Ach, was sind die Grünen toll!

Sagt man Politikern  gemeinhin nach, sie würden Gewissen und Prinzipien an der Garderobe abgeben und nie wieder abholen, sobald sie auch nur in den Dunstkreis der Macht gelangen, so muss man den Grünen neidlos bestätigen:

Die sind anders.

Kommen Sie mir jetzt nicht mit Habeck und seinen aus der Reserve geholten CO2-Schleudern.  Als Bundesminister kannst du nicht mehr reingrün sein. Wer es so weit gebracht hat, dass er mit dem Kanzler am Kabinettstisch speisen darf, für den gilt, was Kaiser Wilhelm II. in die unvergesslichen Worte fasste: „Ich kenne meine Partei nicht mehr, ich kenne nur noch die Koalition.“

Aber in den Niederungen der Basis, wo aus dem fruchtbaren Schoß der Partei immer wieder raketengleich die Fähigsten hinaufgeschleudert werden, auf die große weite Weltbühne, da finden sich noch die guten Grünen von echtem Schrot und Korn. Die lassen sich nicht verbiegen, die lassen sich auch von Windmühlen nicht aufhalten und auch nicht von Spott und Hohn ihrer politischen Konkurrenz. Und alleine dafür möchte man sie unaufhörlich umarmen  und knuddeln und so richtig liebhaben.

Hätte Ernst Reuter heute noch eine Chance, sich zu Wort zu melden, er würde den Erfurter Dom besteigen und von der Höhe her rufen: „Völker dieser Welt! Schaut auf diese Stadt! Schaut auf diesen Freistaat! Schaut auf diese Grünen!“

Denn, auch wenn die Personaldecke dünn und löchrig ist, das eherne Prinzip  des geschlechtlichen und ethnischen Proporzes werden sich die Grünen, die nach der rückgängig gemachten Wahl unter dem Motto: „Rechts von den Grünen tut sich ein Abgrund auf“, zwei Ministerien der rot-rot-grünen (= links-mitte-rechts) Landesregierung übernehmen konnten, von keiner Macht der Welt abringen lassen.

Eine Frau mit Mädchennamen „Kaschta“ (was auf den ersten Pharao der kuschitischen 25. Dynastie in Ägypten zurückgehen dürftte, also einen, wenn auch fernen, Migrationshintergrund begründen kann) übernahm das Umweltministerium, ein Ingenieur namens „Adams“ bekam das Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz und füllte dieses Amt zu seiner vollsten Zufriedenheit aus.

Als Frau Anja Siegesmund, geb. Kaschta, beschloss, sich freiwillig aus der Politik zu verabschieden und ihr Amt als Umweltministerin zur Verfügung zu stellen, standen die Grünen  vor der Bewährungsprobe, die sie mit Bravour bestanden.

Aus Gründen der schon angesprochenen Personaldeckenproblematik kam als deren Nachfolger im Umweltministerium nämlich nur jener Mann in Frage, über den die Wikipedia einleitend und in der hier wiedergegebenen Reihenfolge schreibt, er sei „ ein deutscher Schauspieler, Rezitator, Regisseur, Theaterleiter und Politiker“.

Also ein zweiter Mann im zweiten Ministeramt von zweien, noch dazu mit einer durchaus ansehnlichen beruflichen Reputation, der obendrein auch noch als Politiker reüssieren konnte.

Zwei autochthone Männer, die im Leben etwas gelernt und geleistet haben, als Chefs der beiden grünen Ministerien in Thüringen, das ist unverzeihlich, das geht gar nicht, dass muss rückgängig gemacht werden.

Ob es die grüne Basis war oder die grüne Parteispitze oder beide im gedeihlichen Zusammenwirken, lässt sich nicht mehr so genau bestimmen. Jedenfalls verlangte man von Dirk Adams, er möge, getreu den Bestimmungen des grünen Katechismus (Ich entsage dem Teufel und all seinem Werk und Wesen und lege mein Schicksal in die grüne Quotenhand, die mich leitet zum frischen Quell …) sein Amt niederlegen, denn nur so könne die heilige grüne Herren- und Damenquote gewahrt werden. Ob man ihm angeboten hat, sich beim Standesamt in die Warteschlange zu stellen, um sich, wenn an der Reihe, als Geschlecht „weiblich“ in die offiziellen Papiere eintragen zu lassen,  ist nicht bekannt. Spielt aber auch keine Rolle, denn Adams weigerte sich grundsätzlich.

So blieb den Grünen nichts anderes übrig  als in den sauren Apfel zu beißen, bei MP Ramelow vorstellig zu werden, diesem die Instrumente zu zeigen und ihn aufzufordern, Adams – kraft seines Amtes und weil nun mal der Ober den Unter zu stechen hat – aus dessen Amt zu bugsieren.

Trotz der inzwischen schon mehrfach angesprochenen Personaldeckenproblematik ließen sich die Thüringer Grünen nicht lumpen  und veranlassten Herrn Ramelow nach vollbrachter Tat Frau Doreen Denstädt zur Ministerin für Migration, Justiz  und Verbraucherschutz zu berufen.

Nun ist die Welt der Grünen wieder in Ordnung.

UMWELT JUSTIZ
Mann Frau
weiß schwarz
Theaterer
Polizeibeamtin

               

Ein bisschen störend wirkt nur noch, dass nicht der Rezitator das Justizressort übernommen hat, wo es doch auf das präzise Zitieren, gerne auch aus dem Gedächtnis, juristischer Texte ankommt, und dass nicht die ehemalige Profi-Rugbyspielerin ins Umweltressort berufen wurde, wo es doch dort darauf ankommt, mit einer gewissen Körperlichkeit sowohl die Besetzung von Kohleförderungsarealen zu unterstützen als auch beim abrissfesten Asphaltkleben eine gute Figur zu machen.

Aber, erstens ist so einen Postenrochade kein Kindergeburtstag, und zweitens: Was nicht ist, kann ja noch werden.