E-Mobilitäts-Gesinnung – einfach erklärt

Momentan überschlagen sich die deutschen Automobilproduzenten mit Ankündigungen zum Ende des Verbrenners.

  • Volkswagen will  den europäischen Markt bis 2030 zu 70 Prozent mit E-Autos beliefern.
  • Die Konzerntochter Audi will die Entwicklung für neue Verbrenner-Modelle 2025/2026 einstellen.
  • Daimler will 2030 überhaupt keinen Verbrenner  mehr bauen.
  • BMW wird ab 2024 in Deutschland keinen Verbrenner mehr vom Band laufen lassen.

Auch andere europäische Hersteller wenden sich von ihren bisherigen Milchkühen ab und setzen auf vegane Mobilität.

Die Frage: „Sehen die denn nicht, dass die E-Mobilität keine Zukunft hat, weil es unmöglich ist, den notwendigen Strom für die Mobilität bereitzustellen?“, ist durchaus berechtigt, kann aber guten Gewissens verneint werden. Die Strategen in den Planungsabteilungen der Automobilhersteller sehen das sehr wohl, doch sie sind eben das genaue Gegenteil von blöd und verstehen es, aus dem unlösbaren Problem eine nicht verfehlbare Chance zu machen.

Da ist zunächst einmal die Tatsache, dass alle Automobilhersteller Produkte für den Weltmarkt entwickeln. Das Phänomen „Strommangel“ kennt der Weltmarkt, außer in Deutschland, nur in jenen Regionen, wo unterentwickelte Volkswirtschaften so beschaffen sind, dass sich – außer den jeweiligen Potentaten und deren Hofstaat – niemand einen Neuwagen leisten kann. In allen anderen  Regionen der Erde ist preiswerter und in ausreichender Menge verfügbarer Strom kein Problem. Wenn dort nun aber ebenfalls die E-Mobilität gefördert wird, um sich, wie in China, den Anschein zu geben, die Regeln der Pariser Klimakonferenz befolgen zu wollen, weil die Abgase nun nicht mehr von den Automobilen, sondern von den Kohlekraftwerken ausgestoßen werden, kann man diesen Markt nicht der Konkurrenz überlassen. Vor Corona verkaufte der VW-Konzern 40 Prozent seiner Produktion in China. Diesen Marktanteil zu halten und auszubauen, erfordert eine Fahrzeugflotte mit Elektro-Antrieb, die noch vom verblassenden Ruhm des „Made in Germany“ lebt und sich den neuen, guten Ruf erst noch verdienen muss.

Wie es weltweit aussieht, hat das Wirtschaftsministerium hier in einer beeindruckenden Tabelle dargestellt. Um die Sondereinflüsse der Corona-Pandemie auszublenden, empfiehlt es sich, nur die Daten von 2019 zu beachten. Am wichtigsten sind dabei die folgenden Daten:

65 % des Umsatzes der deutschen Automobilproduzenten wurden 2019 im Ausland erzielt.
30% der Produktion der deutschen Automobilproduzenten fand 2019 im Ausland statt.

Bei den 70% inländischen Produktionsanteils sollte man allerdings vorsichtig sein. Nach meiner  Einschätzung sind darin Zulieferungen aus dem Ausland nicht enthalten.

Zwei Drittel des Umsatzes sind also „safe“, so lange  der Weltmarktanteil gehalten werden kann – und so lassen sich sowohl Diesel- als auch Benziner-Modelle immer noch fast überall auf der Welt herstellen und verkaufen, so lange dort die entsprechende Nachfrage vorhanden ist. Geht die weltweite Nachfrage in Richtung E-Auto, dann ist auch das relativ einfach zu bewerkstelligen, weil man die entsprechenden Modelle bereits verfügbar hat und der Zuwachs in diesem Sektor durch entsprechende Skalierung und Umrüstung von Fabriken kaum anders wie bei einem normalen Modellwechsel vollzogen werden kann.

