Gedanken zum Jahreswechsel 2019 – 2020

Gedanken zum Jahreswechsel 2019 – 2020

PaD 46 /2019 Hier auch als PDF verfügbar: Gedanken zum Jahreswechsel 2019

Jahre der Heuchelei

Was ist es, was eine sektiererische Gemeinde zusammenhält?

Es ist nicht der gemeinsame Glaube, denn der Glaube ist von unterschiedlicher Kraft und Intensität, er reicht von der Erleuchtung auf der einen Seite bis zum Hoffnungsrest neben absolutem Widerspruch. Der Zusammenhalt kommt vielmehr aus der gemeinsamen, zur Perfektion getriebenen Heuchelei.

Heuchelei ist nicht eine Sache des Glaubens. Heuchelei ist die Sache des vorteilsuchenden Verstandes. Heuchelei folgt der vermeintlichen Zweckmäßigkeit. Was als Wärme der Einigkeit, des Verstehens und der Liebe der Gemeindeglieder untereinander wahrgenommen wird, ist regelmäßig nur der Hitzestau unter den Schafspelzen der Heuchler. Homo homini lupus.

Ob die Sekte langfristig  Bestand haben wird, hängt nicht davon ab, ob die Heuchler geschickt genug sind, Skeptikern und Kritikern keine Argumente zu liefern. Die Sekte überdauert dadurch, dass an Ketzern und Abtrünnigen mit aller Härte abschreckende Exempel statuiert werden, um in jedem noch nicht erkannten „wankenden Heuchler“ prophylaktisch die Angst vor den Folgen der Abtrünnigkeit neu zu befeuern.

2019 geht in hochgradiger Heuchelei zu Ende.

2020 kann gar nicht anders beginnen.

 

Der einfachste und sicherste Weg, die Heuchelei hinter dem auf Hochglanzpapier gedrucktem „Friede-Freude-Eierkuchen“ zu erkennen, besteht darin, sich anzusehen, wie die Gesellschaft mit Kritikern, abweichenden Meinungen und konträren Glaubenssätzen umgeht, also den Zustand der Meinungsfreiheit zu erforschen.

Um die Auseinandersetzung mit der Materie so recht in Gang zu bringen, stelle ich meinen Ausführungen zwei provokante Thesen voran, die es zu beweisen oder zu widerlegen gilt:

  1. Heuchelei ist ein sich selbst stabilisierender Prozess innerhalb menschlicher Gemeinschaften, der geistlichen und ideologischen Führungscliquen die gesellschaftliche Stellung sichert und ihnen materiellen Nutzen bringt.
  2. Die Intensität, mit der eine heuchelnde Gesellschaft ihre „Ketzer“ verfolgt und mundtot macht, ist direkt proportional zur Angst der Profiteure, aus dem Tempel gejagt zu werden.

Die erste der beiden Thesen habe ich formuliert, um auf einen trivialen Aspekt menschlichen Zusammenlebens hinzuweisen, der eine Gesellschaft erst effizient und erfolgreich macht, nämlich die Verständigung auf gemeinsame Werte. Gemeinsame Werte schließen ein gemeinsames Wissen darüber ein, was gut und was böse ist, was erlaubt und erwünscht, oder nicht erlaubt und strafbar ist. Dem individuellen Gewissen des Einzelnen wird quasi als haltgebendes Exoskelett ein kollektives Gewissen übergestülpt, das ein sicheres Navigieren in allen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und Interagierens ermöglicht.

Dies erlöst das Individuum vom ergebnislosen Grübeln und macht damit jede Menge Energie frei, die – wenn auch auf Umwegen – dem Wohle der gesamten Gesellschaft dient. Kluge Führer sorgen daher dafür, dass das Wertesystem des kollektiven Gewissens erhalten und durchgesetzt wird, weil eine Gesellschaft, der diese Einigkeit verloren gegangen ist, unweigerlich zerfällt, es sei denn, es gelingt, ein neues, stabiles Wertesystem etablieren.

Diese absolut sinnvolle Errungenschaft kooperativer Gemeinschaften stellt jedoch zugleich die Quelle und Ursache der Heuchelei dar.

