Crash – bumm.

Was tun?

Die Angst vor einer neuerlichen, katastrophalen Wirtschafts- und Finanzkrise geht schon länger um und wird immer wieder neu befeuert, doch verhält es sich mit den dabei mitgelieferten Rezepten ungefähr so, wie mit dem aus fünf kurzen Sätzen bestehenden Monatshoroskop für Waage-Geborene in der Fernsehzeitung: Es ist alles irgendwie passend und schlüssig, aber es ist schlicht unmöglich, daraus eine konkrete und sinnvolle Handlungsanweisung abzuleiten.

Die meisten „Ratgeber“ adressieren ihre Empfehlungen an Mitmenschen, die mehrere Millionen Euro als Bargeld im heimischen Safe oder auf dem Festgeldkonto bei der Sparkasse ihres Vertrauens herumliegen haben und preisen dann einen mehr oder minder ähnlichen Anlage-Mix an. Ein bisschen Edelmetall, ein paar Aktien, auch Staatschuldverschreibungen, möglichst in Fremdwährung, auch Immobilien – aber nur in bester Lage – und vielleicht einen kleinen Diamanten oder einen kleinen Renoir …

Die Grundlage dieser Empfehlung ist die Annahme, es könne zwar in einem Crash immer vieles, aber eben nie alles an Wert verlieren, und diese Annahme beruht dann zumeist noch auf einem Referenzwert der Euro oder Dollar oder Schweizer Franken heißt. Dabei ist es im Crash nicht wichtig zu wissen, wie viel „Geld“ man für ein Aktienpaket oder für ein Studentenappartement in Berlin erlösen kann, wenn man verkaufen will oder muss, sondern wie lange man vom Erlös einigermaßen zivilisiert (über-)leben kann.

 

Weil die Gefahr tatsächlich droht, und der weltweite Wirtschaftsabschwung das Eintreffen des Crashs begünstigt, hier einmal ein etwas anderer Ansatz, sich – ganz unabhängig vom Umfang des Vermögens – aus der individuellen Situation heraus optimal vorzubereiten.

Man muss zuallererst unterscheiden zwischen

  • der Notwendigkeit ein großes Vermögen über den Crash und die Krise hinweg zu retten, und
  • der Notwendigkeit, eine Rücklage zu bilden, die einem selbst hilft, die Krise heil zu überstehen.

Ist diese Unterscheidung getroffen, ist klar dass es nur wenige sein werden, die sich Gedanken machen müssen, wie sie ihr großes Vermögen mit geringsten Verlusten durch schlimme Zeiten für die kommenden Generationen retten können, dass es aber viele sind, im Grunde alle, die einen Weg finden müssen, auch in der Krise irgendwie über die Runden zu kommen.

Nur für diese Notwendigkeit, die Krise selbst möglichst heil zu überstehen, gelten die folgenden Empfehlungen, die ich nach bestem Wissen gebe, ohne damit eigene oder fremde Interessen zu verfolgen, allerdings auch ohne in irgendeiner Weise Haftung zu übernehmen, falls Ihnen daraus Nachteile entstehen sollten.

 

Erkennen, was gerade läuft.

Die beiden großen Klippen, die wir möglichst unfallfrei zu umschiffen haben, heißen Deflation und Inflation. Die Deflation läuft dabei der Inflation voraus, denn die Ursache für den Crash besteht ja darin, dass sich Schulden und Guthaben auf dem Papier zwar ausgleichen, in der Realität aber nicht mehr, weil der Punkt überschritten ist, an dem eine Schuldentilgung wenigstens theoretisch noch möglich gewesen wäre. Kurz: Den Ansprüchen auf Waren und Leistungen, die sich als „Guthaben“ auf den Konten angesammelt haben, stehen einfach nicht genügend Güter, Waren und Leistungen gegenüber, um diese Ansprüche befriedigen zu können. Dem Geld ist die Deckung abhanden gekommen, weil die Ansprüche des Kapitals auf eine Rendite das Maß dessen weit überschritten haben, was an realwirtschaftlichen Möglichkeiten besteht, die dafür notwendige Mehrleistung hervorzubringen.

