Blackout in Deutschland – Umfrage-Ergebnisse

Vor einer Woche habe ich Sie, meine Leser gebeten, sich an einer Umfrage zu beteiligen. Etwa jeder Fünfte hat Auskunft gegeben.

Der Stand der Vorsorge, der sich aus Ihren Antworten ablesen lässt, ist durchaus hoch. Das lässt sich jedoch nicht so ohne Weiteres auf die Gesamtbevölkerung übertragen.

Alleine vom psychologischen Gesichtspunkt her kann davon ausgegangen werden, dass die gut Vorbereiteten eher geneigt waren, Angaben zu machen als die weniger gut Vorbereiteten. Das Gesamtergebnis ist also unter dem Vorbehalt zu betrachten, dass es ein etwas zu positives Bild der Lage zeichnet. Darüber hinaus gibt es auch Besonderheiten in der Lebenssituation der Umfrageteilnehmer:

Ein Viertel der Teilnehmer gab an, älter als 70 Jahre zu sein.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes machten die über Siebzigjährigen Ende 2021 nur 15,1 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die älteren Jahrgänge sind in dieser Umfrage also deutlich überrepräsentiert, was – Altersweisheit vs. jugendlicher Leichtsinn – ebenfalls zu einem zu positiven Gesamtbild beitragen dürfte.

Fast zwei Drittel der Teilnehmer gaben an, in Gemeinden bis 30.000 Einwohnern zu leben.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes leben allerdings nur knapp 50 Prozent der deutschen Bevölkerung in Gemeinden bis 30.000 Einwohner. Nur 23 Prozent der Umfrageteilnehmer leben in Großstädten, tatsächlich leben 32 Prozent der deutschen Bevölkerung in Großstädten.  Auch hier zeichnet sich der Trend zu einem etwas zu positiven Ergebnis ab. Auf dem Land trifft man eher selbst Vorsorge und zudem ist das Nachbarschaftsverhältnis deutlich enger als in größeren Städten.

Etwas mehr als jeder Fünfte gab an, alleine zu leben.

Das stimmt fast auf die Nachkommastelle mit den offiziellen Statistikdaten überein. Daraus dürfte folglich keine Verzerrung der Ergebnisse entstanden sein.

Nun aber ans Eingemachte

Wie steht es um das Licht?

An Kerzen, Taschenlampen und Batterien herrscht kaum ein Mangel. Der notwendige Vorrat ist für relativ wenig Geld zu beschaffen.

Aber immer noch 15 Prozent der Umfrageteilnehmer laufen Gefahr, in den stockfinsteren Blackout-Nächten an Möbel oder Türen anzustoßen, über Teppichkanten und andere Hindernisse zu stürzen. Ein gewisses Gefühl der Sorglosigkeit mag auch dadurch begünstigt sein, dass es in den meisten Wohnungen, wenn nicht alle Vorhänge fest zugezogen werden, niemals so richtig finster wird. Das täuscht. Auch das Licht das von Straßenlaternen, Leuchtreklamen, usw. in die Wohnung dringt, wird beim Blackout nicht mehr zur Verfügung stehen. 

Wie steht es um die Wasserversorgung?

Hier ist zu unterscheiden in Trinkwasser und Brauchwasser. Während zu normalen Zeiten beides aus der Wasserleitung kommt, ändert sich das, wenn nach zwei bis drei Tagen die Tanks der Notstromaggregate der Wasserversorger leer sind und die Pumpen stillstehen. Daher gilt es, sobald der Strom weg ist, Wasser zu horten, also die Badewanne, so vorhanden, vollaufen zu lassen und ebenso alle verfügbaren Gefäße, Eimer, Töpfe usw.  Mit diesen Wasserreserven, die nach ein paar Tagen offen herumstehend nicht unbedingt mehr Trinkwasserqualität haben, gilt es die Körperhygiene aufrecht zu erhalten und – und das ist vor allem im Hochhaus in der Großstadt wichtig – auch die Toilettenspülung zu betreiben.

