Das Verbreitungsgebiet der Leoparden

Es heißt, keine andere Großkatze sei so anpassungsfähig wie der Leopard.

Das Großkatzen-Zooologenteam Hofreiter/Strack-Zimmermann will diese Aussage nun auf die Probe stellen und eine kleine Gruppe heimischer Leoparden in einem bisher von Leoparden unbesiedelten Gebiet auswildern, in der Annahme, dass der Leopard als invasive Tierart das dortige Biotop bald dominieren wird und den Nachzug weiterer Großkatzen möglich machen wird.

Gestern habe ich in der Rubrik „Schwer zu beantwortende Frage“ rein hypothetisch wissen wollen, um viele Wochen sich der Krieg in der Ukraine wohl verkürzen ließe, wenn die Bundeswehr mit allen ihren 328 Leopard-Panzern in den Ukrainekrieg eingreifen würde. Ersatzweise: Was 50 Leoparden, die der Ukraine ohne Besatzung zur Verfügung gestellt würden, wohl gegen die russischen Streitkräfte ausrichten könnten.

Diese Fragestellung steht in direktem Zusammenhang mit meinem Kommentar „Wundersame Wanderwege westlicher Waffen“ vom 7. Januar 23, in dem ich spekulierte, dass Russland westliche Waffenlieferung bis an die Front kommen lässt, weil sie sich mit den dort vorhandenen Waffensystemen  effektiver und ressourcenschonender bekämpfen lassen als auf größere Distanz.

Niemand soll nun glauben, ich hielte mich für einen Militärexperten. Ich mache mir nur so meine laienhaften Gedanken.

Dazu gehört vor allem die Frage:

Was kann der Leopard und was erwartet ihn beim Einsatz in der Ukraine?

So ein Leopard kann auf befestigten Straßen, mit Brücken, die sein Gewicht von rund 62 Tonnen zu tragen vermögen, mit einer Tankfüllung maximal 500 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von maximal 72 km/h zurücklegen. Setzt man ihn im Gelände aus, reduziert sich die Reichweite auf ungefähr ein Drittel, und die Höchstgeschwindigkeit ist auch längst nicht mehr zu erreichen. Mit seinen beeindruckenden Abmessungen (ca. 10 m lang, knapp 4 m breit und 3 m hoch) ist er ein relativ leicht zu erkennendes Ziel. Seine Hauptwaffe, die 120 mm Glattrohrkanone ist darauf ausgelegt, unterschiedliche Munitionsarten über eine Distanz von vier bis fünf Kilometern selbst bei voller Fahrt ins Ziel zu bringen. Der Leopard führt für diese Waffe je nach Baureihe 42 oder 37 Schuss Munition mit. Gelingt es der Besatzung, den Leopard nahe genug an das Ziel heranzuführen, können damit sowohl feindliche Panzer und andere Fahrzeuge sowie Stellungen hinter Deckungen, in Unterständen und Gebäuden, Schützenpanzer,  leichtgepanzerte Transportfahrzeuge sowie Infanterie im Gelände bekämpft werden.

Invasive Arten im Tier und Pflanzenreich nutzen die Tatsache, dass sich im zu erobernden Biotop noch keine natürlichen Feinde entwickeln konnten, eben weil es die neue Art dort bisher noch nicht gegeben hat. Der Leopard wird allerdings in ein wehrhaftes Biotop eindringen und trotz seiner Masse insbesondere von den dort in sehr großer Zahl vorkommenden Tornados (russisch: Smerch) angegriffen werden.

Der 9K58 Smerch ist ein Mehrfach-Raketenwerfer mit 12 Rohren für 300 mm Artillerie Raketen, aufgebaut auf dem großen MAZ-543-M Geländewagen-Chassis. Die Kampfentfernung beträgt minimal 30, maximal, je nach Munitionstyp, 70 oder 90 Kilometer. Der Leopard ist also mit seiner Schussdistanz von maximal 5 Kilometern nicht in der Lage, den Smerch selbst zu bekämpfen. Dazu bräuchte es, und deshalb fordern Selenski, Strack-Zimmermann und Hofreiter auch diese Waffen für die Ukraine, Kampfflugzeuge für den Luft-Boden-Kampf. Diesen stünden jedoch wiederum die BUK S400 Systeme gegenüber, die sogar das NATO-Mitglied Türkei bei der Beschaffung den US-Patriot Luftabwehrraketen vorgezogen hat.

Was macht den Smerch für die Leoparden so gefährlich?

Es sind zwei, speziell für die Panzerbekämpfung entwickelte Munitionsarten, nämlich der Gefechtskopf 9M55K1 mit fünf, nach der Freigabe in der Luft über dem Zielgebiet selbständig zielsuchenden Anti-Panzer Bomblets und der 9M55K4, bestückt mit 25 Anti-Panzer Minen.

Ein einziges Werfersystem kann innerhalb von 38 Sekunden alle 12 Raketen abfeuern und damit 300 Minen im Zielgebiet verlegen oder 60 zielsuchende Anti-Panzer-Granaten auf den Weg bringen. Das Nachladen dauert übrigens nur 20 Minuten.

Als Laie ziehe ich für mich den Schluss, dass der Aufmarsch der Leoparden durch den Einsatz des Smerch durchaus gebremst werden könnte, zumal ich annehme, dass die russischen Waffentechniker sich sowohl bei der Entwicklung der Minen als auch bei den Bomblets mit dem Auftauchen von  Leoparden, M1 Abrams (USA), Challenger 2 (GB) und Leclerce (F) der westlichen Allianzs gerechnet haben.

Der bisherige, für den Westen unbefriedigende Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzung lässt eine Eskalation mit der Bereitstellung schwerer Panzer für die Ukraine und – ohne geht es nicht – mit der Bereitstellung von Kampfflugzeugen aus meiner Sicht unvermeidlich erscheinen. Kann Russland dem widerstehen, war das die letzte Phase der notdürftig als „nur bilateral“ dargestellten Auseinandersetzung. Danach wird der Krieg entweder mit einem wie immer gearteten russischen Sieg enden oder in einen mit Interkontinentalraketen ausgetragenen  Krieg übergehen.