Beide Ostsee-Pipelines zerstört

Wer hat das wie und warum getan?

Gestern kamen die ersten Meldungen über einen massiven Druckabfall in der neuen Röhre North Stream 2 herein. Später hieß es, auch North Stream 1 sei leck. Diese Meldungen dürfen inzwischen als bestätigt gelten. Der Kurier aus Österreich berichtet ausführlich.

Die ersten Kommentare sagen einheitlich: Eine Havarie aus natürlichen Ursachen kommt nicht in Frage. Das war Sabotage. Dem kann ich mich nur anschließen, alleine die Tatsache, dass beide Röhren  nahezu gleichzeitig betroffen sind, lässt kaum einen anderen Schluss zu.

Fragen wir also nach, wer von den üblichen Verdächtigen ein besonderes Interesse daran haben könnte, diese nonverbale Kriegserklärung in die Welt zu setzen.

Beide Röhren befanden sich im Stillstand. North Stream 1 wurde  Anfang September nach Problemen mit den unter Sanktionen stehenden Pumpen in der russischen Verdichterstation außer Betrieb genommen, North Stream 2 ist zwar befüllt worden, aber nie in Betrieb gegangen. Nach von mir nicht überprüfbaren Informationen, wurde North Stream 1 jedoch bis zum Schluss benutzt, um russisches Gas über den Umweg über Deutschland nach Polen zu leiten, was wesentlich dazu geführt haben dürfte, dass die polnischen Speicher zu gefülltesten Gas-Speichern der EU-Länder gehören.

Wenn also beide Röhren bereits „tot“ waren, wenn Russland über diese Röhren kein Gas mehr exportierte und folglich keine Einnahmen aus dem Gasgeschäft hatte, was sollte der Grund sein, ausgerechnet jetzt ziemlich große Löcher in diese Pipelines zu sprengen?

Dass Russland beschlossen hat, North Stream 2 umzuwidmen und für die Gasversorgung der Enklave Kaliningrad zu nutzen, kann als Anlass kaum in Frage kommen, da das Leck bei Bornholm diese Pläne nicht stören dürfte. Falls doch, dann sollten die Schwierigkeiten überwindbar sein.

Russland selbst kann nicht das geringste Interesse daran haben, seine Exportröhren zu zerstören, es sei denn, man will per false flag Operation die Schuld einem anderen unterjubeln. Das wäre der Versuch, aus der abgeschriebenen Investition noch einen Restnutzen zu ziehen.

Polen, immerhin auch Ostsee-Anrainer mit kurzem Anmarschweg auf Bornholm zu, war immer gegen die Ostsee-Pipelines, hätte sich mit einem solchen Akt in der Vergangenheit jedoch den Zorn Russlands und Deuschlands und der EU zugezogen. Im aktuellen Kriegszustand, wo Polen als Haupttransitland für westliche Waffen an die Ukraine dient, wäre es ein gefundener Anlass für Russland, solche Transporte schon auf polnischem Territorium anzugreifen. Das kann nicht im Interesse Polens liegen, käme aber als Anlass für eine russische false flag Operation infrage.

Die USA, und da Joe Biden persönlich, haben zwar offen gedroht, sie verfügten über die Mittel, die Inbetriebnahme von North Stream 2 zu verhindern, doch dies stand ja nicht auf der Agenda  von Scholz-Grün. Dabei weiß natürlich niemand (außer unseren befreundeten Diensten) ob es nicht auf Drängen der deutschen Wirtschaft doch geheime Verhandlungen und Verabredungen gegeben haben könnte, die für den drohenden Energiekollaps die Entnahme von Gas ermöglicht hätten. Unter diesen Voraussetzungen hätte es sich um die Verwirklichung einer nicht ernst genug genommenen Drohung gehandelt. Und niemand weiß, welche Drohungen noch gegen Deutschland gerichtet sind.

