Vorschlag zur Klima-Güte (Satyre)

Die Verleihung des Karlspreises der Stadt Aachen und die Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst unterscheiden sich durchaus. Mit dem Karlspreis wird primär das Große und Ganze gewürdigt und in Erinnerung gerufen, wobei die zur Verstärkung der Wirkung auf das Langzeitgedächtnis erforderliche Emotionalität durch die Qualen der letztlich doch vom Erfolg gekrönten Mühen der Auszeichnungsempfänger hergestellt wird. Beim Orden wider den tierischen Ernst ist das Gegenteil der Fall. Hier wird – über das vergebliche Mühen um das Große und Ganze hinaus – das Menschliche, oft genug das allzu Menschliche in den Vordergrund gestellt, wobei zur Verstärkung des Kurzzeiteffektes das Scheitern mit der Dornenkrone des sprichwörtlichen: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, geschmückt wird.

Und, bitteschön, für ein paar Tage werde ich mich dankbar daran erinnern, die feministischste aller deutschen Außenministerinnen seit Beginn der Aufzeichnungen im Käfig eingesperrt gesehen zu haben. Aber wie es so ist, die Stunden der erkenntnisvermittelnden Bilder verrinnen, der Käfig ist längst wieder leer, und der Alltag, mit all seinen Sorgen, Nöten und Plagen hat uns schon wieder fest am Wickel.

Doch wenn die Bilder so nachwirken, sich das Allerjüngste mit dem schon etwas Älteren vermengt, wenn alte Menschheitserfahrungen sich mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus allen Fakuläten vermengen, und man tief in sein Inneres hineinhorcht: Dann kommen sie, die tollkühnen Gedanken, wie einst Niels Bohr auf das Schalenmodell und Friedrich August Kekulé auf den Benzolring gekommen sind.

Noch glauben wir, es gäbe in unserer, in grünlich-phosphoreszierendem Lichte schimmernden Gegenwart zwei Züge, die mit voller Geschwindigkeit aufeinander zurasen. Noch halten wir es für ausgeschlossen, sie noch aufhalten zu können, noch ergeben wir uns schicksalsergeben eben diesem Schicksal, in einer Welt der nachtfinsteren Klimaerhitzung, in der die Zahl der Mutationen der Geschlechter gefühlt schneller wächst als der Schuldenberg des Staates, fühlen uns endzeitgestimmt wie E.A. Poes Prinz Prospero, der sich und die eingeladene Gesellschaft mit einem letzten pompösen promiskuitiven Maskenball in die Arme der Pest geworfen hat.

Noch sehen viele, viel zu viele, in dem Treiben von Politik und Gesellschaft eine alle Grenzen sprengende Absurdität, erkennen nicht, dass der Fehler bei ihnen selbst liegt, weil es eben nicht „Absurdität“, sondern ihre eigene „Surdität“ ist, die ihnen unmöglich macht, dem Ruf: „Wer Ohren hat, zu hören, der höre“, zu folgen. Doch geht die Surdität nicht zwangsläufig mit der Amaurose einher, so dass ich hoffe, wenigstens das geschriebene Wort möge zur Erkenntnis führen.

Schließlich haben wir Gesetze. Darunter auch eines, das es möglich macht, sich einmal jährlich selbst gegenüber den Standesämtern seiner geschlechtlichen Identität zu besinnen und sie ggfs. neu festzulegen, mit der Folge, dass Heinz Musterperson, der die neu erschaffene Hildegard weiterhin hartnäckig oder gewohnheitsmäßig mit Hadubrandt anspricht, sich damit strafbar macht.

Außerhalb der standesamtlichen Norm von m/w/d treibt speziell das „d“ die wundersamsten Blüten. So wird

  • von einem Teenager berichtet, der sich als Katze definierte,
  • von einem Atlantiker, der nun als Trans-Atlantiker auftritt, wie auch
  • von einem Frosch, der sich als ungeküsster Prinz in Gartenteichen herumtreiben soll und
  • von einem alternden Geisteswissenschaftler, der für sich festlegte, ein sieben Monate altes Baby zu sein, und daraus das Anrecht ableitete, von einer eigens auf Kosten der Pflegekasse zu bestellenden, jungen, vollbrüstigen Amme, immer dann, wenn ihn das Verlangen überkäme, gesäugt zu werden.

