… und wenn der ganze Schnee verbrennt!
Am ersten April 2019, also doch schon gut drei Jahre her, habe ich, mit Blick auf den spektakulären Wahlsieg des Wolomodir Selenski, mit dazu beigetragen, die unter strengster Geheimhaltung vorbereitete Gründung einer neuen deutschen Spaßpartei, öffentlich zu machen.
„Es sei an der Zeit“, so zitierte ich das Gründungsmitglied Urban Priol, „die Politik auch öffentlich zu der fröhlichen Angelegenheit zu machen, die sie im Grunde ist.“ Die amtierenden Politiker sind, wohin man auch schaut, einfach nicht in der Lage, die Gags und Pointen, die sie pausenlos von sich geben, so zu präsentieren, dass das Publikum in brüllendes Gelächter ausbricht.
Hätte ich damals ahnen können, dass Wolodomir, der professionelle Comedian, kaum in Amt und Würden, seine Scherze ebenso bräsig verpacken würde, dass niemand mehr darüber lachen kann, ich hätte diesen Aufsatz damals wohl nicht geschrieben.
Heute muss ich ihn allerdings noch einmal ins Licht der Gegenwart heben, denn der letzte Versuch Selenskis, komisch zu wirken, ist so etwas von in die Hose gegangen, dass man ihn nicht einmal mehr im Laienkabarett von Hintertupfing noch auf die Bühne holen würde:
Man müsste jetzt präventiv einfach mal ein paar Atombomben auf Russland abwerfen, statt abzuwarten bis sich die Gelegenheit zum Gegenschlag ergibt.
Das brüllende Gelächter des Publikums ist ausgeblieben. Es gab nicht einmal einen einzigen kleinen glucksenden Lacher. Stattdessen Betroffenheit, Angst, und aus Betroffenheit und Angst heraus aufkeimende Wut, die sich jedoch nicht zu artikulieren wagte, weil alle begriffen hatten: Der meint das ernst!
Erst viel später wuchs die Erkenntnis, dass Wolodomir weiterhin nur als Darsteller auf einer Bühne steht, eine Rolle spielt, in einem Stück, das andere geschrieben und inszeniert haben, dass er nur seinen Text aufsagt, mit der Mimik und Gestik, und in dem Tonfall, die den Vorstellungen der Regie entspricht.
Stimmen wir uns also ein auf jene Form von Humor, die als „Galgenhumor“ bekannt geworden ist, mit dem Rückblick auf den 1. April 2019
CCCPD gegründet
1. April 2019 – Heute tritt die CCCPD erstmals ans Licht der Öffentlichkeit.
Die Planungen und Vorbereitungen waren aufgrund der kritischen politischen Lage in Deutschland nicht nur ganz im Stillen, sondern quasi konspirativ unterhalb des Radars von BND und Verfassungsschutz vorangetrieben worden. Was noch fehlte, war die letzte Bestätigung der Richtigkeit des Kurses. Mit dem großartigen Wahlsieg des ukrainischen Kandidaten Wolodimir Selenski fiel in der Nacht jedoch die definitive Entscheidung. Die CCCPD wird zur nächsten Bundestagswahl, wann auch immer die stattfinden wird, mit eigenen Kandidaten antreten und verspricht sich schon heute einen Erdrutschsieg.
Urban Priol, einer der Mitbegründer der CCCPD stellte sich am frühen Morgen erstmals der Presse. Vorrangig war dabei die Frage, was sich hinter den Buchstaben CCCPD als wirklicher Parteiname verbirgt. Priol gab zu, das klinge sehr geheimnisvoll, erinnere zu dem an die Abkürzung CCCP welche einst für die „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“ stand, weshalb man zur Unterscheidung den letzten Buchstaben, das „D“ angefügt habe, das, wie bei SPD und FDP schlicht für „Deutschland(s)“ stehe. Ganz ausgesprochen handelt es sich bei der CCCPD um die „Christlich chimärische Comedians Partei Deutschlands“.
Es sei an der Zeit, fuhr Priol fort, die Politik auch öffentlich zu der fröhlichen Angelegenheit zu machen, die sie im Grunde ist. Bisher haben viele der so genannten großen Politiker versucht, die Komik ihres Handelns hinter einer steifen, förmlichen Fassade zu verbergen. Offensichtlich, weil es ihnen an der komödiantischen Ausbildung fehlt. Als George W. Bush jr., auf dem Flugzeugträger „USS Abraham Lincoln“ seinerzeit verkündete: „Mission accomplished“, da war das Bühnenbild zwar perfekt, aber eben für das Publikum zugleich viel zu einschüchternd, um jenes brüllende Gelächter auszulösen, das er sich wahrscheinlich erhofft hatte. Kurz, er hat den Gag total vergeigt. Hätte ich, Urban Priol, um ein anderes Beispiel zu nennen, in der Anstalt verkündet: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, glauben Sie mir, das hätte einen Brüller im Publikum gegeben. Aber Müntefering hat seine Rede damals nicht auf diese Pointe hin aufgebaut. Statt Heiterkeit und Schenkelklopfen gabs nur ein indigniertes Aufstöhnen. Und, stellen Sie sich vor, Monika Gruber hätte – an Stelle von Angela Merkel – die weltbewegenden Worte: „Wir schaffen das“ ausgesprochen: Das Echo des homerischen Gelächters würde uns heute noch in den Ohren dröhnen. Die Merkel hat’s versiebt.