80% der Teilnehmer haben angegeben, sich – so lange die Wasserversorgung noch funktioniert – eine ausreichende Wasserreserve anlegen zu können.
20 % schaffen das nicht. Die meisten darunter wahrscheinlich, weil es in der Wohnung zwar eine Dusche, aber eben keine Badewanne mehr gibt. Da würden m.E. stabile Kunststoff-Wasserkanister oder auch platzsparend zusammenfaltbare „Wassersäcke“, die auch nicht besonders teuer sind, Abhilfe schaffen können.

Bei den Trinkwasservorräten ergibt sich ein gemischtes Bild. Mit weniger als 5 Litern alkoholfreier Getränke pro Person im Haus, würden 15 Prozent der Umfrageteilnehmer schon vor Ende der ersten Woche Probleme bekommen.
Zwischen 5 und 20 Litern pro Person finden sich bei 45 Prozent der Teilnehmer, die damit etwas besser vorgesorgt haben, aber irgendwann ebenfalls anfangen müssen, die Bestände zu rationieren.

Immerhin 40 Prozent haben mehr als 20 Liter pro Person vorrätig und dürften damit zwei Wochen Blackout gut überstehen. Ist dann der Strom immer noch nicht da, wird der Katastrophenschutz voraussichtlich schon so weit in die Puschen gekommen sein, dass die Trinkwasserversorgung per Tankwagen sichergestellt werden kann.

Wie steht es um die Heizung?

Stromausfall im Winter bedeutet immer auch den Ausfall der Heizung. Öl- und Gasheizungen sind ebenso auf Strom angewiesen, wie die hochgelobte Wärmepumpe. Ob die Fernheizung funktionieren wird, steht in den Sternen, im Zweifelsfall ist aber auch von da keine Wärme zu erwarten.

52,5 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, über eine stromunabhängige Beheizungsmöglichkeit zu verfügen. Ganz klar, dass hier der hohe Anteil der auf dem Land lebenden Umfrageteilnehmer einen erheblichen Einfluss auf das unerwartet gute Ergebnis ausgeübt hat.

Wie sieht es mit der Kochgelegenheit aus?

Selbst wenn es Überschneidungen gegeben haben dürfte: Drei Viertel der Befragten können mit einem Gas- oder Holzkohlegrill zumindest im Freien kochen, zwei Drittel verfügen über einen Camping-Gaskocher und einen ausreichenden Vorrat an Gaspatronen. Das macht es der großen Mehrheit möglich, auch die Dosen-Ravioli und andere Nasskonserven zu erhitzen und Wasser aus der Brauchwasser-Reserve durch Abkochen keimfrei zu machen.

Was ist an Essbarem verfügbar?

23 Prozent haben angeben, nicht über einen Nahrungsmittelvorrat zu verfügen, der ausreichen würde um alle Haushaltsangehörigen für zwei Wochen zu ernähren. Hier wird ein Defizit erkennbar, das Schwierigkeiten verursachen wird. Zumal in dieser Zahl ja auch diejenigen enthalten sind, deren Kühlschränke und Vorratsfächer immer fast leer sind. Dringende Empfehlung: Füllen Sie Vorräte auf! Wo die finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt sind: Mit Mehl, Wasser, H-Milch, Salz und/oder Zucker, etwas Fett oder Speiseöl, vielleicht auch einer Prise Backpulver, lassen sich in der Pfanne auf dem Gaskocher so ziemlich alle Variationen von Fladenbrot herstellen. Belag muss nicht sein, aber Margarine ist lange ohne Kühlung haltbar und die Marmelade im Glas ebenso.

Wie sieht es mit der Kommunikation aus?

Alle Telefone, alle elektronischen Nachrichtendienste und die Sozialen Medien sind tot. Auch Zeitungen gibt es nicht. Das Fernsehen wird vielleicht noch senden, die Rundfunksender werden ganz bestimmt senden und wichtige Informationen vermitteln. Um Rundfunksendungen empfangen zu können, braucht es aber ein vom Netz unabhängiges Empfangsgerät, das, sollten die Batterien nicht mehr mitspielen, auch per Handkurbel betrieben werden kann. Über solche Geräte verfügen 57 Prozent der Umfrageteilnehmer – die übrigen 43 Prozent sollten sich unbedingt mit ihren Nachbarn kurzschließen, um alle wichtigen Informationen über die Lage zu erhalten. Das dürfte jenen 50 Prozent, die angegeben haben, in der Nachbarschaft gut vernetzt zu sein, nicht schwerfallen. Jenen 37 Prozent, die angegeben haben, kaum näheren Kontakt zur Nachbarschaft zu haben, empfehle ich dringend, so ein Kurbelradio anzuschaffen, falls noch nicht vorhanden.