Ist dieser Zustand als solcher erkannt, wird es zunehmend uninteressant, Geld zu verleihen.
Nicht nur, weil das Verlustrisiko gestiegen ist, sondern insbesondere weil die dadurch entstehenden Zinsgewinne nur den Unterschied zwischen Geldmenge und Warenangebot vergrößern. Es ist egal, wie viel Geld ich in der Tasche habe, wenn der Laden, in dem ich einkaufen will, bis auf eine Dose Hering in Tomatensoße leer ist. Da kann ich mich mit Zinserträgen noch so reich rechnen …

Je weniger Geld verliehen wird, desto weniger Geld ist in Umlauf,
denn die umlaufende Geldmenge wird ständig durch Zins- und Tilgungsleistungen reduziert und kann nur durch neuerliche Kreditaufnahme wieder aufgefüllt oder ausgeweitet werden.

Das sich nutz- und wertlos auf den Konten anhäufende, auf dem Markt der Realwirtschaft jedoch seltener und knapper gewordene Geld, erweckt nun den Anschein, es habe an Wert gewonnen. Arbeitgeber müssen die Löhne senken, weil sie die Kosten senken müssen, weil sie die Preise senken müssen, weil nicht mehr genug Geld da ist, um ihre Produkte zu kaufen. Weil sie aber die Löhne senken, ist wieder weniger Kaufkraft da, so dass sie die Löhne senken müssen um die Kosten und die Preise senken zu können.

Sinkende Löhne führen dazu, dass Kredite nicht mehr bedient werden können. Die Banken beginnen, Pfänder zu verwerten. Dem einen nehmen sie das Auto weg, dem anderen das Eigenheim, die Zwangsversteigerungen bringen kaum Erlöse – aber, trösten Sie sich: Das „Geld“ ist ja wertvoller geworden, weil es knapper geworden ist.

Und währenddessen versuchen die Eigentümer der großen Vermögen (langsam und klammheimlich, um die Fete nicht zu früh platzen zu lassen) mit ihrem vermeintlich „wertvoll“ gewordenem Geld Sachwerte billig zu erwerben.

Dies ist die Phase der Deflation.

Die Gefahr der Deflation besteht darin, dass man sich zur Unzeit für wenig Geld von werthaltigen Sachen trennen muss, um zu überleben.

 

Der Griff nach den Sachwerten lässt sich jedoch nicht auf alle Zeiten langsam und klammheimlich vollziehen, denn je weiter das Angebot an Sachwerten schwindet, desto dringlicher wird es  für die Geldbesitzer, sich vom Geld zu trennen, und so kommt es zu einem Punkt, an dem mehr Geld in den Markt strömt als dieser aufnehmen kann, so dass die Preise schnell steigen, weil immer deutlicher erkennbar wird, dass dem Geld der Wert abhanden gekommen ist.

(Interessant hierbei, dass die EZB mit ihrem Wertpapierkaufprogramm dafür sorgt, dass Liquidität, die – wenn überhaupt! – eigentlich erst zum Ende der Laufzeit der Anleihen zur Verfügung stünde, vorzeitig bereitgestellt wird, und das ausgerechnet, um die zu geringe Inflation ins Laufen zu bringen.)

So entsteht die Phase der Inflation und daraus die schnell einsetzende Hyperinflation.

Die Gefahr der Inflation besteht darin, dass man sehr viel Nominalwert an Geld ausgeben muss, um die notwendigsten Dinge fürs nackte Überleben erwerben zu können.

Dabei ist es gar nicht so, dass auf einmal Knappheit an Nahrungsmitteln, Seife und Kniestrümpfen herrschen müsste. Handel und Industrie halten Waren und Rohstoffe nur zurück, bis das Geld wieder einen Wert hat, bis eine Währungsreform erfolgt. Dann sind die Läden über Nacht wieder voll. Zuletzt in Deutschland erlebt als 1949 die wertlos gewordene Reichsmark der ersten Charge Kopfgeld mit dem Namen „Deutsche Mark“ Platz machte.

Das dann beginnende Wirtschaftswunder muss auch als ein Währungswunder gesehen werden, will man verstehen, was damals gelungen ist, und will man auch verstehen, was nach dem nächsten Crash im Kern wieder zu erwarten sein wird.

