Glaube keiner Statistik,
die du nicht selbst gefälscht hast!
Diese Warnung ist in diesen Zeiten berechtigter als je zuvor und seit Beginn der Aufzeichnungen. Sie muss allerdings noch ergänzt werden, denn bei der ARD hat man einen anderen Weg gefunden, aus einer korrekten Statistik, die man auch noch korrekt zitiert, trotzdem eine gewaltige Desinformation zu machen.
Gestern Abend ist mir wieder so eine öffentlich-rechtliche Unverfrorenheit begegnet. Kurz vor acht, bei der Sendung „Wirtschaft vor acht“, hat es mich von der Couch gerissen und ich bin „Lüge! Lüge! Lüge!“ schreiend durch die Wohnung gerumpelt.
„Hoffnung keimt auf, dass in Deutschland bald der Höhepunkt der Inflation überwunden sein könnte“, verkündete die Aufsagerin Anja Kohl dem interessierten Publikum.
„Völlig überraschend sind die Preise auf Erzeugerebene erstmals wieder gesunken.“
„Erstmals seit zweieinhalb Jahren sind die Erzeugerpreise gefallen, und dies auch noch in Rekordtempo. Im Oktober gingen sie um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurück. Dabei war eigentlich ein Anstieg erwartet worden. Es ist der größte monatliche Rückgang seit Erhebung der Daten vor rund 70 Jahren.“
Ja, stimmt alles. Ist nicht dran zu rütteln.
Es fehlt nur eine Kleinigkeit.
Ja, so eine winzige Kleinigkeit, die man schon einmal übersehen kann, wenn man dem Publikum kurz vor Weihnachten eine Freude machen und Sand in die Augen streuen will.
Diese Kleinigkeit, das ist die Bezugsgröße.
Wie sah denn der Erzeugerpreisindex im September aus? War da eine Inflation von 5 Prozent ausgewiesen, die nun auf 0,8 Prozent gesunken ist? Das wäre wohl keine Meldung wert gewesen.
Die ARD hat meiner Meinung nach die Erzeugerpreise in den Fokus genommen, weil im September nämlich eine erschreckende Steigerung von 39,6 Prozent gegenüber dem September 2021 vermeldet worden war.
Natürlich, so vermutlich das Kalkül, bleibt das hängen, das mit dem Anstieg der Erzeugerpreise, aber: Die Prozentzahl, die bleibt nicht hängen, die merkt sich keiner, also können wir jetzt Entwarnung geben und die Bevölkerung wieder ruhig stellen.
Diese Jubelmeldung, die total ausblendet, dass die Steigerung der Erzeugerpreise schon bald in erheblichem Umfang auf die Ladenpreise durchschlagen wird, die eine Hoffnung auf ein baldiges Ende der Inflation transportiert, obwohl der Kaufkraftverlust seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat, schlägt, wie es so schon heißt, tatsächlich dem Fass die Krone ins Gesicht.
Das 3-Minuten-Video ist noch bis zum 28.11. in der ARD-Mediathek zu besichtigen. Viel Spaß mit Anja Kohl.
Für mich handelt es sich dabei um einen Sonderfall von Zensur.