Deutschland – Protokoll des Niedergangs – 5 Jahre Stellenabbau

Am 21. September 2019 habe ich damit begonnen, meine Anfang der 2000er Jahre schon einmal geführte Statistik der Arbeitsplatzvernichtung in Deutschland wieder aufzunehmen.

Ich hatte den Eindruck, dass die Deindustrialisierung des Landes wieder Fahrt aufnimmt und habe erst einmal die Schreckensmeldungen aus den letzten paar Wochen zusammengestellt. So sah das aus:

Datum Wer wie viele Summe
21.09.19 BMW 5000 5000
Commerzbank 4300 9300
Tag 1 Krones 400 9700
Siemens 166 9866
Ueckermünder Gießerei 180 10046
Hydro 700 10746
Senvion 900 11646
Brandl Maschinenbau 120 11766
Leica 80 11846
Brose 1000 12846
Saarbrücker Gießerei 1000 13846
Ensinger 61 13907
Innogy (EOn, RWE) 5000 18907
Astra-Zeneca 175 19082
Linhardt 67 19149
TWB Prevent 140 19289
Zollern 20 19309
Krankenhaus Luckenwalde 80 19389
Hörmann Automotive 576 19965

Diese Tabelle befindet sich heute hier, im Archiv 1 .

20.000 Jobs, deren Abbau vollzogen oder angekündigt war, habe ich an diesem ersten Tag registriert.

Heute, am 1825. Tag, finden sich in meiner Statistik

2.408.220 Jobs,

die es nicht mehr gibt, bzw. bald nicht mehr geben wird.

Doch es gab noch etwas, das ich vor fünf Jahren angekündigt habe, obwohl es erst in den letzten Monaten eingetroffen ist, nämlich das Schicksal von ZF, der Zahnradfabrik Friedrichshaben. Lesen Sie, was mir schon 2019 klar war:

ZF – Diese Abkürzung bedeutet „Zahnradfabrik Friedrichshafen“.
ZF beschäftigt in Deutschland noch rund 50.000 Mitarbeiter. ZF ist wichtiger Zulieferer der Automobilindustrie. Sollten jedoch weniger Zahnräder benötigt werden, weil die voller Zahnräder steckenden Schalt- und Autmatikgetriebe in Automobilen nicht mehr verbaut werden müssen, weil die Fahrstromregelung der E-Mobile Getriebe überflüssig macht, dann geht es auch ZF an den Kragen. Noch pfeift Herr Wolf-Henning Scheider, derzeit ZF-Chef, laut im Walde. Die Gefahr die er sieht lautet: „Es kann sein, dass wir uns in den nächsten Jahren darauf einstellen müssen, dass das deutsche Exportmodell beispielsweise aufgrund von Zöllen nicht mehr funktioniert, dann müssten wir Produktion stärker in Länder verlagern, in denen die Fahrzeuge gebaut werden. Wenn das passiert, könnte es schon sein, dass wir nicht alle Arbeitsplätze hier halten können.“

… und lesen Sie, was heute bei ZF los ist:

BR24 Wirtschaft, vom 29. Juli 2024: Bis zu 14.000 Jobs weg: Massiver Stellenabbau bei ZF geplant, und nun nicht mehr wegen Zöllen (ha,ha, ha!), sondern wegen der Elektromobilität, die in Deutschland gerade eben auch den Bach, ach was, den Sturzbach runtergeht.

Am 30. September 2019 dann diese Prognose, die sich inzwischen als wahr erwiesen hat, auch wenn die Mainstream-Medien noch sehr vorsichtig mit dieser Wahrheit umgehen und immer noch den Siegeszug der E-Mobilität herbeischreiben wollen.

Die WELT erzählt ihren Lesern am Sonntag, dass der Umstieg auf die E.´-Mobilität bis 2030 (11 Jahre) per Saldo (234.000 Abbau, 109.000 Zubau) 125.000 Arbeitsplätze in Deutschland kosten wird.Das halte ich für eine gefährliche Illusion. Die deutsche Automobilindustrie verliert mit dem zuverlässigen, leistungsfähigen, sparsamen und umweltfreundlichen Verbrennungsmotor ihr Alleinstellungsmerkmal. Elektro können alle – und vor allem billiger. Die Weltmarktanteile werden alleine über die großen Namen der Vergangenheit nicht zu halten sein, vor allem dann, wenn sich die E-Autos in Deutschland gar nicht durchsetzen können, weil es nicht genug Strom für sie gibt und der, den es gibt, der teuerste der Welt ist.

Hierzu gilt es ein zweites Jubiläum zu erwähnen.

