Ist es Planlosigkeit?

Ein langjähriger Besucher meiner Seiten und konstruktiv-kritischer Leser meiner Beiträge schrieb mir am Donnerstag:

Es ist leicht, an einzelnen Maßnahmen der Obrigkeit bez. Corona herumzukritisieren. Grund dazu ist immer vorhanden, reichlich.

Aber es ist nicht weitsichtig, hellsichtig, entbehrt sogar des Sinnes. (…)

Ob die „Inzidenz“ gut, ist, der PCR-Test, der Impfzwang, diese oder jene Impfstrategie, Impfstoff-Firma, das sind lauter Kinkerlitzchen, unerheblich.

Was FEHLT ist eine GESAMTSTRATEGIE zur BEENDIGUNG der Epidemie in unserem Land. Fehlt seit Januar 2020. Taiwan hatte einen solchen Plan seit SARS-1, der „Westen“ nicht. Diese BEENDIGUNG hat bereits die halbe Menschheit geschafft (praktisch ganz Asien, auch AUS und NZ). GB scheint auf dem Wege dahin zu sein, vielleicht (es gab ja auch den Brexit). Die BEENDIGUNG ist also machbar, und wenn die Obrigkeit das möchte, bräuchte sie nur das Konzept eines dieser vielen Staaten nachzukochen, eher das von Taiwan als das von China.

Kritik an der Obrigkeit ist also sehr wohl angebracht. Aber die Kritik muß lauten:

WARUM HABT IHR, zum Teufel, die Epidemie nicht VERMIEDEN, im Januar 20 (wie Taiwan!) oder sie seither BEENDET (wie Korea, Singapur, Laos, Thailand, Australien, Neuseeland, China, usw., usw.) ???

WARUM, zum Teufel, LEGT IHR NICHT ENDLICH, nach bald 1 ½ Jahren, ein GESAMTKONZEPT zur BEENDIGUNG vor ???

Jede andere Kritik an einzelnen Corona-Maßnahmen STÜTZT die Obrigkeit!

 

Diese Aussage ist eine von jener Art, die mich durchaus länger und intensiv beschäftigen können.

Zunächst gilt es die Aussage: „Es gibt keinen Plan zur Beendigung der Pandemie“, zu überprüfen. Da ich weder im RKI, noch im Bundesgesundheitsministerium aus und ein gehe, bin ich darauf angewiesen, die Existenz oder Nicht-Existenz eines solchen Planes durch Rückschlüsse aus Verlautbarungen und Maßnahmen festzustellen.

Ganz direkt war von einem „Plan zur Beendigung der Pandemie“ bisher nicht die Rede.

Zu Beginn der Pandemie, als es gerade den Ausbruch bei Webasto gegeben hatte und bald danach die ersten Hotspots in Heinsberg und Tirschenreuth die Gemüter beunruhigten, wurde von offizieller Seite zwar punktuell abgeriegelt, aber ansonsten doch eher abgewiegelt. Masken waren sinnlos, wenn nicht gar gefährlich – klar, was soll man sonst erzählen, wenn man keine hat – und Menschen, die vor möglicherweise schlimmen Folgen der Pandemie warnten, wurden als Bedenkenträger, wenn nicht gar als Volksverhetzer hingestellt.

Später wurde dann auch offiziell vor Corona gewarnt und als die ersten Erkrankten in die Krankenhäuser eingeliefert wurden und sich auch die Intensivstationen füllten, wurde erklärt, ohne Impfstoff und Medikamente sei die Pandemie nicht zu besiegen, es müsse jetzt die Kurve durch Abstand, Hygiene und Mund-Nasen-Bedeckung so abgeflacht werden, dass das Gesundheitswesen nicht überlastet wird.

Es folgten die Lockdowns, mit denen Übertragungswege unterbrochen werden sollten. Immer noch primär, um die Überlastung des Gesundheitswesens und Todesfälle zu vermeiden, bis genügend Impfstoff vorhanden sei, um eine Herdenimmunität herzustellen.

Nun sind mehrere Impfstoffe verfügbar, wenn auch nur mit Notzulassungen und zum Teil erheblichen Nebenwirkungen, wobei die für das Impfen verabschiedeten Pläne aus unterschiedlichsten Gründen nur mit heftigen Problemen ins Laufen gekommen sind, während die Zahl der positiven Tests erneut im Ansteigen begriffen ist/war und das öffentliche Leben erneut mit verschärften Maßnahmen, einschließlich Ausgangsbeschränkungen, heruntergefahren worden ist.

