Das Krähen der Corona-Gockel

und das Gackern der Corona-Hennen

Es wird derzeit ein absurder Krieg der Worte geführt, mit dem Ziel, den Nachweis zu führen, dass die – für diese Welt und die auf ihr lebenden Menschen – neuartige Krankheit Covid-19 nicht gefährlicher sei als die schon länger bekannte echte Grippe (Influenza).

Zumeist schließt sich dem vermeintlich erfolgreich geführten Nachweis dann die Forderung an, wesentliche Teile der zum Schutz der Bevölkerung ergriffenen Maßnahmen zu beenden, weil sie

  • entweder einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte bedeuten würden,
  • oder einen verheerenden negativen Einfluss auf die Wirtschaft hätten und
  • nicht helfen würden „die Situation“ zu verbessern.

Es hilft nichts: Um besser zu verstehen, was Covid-19 mit einer Bevölkerung macht, muss man kurz hinter Adam und Eva beginnen. Dann erinnern wir, dass bis auf Henoch und Elia, von denen die Bibel das Gegenteil berichtet, noch immer alle Menschen gestorben sind . Es kann daher mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass sich dies auch in Zukunft so fortsetzen wird.

Wenn nun jemand allen Ernstes argumentiert, dass die meisten Menschen, die an, mit oder wegen des Sars-Cov-2-Virus gestorben sind oder noch sterben werden, sowieso gestorben wären, dann ist das zweifellos wahr.

Der Zusatz, dass dieses „Sowieso-Sterben“ auf ihr Alter und/oder ihre Vorerkrankungen zurückzuführen sei, ist jedoch eine vollkommen irrelevante Feststellung.

Nicht, dass jemand sterben wird, steht hier zur Debatte, sondern ob eine Erkrankung das Sterben auslöst und der Tod der erkrankten Person – entgegen der Prognose vor Beginn der zusätzlichen Erkrankung – früher eintritt.

Natürlich gibt es den häufig zitierten Fall des Krebspatienten im Endstadium, der nur noch palliativmedizinisch betreut wurde und sich in seinen letzten Tagen auch noch mit Sars-Cov-19 infizierte. Doch selbst hier kann die Krankheit, bei der sich das Sterben wie „Ertrinken, nur sehr viel langsamer/grausamer“ anfühlen soll, das Erleben der gleichen letzten Tage des Patienten deutlich unangenehmer gestaltet haben.

Die tatsächlich in großer Zahl anzutreffenden chronisch Kranken, insbesondere die Diabetiker und Hochdruck-Patienten, die am häufigsten erwähnt werden, sind von ihren behandelnden Ärzten jedoch medikamentös gut eingestellt und stehen – Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel – in aller Regel eben nicht schon mit einem Bein im Grab. Diese hätten – ohne den Tod durch Covid-19 – noch eine mehr oder minder lange Reihe (beinahe) beschwerdefreier Jahre vor sich gehabt, hätten noch die Geburt eines Enkels oder die Feier des eigenen achtzigsten Geburtstages erleben können.

Diese vielen Fälle einfach abzutun, mit der empathielos hingerotzten Bemerkung: „Die wären sowieso gestorben“, ist an Zynismus kaum zu überbieten und steht, zumindest für meine Begriffe, schon hart an der Grenze zur Errichtung eines neuen Euthanasie-Regimes.

Es geht nicht darum, dass wir alle eines Tages sterben müssen, sondern um den Verlust an lebenswerten Lebensjahren, über deren Wert letztlich nur jeder einzelne für sich befinden darf, nicht aber Gesundheitspolitiker, Wirtschaftswissenschaftler und Verschwörungstheoretiker.

 

Wenn nun jemand allen Ernstes argumentiert, man brauche wegen Covid-19 keine besonderen Maßnahmen zu treffen, denn diese Krankheit sei der Grippe durchaus vergleichbar, dann hat auch diese Argumentation, selbst wenn die darin aufgestellte Behauptung zuträfe, einen schweren Fehler.

