Am Montag fängt endlich das Jahr an.

Noch gespenstern die alten Geister von 2019 durch die Tage der Zwischenzeit. Das neue Jahr verhält sich wie eine auf der Tischplatte zum Kreisel gemachte Münze, die, fast zum Stillstand gekommen, immer noch nicht erkennen lässt, nach welcher Seite sie umfallen wird, ob Kopf oder Zahl oben liegen werden.

Ein iranischer General ist von einer US-Rakete zerfetzt worden, was sowohl Ajatollah Ali Chamenei als auch den Preis der Nordsee-Öl-Sorte Brent dazu gebracht hat, HB-Männchen-artig in die Luft zu gehen. Man muss spätestens jetzt Buch darüber führen, wer die jeweils nächste Eskalationsstufe einläutet, damit später über den Casus Belli keine Fake-News erzählt werden können.

Über den ostdeutschen, bürgerkriegsnahen Zuständen irrlichtert Frau Esken herum und kann sich nicht so recht entscheiden, ob es für die Polizei nicht besser gewesen wäre, gar nicht ein Erscheinung zu treten, weil es dann auch unter den Polizisten keine Verletzten hätte geben können, oder ob die Polizei, wenn es schon ihr Job ist, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, sich nicht nach pflichtgemäß zur Schau gestellter Präsenz schleunigst in deeskalierender Weise hätte zurückziehen müssen.

Ja, so ein Polizist in einer Straße, die andere als ihr Eigentum betrachten, das ist, da muss man Frau Esken durchaus Recht geben, schon eine massive Provokation, die zu vorhersehbaren Reaktionen führen muss. Letztlich müsse geklärt werden, so die jüngste Inkarnation einer SPD-Vorsitzenden, ob es nicht die Einsatztaktik der Polizei war, ohne die auch in Leipzig alles friedlich geblieben wäre.

Merkels Neujahrsbotschaft hat keinen Nachhall im Volk hervorgerufen, niemand hat die Schwingung ihres Herzens aufgenommen und ist in Resonanz gegangen. Das ist wie mit der Werbung von Mercedes für Daimlers E-Auto. Viel Lärm für nichts. Vom Verkaufsstart im Sommer an, bis Ende November 2019, sollen laut Kraftfahrt-Bundesamt in Deutschland gerade mal 55 EQC Modelle zugelassen worden sein. Da liegt der Werbe-Etat mit dem verdächtig nach Clan-Nachwuchs aussehenden „Ich fahre Mercedes“-Protagonisten, wohl immer noch klar über dem Umsatzerlös. Man erkennt daran, dass gerade die, die es sich leisten könnten, keine Lust haben, es sich leisten zu wollen. Nur, dass kein CO2 aus dem Auspuff kommt, den es übrigens am Auto gar nicht mehr gibt, scheint eben doch kein so überragendes Argument für eine Kaufentscheidung zu sein, die sich am Ende als Entscheidung für eine Art intermittierende Mobilität herausstellen muss, für ein Automobil mit konstruktionsbedingt unvermeidlicher Schaufensterkrankheit. Dass BMW und VW erfolgreicher bei der Vermarktung von E-Autos seien, stimmt nur im Vergleich mit den Mercedes-Zahlen. Im Vergleich mit den Absatzzahlen früherer neuer Verbrenner-Modelle sind auch deren E-Autos richtig peinliche Flops.

Doch wenigstens ist die Arbeitslosigkeit zum Jahresende nicht weiter zurückgegangen, sondern moderat angestiegen. Und, es waren nicht nur mehr Menschen arbeitslos als im November, sondern auch mehr als im Dezember des Vorjahres. Das konnte in dieser Schönheit lange nicht mehr berichtet werden, und man hat auch brav damit gewartet, bis Merkels Worte verklungen waren, die da sinngemäß lauteten, noch nie hätten mehr Menschen Arbeit gehabt (vermutlich meinte sie tatsächlich „in Deutschland“, aber da hat sie eine Art Aphasie, das Wort fällt ihr kaum noch einmal ein, so dass wir uns das denken müssen, was dann jedoch wieder gegen uns verwendet werden kann.), als gerade jetzt, zum Ende des jüngsten Kalenderjahres ihrer immerwährenden Regentschaft. Die Zahlen der BA nur drei Tage früher – und man hätte ihr Fake-News vorwerfen können, so aber ist sie noch einmal ganz knapp dran vorbeigeschrammt, wie der stark alkoholisierte Mofafahrer zu Silvester am Buswartehäuschen in Owschlag.

Am Montag, wenn die werktätigen Massen wieder versuchen, ihr Werk zu tun, wird sich herausstellen, unter welchem Stern 2020 tatsächlich an den Start geht, nach dem inzwischen  ja auch  zweifellos der (seit Beginn der Aufzeichnungen)  25. Sonnenzyklus begonnen hat.

Genießen Sie noch das unentschiedene Wochenende, bevor es wieder so richtig losgeht!