Wie funktioniert die medizinische Versorgung?

Eine Arzpraxis ohne Strom bleibt ebenso geschlossen, wie die Apotheke ohne Strom. In den Kliniken leisten die Notstromaggregate so viel, dass Operationen zu Ende geführt und die Intensivpatienten regulär überwacht werden können. Nach ein paar Tagen sind aber auch da die Tanks der Notstromaggregate leer und ob das THW oder die Bundeswehr Nachschub liefern kann, ist ungewiss. Inwieweit die Rettungsdienste noch funktionieren und Unfallopfer oder Schlaganfallpatienten versorgen und in die Notaufnahmen schaffen können, ist ungewiss. Mit erheblichen Beeinträchtigungen muss gerechnet werden, zumal es auch kein Telefon mehr gibt, mit dem man die Retter herbeirufen könnte. Ggfs. muss man sich auf den Weg machen, um bei Polizei oder Feuerwehr, wo netzunabhängige Funkgeräte genutzt werden, den Notruf abzusetzen.

Im Grunde hilft aber nur eines: Gesundbleiben. Das heißt vor allem auch, unnötige Risiken zu vermeiden. Das größte Risiko für chronisch Kranke besteht darin, dass ihnen während der Zeit des Blackouts die Medikamente ausgehen. Bei vielen Medikamenten darf auch die Dosis nicht einfach reduziert werden, um länger mit dem Vorrat auszukommen, weil damit zusätzliche Risiken einhergehen.

Immerhin 47 Prozent der Umfrageteilnehmer haben angegeben, auf Medikamente angewiesen zu sein, 35 Prozent haben ständig mindestens einen Monatsbedarf vorrätig. 12 Prozent kommen mit ihrem Medikamentenbestand weniger als vier Wochen aus. Während es beim Wasser und den Lebensmitteln genügen dürfte, sich für zwei Wochen einzudecken, sollte bei den Medikamenten noch einmal ein Sicherheitszuschlag berücksichtigt werden. Man bekommt nicht am ersten Tag nach dem Blackout einen Termin beim Arzt, der die Verschreibung ausstellen muss, und der Ansturm auf die Apotheken dürfte relativ groß sein, so dass auch dort das benötigte Medikament erst nach etlichen Tagen wieder verfügbar sein kann.

Was ist, wenn etwas kaputtgeht?

Wenn neben alledem, was wegen des Stromausfalls sowieso nicht mehr funktioniert, auch noch etwas kaputtgeht, ist das natürlich besonders ärgerlich. Klar ist allerdings auch, dass das Allermeiste, was kaputtgehen kann, durchaus – zumindest für eine Weile – verzichtbar ist. Was aber, wenn es unverzichtbar ist, ersetzt oder dringend repariert werden muss?

71 Prozent der Befragten haben angegeben, handwerklich geschickt zu sein und kleine Reparaturen auch ohne strombetriebene Heimwerkergeräte ausführen zu können. Bei diesen dürften die wichtigsten Handwerkszeuge und Materialien auch sofort greifbar sein. Für alle anderen gilt: Mindestens 80 Prozent von Notreparaturen an kaputtgegangenen Gegenständen können mit einem starken Klebeband (Panzer-Tape) provisorisch so ausgeführt werden, dass die Nutzung wenigstens als Notbehelf wieder möglich wird.  Wer dazu über einen 250-Gramm-Hammer und ein paar Nägel unterschiedlicher Größe, sowie über ein kleines Sortiment von Schlitz- und Kreuzschlitz-Schraubenziehern, nebst ein paar Schrauben verfügt, ist schon weit auf der sicheren Seite. Eine kleine Handsäge (Fuchsschwanz) und ein bisschen Universalöl, sind dann das Sahnehäubchen.