Damit soll nun Schluss sein. Wir geben der Politik die Leichtigkeit der Komik, machen Politik zu einem vergnüglichen Theater, dem das Publikum begeistert lauscht, und bedienen uns dabei der gleichen faktischen und taktischen Mittel, wie die Berufspolitiker, nur spielen wir die Rollen halt so, dass der Quatsch, die Komik, der Unsinn und die Unfähigkeit sichtbar werden.
Die künftige Verteidigungsministerin der CCCPD wird tosenden Applaus ernten, wenn sie die Umstandsmoden für die Panzerfahrerinnen der Bundeswehr mit strammen Models in Tarnfarben auf den Laufsteg bringt, unser Finanzminister wird sich nicht hinter einer abstrakten schwarzen Null verstecken, sondern selbst als „die Null an sich“ auf die Bühne treten.
Gewiss, es gab in der Vergangenheit auch in Deutschland Versuche, aus der Politik heraus komisch zu wirken. Ich erinnere an Andrea Nahles, die mit mit „Witte, witte, witt – mal ich mir die Welt!“, und „Bätschi“ und „in die Fresse“ ihre Chancen hatte. Aber leider ist die Perfomance dieser Dame doch immer noch zu bräsig, um wirklich zünden zu können. Andere Scherze, wie der grüne Versuch, das Netz als den Stromspeicher zu verkaufen, scheiterten daran, dass dem Publikum die technischen Grundlagen fehlten, um die Pointe zu verstehen. Seehofers Versuche, mit dem „Running Gag“, Angela Merkel Paroli bieten zu wollen, bei denen der Tiger immer wieder als Bettvorleger endete, hätten durchaus das Zeug, zu einer Art „Dinner for one“ verklärt zu werden, aber eben nicht mit diesem dilettantischen Personal, das die gespielte Ernsthaftigkeit derart überzogen hat, dass die Komik darin vollständig untergegangen ist.
Die Christlich chimärischen Comedians, wobei die Betonung auf chimärisch liegt, weil das Publikum nie genau wissen soll, ob wir nun tatsächlich ein christlich verwurzeltes Programm vertreten, wie CDU und CSU, oder ob wir das nur in komödiantischer Perfektion vorspielen, wie CDU und CSU, wird die Politik aufmischen. Wir positionieren uns, wenn wir uns überhaupt positionieren, genau da, wo gerade die meiste Zustimmung der Wähler zu erwarten ist, versprechen, was die Wähler sich wünschen, aber eben immer mit jenem eulenspielgelhaften Augenzwinkern, das erkennen lässt, dass weder wir, noch die politische Konkurrenz, auch nur den Hauch einer Idee haben, wie die Probleme zu lösen sein könnten.
Da wird das Publikum johlen, wenn wir die Sicherheit der kapitalgedeckten Rente beschwören, die Leute werden mit Tränen in den Augen lachen, wenn wir erklären, wie Deutschland nach vollständiger Dekarbonisierung bei weltweit weiter steigendem CO2-Gehalt in der Atmosphäre alle Deutschen zwingen wird, Gasmasken zu tragen, die das CO2 der Atemluft beim Ausatmen zurückhalten, weil nur so das 1,5 Grad Ziel noch gehalten werden kann.
Unser Programm, das sind unsere Programme. Da hat es uns Comedians noch nie an Ideen gefehlt, zumal die Stichwortgeber in Kabinett und Parlament ständig ein Feuerwerk zündender Pointen abliefern, aber leider nicht gewitzt genug sind, das darin liegende Potential zu erkennen und mit Bravour auf die Bühne zu bringen. Das können wir besser. Und wenn die Politik schon schlecht sein muss – wenigstens die Performance sollte brillant sein!
Die Bordkapelle der Titanic hat auch bis zuletzt gespielt, um die Passagiere bei Laune zu halten.
Jetzt übernehmen wir, die professionellen Gemütsaufheiterer, und geleiten Deutschland und die EU und den Euro in die Boote, auch wenn dann festgestellt wird, dass davon wieder viel zu wenige da sind und dass diese wenigen den Passagieren der ersten Klasse vorbehalten sind.
Wenn Sie also beim nächsten Mal einen Wahlzettel ausfüllen: Machen Sie ihr Kreuz bei der CCCPD – und Sie werden sich mit Freuden totlachen, statt mit Tränen in den Augen vor Angst und Gram den Löffel abzugeben.
Schon Gerhart Hauptmann ließ den alten Hilse in seinem Drama „Die Weber“ jene prophetischen Worte sprechen, die auch uns angesichts der abschmelzenden Gletscher und der steigenden Meeresspiegel Trost spenden können:
„Hie bleiben mer sitzen und tun, was mer schuldig sein, und wenn der ganze Schnee verbrennt.“
Der Zusatz: „Die Asche bleibt uns doch“, wurde später erläuternd für jene hinzugefügt, deren Dekadenz zu weit fortgeschritten war, um dies noch selbst zu erkennen.