Die Dokumentation der Irrtümer der deutschen Energiewende, die auf Wunschvorstellungen und Luftschlössern aufgebaut ist und Billionen verschlingt, um die Energieversorgung dramatisch zu verschlechtern und zu verteuern, meine 651 Seiten starke Dokumentation „Kipppunkt Energiewende – Vom Heilsversprechen zur Dekarbonisierung“ ist vor genau einem Jahr erschienen.

Der „Klappentext“ auf der Rückseite macht auch nach einem Jahr noch neugierig.

Egon W. Kreutzer ist überzeugt, Deutschland steht am Kipppunkt der menschengemachten Energiewende.

Inflation, Rezession, Energiemangel, Insolvenzen und Betriebsschließungen sind die unverkennbaren Folgen einer vollkommen unausgewogenen Politik, die, ausschließlich fokussiert auf den Fortschritt der Dekarbonisierung, jeden Kollateralschaden billigend in Kauf nimmt.

Sein Tagebuch der Energiewende folgt den Spuren der Zerstörung der deutschen Energiebasis und spießt mit spitzer Feder, angereichert mit einem kräftigen Schuss Galgenhumor, jene Entwicklung auf, deren vorläufiger Höhepunkt mit dem Gebäude-Energie-Gesetz erreicht ist.

Das Buch ist natürlich immer noch zu haben, auch als E-Book. Hier geht’s zur Leseprobe und zum Shop. Der hoch erscheinende Preis ergibt sich aus den Druckkosten. Immerhin erwerben Sie mit der Printausgabe knapp 1 kg bedrucktes Papier.

 

Zurück zu „5 Jahre Stellenabbau“

Es gab in diesen fünf Jahren Phasen, mit großen Ankündigungen großer Unternehmen, welche die Summe des Jobabbaus schnell in die Höhe getrieben haben, und es gab Phasen, in denen überwiegend kleinere Unternehmen den Betrieb aufgegeben haben, in Insolvenz gerutscht sind oder ihre Belegschaften verkleinern  mussten.

Gerade bei den kleineren Unternehmen habe ich längst nicht alles  mitbekommen, alleine die Insolvenzzahlen aus den offiziellen Statistiken übersteigen die von mir erfassten Insolvenzen um ein Vielfaches, denn längst nicht jede Firmenpleite und schon gar nicht einzelne Entlassungen findet ihren Niederschlag in den Medien. Das trägt übrigens, neben den geschönten Statistiken  der BA mit dazu bei, dass sich die Lage immer noch besser „anfühlt“ als sie tatsächlich ist.

Was ebenfalls aus meiner Statistik nicht hervorgeht, ist der fortschreitende Umbau von Vollzeit- in Teilzeitstellen, und der nur mit einem Gespür für das Geschehen zu erkennende Umbau von hochwertigen Arbeitsplätzen in der Produktion, in geringwertige Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich.

Kaum jemand macht sich klar, dass die Bestellung von im Ausland hergestellten Waren über die Portale ausländischer Verandhandelskonzerne zwar immer mehr Beschäftigung in Logistikzentren und Auslieferungsfahrzeugen mit sich bringt, gleichzeitig aber auch die Auslastung des stationären Einzelhandels und der Produktion inländischer Hersteller reduziert. So verschwinden gute Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung samt dem damit verbundenen Fachwissen und werden durch Logistik-Arbeitsplätze mit minimaler Wertschöfpung ersetzt.

Dass jeder sehen muss, wie er mit seinem Einkommen auskommt, und daher schon fast gezwungen ist, das gleichwertige Produkt aus asiatischer Fertigung um  zwanzig bis dreißig Prozent billiger zu erwerben als das deutsche (falls so etwas in D überhaupt noch produziert wird), trägt zu diesem Trend natürlich bei, der – ausgelöst von einer Flut umstrittener politischer Weichenstellungen – hilft, weiter an dem Ast zu sägen, auf dem wir sitzen.

Mit den Horrormeldungen aus Wolfsburg, die gerade heute wieder in meine Statistik Eingang gefunden haben, sollte inzwischen jedem klargeworden sein, dass es so mit Deutschland nicht weitergehen kann. 

Solange wir keine Regierung wählen, die gewillt ist, wieder die Verfolgung unserer nationalen Interessen in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen, und dafür auch liebgewonnene Gewohnheiten, die wir uns nicht mehr leisten können, aufzugeben, wird es aber so weitergehen.

Jeden Tag ein Stück tiefer in den Wohlstands- und Bedeutungsverlust zu sinken, ist nicht das, was wir uns wünschen, und auch nicht das, was wir nicht verhindern und umkehren könnten.