Eine neue Verschärfung dieser Einschränkungen des Lebens und der Grundrechte steht bevor, wobei gleichzeitig der Föderalismus ausgehebelt und der Rechtsweg gegen die Maßnahmen praktisch ausgeschaltet werden soll.

Lässt sich daraus die Existenz eines Planes zur Beendigung der Pandemie ableiten?

Ein planvolles Vorgehen bei einer komplexen Aufgabe kennen viele, die selbst schon einmal gebaut haben, aus dem Bauwesen, und die anderen haben genug davon gehört, um sich vorstellen zu können, dass das mit dem Entwurf des Architekten beginnt, dass daraus eine Bauvoranfrage an die Baubehörde entsteht, bei positiven Bescheid wiederum die Detail- und Ausführungspläne erarbeitet werden und dann ein „Baufortschrittsplan“ geschaffen wird, der vom Aushub der Baugrube, über das Einbringen der Fundamente und den Rohbau zum Aufstellen und Eindecken des Daches führt, wonach der Verputz dran ist, Fenster und Türen gesetzt werden und die Wasser- und Abwasserinstallation ebenso erfolgt, wie die Elektro-Installation, wonach Heizung und Sanitäranlagen eingebaut werden, um zum Schluss mit dem  Verlegen von Fußböden und den Malerarbeiten am Ende zum vereinbarten Termin ein bezugsfertiges Haus vorzufinden.

Versucht man die Pandemie-Maßnahmen der Bundesregierung an dieser Analogie zu messen, dann taucht als erstes ein Satz in der Erinnerung auf, der da lautete: „Wir haben damit noch keine Erfahrung und fahren auf Sicht.“

Danach wird die Entstehungsgeschichte des Hauptstadtflughafens wieder lebendig, wo man auf einen „Generalunternehmer“ verzichtete, was die Augsburger Allgemeine, samt der daraus entstandenen Folgen, in diesem Artikel recht gut beschrieben hat. Es gab da zwar einen Gesamtplan des Flughafens, der allerdings während der laufenden Arbeiten mehrmals in erheblichem Umfang verändert wurde, aber es fehlte von Anfang an die fachkundigen Koordination und Kontrolle der Gewerke und es fehlte in großem Umfang an der Dokumentation erfolgter Maßnahmen, so dass jedes auftretende Problem – und Probleme lassen sich bei Großvorhaben kaum vermeiden – statt schnell und zuverlässig gelöst werden zu können, nur einen Rattenschwanz neuer Probleme nach sich gezogen hat.

Sicherlich, wie man einen Flughafen baut, das ist Stand der Kunst, das können die, die es können. Für die Pandemie gab es tatsächlich keine halbwegs aktuelle Vorlage, so dass der Versuch, halt mal wie beim BER vorzugehen, also auf Sicht zu fahren, für den Anfang wahrscheinlich gar nicht so falsch war. Man hat sich umgehört, mal das probiert, mal jenes, hat gehofft, dass die jeweiligen Maßnahmen helfen …

Doch es sieht so aus, als habe man den Prozess des Wissens- und Erfahrungsgewinns zu einem frühen Zeitpunkt abgebrochen und Festlegungen getroffen, von denen man sich nicht mehr trennen konnte, oder wollte. Um noch einmal den Flughafen-Vergleich zu bemühen: Wenn man zuerst das Grundstück kauft, lang genug für die Start- und Landebahn, und dann als erstes die Landebahn betoniert, und zwar, weil das Grundstück halt so beschaffen ist, in Nord-Süd-Richtung, obwohl der Wind zu 80 Prozent des Jahres aus West weht. Dann hat man den Generalfehler gemacht und – ohne noch einmal ganz vorne anzufangen – keine Chance den noch zu beheben.

In der Pandemie hat man sehr früh den Kreis der Experten massiv eingeengt und aufgehört, weitere Einschätzungen zur Kenntnis zu nehmen. Damit ist die Toolbox zwar übersichtlich, lässt aber außer „Inzidenz –> Lockdown“ und „höhere Inzidenz –> schärferer Lockdown“ praktisch keine Handlungsalternative mehr zu.

Das allerdings verdient die Bezeichnung „Plan“ nicht.

Es ist nur ein einfaches Reaktionsmuster aus der Regeltechnik, wo ein Sollwert und ein Istwert abgeglichen werden, um bei Abweichungen, je nach Art der Abweichung, regelnd einzugreifen. Damit die Ergebnisse eines solchen Regelkreises den Absichten der Kontrukteure entsprechend ausfallen, müssen jedoch alle Einflussfaktoren exakt bekannt sein und die Messung des Ist-Wertes zuverlässige Ergebnisse liefern.

