Das einzige, was mich an dem aktuell angekündigten massiven Stellenabbau etwas wundert, ist dass es so spät kommt und (noch) nur 1500 Stellen betrifft.

Was ich dort erlebt habe, war für mich in weiten Teilen zumindest stark irritierend. Ich habe mir immer gedacht, wenn ein kleines oder mitteleres Familienunternehmen so arbeiten würde, dann wäre es spätestens nach einem Jahr insolvent. Es war für mich oftmals nicht nachvollziehbar, wie oftmals falsche, jedoch fatalerweise weitreichende Entscheidungen getroffen wurden, meist weitab vom „gesunden Menschenverstand“.

Auch auf der Arbeitsebene war das nicht anders. Speziell die Digital- und Softwaregläubigkeit war gerade unter den jüngeren Kollegen phänomenal. Da wurden irgendwelche Dinge hochpräzise bis auf die zwölfte Nachkommastelle berechnet bzw. simuliert. Leider immer wieder unter völlig falschen Grundannahmen. Anfangs habe ich noch versucht, diese Leute möglichst schonend und völlig sachlich aufgrund von Fakten, wie einfachsten Grundsätzen aus der Physik bzw. der technischen Mechanik auf ihre Irrtümer hinzuweisen, um letztendlich Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Das habe ich aber angesichts der Arroganz und fachlichen Inkompetenz dieser „Kollegen“ schnell aufgegeben.

Dafür wurden gerne lustige Videos gedreht, zum Beispiel eines, wo sich die Mitarbeiter einen Luftballon mit Smiley zugeworfen und jeweils ein Sprüchlein aufgesagt haben, was Ihnen denn bei BOSCH gefalle. Das waren erwachsene, studierte Leute und Doktoren. Ich bin mir vorgekommen wie im falschen Film.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass es auch wirklich gute Leute gab (auch jüngere) vor denen ich insgeheim „den Hut gezogen“ habe. Diese waren jedoch klar in der Minderheit und mittel- bis langfristig gesehen vermutlich auf „verlorenem Posten“.

Mit Verwunderung sind mir die vielen chinesischen Praktikanten aufgefallen, und vor allem, wie diese völlig in die internen Prozesse eingebunden waren. Es war für mich nahezu unerträglich „live“ miterleben zu müssen, wie diese reichlich „BOSCH-Know-How“ auf dem Silbertablett präsentiert bekamen und habe innerlich nur noch den Kopf geschüttelt.

Letztendlich war ich froh, als ich dort weg war. Es war für mich nicht mehr zu ertragen, morgens um fünf aufstehen zu müssen und genau zu wissen, dass auch die Arbeit dieses Tages (und der kommenden Monate) aufgrund der Inkompetenz und Fehlentscheidungen meiner Vorgesetzten völlig sinnlos sein würde.

Dass von oben herab als Unternehmenssprache Englisch implementiert wurde, war für viele ältere, wirklich gute und erfahrene Leute (auch mich) eine Qual und daher durchaus mit Effizienzeinbußen verbunden.

Wenn ich mir jetzt vorstelle, daß BOSCH trotzdem noch ein recht erfolgreiches, agiles Unternehmen ist bzw. war, packt mich beim Gedanken an den „Beamtenapparat“ Volkswagen das nackte Grausen.

Bei VW stellt ja das Land Niedersachsen zwei Aufsichtsräte, traditionsgemäß der Ministerpräsident und neuerdings eine Frau Hamburg, grüne Kultusministerin (!) ohne Berufssabschluß und Studium, wie in dieser Partei ja eher die Regel. Diese Dame hat in der Aufsichtsratssitzung vor versammelter Mannschaft allen Ernstes gefordert, der VW Konzern müsse sich zu einem Mobilitätsdienstleister hin entwickeln, ohne natürlich diese Worthülse mit Inhalt zu füllen, und VW müsse davon wegkommen, Autos zu bauen! Ohne Worte! Völlig irre!

Das Werk in Wolfsburg ist wohl nur noch zu etwa 50% ausgelastet, also die Hälfte des Weges ist schon geschafft, Frau Hamburg!

Die hauseigene VW-Softwareschmiede CARIAD bringt ja erwartungsgemäß rein gar nichts auf die Reihe. Dort brennt nicht nur der Dachstuhl, sondern es ist nur noch ein Glutnest übrig. Bei Konzernmarken wie AUDI und Porsche mussten Serienanläufe neuer Modelle deswegen schon um teilweise mehr als 3 Jahre verschoben werden!

Zu den generellen Rahmenbedingungen:

Für mich steht außer Frage, daß die USA spätestens mit dem „Dieselskandal“ unter freundlicher Mithilfe der DUH ganz klar einen Wirtschaftskrieg gegen Deutschland und damit auch gegen die EU, insbesondere die deutsche Automobilindustrie als „Herzstück“ begonnen bzw. stark intensiviert haben.

Und wenn man einmal recherchiert hat, daß hinter der AGORA letzendlich Blackrock und Co. die Fäden ziehen, wundert einen gar nichts mehr

Es war es auch kein Zufall, dass GB gerade noch rechtzeitig den Brexit vollzogen hat. Ich denke es war seit langem von den Angelsachsen geplant, Westeuropa (Kontinental) „vor die Hunde gehen zu lassen“, d. h. als Konkurrenten, sowohl wirtschaftlich als auch geopolitisch, einzuhegen bzw. auszuschalten. Die NS2 Sprengung mutmaßlich durch USA mithilfe der Norweger passt nahtlos in diese Szenario. Ebenso der vom Westen provozierte Krieg in der Ukraine, welcher kurz nach Beginn auf Basis der Verhandlungen in der Türkei (im Großen und Ganzen in etwa Minsk II entsprechend) hätte beendet werden können, wenn die USA und GB, namentlich Boris Johnson, nicht die UA „ermuntert“ hätten, weiterzukämpfen.

Die einzige Chance, die Deutschland langfristig hätte, wäre es, sich von den USA abzusetzen. Aber das erscheint mir, insbesondere mit unserem transatlantisch geprägten Regime in Berlin, welches zumindest i. T. „nichts mit Deutschland anfangen kann“, gänzlich illusorisch.

Beste Grüße

Der zweite Leserbrief lässt etwas tiefere Einblicke in das teils skurrile Innenleben eines Wirtschaftsunternehmens zu und stellt dies in den größeren Rahmen eines weltweiten Wirtschaftskrieges, der sicherlich stattfindet, aber nicht ursächlich für die internen Probleme der Unternehmen ist. Die sind selbstgemacht und stehen einer wirksamen Verteidigung im Wege.

Wie schätzen Sie jetzt die Entwicklung des BIP für 2024 ein?

Mein Tipp:

  • Bei Einhaltung der Schuldenbremse und Verzicht auf neue Sondervermögen: minus 2,5 bis minus 3 Prozent
  • Bei Aufhebung/Abschwächung der Schuldenbremse oder Generierung neuer Sondervermögen: minus 1,0 bis minus 1,5 Prozent
  • Bei Auflösung der Ampelkoalition im I. Quartal und Bildung einer liberal-konservativen Regierung unter Duldung der AfD: minus 0,5 bis plus 0,5 Prozent