Hamburg bittet Habeck um Hilfe

Pleiten, Pech und Pannen

Weit ist es gekommen, mit der Freien und Hansestadt Hamburg. Wer sich nach den ersten und absolut frappierenden Erfahrungen mit Habecks Aktivitäten immer noch hilfesuchend an Habeck wendet – der kann nur ein Grüner sein.

Und so ist es auch. Jens Kerstan, der Hamburger Umweltsenator, ist – früher als erwartet – mit den ambitionierten Plänen, in Hamburg Moorburg ein schwimmendes LNG-Terminal zu installieren, selbst ins Schwimmen geraten und dann im Elbschlick hängengeblieben.

500.000 Kubikmeter Schlick müssten erst einmal weggebaggert werden. Das hört sich viel an, und scheint den grünen Umweltsenator zu überfordern. Es ist aber gar nicht so viel. Alleine zum Freihalten der Fahrrinne hat Hamburg 2021 35 Millionen Kubikmeter Schlick aus der Elbe geholt, also das 70-fache Volumen. Man möchte sagen: „Na also. Geht doch!“

Aber der Schlick ist nicht das einzige Hindernis, dass sich vor dem Umweltsenator auftürmt. Das ganze Unterfangen müsste ja erst einmal noch geplant, und dann auch gebaut werden. Das macht niemand umsonst, doch Hamburg hat das Geld nicht. Klar, dass die Forderung auf dem Tisch liegt, der Bund möge doch bitte die Kosten übernehmen.

Wenn man die vollmundigen Versprechungen der Ampel gehört hat, wie schnell nun wie viele LNG-Terminals in Deutschland den Betrieb aufnehmen werden, um den Energieträger Gas ganz ohne russische Lieferungen in rauen Mengen zur Verfügung zu stellen, dann schien doch klar zu sein, dass die Budgets bewilligt, die Pläne fix und fertig und die Bauaufträge längst vergeben sind. Pustekuchen. Nichts ist fertig, und ob überhaupt schon etwas angefangen ist, ist fraglich.

Weil die Pläne nicht vorliegen, ist natürlich auch noch keine Idee auf dem Tisch, wie man die Arbeiten so gestalten könnte, dass weiter stromauf liegende Hafenbetriebe, darunter auch eine Raffinerie, ihren Betrieb ohne allzu große Einschränkungen aufrecht erhalten können. Jens Kerstan hat nun zumindest erkannt, dass von den Betroffenen mit hoher Wahrscheinlichkeit Klagen auf Schadensersatz eingereicht werden, und weil Hamburg kein Geld hat, soll auch hier der Bund eintreten und dieses Haftungsrisiko übernehmen.

Wie wäre es, wenn Habeck und Kerstan einfach mal einen Stuhlkreis bilden und sich in einem geschützten Raum in angenehmer Atmosphäre offen über ihre Emotionen austauschen? Da könnte man doch gegenseitig Verständnis füreinander entwickeln und mit dem wohligen Gefühl wieder nach Hause gehen, dass es gut war, wieder mal darüber gesprochen zu haben.

Nun ja. Das wird nichts helfen. Das Problem, an dem das schwimmende LNG-Terminal in Moorburg letztlich scheitern könnte, ragt ja noch weit über die schon angesprochenen Schwierigkeiten hinaus:

Es hat sich bis heute niemand gefunden, der das Terminal betreiben will.

Ich weiß ja nicht, mit welcher Intensität die Suche bisher betrieben wurde und ob man es auch schon mal mit einer Ebay-Kleinanzeige versucht hat.

Spass beiseite: Da steht die Chance an, das aus den Tiefen US-amerikanischer Schieferschichten an die Erdoberfläche gefrackte und dann mit hohem Aufwand zu flüssigem Gold gemachte und über die Weltmeere verschiffte Gas meistbietend an die energiehungrige Industrie, an die Gaskraftwerke und die privaten Haushalte zu versteigern und dabei einen sagenhafte Reibach zu machen, und niemand beißt an?

Keiner der Platzhirsche aus der Energiebranche, kein vom Gas abhängiger Pharmakonzern, nicht einmal der Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) wirft den Hut in den Ring, um das Geschäft der Mitgliedsunternehmen zu retten?

Das ist doch nicht normal.

So viel Zurückhaltung kann nur als Indiz dafür genommen werden, dass den feinen Näschen der Kandidaten für den Betrieb, der Duft eines ziemlich großen Haufens Unrat nicht entgangen ist.

Ich kann dazu nur ein paar Vermutungen anstellen.

  • Mit jedem in Betrieb genommenen LNG-Terminal verringert sich die Knappheits-Situation, was die Preise und damit auch die Renditen auf dem gesamten Energiemarkt einbrechen lässt.
  • Schwimmende Terminals werden vermutlich relativ schnell durch fest an Land installierte ersetzt. Bevor sich der Aufwand gelohnt hat, als Betreiber einzusteigen und alles zu organisieren, ist das Geschäft schon wieder tot.
  • Die bereits einsetzende Deindustrialisierung Deutschlands wird sich, selbst bei einer Verbesserung der Energie-Situation kaum mehr stoppen lassen. Wenn erst einmal wichtige Teile der Wertschöpfungkette abgewandert sind, geht der Rest entweder ein oder wandert auch noch ab. Das löst die CO2-Emissionsproblematik und hilft die deutschen Klimaziele zu erreichen, macht LNG-Terminals aber überflüssig.
  • Wer sich lange zurückhält, wird am Ende mit Subventionen in der gewünschten Höhe dazu überredet, das Geschäft zu machen und noch dazu von jeglicher Haftung freigestellt. Warum also vorschnell „hier“ rufen, wenn der Staat als Bittsteller auftritt?

Der Link zur Originalmeldung des NDR