Katzenjammer im Advent

Wie lange haben Sie gebraucht, um aus der scheinbar sinnwidrigen Überschrift zu einem „Ach so. Ja, ja. Sicherlich!“ zu gelangen? Mir ist diese Überschrift eingefallen, als ich meine seit dem ersten Dezember veröffentlichten Beiträge noch einmal Revue passieren ließt.

2. Dezember: Schwarzarbeit – gar nicht so unwillkommen?
3. Dezember: Persönlichkeitsrechte unter algorithmischer Übermacht
4. Dezember: Mitmachen, Offenbarungseid fordern – 16 Fragen an die MdBs
5. Dezember: Der NATO-EU-Deutschland-Blues
9. Dezember: Axel Retz: Sie schlafen wirklich, die Lämmer
10.  Dezember: Von den Impeachment-Demokraten lernen
11. Dezember: Zuversicht, statt Hysterie und Panik
12. Dezember: Was, bitte, ist eigenlich Digitalisierung? (Ein Blick in den Abgrund)

Bis auf die beiden hier nicht erwähnten Sonntagsbilder-Beiträge und vielleicht den vom 11.12. waren da nichts Adventlich-Vorfreudiges dabei, im Gegenteil: Mitten im Geschenkekaufrausch, aber noch längst nicht lallend am Glühweinstand zusammenbrechend, meldet sich schon der Kater, der Katzenjammer, jenes Gefühl, das uns sagt: „Da stimmt was nicht. So geht das nicht. So darf es nicht weitergehen!“

Ist es gut, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen, und damit den Kater nur noch zu vergrößern? Wäre es nicht besser, alles Negative einfach zu ignorieren, einen Bogen drumrum zu schlagen …?

Vermutlich ist uns das schon viel zu lange gelungen. Dass es nun nicht mehr gelingt, könnte damit zusammenhängen, dass wir mit Erschrecken wahrnehmen, dass es nun auch uns erwischen wird. Dieses Erschrecken ist auch mit noch so viel Glühwein nicht mehr wegzubekommen.

Machen wir uns lieber ans Katerfrühstück!

Julie hat mich auf einen Artikel von Anette Dowideit aufmerksam gemacht, der von den „Blättern für deutsche und internationale Politik“ veröffentlicht wurde.

Er trägt den Titel:

Vom Verlust guter Arbeit: Das Elend der Paketboten.

Nehmen Sie sich ruhig die Viertelstunde, die es braucht, diesen Artikel zu lesen. Vielleicht am 3. Advent, nachmittags, beim Schein dreier Kerzen.

Der Sinn dieser Lektüre ist es nicht, wie es ein rührseliger Weihnachtsfilm vielleicht zum Happy-End bringen würde, dass Sie „Ihren Paketboten“ am Heiligen Abend mit unter Ihrem Christbaum sitzen und mit von Ihrem Glühwein trinken lassen.

Der Sinn dieser Lektüre ist es, zu begreifen. wo unsere Gesellschaft angekommen ist. Damit der nächste Anstoß, etwas zum Besseren zu verändern, nicht im luftleeren Raum zwischen den Ohren verpufft.