Soll ich mich wirklich zu diesem Thema auslassen?
Nun gut. Einen Versuch ist es wert.
Am Anfang standen die Suffragetten. Die wollten, kaum dass die Monarchien ins Wanken gerieten, das Frauenwahlrecht.
Es war nicht einfach und dauerte lange, doch inzwischen sind Frauen und Männer vor dem Gesetz in jeder Hinsicht gleichberechtigt.
Dann kamen die Feministinnen, denen Alice Schwarzer mit ihrer Zeitschrift „Emma“ eine Stimme gab. Die wollten den Männern alle Hintertürchen vernageln, die nach Auffassung der Feministinnen trotz der Gleichberechtigung immer noch benutzt werden konnten, um Frauen von den wichtigen Posten und Entscheidungen auszuschließen und ihnen für gleiche Arbeit den gleichen Lohn zu verweigeren.
Danach traten verquaste Spinnerinnen auf und deuteten männliche Höflichkeitsgesten, zum Beispiel einer Frau in den Mantel zu helfen oder ihr die Türe aufzuhalten, in diskriminierende Akte um, weil damit ja nur die aus männlicher Sicht bestehende Hilflosigkeit der Frauen öffentlich zur Schau gestellt werden sollte.
Bis dahin waren Frauen allerdings noch Frauen
und Männer waren noch Männer.
Es war ein Gefecht, das nach meiner Einschätzung von weniger als einem Prozent der lebenden Frauen voller Edelmut stellvertretend für die ungefragte und an diesen Versponnenheiten nicht interessierte große Masse der Frauen gegen ausnahmslos alle Männer geführt wurde.
Erst dann wurde es bunt. Die Existenz biologischer Geschlechter wurde bestritten und zum Ersatz ein bunter Reigen sexueller Vorlieben in den Rang jeweils eigener Geschlechter erhoben, wobei sich die Argumentation, wenn es ans Eingemachte ging, einzig auf jene verschwindend geringe Zahl echter Transmenschen berufen hat, die mit nicht eindeutig ausgeprägtem biologischen Geschlecht geboren und dann – je nach Ansicht der Ärzte – einem der beiden Geschlechter zugeschlagen wurden, was sich bei vielen Betroffenen zum belastenden Trauma, im falschen Körper leben zu müssen, entwickelte.
Nun pfeifen es die Spatzen von den Dächern, die Schulbuchverlage drucken es in die Lesebücher der Grundschüler, die Zeitungen bringen Gendersternchen hervor und die Nachrichtensprecher_innen und Moderator_innen in den Sendeanstalten zwingen uns ihre diversitätsanzeigenden Sprechpausen auf, um den Nachweis zu führen, dass es unter den Rückständigsten der Rückständigen zwar immer noch solche gibt, die sich für einen Mann halten, ohne daran je den geringsten Zweifel zu verspüren, und solche, die sich ebenso beharrlich als Frau identifizieren, dass aber, wer sich zur aufgewacht-woken Mehrheit zählt und sich von der rechten Ecke fernhält, sein Geschlecht nach Gusto eben selbst wählt und auch wieder ändert. Allein der Gedanke, sich – nur wegen des Vorhandenseins der entsprechenden primären Geschlechtsmerkmale – als die eine oder andere Ausprägung der überwundenen binären Geschlechter identifizieren zu müssen, ist doch eine längst überwundene Erzählung und nur noch zum Schießen komisch!
In diesem Stadium eines weit über die natürlichen Grenzen hinaus erweiterten Bewusstseins, in dem sich die Politik mit gierigem Blick auf neu zu erschließende Wählerstimmen anheischig machte, zumindest den pauschalen Oberbegriff „divers“ als auf Wunsch amtlich zu bestätigendes „drittes Geschlecht“ zu akzeptieren, folgerichtig auch „dritte Toiletten“ einzurichten, und sogar ein Gesetz auf den Tisch zu legen, dass es den Bevölkernden dieses Landes ab 2023 ermöglichen soll, ihr Geschlecht jährlich neu festzulegen und das mit erheblichen Strafen jeden bedroht, der den Herrn Gustav Mayer, der seit gestern als Frau Gundula Mayer daherkommt, weiterhin mit Herr Mayer ansprechen sollte: In diesem Stadium einer Entwicklung deren Ende noch nicht abzusehen ist, beschließt die CDU ihre Frauenquote.
Haben denn die Damen und Herren Einstkonservativen nie von Tessa Ganserer gehört?
Oder war es erst der Fall „Ganserer“ der dazu beigetragen hat, dass die Frauenquote für die Einstkonservativen ihren Schrecken verloren hat?
Wenn die Ampel noch ein paar Monate durchhält, wird das neue „Selbstbestimmungsgesetz“ zum 1. Januar 2023 in Kraft getreten werden.
Dank dieses Gesetzes wird „Charleys Tante“ vom einstigen Filmklamauk zur bierernsten Realität. Biologische Männer, die gewillt sind, sich – ggfs. mit Perücke und Auspolsterungen – im Frauenoutfit in die Parlamente und Ämter hieven zu lassen, könnten theoretisch selbst bei einer 100-%-Frauenquote 100 % der Sitze besetzen, und jeder der sich dagegen mit der „Der-Kaiser-ist-nackt-Ansage“ kritisch zu Wort meldet, also bewusst und nicht versehentlich, einen der Männer als Mann bezeichnet, darf jedesmal 2.500 Euro Bußgeld berappen.
Der hinter der Frauenquote stehende Traum, ist damit beerdigt.
Ich will es nicht verhehlen, auch ich hatte mir von einer Frauenquote sehr viel versprochen.
Warum sind denn Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Annegret Kramp-Karrenbauer, Franziska Giffey, Katrin Göring-Eckardt, Dorothee Bär und einige wenige andere in die Positionen gelangt, die sie bekleiden durften, bzw. noch dürfen?
Doch nicht wegen der Frauenquote, sondern weil die Frauenquote fehlte.
Das ganze verschüttete und unterdrückte weibliche Potential, das im Herzen unseres Volkes schlummert, und das endlich mittels der Frauenquote gehoben und ans Licht gebracht werden sollte, hätte doch schon längst ganz andere, gebildetere, intelligentere, integrere, charakterfestere, verfassungstreuere, sozialdenkendere, verantwortungsbewusstere, entscheidungfreudigere und überhaupt all die vielen einfach „nur besseren“ Frauen nach oben gespült und zur Wahl gestellt, als jene, an denen wir in der frauenquotenlosen Zeit schier verzweifeln mussten.
Ja, liebe CDU, auch für eure, in die Ära der Gestalt- und Geschlechtswechsler hinein beschlossene Frauenquote, gilt Gorbatschows Wahrheit:
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
(Da wird der Sepp zur Josefine, der Karl zur Carla, der Max zur Maximiliane, der Heinrich zur Henriette, der Wolf zum Schafspelz und das Schwert zur Pflugschar. Einfach beim Standesamt eintragen lassen. Schon passt’s!“)