Betrachtet man die „Inzidenz-Besessenheit“ der deutschen Pandemie-Bekämpfer, dann zeigt sich sehr schnell, dass schon der Messwert grob fehlerhaft ist, weil er umso höher ausfällt, je öfter gemessen, bzw. getestet wird. Eigentlich müsste die 7-Tage-Inzidenz über den Einbezug der Anzahl der Tests, vergleichbar gemacht werden. Man könnte also festlegen, dass die Inzidenz ermittelt wird, in dem die Abweichung der Anzahl der Tests von einem vorgegebenen Sollwert pro 100.000 Ew. in die Rechnung einbezogen wird. Natürlich könnten noch weitere Kriterien einbezogen werden, um den IST-Wert realistisch zu ermitteln, doch schon das einfache Beispiel zeigt, wie untauglich die schlichte Orientierung an der 7-Tage-Inzidenz für die Verhängung zielgerichteter Maßnahmen ist.

Nehmen wir an, der Sollwert für Tests innerhalb von 7 Tagen sei auf 5.000 pro 100.000 Ew. festgelegt, dann ergäbe sich folgendes Bild, bezogen auf drei Landkreise:

Lankreis Anzahl Tests Anzahl positiver Tests Inzidenz derzeit Inzidenz korrekt
A 10.000 200 200 100
B 5.000 100 100 100
C 2.500 50 50 100

Die Folgen dieses untauglichen Regelkreises bestehen darin, dass bei vergleichbarer Lage im Landkreis A verschärfte Einschränkungen des öffentlichen Lebens ausgerufen werden, während Landkreis B lediglich leichtere Einschränkungen in Kauf zu nehmen hat und im Landkreis C, bis auf Maskenpflicht und Abstandsgebot so ziemlich alles erlaubt ist, was in A und B verboten ist.

Wir haben also weder einen Plan, noch einen tauglichen Regelmechanismus, was ganz von alleine dazu führt, dass sich immer neue Wellen ausbreiten können. Die Idee: „Wir machen mal was, warten ob es wirkt, und machen es, falls es nicht wirkt, noch einmal, ggfs. in verschärfter Form“, ist kein Plan, sondern hilflose Herumwurstelei.

Wie sollte ein Plan beschaffen sein?

Das wichtigste am Plan ist das zu erreichende Ziel.

Dieses  Ziel muss messbar sein und zu einem festgelegten Termin mit den verfügbaren Mitteln erreicht werden können. Bei der Bekämpfung einer Pandemie muss das Ziel an einem oder mehreren Werten gemessen werden, die sich auf die Gesundheits-Situation der Bevölkerung beziehen. Die Anzahl der Tests pro Woche ist in diesem Sinne ebensowenig ein Ziel, wie der Grad der Durchimpfung der Bevölkerung, weil beide nichts über die tatsächliche Zahl von Neuinfektionen, leichten und schweren Verläufen oder die Zahl der belegten Intensivbetten aussagen.

Ein Ziel wäre es zum Beispiel, festzulegen, dass die Zahl neuer schwerer Verläufe ab einem zu bestimmenden Zeitpunkt bundesweit nicht über 1.000 pro Monat liegen soll.

Allerdings kann dieses Ziel erst genannt werden, wenn die verfügbaren Mittel und Methoden es als sehr wahrscheinlich erscheinen lassen, dass dieses Ziel auch erreicht werden kann.

Zu den Mitteln und Methoden gehören zweifellos aussagekräftige Testverfahren ebenso, wie der Einsatz zuverlässiger Impfstoffe und Möglichkeiten, den Bewegungsradius von potentiellen Virenträgern sinnvoll einzuschränken. Der „Impfplan“ der in Deutschland aufgestellt wurde, ist ein Element der Maßnahmen. Dass das Impfen von Anfang an nicht plangemäß erfolgte und dass „unerwartete“ Nebenwirkungen von Impfstoffen mit Notfallzulassung Einflüsse auf den Impfverlauf haben, zeigt nur, dass bei der  Planung der Maßnahme „Impfen“, die möglichen Imponderabilien vollkommen außer Acht gelassen wurden. Man ist in schöner Naivität davon ausgegangen, dass die Kapazität der Impfzentren voll ausgelastet werden kann, und hat alleine darauf basierend entprechende Zeitpläne erstellt. Dass die Hersteller der Impfstoffe eventuell nicht in der Lage sein könnten, die benötigten Mengen bereitzustellen, ja dass die EU-Beschaffungsorganisation sich nicht an den deutschen Impfplänen orientieren würde, wurde ebenso nicht beachtet, wie die Möglichkeit, Impfstoffen u.U. die Zulassung auch wieder entziehen zu müssen.