Der Nutzen des kollektiven Gewissens ist schon für den Einzelnen so groß, dass die Gefahr, wegen des Auslebens individueller, abweichender Einsichten aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, schon fast einem Todesurteil nahekommen kann. Die Unterdrückung eigener Einsichten zur Wahrung eines Vorteils stellt daher den – noch gar nicht destruktiven – ersten Grad der Heuchelei dar.

Erst wenn sich – meist aufgrund äußerer Einflüsse – ein allgemeines Unbehagen in Teilen der Gesellschaft breit macht, dahingehend, dass es im hergebrachten kollektiven Gewissen Fehler gibt und Entwicklungshemmnisse, wird die Heuchelei zu einem problematischen Phänomen. Das Wissen um die mit dem Verfall des Glaubens und der Werte verbundenen Nachteile bringt unter den bewusst und vorsätzlich heuchelnden Heuchlern jene Fanatiker hervor, die – zur Aufrechterhaltung der Ordnung – in immer schnellerer Folge von allen Teilen der Gesellschaft öffentliche Bekenntnisse zum zerbrechlich gewordenen Wertesystem einfordern und andererseits mit allen Mitteln geheimdienstlicher Arbeit, einschließlich des Aufrufs zur Denunziation, die Jagd auf die Ketzer eröffnen, ihre Schriften verbrennen, ihre Accounts löschen, ihre Sendungen absetzen und sie mundtot machen.

 

Den zweiten Satz habe ich formuliert, um auf die Dynamik des Prozesses der Heuchelei hinzuweisen, die – sich immer weiter steigernd, wie die Musik von Ravells Bolero – in einer positiven Rückkopplungsschleife unaufhaltsam bis zum Inferno wächst und erst dann der vollkommenen Stille Platz macht, wenn das alte Wertesystem vollständig zerbrochen ist.

Den Älteren wird es noch gewärtig sein, dass es noch 1945, als die Russen schon an der Oder, die Amis schon am Rhein standen und viele deutsche Städte nur noch rauchende Trümmerhaufen waren, für jeden, der eine Chance haben wollte, den nächsten Tag noch zu erleben, unumgänglich war, einen ungebrochenen Glauben an den Endsieg vor sich her zu tragen. Nicht zu heucheln, gar den Krieg schon als verloren zu erklären, war „Wehrkraftzersetzung“ und darauf stand die Todesstrafe.

 

19. Dezember 2019 – Stand der Heuchelei im Lande

Statement von Frau Dr. Angela Merkel, nachdem nicht nur Prof. Lucke und  Hans-Georg Maaßen gewaltsam am Äußern ihrer Meinung gehindert wurden, sondern auch der Ex-Innenminister Thomas de Maiziere vor dem Heuchelmob der political correctness unter Polizeischutz gestellt werden musste:

„Wer seine Meinung sagt (…), der muss damit leben, dass es Widerspruch gibt. Es gibt keine Meinungsfreiheit zum Nulltarif, dass alle zustimmen.“

Da Angela Merkel die Kunst, sich unverständlich auszudrücken, der Kunst, sich verständlich auszudrücken, stets vorzieht, sei daran erinnert, wie klar sich der afrikanische Despot, Idi Amin, in Bezug auf die Meinungsfreiheit auszudrücken vermochte: „There is freedom of speech, but I cannot guarantee freedom after speech.“ Erkennen Sie den Unterschied?

(Grundsätzlich gilt: Nur wer den Unterschied kennt, ist qualifiziert, zu erklären, man könne doch dieses mit jenem nicht vergleichen.)

Die Heuchelei über den Zustand der Meinungsfreiheit stellt dabei so etwas wie die Königsdisziplin des Heuchelns dar, denn sie ist ja losgelöst von konkreten Befunden an den Fehlern des Wertesystems, sondern dient einzig und allein noch der Reinwaschung der größten Heuchler, die damit ihre Meinungsunterdrückungsmaßnahmen, die mit den Mitteln existenzgefährdender Strafandrohungen die Sozialen Netzwerke in Instrumente schärfster privater Zensur umgeformt haben, die im Netzwerkdurchsetzungsgesetz ebenso wie in der Datenschutzgrundverordnung die Feder führten, zu bemänteln.