 

Wie verhalten in der Deflation?

Die Gefahr der Deflation besteht im drohenden Einkommensverlust, der wiederum dazu führen kann, dass Kredite und andere laufende Verpflichtungen (Miete) nicht mehr bedient werden können. Wer schon im Hartz-IV-Bezug ist, wird von der Deflation nicht viel mitbekommen. Sein Existenzminimum ist und bleibt gesichert. Das ist kein schöner Zustand und die Chancen aus diesem Zustand je wieder herauszukommen sinken in der Deflation noch einmal kräftig, aber mit einer nochmaligen deutlichen Verschlechterung der Versorgungssituation ist während der deflationären Phase kaum zu rechnen.

Wer noch ein laufendes Einkommen hat, sollte vordringlich dafür sorgen, bestehende Kredite abzutragen und wo immer es geht, auf Selbstversorgung umzusteigen. Soweit Einkommensverlust droht, sollte darüber hinaus versucht werden, ein kleines Bargeldpolster anzulegen, über das schnell  und unmittelbar verfügt werden kann. Bargeld/Giralgeld ist während der deflationären Phase das Zahlungsmittel der Wahl.

Größere Sparguthaben sollten hingegen aufgelöst, bzw. auf ein überschaubares Maß zurückgefahren werden und zum Ankauf von Anlagemünzen in Silber verwendet werden. Eine Unze Silber entspricht von der Kaufkraft her in etwa einem heutigen 20-Euro-Schein und wird in der inflationären Phase mit nahezu unveränderter Kaufkraft als (Schwarzmarkt-) Zahlungsmittel eingesetzt, wenn die Kaufkraft des Geldes massiv rückläufig ist.

Vorteilhaft in der Deflation:

  • Sicheres laufendes Einkommen
  • Selbst genutztes Wohneigentum und weitere Möglichkeiten zur Selbstversorgung
  • Niedrige bzw. keine Schulden,
  • Niedrige bzw. keine laufenden Verpflichtungen
  • relativ eng bemessene Bargeldreserve für Notfälle
  • Ankauf von Sachwerten
  • Anlegen einer Notfall-Reserve in Silbermünzen für die Inflation

 

Wie verhalten in der Inflation?

Die Gefahr der Inflation ist der Wertverlust des Geldes, der wiederum dazu führen kann, dass das laufende Einkommen nicht ausreicht, um die steigenden Preise der Lebenshaltung zu bezahlen. Wer im Hartz-IV-Bezug ist, wird von der Inflation stark getroffen werden, weil nicht anzunehmen ist, dass die Erhöhung der Regelsätze auch nur annhähernd mit der Inflation Schritt halten wird. Vermutlich wird auf Sachleistung per Zuteilung (Lebensmittelmarken) umgestellt werden, so dass der Einzelhandel mit dem Träger der Sozialleistungen direkt abrechnet, was immer noch problematisch genug sein wird.

Wer noch ein laufendes Einkommen hat, sollte jeden Cent davon so schnell wie möglich für sinnvolle Anschaffungen ausgeben, weil der Geldwert, also die Kaufkraft, selbst innerhalb eines Tages massiv einbrechen kann.

Hyperinflation treibt die Anbieter von Waren und Dienstleistungen auf den Schwarzmarkt. Dort werden sich eigene „Währungen“ herausbilden. Das können Banknoten einer nicht betroffenen Fremdwährung sein, es können sogar wieder Zigaretten sein, es werden aber vor allem Edelmetalle in handlicher Stückelung sein, wie z.B. die 1-Unze-Silbermünze, die man sinnvollerweise allerdings vor dem Einsetzen der rasanten Inflation in ausreichender Menge erworben haben sollte.

Die Notwendigkeit, Sachwerte zu veräußern, die über die Notreserve in Silbermünzen hinausgehen, um in der Inflation liquide zu bleiben, sollte unter allen Umständen vermieden werden, auch wenn dadurch Einschränkungen in der Lebensführung in Kauf genommen werden müssen. Das Grundstück, dessen Verkauf Ihnen in der Mitte der inflationären Phase 1 Million Euro in die Kasse bringt, ist für Sie verloren, und die Million, die Sie dafür erhalten haben, kann ein paar Tage später schon nicht mehr ausreichen, um davon eine Flasche Wermut zu kaufen.