Zu einem Plan gehört außerdem die laufende Kontrolle des Fortschritts und ein Projektmanagement, das Abweichungen vom Plan nicht nur dokumentiert, sondern Maßnahmen ergreift, um diese Abweichungen wieder aufzufangen. Sollte absehbar sein, dass dies nicht möglich ist, und das Ziel nicht vollständig, oder nicht zum End-Termin erreicht werden kann, muss der gesamte Plan überarbeitet werden, mit dem Ergebnis, dass ein neues, erreichbar erscheinendes Ziel bestimmt wird, das vom ursprünglichen Ziel quantitativ, qualitativ oder terminlich abweichen kann, mit der Folge dass alle Maßnahmen zur Zielerreichung neu justiert werden müssen.

Die zweite, wichtige Voraussetzung für einen vernünftigen Plan ist die Feststellung von Abhängigkeiten und die sich daraus ergebende Festlegung von Reihenfolgen.

Nicht alle Maßnahmen können sinnvoll parallel ausgeführt werden, nicht alle verfügbaren Mittel können gleichzeitig an einer Stelle eingesetzt werden. Triviales Beispiel: Wenn für den Hausbau insgesamt 2.000 Arbeitsstunden von Maurern, Zimmerleuten, Putzern, Installateuren, Fliesenlegern usw. anfallen, dann wird der Bau des Hauses mindestens drei Monate dauern, wenn durchschnittlich 2 bis drei Handwerker auf der Baustelle sind und ungestört arbeiten können.Es kann aber auch ein halbes Jahr dauern, wenn die Baustelle immer wieder mal für einige Tage ruht. Vollkommen unmöglich ist es, das Haus an einem Tag zu errichten, selbst wenn an diesem Tag alle Gewerke mit insgesamt 250 Handwerkern für 8 Stunden gleichzeitig antreten sollten.

Man sollte also im Plan sowohl die voraussichtliche Ausbreitung der Pandemie als auch die im Zeitverlauf der Maßnahmen eintretenden Wirkungen berücksichtigen. Hier wäre es z.B. frühzeitig erforderlich, den ansteigenden und zum Ende hin wieder zurückgehenden Bedarf an Intensivbetten und Pflegepersonal in den Plan einbeziehen, was sowohl Maßnahmen der Beschaffung von Gerät und Personal, wie auch Pläne für die Weiterverwendung oder den Abbau der geschaffenen Kapazitäten umfassen muss.

Diese Aufgabe kann nur ein professionelles Projektmanagement leisten. Dies muss parallel zur Zielfindung aufgebaut werden und in der Lage sein, die Erreichbarkeit des Zieles, noch vor seiner Festlegung, beurteilen zu können.

Unter den mir namentlich bekannten politischen Akteuren ist dazu niemand auch nur ansatzweise in der Lage. Daher wäre es die Aufgabe der Politik gewesen, ein Projektmanagement aus Experten aller erforderlichen Fachrichtungen zusammenzustellen. Die erste Aufgabe dieses Projektmanagements wäre es gewesen, der Politik Vorschläge für die Zielsetzung zu unterbreiten und den Aufwand und die Kollateralschäden der unterschiedlichen Zielvorstellungen aufzuzeigen.

Die Aufgabe der Politik wäre es lediglich gewesen, eines der erreichbaren Ziele auszuwählen und die erforderlichen Mittel bereitzustellen.

Die dritte, wichtige Voraussetzung für einen vernünftigen Plan besteht darin, auf Veränderungen von Umgebungsvariablen flexibel reagieren zu können.

Dazu ist es unumgänglich laufend zu beobachten, welche Entwicklungen außerhalb des Projektes stattfinden. Im Falle der Pandemie ist das die Beobachtung der Maßnahmen und Erfolge oder Misserfolge in anderen, vergleichbaren Staaten, sowie die Beobachtung der Erkenntnisse der Medizin, aus denen heraus bereits getroffene Maßnahmen entweder massiver angewandt, oder schlicht und einfach aufgegeben werden könnten, wenn zum Beispiel ein wirksames Medikament gegen Covid-19 entwickelt wird, könnte der gesamte Impfplan abgebrochen oder auf bestimmte Risikogruppen eingeschränkt werden. Wenn mehrere Studien unterschiedlicher Wissenschaftler übereinstimmend zu dem Ergebnis kommen, dass das Infektionsgeschehen sich zu 95 Prozent innerhalb geschlossener Räume abspielt, sollten Beschränkungen für den Aufenthalt im Freien zurückgenommen werden, usw.