Selbst als bekannt wurde, dass in einer repräsentativen Befragung 68 Prozent  der Befragten (unter Zusicherung der Anonymität) angaben, es gäbe Themen, zu denen man in Deutschland seine Meinung lieber nicht mehr sagen sollte, beharrt der Bundespräsident auf der Auffassung, es gäbe hierzulande nicht die geringste Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit.

68 Prozent.  Das ist viel mehr als der Anteil der AfD-Wähler an der deutschen Bevölkerung.  Es handelt sich also nicht um die Artikulation von rechtem Hass und rechter Hetze, wie gerne suggeriert wird, wenn auf die Probleme mit der Meinungsfreiheit im Lande hingewiesen wird. Doch diese 68 Prozent sind eben zum größten Teil bereit, solange sie sich nicht im Schutz der Anonymität wähnen, selbst von der großartigen Meinungsfreiheit hierzulande zu schwärmen,

oder wenigstens stumm davon zu schweigen.

Diese 68 Prozent heißen nicht alle Steimle.

Aber am Exempel Steimle hat man ihnen auf klassisch drastische Weise deutlich gemacht, wo die Grenzen zwischen dem Sagbaren und dem Unerwünschten liegen. Wer auch nur für fünf Pfennig Verstand im Kopf hat, braucht sich mit der hanebüchenen Begründung des MDR gar nicht zu befassen. Hier wurde ein Exempel statuiert, weil Steimle das eine oder andere  Loch in die Mauer des Heuchelns gerissen hat. Dem musste ein Riegel vorgeschoben werden.

Für viele Steimle-Freunde wird genau das Anlass gewesen sein, Inventur im eigenen Meinungsfundus zu veranstalten und die inzwischen unverkäuflich gewordenen Bestände klammheimlich als Sondermüll zu entsorgen und sich stattdessen im Gebrauch der aktuellen Heuchelphrasen zu üben.

 

Was haben die Heuchler eigentlich zu verteidigen?

Hier wird’s nun wirklich spannend. Hier wird auch das Lichtlein am Ende des Tunnels sichtbar, wobei – es  lebe die Quantenphysik! – noch nicht entschieden ist, ob es nicht die Lichter eines entgegenkommenden Zuges sind.

Gehen wir zurück ins bereits angesprochene Jahr 1945. Damals brach das große, staatliche, nationalsozialistische Wertesystem zusammen, insbesondere was den Führer, den Krieg, den Endsieg und die Judenverfolgung betraf. Die im nationalsozialistischen System integrierten Sekundärtugenden, wie Fleiß und Pünktlichkeit, aber auch Gehorsam, Loyalität, Ehrlichkeit, etc., blieben bestehen und konnten gut mit den ebenfalls nicht beschädigten Wertesystemen des Katholizismus und der Reformierten Kirchen vereinbart werden.

Weil ein Volk keine zweite Garnitur an Führungskräften in Reserve hat, genau wie die Weltbevölkerung nicht auf einen zweiten Planeten zurückgreifen kann, erhielten sich Teile des nationalsozialistischen Geistes noch über viele Jahre in den Chefetagen der Wirtschaft und ganz selbstverständlich auch im Bundestag und in den Ministerien.

Man sprach da zwar bei den Schwarzen nicht mehr von Zucht und Ordnung, aber, amerikanisiert, von Law and Order, und meinte noch lange das Gleiche. Aber dieses von der Vergangenheit geborgte Wertesystem, das sich in einem „Kuratorium Unteilbares Deutschland“ ebenso austobte, wie in den alljährlich veranstalteten Heldengedenktagen (Volkstrauertag genannt), zu denen alle Schüler pflichtgemäß im Novembergrau vor den Kriegerdenkmalen Aufstellung zu nehmen hatten, dieses Wertesystem starb mit den alten Nazis ab und wurde von den Studentenunruhen der 68er mit der zutreffenden Parole „Unter den Talaren, der Muff von tausend Jahren“ hinweggefegt. Es konnte hinweggefegt werden, weil die Heuchelei, mit der dieses Wertesystem von 1933 bis 1945 stabilisiert worden war, auch auf seine verbliebenen, harmlosen und nützlichen Reste nicht mehr angewendet werden konnte. Wer diese harmlosen und nützlichen Reste – ganz ohne Heuchelei – in vollster Überzeugung verteidigte, der war schon vor 50 Jahren ein bisschen „Nazi“ und ist es heute hundertprozentig.

