Unkenrufe der Globalisten

Den Vereinten Nation angegliedert ist eine Sonderorganisation, die sich um die „Arbeit“ sorgt. Es ist dies die „International Labor Organization“ (ILO), die – aufgeschreckt von Corona – erschreckende Zahlen zum drohenden, weltweiten Arbeitsplatzverlust verbreitet. Knapp 200 Millionen Jobs werden verlorengehen, heißt es, und das mag sogar zutreffen, wenn sich die Pandemie den Prognosen folgend ausbreitet.

Dass dies Arbeitsplatzverluste zum größten Teil nur temporärer Natur sein werden, weil es ein „Nach-Corona“ geben und die Wirtschaft dann wieder anziehen wird, erwähnt die ILO nicht.

Dass es sich bei den knapp 200 Millionen um 6,7% der Beschäftigten handelt, erklärt die ILO sehr wohl, versäumt aber wohlweislich, dem ein „nur“ voranzustellen.

Schließlich kommt der Chef der ILO zu dem Schluss: Weil Globalisierung ist, seien nationale Krisenkonzepte untauglich, und „If one Country fails, then fail we all“.

Das mag glauben wollen, wer mag – ich halte das für heiße Luft.

Das beginnt damit, dass nicht so recht klar wird, was mit „fail“, also „scheitern/gescheitert“, eigentlich gemeint sein könnte.

Meint er, ein Land könne die Pandemie nicht eindämmen und hätte irgendwann 100% Corona-Todesfälle zu verzeichen, was nach allem, was wir über Sars-Cov-2 wissen, sehr unwahrscheinlich ist, weil 80 bis 90 Prozent der Infizierten gar nicht merken, dass sie erkrankt sind, bzw. waren, also – höchstwahrscheinlich obendrein für geraume Zeit immun – ganz normal weiter arbeiten können.

Oder meint er, die Volkswirtschaft eines Staates würde unter der Last der Pandemie vollständig zusammenbrechen, so dass Produktion und Handel vollständig zum Erliegen kämen? Auch das ist sehr unwahrscheinlich, denn sowohl in China als auch in Europa sieht man nach wenigen Monaten eines rigorosen Lockdown wieder Licht am Ende des Tunnels und kann die Eindämmung des wirtschaftlichen Lebens wieder lockern.

Was auch immer er meint, diese beiden Fälle können wir ausschließen. Die Vermutung liegt nahe, dass er von einem größeren Ausreißer des BIP nach unten ausgeht. Nicht ein Rückgang von weniger als 10 Prozent, sondern vielleicht einer um mehr als 20 Prozent.

Das kann schon bitter sein, für das betroffene Land. Aber:

Ein (1) Land, von rund zweihundert Ländern der Erde, das einen solchen Rückgang der Wirtschaftsleistung erleidet, soll alle übrigen mit in die Katastrophe ziehen?

Derart negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft können allenfalls von China, den USA und eventuell noch von der EU ausgehen.

Was also soll diese Panikmache?

Die Argumentation hat mit der Pandemie selbst wenig zu tun. Die Auflösung liegt in der Behauptung: „Nationale Krisenkonzepte sind untauglich“.

Dabei sehen wir selbst in Deutschland, und das mit Wohlwollen, dass der Föderalismus die Möglichkeit lässt, dass jedes Bundesland aufgrund seiner besonderen Situation und aufgrund der Betroffenheit von der Pandemie eigene Wege geht. Locker besiedelte Länder wie Mecklenburg Vorpommern mit weniger Infizierten können und sollen – im Rahmen eines bundeseinheitlich abgestimmten Konzeptes – ihre eigenen Feinjustierungen vornehmen, genauso wie das bevölkerungsreiche und stark betroffene Bayern seinen Weg festlegen darf, die Pandemie und die daraus folgenden wirtschaftlichen Einschränkungen nach eigenen Bedürfnissen festzulegen.

Wir sehen darüber hinaus, wie eine gesunde Rückbesinnung auf autonome Strukturen die äußerst sensiblen, im Zweifelsfall sogar tödlichen Abhängigkeiten, die mit der Globalisierung geschaffen wurden, mit einer Art Bypass-Bildung auflöst. Wenn US-Automobilfabriken auf die Produktion von Beatmungsmaschinen umrüsten und in Deutschland in den Werkhallen der Industrie plötzlich Schutzmasken produziert werden, dann ist das nur ein erster Schritt zur Auflösung dieser Abhängigkeiten.