Den Briten unterstelle ich kein eigenes Interesse an der Zerstörung der Pipelines, könnte mir aber vorstellen, dass sie mit ihren Fähigkeiten bereitwillig Amtshilfe geleistet haben.

Bleibt noch die Ukraine als  möglicher Aggressor. Deutschland hängt ja, was die Gasversorgung betrifft, immer noch vom guten Willen der Ukraine ab, russisches Gas über den Ukraine-Transit in die EU weiterzuleiten. Zuletzt immerhin noch 250 Millionen Kubikmeter wöchentlich. Diese Gasmenge, so gering sie auch sein mag, gehört zu den letzten Strohhalmen, an denen die Hoffnung der deutschen Regierung hängt, heil über den Winter zu kommen. Der Ukraine-Transit ist damit eine wichtige Daumenschraube, an der Selenski drehen kann, um seinem Wunsch nach weiteren schweren Waffen, vor allem nach dem Leopard 2, Nachdruck zu verleihen. Ihm käme also der definitive Ausfall der Ostsee-Pipelines gerade recht, und weil sich die Ukraine sowieso mit Russland im Krieg befindet, wäre dieser Akt vermutlich eine völkerrechtlich zulässige Kriegshandlung.

Egal. Wer es war, werden wir vermutlich so schnell nicht erfahren.

Wie wurde die Sabotage technisch vollzogen?

Die Ostsee ist vor Bornholm ungefähr hundert Meter tief. Die Lage der Pipelines ist kein Geheimnis und konnte während der Verlegearbeiten auch mühelos ausgespäht/kontrolliert werden.

Um eine Sprengladung anzubringen und zu zünden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen einige jedoch wegen der hohen Gewissheit, dabei entdeckt zu werden, ausgeschlossen werden können.

Im Grunde bleiben nur zwei Möglichkeiten übrig, nämlich der Einsatz eines U-Boots oder sogar eines ferngesteuerten kleinen Tauchbootes mit entsprechenden Vorrichtungen zur Platzierung von Haftminen, oder der Einsatz von dressierten Schweinswalen  übrig.

Die Schweinswale wären das unauffälligste Einsatzkommando. Sie kommen in der Ostsee immer noch in recht großen Mengen vor und sind somit für die Tarnung eines solchen Vorhabens bestens geeignet.

Schon vor vielen Jahren haben die USA und die Sowjet-Union begonnen, Delfine, Schweinswale, ja sogar Seelöwen, für militärische Zwecke zu rekrutieren und auszubilden. Die tierischen Marineverbände beider Seiten sind sich sogar schon im Rahmen von Manövern im Schwarzen Meer begegnet.

Nach Auflösung der Sowjet-Union gingen die Schweinswal-Einheiten in den Besitz der Ukraine über, die sie aber, nach dem Anschluss der Krim an die russische Föderation wieder verloren haben.

Es ist für mich durchaus vorstellbar, dass die Ukraine dennoch weiterhin, bzw. wieder, im Besitz dieser Fähigkeiten der Unterwasser-Kriegsführung ist.

Wer auch immer es war: Ein Frachter, mit Delfinen im Schwimmtank, egal unter welcher Flagge, könnte ohne Aufsehen zu erregen durch die Ostsee schippern, die dressierten Schweinswale entlassen und längst weit vom Ort des Geschehens entfernt sein, wenn die Minen explodieren.

Wer auch immer es war: Der Schaden trifft Deutschland und die EU.

Es ist nicht mehr zu übersehen: Wir sind von Freunden umzingelt.

 

Dass die Bundesmarine schon vor drei Jahren in einem großen Feldversuch Erkenntnisse darüber gewinnen konnte, wie man Schweinswalen am besten beikommt, sollte  allerdings nicht in diesen Zusammenhang gestellt werden. Das war einfach nur eine ganz und gar unbedachte, unökologische und typisch männliche Aktion, bei der  Kollateralschäden unter Schweinswalen und jeder Menge anderen Meeresgetiers billigend in Kauf genommen wurden.