Aber es ist mit dem Aufstand der 68er noch etwas hinweggefegt worden, was eine noch sehr viel ältere, prägende Kraft Deutschlands war, nämlich die Lufthoheit der Kirchen über den Stammtischen.

Der uralte Trick, ein Volk über die Kontrolle seiner sexuellen Triebe in Schach zu halten, der von den christlichen Kirchen perfektioniert worden war, wurde ihnen im Zuge der „Sexuellen Revolution“ zum Verhängnis, jedenfalls in Deutschland.

Damit war der zweite Pfeiler des Konsenses zerstört und die Menschen im Lande stehen seitdem vor dem Problem, nicht mehr gleicher Meinung darüber zu sein, was gut und was böse ist.

War es in den ersten Jahren der jungen Bundesrepublik noch einfach, die Politik der Union insgesamt für gut zu halten, weil man dort Wirtschaftskompetenz und transatlantische Freundschaft erkannte, oder sie insgesamt für schlecht zu halten, weil sich dort Figuren wie Filbinger oder Strauß tummelten, oder eben die Politik der  SPD insgesamt für gut zu halten, weil die für die Rechte der Arbeiter und kleinen Leute eintraten, oder sie insgesamt für schlecht zu halten, weil man die SPD für den Vorreiter des Kommunismus hielt, zerfielen diese Bastionen geschlossener Wertesysteme immer weiter in einzelne Politikfelder, ja bis hinein in die Niederungen von im Grunde  bedeutungslosen Einzelentscheidungen der Tagespolitik.

Nichts war und ist mehr gut, nur weil es die Union für richtig hält, denn auch die Union verkörpert kein stabiles Wertesystem mehr, sondern nur noch ein Sammelsurium der  von Opportunisten zur Stimmenfangoptimierung eingesammelten „Punkte“ in einem inkonsistenten Parteiprogramm auf dessen Basis eine noch inkonsistentere  Realpolitik betrieben wird.

Nicht anders, nur schon noch viel weiter verkommen, ist die SPD, von der niemand mehr weiß, wofür sie überhaupt noch steht und schon gar nicht mit welchen Überraschungen sie morgen aufwarten wird.

Diese beiden Vereine, die es nicht nur nicht geschafft haben, die Reste des gesellschaftlichen Konsenses zu erhalten, Risse und Sprünge zu kitten und dem Ganzen eine neue Richtung und ein Ziel zu geben, sondern eifrig daran gearbeitet haben, die Reste des Wertekanons immer weiter zu zertrümmern, indem sie sich von den Verantwortlichen für das Staatsganze zu Kümmerern für lautstark lamentierende Minderheiten entwickelten, stehen heute als das Zentrum der Heuchelei in dieser Republik da und heucheln uns im Verein mit den von ihnen existentiell abhängigen Medien das Blaue vom Himmel herunter, insbesondere aber heucheln sie uns vor, sie stünden auf dem Boden des Grundgesetzes, sie würden alles tun, um Schaden vom deutschen Volke abzuwenden und seinen Nutzen zu mehren, vor allem aber sei nur ein guter Deutscher, wer – wie im Frühjahr 1945 – an alle bis zum Ende der Legislaturperiode noch verheißenen Endsiege der GroKo glaubt, während jegliche Kritik, wie auch schon der leiseste Zweifel, im Angesicht der letzten Herausforderung nur  dem Feind (aktuell: dem Klima) in die Hände spiele.

Nun zu den Grünen.