Problematisch wird es, wenn Ersatzteile gebraucht werden. Die Läden sind zwar geschlossen, doch die Menschen, die sich auskennen, die sind noch da. Man muss sie nur zu finden wissen. Weil das Telefon nicht funktioniert, muss man sich aus dem Haus begeben, Nachbarn fragen, die vielleicht weiterhelfen können. Das ist nicht einfach, aber auch nicht aussichtslos, und wenn man dann eine Adresse hat, wo Hilfe erwartet wird, dann muss man mobil sein. Wo der gute alte Verbrenner noch vor der Tür oder unter der Laterne steht, kommt es jetzt darauf an, wieviel Sprit noch im Tank ist. Gut, wenn man dann weiß, dass im Reservekanister im Kofferraum immer rund 100 Extra-Kilometer gebunkert sind.

Immerhin hat fast ein Viertel der Umfrageteilnehmer angegeben, stets einen vollen Reservekanister mitzuführen. Aber denken wir dabei nicht nur an Ersatzteile und Reparaturen. Es kann auch die Notwendigkeit bestehen, sich selbst oder ein Familienmitglied in die Klinik zu fahren. Vielleicht erfährt man in der ersten Klinik, die den Betrieb eingestellt hat, wo die nächste noch offene Klinik zu finden ist. Dann mit leerem Tank fünf Kilometer vor dem Ziel stehen zu bleiben, ist keinesfalls wünschenswert …

Notstromaggregate

Der Nutzen von Notstromaggregaten ist begrenzt durch die Nennleistung, den Spritverbrauch und den Spritvorrat. Je kleiner der Treibstoffvorrat, desto bedachter sollten sie eingesetzt werden. Der Versuch, die Tiefkühltruhe über zwei Wochen am Leben zu halten könnte – ohne wirklich einen Nutzen erbracht zu haben – nach wenigen Tagen wegen Spritmangel zu Ende gehen. Auch die Ölheizung, mangels anderer Beheizungsmöglichkeiten an das Notstromaggregat zu hängen, kann – aber muss nicht – sinnvoll sein, wenn nur ein Kanister Benzin oder Diesel bevorratet wird.

Zu bedenken ist auch, dass alleine das  Motorengeräusch des Aggregats ungebetene Gäste anlocken könnte, die man, wenn man Glück hat, nur einfach nicht wieder los wird.

30 Prozent der Umfrageteilnehmer verfügen über ein Notstromaggregat. Gehen Sie sorgsam und umsichtig damit um!

 

Fazit

Auch wenn die Ergebnisse aufgrund der Teilnehmer-Struktur insgesamt etwas zu positiv ausgefallen sein dürften: Der Grad der Vorbereitung auf einen lange andauernden Stromausfall ist überraschend hoch. Gerade bei Wasser und Lebensmitteln, aber auch bei den Kochgelegenheiten, sieht es für die große Mehrzahl gut aus – und noch ist ja Zeit, die Vorräte aufzustocken.

Die Heizungsfrage wird vor allem bei den Wohnanlagen in den Städten zu einem Problem werden, wenn die Außentemperaturen längere Zeit zu niedrig sind (und dafür müssen sie noch nicht einmal unter null Grad absinken). Da heißt es, wo immer es möglich ist: Alle Vorräte und das Bettzeug ins Auto und ab zu den Verwandten mit dem kleinen Häuschen auf dem Land. Die werden zwar nicht unbedingt begeistert sein, aber letztlich doch so lange Unterschlupf gewähren, bis der Blackout vorbei ist.

54 Prozent haben zusammenfassend angegeben:

„Ich bin zuversichtlich, zwei Wochen ohne Strom gut überstehen zu können.“

46 Prozent klickten diese Aussage an:

„Ich mache mir Sorgen, zwei Wochen ohne Strom wirklich überstehen zu können,
auch wegen der Gefahr von Plünderungen und anderen Gewalttaten.“

Ich freue mich, dass unter meinen Lesern die begründete Zuversicht überwiegt.

Dass die öffentliche Ordnung schon nach wenigen Tagen zusammenbrechen und viele sehr unschöne Ereignisse mit sich bringen wird, braucht nicht bezweifelt zu werden. Das kommt so. Das ist das Restrisiko, das trotz bester Vorsorge immer noch zuschlagen kann.

Aber es ist eben nur das Restrisiko.