Es ist doch nicht so, dass Covid-19 die Grippe abgelöst hätte, dass also für jeden Covid-19-Toten zugleich ein Mensch weniger an Grippe sterben würde. Diese neuartige Krankheit ist eine zusätzliche Gefahr, eine zusätzliche Belastung des Gesundheitssystems, ein zusätzliches Sterberisiko.

Wie würden Sie reagieren, wenn ihnen der Mechatroniker in der Werkstatt ihres Vertrauens versichert, wegen des abgefahrenen Reifens hinten links müssten Sie sich keine Gedanken machen, das sei auch nicht gefährlicher als der schon länger abgefahrene Reifen vorne rechts?

Sie würden ganz vorsichtig vom Hof fahren, das Auto zu Hause abstellen und es erst wieder bewegen, wenn es Ihnen gelungen ist, vier Reifen mit mindestens dem vorgeschriebenen Mindestprofil am Fahrzeug montiert zu haben.

Wenn dann jemand daherkommt und ernsthaft argumentiert, weil es noch keine Herdenimmunität gäbe, müsse man jetzt dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen möglichst schnell infiziert werden, weil mindestens 80 Prozent aller Infektionen symptomfrei blieben und bei weiteren 10 Prozent lediglich ein harmloser Verlauf wie bei einem grippalen Infekt zu erwarten sei, dann sind Zweifel anzumelden, ob der Betreffende in seiner Schulzeit jemals von einem Lehrer unterrichtet wurde, der in Prozentrechnen fit war.

Selbst wenn dieses Virus bei seinem ersten Auftreten in Deutschland nur 50 Prozent der Bevölkerung infizieren würde, ergäben sich folgende Auswirkungen:

41,50 Millionen – die anderen 50 Prozent – wären überhaupt nicht betroffen.
33,20 Millionen hätten sich zwar infiziert, würden davon aber nichts merken.
4,15 Millionen würden nur leicht erkranken, aber weitere
4,15 Millionen – mit ansteigender Tendenz über drei oder vier Monate verteilt mit schwerer Symptomatik erkrankend – könnten niemals die notwendige medizinische Betreuung erhalten, weil es schlicht und einfach weder die Betten in den Kliniken, noch die Beatmungsgeräte, noch die Ärzte und Pfleger gibt, die dafür erforderlich wären. Von den Grabstätten für 200.000 bis 400.000 zusätzliche Leichen ganz zu schweigen.

Ohne die inzwischen ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche würden wir in Deutschland die Zahl von 50 Millionen Infektionen bis Ende April 2020 unweigerlich erreichen, denn bis zur Einschränkung des öffentlichen Lebens wuchsen die Fallzahlen von Tag zu Tag etwa um den Faktor 1,3. Zählen Sie einfach mal die Tage, wenn man von 1.000 Infizierten ausgehend mit dem Faktor 1,3 fortschreibt:

1.000 – 1.300 – 1.700 – 2.200 – 2.900 – 3.700 – 4.800 – 6.300 – 8.200 – 10.600 – 13.800 – 17.900 – 23.300 – 30.300 – 39.400 – 51.200 – 66.500 – 86.500 – 112.500 – 146.200 – 190.000 – 247.000 – 321.000 – 417.500 – 542.800 – 705.600 – 917.300 – 1.192.500 – 1.550.300 – 2.015.400 – 2.620.000 – 3.406.000 – 4.427.800 – 5.756.100 – 7.483.000 – 9.728.000 – 12.646.200 – 16.440.000 – 21.372.100 – 27.783.700 – 36.119.000 – 46.954.500 …

 

Andere wiederum sind der Überzeugung, man brauche keineswegs die ganze Bevölkerung einzusperren, es genüge, die Risikopatienten zu isolieren.