Wenn Sie über „sperrige Sachwerte“, ob nun Immobilien oder Oldtimer etc. verfügen, aber keinen Vorrat an handlichen Sachwerten in kleiner Stückelung besitzen, dann sollten Sie über die Umwandlung möglichst bald nachdenken, spätestens beim ersten spürbaren Anziehen der Inflation.

 

Für welche Zeitspanne sollte in welchem Umfang Vorsorge getroffen werden?

Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten und hängt  natürlich auch von Ihren Möglichkeiten ab. Grundsätzlich ist das kleinste bisschen Vorsorge besser als gar keine Vorsorge – und andererseits kann bei dem hier vorgeschlagenen Verhalten auch ein Zuviel an Vorsorge nicht oder nur wenig schaden. Wenn Sie also glauben, den hier vorgeschlagenen Umfang nicht darstellen zu können, dann tun Sie wenigstens das, was Sie können, und wenn Sie glauben, Sie könnten weit mehr tun, dann tun Sie weit mehr, Sie sind damit auf der sicheren Seite.

Insgesamt muss damit gerechnet werden, dass vom Beginn der heißen Phase der Deflation bis zum Währungsschnitt nach der Hyperinflation etwa 12 bis 24 Monate ins Land gehen werden. Diese Zeitspanne gilt es zu überstehen.

Berechnen Sie, welche Kaufkraft Sie und die von Ihnen abhängigen Angehörigen monatlich mindestens benötigen, um einigermaßen gesittet überleben zu können. Prüfen Sie jeden Ausgabenposten daraufhin, ob er in der Krisensituation überhaupt noch anfallen oder nützlich sein wird. Rechnen Sie die Monatswerte auf zwei Jahre hoch.

Schätzen Sie ein, wie sicher Ihr Einkommen während dieser Zeit sein wird. Als Beamter im Staatsdienst dürfen Sie für die gesamte Zeit 100% ansetzen, als freiberuflicher Logopäde sollten Sie vorsichtshalber vom Totalausfall ausgehen.

Für die Differenz zwischen Einkommen und Bedarf sollten Sie Reserven bilden, die jedoch erst angegriffen werden, wenn es gar nicht mehr anders geht. Das Verhältnis von Bargeld zu Silber sollte dabei von 50 : 50 bei sehr unsicherem Einkommen bis zu 10 : 90 bei sehr sicherem Einkommen reichen.

Über den ganz dicken Daumen gepeilt werden das pro Person durchschnittlich nicht mehr als 15.000 Euro sein. In den großen Städten eher mehr, auf dem Land und in den kleinen Städten eher weniger.

Wenn Sie ein solches Polster für sich und Ihre Familie anlegen wollen, beginnen Sie jetzt damit. Sicher ist sicher.

 

Was kommt danach?

Das ist im Detail schwer zu sagen. Grundsätzlich jedoch wird es mit einer neuen Währung, niedrigen Kontoständen, niedrigen Löhnen und niedrigen Preisen erst einmal wieder bergauf gehen. Ob wir danach noch Exportnation sein werden, oder auf Importe angewiesen, ist unklar. Kommt darauf an, welche Weltgegenden vom Crash verschont bleiben, falls welche verschont bleiben. Es kann jedoch prognostiziert werden, dass ein Zustand gewohnter Normalität zurückkehren wird in dem alle nach und nach wieder ein Auskommen finden werden.

Die Hoffnung, die viele an den Crash knüpfen, dass danach ein besseres Geld- und Finanzsystem installiert würde, ist unbegründet. Gäbe es die Kräfte, die das wollen und bewerkstelligen könnten, Ideen und Vorschläge dafür gibt es ja, dann geschähe es längst und ohne dass ein Crash notwendig würde. Gibt es sie aber nicht, was leider festgestellt werden muss, wird es sie nach dem Crash auch nicht geben. Wo sollten sie denn herkommen? Die Kräfte. An Ideen mangelt es ja nicht.