Wenn Deutschlands größter Wohnungskonzern den Bilanzwert seiner Immobilien um rund 3 Prozent senken muss, weil zur Schuldensenkung beabsichtigte Verkäufe nicht abgeschlossen werden konnten, dann könnte man noch mutmaßen, die Vonovia sei in Not geraten. Doch das ist nicht der Fall. Der Vonovia geht es den Umständen entsprechend gut, wie das Handelsblatt in diesem Zusammenhang berichtet.
Der Wertverlust von Immobilien ist eine Sonderauswirkung von Inflation und Inflationsbekämpfungsmaßnahmen und ist auch anderswo zu verzeichnen. Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken meint, die Immobilienpreise würden in diesem Jahr nur noch moderat sinken und rechnet mit einem Rückgang um 6 Prozent (und das nennen die noch moderat …!).
Am Beispiel der Immobilienpreisentwicklung zeigt sich, was auch bei den Umsatzrückgängen im Einzelhandel zu beobachten ist:
Was wir erleben, das ist keine Inflation.
Der steile Anstieg der Immobilienpreise in den letzten Jahren (von 2010 bis 2022 um 80 Prozent), das war zu einem Teil Inflation, zu mindestens zwei Teilen aber Inflationserwartung, geschürt durch die lockere Geldpolitik der EZB. Vorsichtige Anleger, die dem Geldwert nicht mehr trauten, versuchten ihr Geldvermögen in Sachwerte zu retten und zahlten sich dabei dumm und dämlich. Allerdings spielte sich diese Inflation außerhalb der üblichen Warenkörbe ab, so dass sie weder so genannt noch öffentlich als Inflation wahrgenommen wurde.
Was wir erleben, das ist keine übermäßig aufgeblähte Geldmenge!
Wo hätte die auch herkommen sollen? Die Banken leiden unter der nachlassenden Kreditnachfrage und haben zugleich ihre Vergabekriterien verschärft. Der gesamte Bausektor ist in der Kreditnachfrage faktisch weggebrochen. Der Bundeswehr-Wumms ist noch nicht als Kaufkraft im Markt angekommen, und wie zu erwarten war, wird das Allermeiste davon an ausländische Rüstungsunternehmen fließen. Der Doppelwumms zur Entlastung von Heizkosten und Inflation hat den Abfluss durch gestiegene Energierechnungen noch nicht einmal vollständig ausgeglichen, wie auch vorher schon die Corona-Hilfen die Einkommensausfälle nicht vollständig ausgeglichen haben.
Was wir erleben, das ist die klassische Teuerung.
Teuerung als Folge von Knappheiten. Energie ist knapp in Deutschland, so knapp, dass davon sogar die westlichen Weltmarktpreise in die Höhe ziehen. Arzneimittel sind knapp, weil wir im Zuge der Globalisierung voll auf Importe aus Asien gesetzt haben. Stahl ist knapp, weil Energie knapp ist, Aluminium ist knapp, weil Energie knapp ist, sogar Bauholz ist knapp, weil wiederum die USA und die Asiaten den Markt leerkaufen. Hier gilt, dass das knappe Angebot in Deutschland bei noch nicht einmal gestiegener, teilweise sogar rückläufiger Binnennachfrage, mit Preiserhöhungen reagiert.
Es gibt allerdings auch noch andere Knappheiten. Es fehlen einigermaßen qualifizierte preiswerte Arbeitskräfte, die so genannten „Fachkräfte“, um trotz aller Teuerung noch zu marktgerechten Preisen produzieren zu können. Dies führt wiederum dazu, dass weniger produziert wird als die Kapazitäten hergäben, dass demzufolge weniger Löhne, weniger Sozialabgaben, weniger Steuern gezahlt werden. Dies wiederum führt zu Engpässen bei der Staatsfinzanzierung, weshalb der Finanzchef der Koalition die Staatsausgaben an einigen empfindlichen Stellen kürzen muss.
Nein. Wir haben keine Inflation,
sondern eine beginnende Rezession
und vor allem eine
nur von der Teuerung überlagerte Deflation!
Steigende Zinsen lassen weder die dringend benötigten neuen Gaskraftwerke entstehen, noch halten sie auch nur ein energieintensives Unternehmen davon ab, die Produktion in Deutschland einzustellen. Steigende Zinsen lassen auch die Einzelhandelsumsätze nicht wachsen und die Strompreise nicht sinken. Es wird nur noch weniger Einzelhandel geben und den Strom werden sich Unternehmen und Privathaushalte noch weniger leisten können.
Von daher halte ich den Versuch, die Inflation mit Zinserhöhungen zu bekämpfen für ebenso intelligent, wie an einer Steigung, die dem Motor im zweiten Gang schon die volle Leistung abverlangt, auch noch die Handbremse anzuziehen.
Am Ende steht die Erkenntnis:
Abgewürgt.
Doch das ist ein Reflex der Ökonomen. Deren Allheilmittel bei Preissteigerungen heißt:
Zinsen anheben!
Die Ursache der Preissteigerung, so besagt das Modell von Angebot und Nachfrage, liegt in überschießender Nachfrage. Zuviel Geld im Markt! Typische Lohn- Preisspirale. Das haben wir gleich!
Besser als die Zinsen anzuheben,
wäre es die Verantwortlichen ihrer Ämter zu entheben.
Doch ebenso unverständlicher- wie unglücklicherweise zeigen die Demoskopen an, dass die Zustimmungswerte der Grünen wieder steigen. Von 13,8 am 12. Juli auf 14,5 am 5. August. Mit einem Ende der Knappheiten, der Teuerung, der Rezession und der Depression darf also noch lange nicht gerechnet werden.