Die Idee ist nett, aber vollkommener Blödsinn.

Um die Risikopatienten isolieren zu können, müsste man sie kennen. Das ließe sich vielleicht noch machen, man könnte beschließen, dass einerseits alle ab dem vollendeten 65. Lebensjahr, andererseits alle, deren Patientenakten relevante Vorerkrankungen aufweisen, zur Risikogruppe gehören und isoliert werden müssten.

Da kämen gut 20 Millionen Rentner zusammen. Dazu geschätzt 5 Millionen Patienten mit relevanten chronischen Erkrankungen unter 65.

Von diesen 25 Millionen sind etwa 3 Millionen in unterschiedlichem Grade pflegebedürftig – eine knappe Million lebt in Alten- und Pflegeheimen.

Das Problem ist also ungefähr 20 bis 24 Millionen Menschen groß, die zum Teil in Single-Haushalten, zum Teil als Rentner zu zweit, zum Teil im Haushalt mit Kindern und Enkeln zusammen wohnen. Die Hunderttausend-Dollar-Frage lautet hier doch: Wie sollen die durch spezielle Quarantäne-Bestimmungen mindestens ebenso gut vor Infektionen geschützt werden, wie durch weitgehende Ausgangsbeschränkungen für alle?

Es funktioniert nicht. Nicht für 20 Millionen freilaufende Risikopersonen, die man ja nicht in ihren Wohnungen einsperren und verhungern lassen kann, während draußen, im Supermarkt, in der Apotheke, beim Arzt, usw., eine vielfach höhere Virenkonzentration vorherrscht als unter den jetzt verhängten Ausgangsbeschränkungen.

Das ist nicht durchdacht – und jeder Versuch der Umsetzung käme dem noch 2020 vollstreckbaren Todesurteil für hunderttausende Rentner und Risiko-Patienten gleich.

 

Auf so lächerliches Empörungsgeschrei, wie: „Die addieren immer nur die Infektionen auf, ziehen aber nie die Geheilten ab!“, und, „Wer infiziert war, wird als Corona-Toter gezählt, auch wenn er an Herzinfarkt gestorben ist. Schweinerei!“, will ich gar nicht weiter eingehen.

Wer sich nicht damit abfinden kann, dass zu statistischen Größen Definitionen gehören, die man kennen sollte, wenn man eine Statistik liest,  weil man sonst falsche Schlüsse ziehen wird, ist irgendwo im Trotzkind-Status hängengeblieben, sonst würde er nicht darauf bestehen, dass man sich seiner – in aller Regel untauglichen – Definitionen bedienen müsse. Soll man zum Beispiel, angesichts längst überforderter Ärzte in den Kliniken, jeden Toten, der positiv auf Covid-19 getestet wurde, noch aufwändig obduzieren, damit die wahre Todesursache in die Statistik einfließen kann? Sicherlich nicht. Man muss wissen, was die Zahl bedeutet – und das wird ja nicht geheim gehalten, und man muss wissen, dass es weder sinnvoll, noch möglich ist, bessere Zahlen zu erfassen.

 

Noch schöner und verrückter  wird es dann, wenn die Behauptung aufgestellt wird, die Steigerung der Fallzahlen käme nicht daher, dass  es mehr Fälle gebe, sondern nur daher, dass mehr getestet würde, weshalb alles nur Panikmache sei. Ich fühle mich von solchen „Experten“ verarscht.

Wir wissen, dass gerade hier bei uns immer noch zu wenig getestet wird, unter anderem deshalb, weil es an den Testkits mangelt. Vorgabe war vor kurzem noch, um Testkits für die schweren Fälle zu sparen: Getestet wird nur, wer Symptome hat.

Wir können also davon ausgehen, dass nicht mehr getestet wird, weil das den Ärzten Spaß macht, sondern weil mehr Patienten mit Symptomen vorstellig werden.