Die Lehre aus Corona wird zweifellos sein, dass – wer immer es sich leisten kann und wo immer es möglich erscheint – nach und nach die Produktion, und zwar die vollständige Produktion, wieder dahin legt, wo auch der Markt für die Produkte vorhanden ist. Die Lehre aus Corona wird zudem sein, dass – wo auch immer auf der Welt eine Seuche ausbricht – die Schlagbäume heruntergehen und Einreisekontrollen, ggfs. verbunden mit mehrtägiger  Quarantäne, zum ganz normalen Verhalten, auch zwischen befreundeten, bzw. verbündeten Staaten zur Regel werden wird. 

Gestern Abend, ob in Tagesschau oder ARD Extra weiß ich nicht mehr, durfte ein Experte erklären, Grenzschließungen hätten keine Wirkung. Das ist meines Erachtens auf dem gleichen Mist gewachsen. Gerade bei Covid-19, wo Infizierte vom ersten Tag an die Infektion weitergeben können, aber erst nach etwa einer Woche selbst Symptome spüren, ist die Grenzschließung ein wichtiges Instrument, um die Wirkung der eigenen Maßnahmen sicherzustellen. Selbst wenn zwei Staaten mit gemeinsamer Grenze einen ähnlichen Anteil Infizierter aufweisen, ist jeder über die Grenze kommende Infizierte eine Ansteckungsquelle mehr. Wenn der in Deutschland geltende „Quasi-Hausarrest“ für einen großen Teil der Bevölkerung sinnvoll ist, dann doch nur, weil dadurch „Zufallskontakte“ unterbunden werden. Was ist eine Grenze anders als die XXXL-Ausführung einer Wohnungstüre?

Es ist zu spüren, dass mit Abebben des ersten Schocks und mit nachlassenden Zahlen von Neuinfektionen zwei Arten von Propheten wieder auftauchen und versuchen, zu retten, was zu retten ist. Das sind einerseits die Erderhitzungspropheten und andererseits die Herolde der Globalisierung, die ja nichts anderes verkünden als die Propheten des Kapitalismus seit jeher, nämlich;

Chancengleichheit
Lebensqualität
Fortschritt
Lebensverlängerung
Wissensvermehrung und Wissensgesellschaft
Arbeitserleichterung durch Technik
Sieg über den Hunger
Sieg über den Krieg
Wohlstand für alle

Fortschritt gibt es. Erkennbar unter anderem daran, dass die Welt zu einer Heimat für Smartphone-Wischneurotiker geworden ist. Aber Hunger und Krieg sind nicht besiegt und vom Wohlstand für alle ist die Welt weit entfernt. 

Die Globalisierung ist kein neues Rezept sondern die Erhöhung der Dosis des gleichen Medikaments, das lediglich dem Wohlergehen der Eigentümer der Pillenfabrik dient, nicht aber den armen Schluckern, die es schlucken müssen, indem die Beschäftigten weltweit in einen unseligen Wettbewerb gegeneinander getrieben werden.

Die Globalisierung dient dazu, die von den Bürgern der Nationalstaaten verabredeten Schutz- und Sicherheitssysteme zu demontieren, weil anders die geforderte, internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht hergestellt werden kann. Diese internationale Wettbewerbsfähigkeit braucht jedoch nur, wer seine Grenzen vollständig für Waren, Dienstleistungen, Menschen und das Kapital geöffnet hat – weil er sonst vom internationalen Wettbewerb in die Tonne getreten wird.

Was ist falsch an einem Schutzzoll für heimische Produkte bestimmter Branchen?

So ein Schutzzoll ermöglicht nationalstaatliche Autarkie, wie sie in Krisenzeiten notwendig sein kann. Das ist es, was falsch daran ist. Denn der Schutzzoll verhindert die Profitmaximierung inernational aktiver Produzenten.

Afrikanische Geflügelzüchter, die aufgeben mussten, weil der Markt von hochsubventionierten EU-Geflügelteilen überschwemmt wurde, hätten sich nach Schutzzöllen gesehnt. Stattdessen mussten sie ihre Geflügelzucht aufgeben, ihre Mitarbeiter entlassen und sehen, wie sie irgendwie an Geld kommen, um sich die EU-Billighühnerteile kaufen zu können.

Gut, das sind Zustände in Bananenrepubliken, das hat irgendein Machthaber gegen dicke Bestechunsgelder eingefädelt. Obwohl er die Folgen vermutlich erkennen konnte.

Hierzulande ist Korruption praktisch nicht messbar. Vielleicht macht sich deshalb niemand Gedanken über die Folgen, weil sich solche Gedanken nur der machen muss, der die Höhe seines Bakschischs am Umfang negativer Auswirkungen bemessen will.