Gerade läuft wieder die Panikmache, Deutschland hätte schon wieder alle Ressourcen verbraucht, die gemäß planwirtschaftlicher Vorgabe im laufenden Jahr hätten verbraucht werden dürfen. Die Absurdität beginnt damit, dass in Zeiten der Globalisierung der Ressourcenverbrauch eines einzelnen, noch dazu rohstoffarmen, aber hochproduktiven Landes ins Verhältnis zu irgendwelchen – ich weiß nicht welchen – Ressourcenvorräten, nachwachsender und nicht nachwachsender Natur gestellt wird.
Vernünftiger erscheint auf den ersten Blick eine globale Betrachtung. Was hat die Menschheit zur Verfügung, und was davon verbraucht sie? Das führt zum Erdüberlastungstag, der deutlich älter ist als der Deutschlandüberlastungstag, dafür aber erst später im Jahr von der grünen Jugend gefeiert wird.
Es gäbe keinen Planet B, heißt es da. Eine Aussage, der nicht widersprochen werden kann. Nach den Berechnungen der Erdüberlastungs-Society dürfte es aber den Planet A, unsere Mutter Erde, schon lange nicht mehr geben, bzw., falls sich die Erde selbst als widerstandsfähiger erweisen sollte, zumindest keine Menschheit mehr auf diesem Planeten.
Den nachstehenden Text habe ich im Augst 2023 veröffentlicht. Die Erde war gerade wieder mal von der Menschheit vorzeitig leergefressen worden:
Tageskommentar vom 2. August 2023
Immer wenn der deutsche Steuerzahler den Tag erreicht hat, an dem sein Einkommen ihm selbst gehört, grüßt aus nächster Nähe das Murmeltier des Erdüberlastungstages. Nach den frommen Wünschen jener, die sich damit befassen, die Belastung der Erde und ihre Widerstandskraft auszuklamüsern und dann mit TamTam den jährlichen Erdüberlastungstag im Kalender rot markieren, müsste die Menschheit sich von heute an geschlossen in ihre Höhlen begeben und bis zum 1. Januar, Null-Uhr, nächsten Jahres Winterschlaf halten. So betrachtet handelt es sich beim Erdüberlastungstag um blühenden Blödsinn. Begonnen hat die sonderbare Rechnerei schon 1961, also noch bevor der Club of Rome 1972 mit dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ eine Panik anfeuerte, die heute immer noch emsig geschürt wird. Allerdings ist der zeitliche Zusammenhang mit der erstmals für 1970 in die Welt gesetzten Erdüberlastung um den Faktor 1,01 (das bezeichnet die Zahl der benötigten Erden) kaum zu übersehen. Eine Tabelle der jährlichen Überbeanspruchung der Erde, die bei Wikipedia zu finden ist, kann herangezogen werden, um zu ermitteln, dass schon 1979 die erste Zusatz-Erde vollständig verbraucht war, 1985 die zweite, 1989 die dritte, 1993 die vierte, 1996 die fünfte, 1999 die sechste, 2002 die siebte, 2004 die achte, 2006 die neunte, 2008 die zehnte, 2009 die elfte, 2011 die zwölfte, 2012 die dreizehnte, 2014 die fünfzehnte, 2015 die sechzehnte, 2017 die siebzehnte, 2018 die achtzehnte, 2019 die neunzehnte, 2021 die zwanzigste, 2022 die einundzwanzigste und nun wohl schon die dreiundzwanzigste, ausgelutsche, tote, lebenfeindliche Erde zusammen mit unserem immer noch vorhandenen Planeten die Sonne umkreisen müsste. Wenn wir also seit 1972 bereits volle 23 Erden verbraucht haben, also uns von der „Substanz“ der einen Erde bedient haben, dann hätte eigentlich schon 1979 Schluss sein müssen, mit dem Leben auf der Erde, denn dann soll, so die US-Umweltorganisation „Global Footprint Network“ die gesamte Erdreserve im Vorgriff aus den Jahren 72 bis 79 verbraucht worden sein. Auch so betrachtet entpuppt sich das Konzept des Erdüberlastungstages als blühender Blödsinn. Noch lustiger wird es, wenn man berücksichtigt, dass die Footprint-Jünger nicht nur den Verbrauch an Bio-Masse und Rohstoffen berücksichtigen, sondern – wie könnte es anders sein – dass auch die CO2-Emissionen der Menschheit mit einem hohen Gewicht in die Betrachtungen eingehen. Dabei ist es gerade dieses Spurengas, dass er ermöglicht, dass die Produktivität der Erde zunimmt, indem es in ganz erheblichem Maße als Pflanzendünger wirkt. Das ist nichts Neues, wird aber gerne nicht beachtet. So wie in Gewächshäusern künstlich der Luft in ganz erheblichen Konzentrationen zugeführtes CO2 die Erträge der Nutzpflanzen steigert, wirkt sich der globale Anstieg des CO2 auch auf die Ausdehnung der Grünflächen der Erde aus. 2016 konnte man im Spiegel lesen, dass seit 1982 eine Grünfläche von rund 20 Millionen Quadratkilometern, doppelt so groß wie die USA, bzw. etwa ein Siebtel der Landfläche der Erde, weltweit hinzugekommen sei. Nicht nur aufgrund modernerer, effizienterer Produktionsmethoden der Landwirtschaft, sondern auch wegen dieses Ergrünens war es möglich, eine Weltbevölkerung, die sich seit den 70er Jahren verdoppelt hat und auf nun 8 Milliarden Menschen angewachsen ist, zu ernähren, ohne dass sich die Zahl der Hungernden dabei nennenswert verändert hätte. In den frühen 70er Jahren hungerten nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) bis zu 880 Millionen von 4 Milliarden, heute rechnet man mit etwa 800 Millionen von 8 Milliarden. Wenn wir heute also von 7,2 Milliarden Menschen ausgehen, die sich zumindest ausreichend ernähren können, und wir unsere eine Erde, ohne auf einen „Planeten B“ zurückgreifen zu können, immer noch nicht ratzeputz kahlgefressen haben, dann sollte man allmählich mit der Spökenkiekerei der Erdüberlastungstage aufhören. Es spricht nichts dagegen, für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen zu plädieren. Absolut nichts. Aber doch bitte nicht mit solchen weit, weit überzogenen Aussagen, deren Zweck zu erörtern, ohne Rückgriff auf verschwörungstheoretische Überlegungen gar nicht möglich erscheint.
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