Wir müssen folglich davon ausgehen, dass stets die jüngste gemeldete Fallzahl der Wahrheit am nächsten kommt, aber immer noch nicht den vollen Umfang  der „Durchseuchung“ anzeigt.

So ist zweifellos die jeweils jüngste Zahl bestätigter Fälle die beste Basis, wenn es darum geht die Zahl der tatsächlich Infizierten, einschließlich der noch unerkannten Fälle abzuschätzen, Prognosen für den weiteren Verlauf der Ausbreitung zu stellen und entsprechende Maßnahmen zu beschließen.

Jegliche Diskussion um „falsche“ Steigerungsraten in der Vergangenheit ist nur Larifari ohne jeden praktischen Nährwert.

 

Und wenn die angeblich „medizinischen“ Argumente dann allmählich ausgehen, heißt es:

Aber der verheerende wirtschaftliche Schaden …!

Sind wir wirklich schon so weit?

Ist das BIP das Maß aller Dinge?

Müssen wir ohne statistisch gesichertes und von den Wirtschaftsweisen prognostiziertes Wachstum alle sterben? Doch sicherlich nicht!

  • Aller Voraussicht nach wird die Versorgung mit Nahrungsmitteln und unverzichtbaren Gebrauchsgegenständen nicht zusammenbrechen. Das Notwendige wird zur Verfügung stehen.
  • Aller Voraussicht nach wird die Versorgung mit Geld ebenfalls nicht zusammenbrechen, so dass das Notwendige gekauft werden kann, und wo hier und da das Geld zu Ende geht, will der Staat helfen.

Es wird niemand verhungern, verdursten oder erfrieren müssen, weil es an den Ressourcen fehlt. Das ist das Wichtigste, und das ist gewährleistet. Und wo es einmal hakt, können sich Menschen immer noch helfen. Die Situation ist weitaus besser als 1947.

Die Regelung, dass niemand wegen Mietrückständen aus der Wohnung geworfen werden darf, ist vernünftig. Sie ist, wenn man ein bisschen Verstand aufbringt, sogar für den Vermieter vernünftig, geht man davon aus, dass auch Vermieter nicht verhungern, verdursten oder erfrieren werden, wenn die Miete ausbleibt, weil bei den Mietern das Gehalt ausbleibt. Das gilt übrigens in weitem Umfang auch für Gewerbemieten.

Letztlich geht es nur um Forderungen auf Geld.

Geld kann man nicht essen.

Also ist es nicht so schlimm, wenn das Geld ausbleibt.

Auf das Brot kommt es an.  

Wenn von 760 Flugzeugen der Lufthansa 700 am Boden bleiben und 30.000 Lufthansa-Beschäftigte mit Kurzarbeitergeld zurechtkommen müssen, ist das nicht lustig, aber auch nicht schlimm. Die Flieger zerfallen nicht zu Staub  deswegen, und wenn Entwarnung gegeben wird, können sie wieder in die Luft, und es wird dann auch bald wieder Passagiere geben, weil die wieder Geld verdienen und endlich wieder mal raus wollen.

Es ist, als lege die Volkswirtschaft ein Sabbatical ein.

Es werden in dieser Zeit keine Gewinne gemacht, es wird eher von der Substanz gezehrt. Aber es ist nur eine Pause. Das Land liegt nicht in Schutt und Asche. Es ist alles noch da und es kann alles wieder in Betrieb genommen werden. Das Leben kann und wird weitergehen, spätestens wenn ein Medikament entwickelt, eine Therapie gefunden ist, und irgendwann auch mit einer Impfung der Gefährdungsgrad der Influenza erreicht worden ist.

 

Und Aktienkurse?

Was kümmern mich Aktienkurse? Seit wann kann man die essen?

Ändert sich die Waschkraft von Persil, wenn der Kurs der Henkel-Aktie fällt?
Wird der Golf schneller, wenn die VW-Aktie steigt?