 

Die neuartige Situation

In neuartigen, bisher nicht gekannten Situationen besteht die Herausforderung weniger darin, einen einmal gefassten Plan sklavisch durchzuziehen, sondern darin, die sich aus unerwarteten Schwierigkeiten ergebenden Planabweichungen festzustellen und optimal darauf zu reagieren, sowie neue Erkenntnisse in Form von Änderungen des geplanten Vorgehens in einen jeweils neuen, vollständig aktualisierten Plan einfließen zu lassen. Das erfordert unvoreingenommene Spezialisten, sowohl auf der fachlichen Seite als auch auf der reinen Managment-Ebene, die miteinander die möglichen Varianten der Reaktionen durchspielen.

Ohne Plan ist es nicht möglich, auf Abweichungen zu reagieren, weil Abweichungen gar nicht feststellbar sind. Ohne Plan kann immer nur punktuell auf Ereignisse reagiert werden, ohne feststellen zu können, welche Auswirkungen diese Reaktionen auf das Ziel haben werden, weil es ohne Plan zwar Wunschvorstellungen, aber kein Ziel geben kann.

 

Die Wunschvorstellung der Regierungen in Bund und Ländern

Aus den ergriffenen Maßnahmen lässt sich ableiten, dass der innigste Wunsch der Verantwortlichen darin besteht, die Industrie am Leben zu erhalten. Die Produktionspausen in der Industrie, die wir im vorigen Jahr erlebten, waren nicht auf die Pandemie zurückzuführen, sondern auf Probleme, die sich hauptsächlich aus der Mobilitäts- und Energiewende, sowie aus der Unterbrechung von Lieferketten ergeben haben. Es gibt keine Maßnahme zur Pandemie-Bekämpfung, die ernsthaft dazu geführt hätte Produktionsprozesse zu unterbrechen oder einzuschränken.

Der zweite Wunsch besteht darin, parteipolitisches Kapital aus der Krise zu schlagen und damit die Wiederwahl zu sichern. Wie immer, wenn Parteien am Werk sind, wird die größtmögliche Dystopie an die Wand gemalt und der größtmögliche Einsatz zu deren Verhinderung versprochen. Leider stellt sich am Ende immer heraus, dass die Versprechungen nicht, bzw. nicht vollständig eingehalten werden, und dass so manches Versprechen im Kleingedruckten längst zurückgenommen worden war. Das merken dann allerdings nur die Betroffenen, die Masse der Wähler vertraut darauf, dass den Betroffenen die versprochene Hilfe auch zuteil geworden ist.

Der dritte Wunsch besteht darin, am Ende doch die Pandemie irgendwie besiegt zu haben, und wenn es nur daran gelegen haben sollte, dass die vermehrte UV-Strahlung in den Sommermonaten dem Virus den Garaus gemacht hat. Momentan deutet alles darauf hin, dass einige Wochen vor der Bundestagswahl das Leben wieder in den Normalzustand überführt werden soll. Nicht zu spät, damit sich der Eindruck der Erlösung so richtig zur Dankbarkeit entfalten kann, aber auch nicht zu früh, damit die Inzidenzwerte nicht schon wieder dramatisch ansteigen, bevor die Helden der Pandemie die Wählerstimmen eingesammelt haben.

Dass sich einige über die Krise freuen und ihr Süppchen daran kochen, seien es die Freunde des Great Reset, die sich ihrem Ziel wieder einen Schritt näher wähnen, seien es die Pharma-Unternehmen, die sich ja bereits auf immerwährende, jährliche oder halbjährliche Pflichtimpfungen einrichten, sei dahingestellt. So wie es zu allen Zeiten Kriegsgewinnler gegeben hat, hat es auch zu allen Zeiten Krisengewinnler gegeben. Dass Politik einen Einfluss darauf hat, wie hoch die Krisengewinne ausfallen, ist unbestritten. Ob es sich um Absicht handelt, wird sich allerdings voraussichtlich nie mit letzter Sicherheit beweisen oder widerlegen lassen.