Totalüberwachung Modell China

Bei Telepolis wird heute über das chinesische Sozialkreditsystem geschrieben. Hier verlinkt.

Dabei entsteht beim unbedarften Leser leider der unberechtigte Eindruck, hier – im freien Westen, vor allem in Deutschland – sei alles viel besser. Ja es wird sogar das Unwort „Völkisch“ gebraucht, um diesen Unterschied noch einmal subtil zu verstärken, so als hätte die AfD, mit ihrem „völkischen“ Gedankengut die Absicht, nach chinesischem Vorbild eine „Völkische Verhaltenssteuerung“ zu implementieren.

Es wird auch dargestellt, dass in China Wohlverhalten belohnt und unerwünschtes Verhalten bestraft wird.

Allerdings wird wenigstens mitgeteilt, dass das chinesische Sozialkreditsystem insoweit transparent ist, dass bekannt ist, welches Verhalten wie „gewürdigt“ wird.

Bei mir klingeln da zwei große Glocken: Die eine ist der Bußgeldkatalog für kleine Übertretungen im Straßenverkehr, in Verbindung mit dem Punktekonto in Flensburg, die andere ist die Hartz-IV-Praxis, auch schon ohne das zugehörige Sanktions-Reglement.

Daneben läutet leise das Glöcklein der Schufa und anderer Scoring-Unternehmen, die mehr als gewissenhaft dafür sorgen, dass den gewünschten Kredit (oder auch den Mietvertrag) nur erhält, wer bis dahin ein makelloses Wohlverhalten an den Tag gelegt hat.

Wie es um das Netzwerkdurchsetzungsgesetz aussieht, das dazu da ist, „unerwünschte Meinungen“ zu zensieren, muss ich hier nicht noch eigens betonen.

Nicht zuletzt kennen wir durchaus seit ewigen Zeiten das „Polizeiliche Führungszeugnis“, das sauber sein muss, wenn jemand nur das Gewerbe des Immobilienmaklers ausüben will. Dazu das „Vorstrafenregister“ und diverse „Dateien“ der Polizeien, in welchen unter Umständen mehr festgehalten ist, als der betroffene Bürger vermutet. Denn selbst wer vollkommen unbeschuldet ist, kann in einer solchen Datei landen, weil er – aus privaten oder beruflichen Gründen – in Kontakt zu einer Verdachtsperson steht. Dass hier auch nicht immer gelöscht wird, wenn gelöscht werden müsste, hat sich inzwischen herumgesprochen.

Auf der Seite der Wirtschaft finden wir hierzulande eher noch die Belohnung für Wohlverhalten. Sämtliche Kundenkarten, von wem auch immer ausgegeben, dienen dem Kennenlernen  des Kunden, alle Einkäufe werden akribisch festgehalten und ggfs. mit Rabatten oder Boni belohnt – oder geködert, je nachdem, wie von welcher Seite aus man es  betrachtet.  Dass nicht jede Versicherung jeden Kunden annimmt, ist auch bekannt. Das hängt nicht immer nur von der Risiko-Einschätzung ab, es kann unter Umständen die Wohnadresse ausreichen, um eine pauschale Ablehnung auszulösen. Hier ein ziemlich aufschlussreiches Papier zur Nutzung von Big Data in der Krankenversicherung. Darin heißt es u.a.: .

Die bei der Nutzung von Fitness- oder Gesundheitstrackern gesammelten Daten zum Gesundheitszustand sowie ggf. Medikation und Therapie könnten sicherlich eher als BigData angesehen werden. (…) Ein weiterer Anwendungsbereich von Big Data und Data Analytics liegt in der Bestandsanalyse. Beispielhaft könnten durch Scoringverfahren das individuelle oder kollektive Stornoverhalten genauer prognostiziert und ggfs. Stornovermeidungsmaßnahmen initiiert werden. Außerdem könnten Versicherungsangebote passgenauer zugeschnitten, affine Kunden identifiziert und verstärkt als gut einzuschätzende Risikogruppen kontaktiert werden. Eine Analyse der Preissensitivitäten der Versicherten wäre vor allem im Bereich der nach Art der Schadenversicherung kalkulierten KV denkbar.

Ganz klar, der Trend geht dahin, die Daten aus der Smart-Watch an die KV zu senden, mit der Wirkung, dass die KV entweder Leistungsversprechen zurückziehen oder Prämienrabatte aufheben kann.

Telepolis fragt am Schluss des Beitrages: Und offen ist auch, wie das Sozialkreditsystem zur weiteren Gängelung und Ausschaltung von politischen Kritikern/Oppositionellen und Minderheiten eingesetzt wird oder werden kann.

Sorry, natürlich wird es dafür eingesetzt, denn politische Kritiker, Oppositionelle und Minderheiten zeigen in der Regel mehr unerwünschtes Verhalten  als Wohlverhalten, und von daher greift das System bei diesen natürlich eher und stärker als bei wohlerzogenen, staatstreuen Mitläufern.  

Allerdings, und das ist das Gute am chinesischen System: Es beruht auf klaren Regeln – wie unser Bußgeldkatalog – und jeder Chinese weiß, dass letztlich der Staat als Rechtsstaat über die Wohltaten und Sanktionen entscheidet.

Hierzulande hält sich der Staat lieber zurück und lässt die Schufa, Frau Kahane und unerkannt bleibende Antifa-Kämpfer für Ruhe und Einschüchterung sorgen.

Nein, ich gehöre nicht zu den Befürwortern des chinesischen Systems. Aber ich weiß, dass unser System wirkungsgleich angelegt ist und jederzeit um noch fehlende Komponenten der Überwachung und Gängelung erweitert werden kann.

Dieser Artikel von Anti-Spiegel ist übrigens eine hervorragende Ergänzung. Dringende Leseempfehlung!