Die vom Vormund des Letzteren beim zuständigen Versorgungsgericht eingereichte Klage ist noch nicht rechtskräftig entschieden, doch besteht am Ausgang keinerlei Zweifel, will sich der Richter nicht dem ausliefern, was als tosender Shitstorm beginnt und nur mit der Zwangsversetzung ins Katasteramt oder in die Friedhofsgärtnerei enden kann.

Dämmert es  langsam? Allmählich muss doch jedem klar werden, dass alles, was wir wahrnehmen, nur durch eigene oder fremde Sprechakte manifestierte Konstrukte sind, die sich schließlich auf dem demokratischsten aller Wege, nämlich der sich schleichend in Akzeptanz verwandelnden Toleranz, zum gesamtgesellschaftlichen Glaubensbekenntnis entwickeln.

Was also spräche dagegen, wenn sich schon morgen das Kohlendioxid zu Wort melden und erklären würde, von nun an sei es reiner und kein bisschen oxidierter Stickstoff und seine 441 ppm würden fortan wohlig in den 780.000 ppm des bereits existierenden N aufgehen? Nun, nichts spräche dagegen, außer, dass Kohlendioxid nicht in der Lage ist, diese Veränderung zu kommunizieren, so dass es nicht einmal der Surdität oder der Amaurose bedarf, um diese Idee des Kohlendioxids ungehört verhallen zu lassen.

Aber noch ist Polen nicht verloren. Erinnern Sie sich noch an den ersten zaghaften Ansatz, das Netz per Sprechakt zum Speicher machen? Da liegt die Lösung!

Es muss nur ein Braunkohlekraftwerksbetreiber den Anfang machen, zum Handelsregister gehen und dort eintragen lassen, sein Geschäftszweck sei die Stromernte per Fotovoltaik. Jeder weiß, dass Fotovoltaik, wenn sie erst einmal installiert, aber nicht schon wieder im Entsorgungsprozess angekommen ist, nicht ein winziges Milligramm CO2 emittiert. Das ist Kampf gegen den Klimawandel per Sprechakt. Atomkraftwerksbetreiber könnten erklären, sie betrieben, ab offizieller Eintragung ins Handelsregister, bzw. ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung im Bundesanzeiger, einen Windpark.

Mehr ist nicht erforderlich. Das AKW darf weiter so aussehen, wie es aussieht, äußerlich, wie innerlich. So wie auch Hadubrandt als Hildegard weder äußerliche noch innerliche Veränderungen vorzuweisen haben muss. Hildegard darf sich bei der Damenfußballmanschaft anmelden, darf sich – falls ihm je ein Verbrechen zu Last gelegt werden sollte – in das Frauengefängnis einliefern lassen. Also dürfen auch Kohle- und Kernkraftwerke, Müllverbrennungsanlagen und Ölkraftwerke erneuerbare Energie ins Netz einspeisen und die entsprechenden Vergütungen beanspruchen.

Wer wollte sich dem noch entgegenstellen? Weder Linkende noch Grünende hätten ein Argument dagegen aufzubieten. Im Gegenteil: Sie wären glücklich die Patentlösung für die vollständige Dekarbonsierung bei gleichzeitiger Energiesicherheit gefunden zu haben. Höchstens die Klimakleber, denen eine Einkommensquelle wegbrechen würde, und ein paar starrsinnige alte weiße Männer, denen es an Weisheit mangelt, ihre Prinzipienreiterei um der gesicherten Stromversorgung Willen aufzugeben, könnten noch jene paar Wochen lang herummosern, bis das notwendige Gesetz, das die Delegitimierung der sprachkonstruierten Energiewende unter Strafe stellt, vom Bundespräsidenten unterzeichnet und in Kraft gesetzt ist.