Das inländische Drittel des Automobil-Absatzes kann jedoch  nicht so einfach vernachlässigt werden. Fehlt dieser Umsatz, wird die gesamte deutsche Automobil-Industrie defizitär, egal, wie im Ausland die Gewinne sprudeln. Ein bisschen hat man dem bereits vorgebaut, indem schon im Vorfeld  – und dann im Schatten – der Corona-Krise  massenhaft Arbeitsplätze bei den Herstellern und ihren deutschen Zulieferern abgebaut wurden.

Selbstverständlich würden die inländischen Kunden auch weiterhin ihre Diesel und Benziner kaufen, gäbe es nicht die Politik, die im Wettlauf um die Wählerstimmen voll auf die Angst vor dem Klimatod setzt, so dass sich die Parteien in einem Wettbewerb um Beschränkungen und Verbote befinden, den zwangsläufig diejenigen verlieren müssen, die immer noch  versuchen, wenigstens halbwegs vernünftig zu argumentieren.

Von allen guten Geisteren verlassen, ist die EU-Kommission obendrein dabei, mit der EURO-7 eine Abgasrichtlinie zu erlassen, die den Betrieb von mobilitätstauglichen Verbrennerfahrzeugen physikalisch unmöglich machen könnte – und vermutlich machen soll.

Anstatt hohe Strafen aus Brüssel in Kauf zu nehmen, weil die „Flotten-Emissions-Werte“ überschritten werden, nimmt die deutsche Automobilindustrie lieber Subventionen, also Hilfen für die Umstellung auf die E-Mobilität in Empfang und macht sich nach und nach einen schlanken E-Mobilitäts-Fuß.

Schiefgehen kann da gar nichts.

Entweder es gelingt tatsächlich, die Strom-Ausbeute aus Wind und Sonne bis 2030 kontinuierlich so zu steigern und dabei eine ausreichend leistungsfähige Speichertechnologie zu installieren, dann werden sich auch in Deutschland immer mehr E-Automobile verkaufen lassen.

Gelingt es nicht, die „Erneuerbaren“ im erforderlichen Maße zu nutzen, wird entweder der Rückbau der Kohlekraftwerke doch noch aufgehalten und/oder der Neubau von Kernkraftwerken im beschleunigten Verfahren beschlossen, so dass die Stromversorgung trotz steigender E-Mobilität gesichert bleibt.

Gelingt nichts von alledem, weil die Grünen an der Regierung in ihrem Dekarbonisierungskurs durch nichts zu bremsen sind, ist es der deutschen Automobilindustrie im (geheuchelten) Vertrauen auf die ausreichende Stromversorgung immerhin gelungen, ihre E-Mobile bis zum Mega-Blackout in den Markt zu drücken. Die Rechtsabteilungen dürften jetzt bereits damit beschäftigt sein, Schadensersatzklagen gegen den Bund vorzubereiten, da sie – genau wie die Betreiber von Kern- und Kohlekraftwerken – durch politische Entscheidungen schwere wirtschaftliche Schäden zu erleiden hatten.

Dass dann einige Millionen deutsche Kfz-Eigner von einem Tag auf den anderen  zur Immobilität verdammt sind, kann ja den Automobilherstellern nicht angelastet werden. Dass sich so etwas wie eine „Anti-Umwelt-Hilfe“ gründet und die Konzerne vor den Kadi schleppt, weil sie den Kunden verschwiegen haben, dass alle E-Mobile mit einer von der Politik konstruierten, diskreten Abschaltautomatik ausgestattet sind, die erst dann greift, wenn genug von den Dingern verkauft worden sind, ist nicht zu erwarten, und falls doch, würden diese Klagen vermutlich in Bausch und Bogen abgewiesen, weil der Kampf gegen das Klima nun einmal Opfer erfordert, was schließlich alle gewusst hätten. Insofern konnten die Automobilhersteller gar nicht verschweigen, was doch von Anfang an offenkundig war.