Irrsinn Reloaded – Massenpanik erfasst VW-Chef

Eine Sturmrede habe er gehalten,

der Herr Diess, schreibt Gabor Steingart als Gastautor im Focus. Auch wenn man berücksichtigt, dass „Alarmismus“ in Steingarts eigenem Interesse liegt, muss das, was tatsächlich aus Wolfsburg zu vernehmen ist, als die gelungene Infizierung mit jenem Panik-Virus bezeichnet werden, der von den Klimabewegten in ihren Gen-Laboren entwickelt und dann auf die Menschheit losgelassen worden ist.

„Sturmrede“ heißt der verbale Ausbruch des H. Diess, weil er von dem „Sturm“ sprach, der  jetzt erst losgeht. So wie einst eine Rede zur „Ruckrede“ wurde, weil der längst vergessene und keinerlei Spuren in der deutschen Politik hinterlassen habende Bundespräsident Roman Herzog am 26. April 1997 forderte, es müsse ein „Ruck“ durch Deutschland gehen.

Aber, gehen wir die Panik-Rede mal durch:

Diess hat gesagt, der Umbau vom Automobilkonzern zum digitalen Tech-Konzern sei eine gigantische Herausforderung. Gabor schiebt nach, intern hege der VW-Boss sogar Zweifel, dass der Umbau gelingen kann.

Nüchtern betrachtet ist die Notwendigkeit, aus einem Automobilkonzern einen digitalen Tech-Konzern (Was ist das überhaupt, ein digitaler Tech-Konzern?) zu schmieden, eher grober Unfug als ein Entwicklungsziel.

Ein Autobmobil wird auch in Zukunft das Vehikel sein, das primär für Transportleistungen eingesetzt wird. Dazu ist Energie in Bewegung umzusetzen.

So lange die Kunst des Beamens nicht wirklich beherrscht wird, wird es eine Industrie geben, die Fortbewegungsmittel herstellt, und weil die nicht von Pferden oder Ochsen oder Rikscha-Fahrern gezogen werden, werden diese Fortbewegungsmittel „Auto-Mobile“ heißen dürfen. Ob sie in fünfzig Jahren noch Räder haben werden, oder stattdessen Flügel, spielt keine Rolle.

Autonomes Fahren, eine Million kleiner digitaler Assistenten, Sprachsteuerung, und so weiter, und so weiter, sind alles nur „Gadgets“, die dem eigentlich Automobil angeklebt werden, wie der Post-it-Zettel dem eigentlich wichtigen Brief.

Die Sorge, Google könnte sich das in keiner Weise zu unterschätzende Knowhow des Automobilbaus schlicht und einfach kaufen und das Auto um seine Gadgets herumbauen, ist zwar nicht ganz von der Hand zu weisen, doch damit würde dann eben auch Google (oder zumindest ein neues Unternehmen der Alphabet-Gruppe) zu einem Automobilkonzern, der in Konkurrenz zu VW und Toyota tritt.

Das Problem, dass Diess mit dieser Aussage camoufliert, ist ein ganz anderes: Einen effizienten, sicheren, langlebigen, leistungsstarken, emissionsarmenVerbrennungsmotor zu bauen ist eine hohe Kunst, vergleichbar einer großen Kirchenorgel, während der Elektromotor knapp oberhalb von Blockflöte und Xylophon angesiedelt ist.

Damit verlieren die deutschen Hersteller einen wichtigen Qualitätsvorteil im Wettbewerb und damit einige Prozentpunkte Unternehmensgewinn. Schuld daran ist jedoch nicht Elon Musk, der das Autobauen erst übt, sondern das linksgrüne Panikorchester, das in Berlin und Brüssel den Ton angibt, während man sich im Rest der Welt so gut es geht, die Ohren zuhält. Odysseus kann ein Sirenenlied  davon singen.

Diess hat gesagt, das Auto wird in Zukunft das komplexeste, wertvollste, massentaugliche Internet-Device. Wir verbringen im Automobil der Zukunft mehr Zeit als heute, vielleicht zwei Stunden, statt einer.

Werden wir uns also in Zukunft in die Garage begeben, wenn wir im Internet surfen wollen? Oder warum sollten wir sonst doppelt so viel Zeit im Automobil verbringen als heute?

Oder wird es – aus Sicherheitstründen zum Schutz vor Unfällen mit autonomen Vehikeln – künftig innnerorts eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 15 km/h, auf Landstraßen auf 35 km/h und auf Autobahnen auf 80 km/h geben, was die Fahrzeiten entsprechend verlängert?

Und was ist mit der vielen Zeit, die wir nach dem Willen der Regierung mit dem Warten auf den Bus und die Bahn verbringen sollen, weil der Individualverkehr – auch wenn elektrisch – doch längst nicht so energieeffizient und klimaneutral sein kann, wie der Öffentliche Personen- und Güter- Nah- und Fernverkehr?

Ich kann nur für mich sprechen. Aber in 95% aller Fälle steige ich bei A ins Auto, um möglichst schnell in B wieder aus dem Auto aussteigen zu können. Die anderen 5% sind Spazierfahrten, um die Landschaft im jeweiligen Kleid der Jahreszeit zu bewundern.

Ich steige nicht ins Auto, um zu telefonieren, sondern um zu fahren, obwohl ich, wenn es so kommt, im Auto auch telefoniere. Ich steige nicht ins Auto, um ein komplexes Internet-Device zu nutzen, sondern um zu fahren, auch wenn ich das Navi durchaus lieber einschalte als einen Straßenatlas zu wälzen. Ich steige auch nicht ins Auto, um Musik zu hören oder um ein Video anzusehen. Warum soll ich dazu ins Auto? Das kann ich doch viel bequemer im heimischen Wohnzimmer haben.

Diess hat zu seinen Managern gesagt, wenn dieses Unternehmen kein Industriedenkmal werden soll, dann müssen Sie die Denkmäler des Alltags beiseite räumen.

Das ist nicht besonders originell und hat mit der aktuellen Situation überhaupt nichts zu tun, doch

Gabor Steingart hat daraus gemacht:

Erfahrungsschatz ist in dieser historischen Situation, wo sich die Herausforderungen von Digitalisierung, Globalisierung und Klimawandel gegen das Bestehende verschworen haben, nur ein anderes Wort für Sondermüll. Der Traditionalist ist der Idiot unserer Zeit.

Diese beiden Sätze sind ätzender Giftmüll.

Sie stehen im Einklang mit der Frage, warum die Großeltern immer noch dreinreden, wo sie doch sowieso bald nicht mehr dabei sein werden.

Sie stehen im Einklang mit der Hetze gegen die „alten weißen Männer“, sie stehen in Resonanz mit „Deutschland, du mieses Stück Scheiße!“,

und vor allem sind sie – vor dem Hintergrund der Menschheitsgeschichte schlicht und einfach grottenfalsch.

 

Hier werden von Unbefugten die Posaunen des Jüngsten Gerichts geblasen.

Wehe denen, die sich – statt  in ein donnerndes Gelächter auszubrechen – davon ins Bockshorn jagen lassen.

(Oder habe ich Steingart missverstanden? Zitiert er einfach nur die von der eigenen Panik Begeisterten, wohl wissend, dass auch das vorübergehen wird? Es könnte sein. Seine Formulierungen lassen diese Deutung zu. Vielleicht will er sich eines Tages darauf berufen. Safety first!)