Die Grünen sind ein Produkt der 68er und hätten durchaus den Keim eines neuen deutschen Wertesystems legen können, wären sie nicht zugleich darauf versessen, alles  Deutsche verächtlich zu machen. Es gab eine Zeit, im Grunde ein Jahrzehnt, in dem sie die Politik der  Bundesrepublik im Sinne einer Besinnung auf die ökologischen Grundlagen unserer Existenz maßgeblich prägten, doch statt dann wieder von der Bühne zu verschwinden, starteten sie mit großem Erfolg den Versuch, orientierungslos gewordene CDU- und SPD-Wähler zu noch orientierungsloseren Grünen-Wählern zu machen und trieben die Zerstörung des gesamtgesellschaftlichen Wertesystems auf die Spitze, in dem sie so ziemlich jedes Tabu gebrochen haben, das noch aufzufinden war, so ziemlich alles, was bis dahin noch als gut galt, für falsch und bedeutungslos erklärten und so ziemlich alles, was bis dahin noch als schlecht und verwerflich galt, aus der vermeintlich bösartigen Diskriminierung herausholten und sich auf die Fahnen hefteten. Sie sind noch zu jung, um selbst heucheln zu müssen, sie sind von ihrem Wertesystem überzeugt. Doch die GroKo, die aus wahltaktischen Gründen  grünes Gedankengut ungeprüft durch die Firewall gezogen und ins eigene Programm geschrieben hat, die Union und die SPD, die wussten schon, dass es falsch war, als sie begannen, den Unfug zu propagieren. Deshalb müssen sie weiter heucheln und uns den Endsieg gegen das Klima versprechen und den Endsieg gegen die Fluchtursachen und den Endsieg des multikulturellen Schlaraffenlandes.

 

Das Lichtlein am Ende des Tunnels

Haben Sie es schon schimmern sehen?

Für mich sprechen viele Indizien dafür, dass nicht nur die Ära der GroKo zu Ende geht, sondern dass wir gut fünfzig Jahre nach der von den 68ern ausgelösten Revolution  die zweite große Zäsur in der Existenz der bundesrepublikanischen Gesellschaft erleben werden.

Mit der GroKo werden auch Union und SPD, wie wir sie heute noch kennen, von der Bildfläche verschwinden – und höchstwahrscheinlich auch die Grünen, die ja nur so hoch aufwachsen konnten, weil sie sich – wie der Efeu – an den tragenden Strukturen der Volksparteien festsaugen konnten, die sich ihrerseits mit den Grünen schmückten, ohne zu realisieren, dass sie nur als Rank-Gerüst herhalten durften.

Der Niedergang der Volksparteien ist nun aber kein Vorgang, der sich unabhängig von allem anderen einzig auf einer parteipolitischen Ebene abspielt. Es ist umgekehrt: Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung auf allen Ebenen des Zusammenlebens hat dazu geführt, dass sich immer mehr Wahlberechtigte mit der von der amtierenden Regierung und von deren Vorgängerregierungen seit mindestens 1998 verzapften neoliberalen, globalistischen Politik nichts Gutes mehr erwarten. Der in 2019 bereits begonnene wirtschaftliche Abschwung, der uns in 2020 noch viel mehr Sorgen bereiten wird, könnte ausschlaggebend dafür sein, dass ein „politischer Martin Luther“ in Erscheinung tritt und unter Verzicht auf alle längst gewohnte Heuchelei seine Thesen verkündet, die mit der Wahrnehmung der Massen übereinstimmen, und sie bewegt, in eine neue, geschlossene Werteordnung einzutreten.

Ob dieser Luther aus den Reihen der Werte-Union kommt, was nicht unwahrscheinlich wäre, oder ob da ein unverbrauchter, aufrichtiger Geist aus der Asche der SPD aufsteigt, der in der Lage ist, die Menschen zu begeistern und ihnen einen Neuanfang schmackhaft zu machen, das liegt in den Sternen. Ob es noch einmal zu einer Renaissance der FDP kommt, die sich auf ihre bürgerrechtlichen Wurzeln besinnt und sich als Koalitionspartner anbietet, ist ebenfalls völlig offen. Unwahrscheinlich ist aus meiner Sicht, dass die Grünen über 2025 hinaus noch eine Rolle in der deutschen Politik spielen werden, wie schnell ihr Abstieg allerdings sein wird, ist nur schwer vorherzusehen.

Was wiederum mit großer Sicherheit vorhergesagt werden kann, ist die – alleine schon rechnerische – Notwendigkeit, die heute, aus großem Heuchelzwang heraus rundweg abgelehnten Standpunkte der AfD in die Entscheidungsfindung einzubeziehen, denn das würde den „gärigen Haufen“ vermutlich beruhigen.

Andernfalls könnte das Lichtlein nämlich nicht das Ende des Tunnels anzeigen, sondern zu dem uns auf dem gleichen Gleis entgegenkommenden Güterzug gehören.

 

Ich wünsche Ihnen an dieser Stelle ein frohes Weihnachtsfest

und für das neue Jahr Gesundheit, Kraft und Schaffensfreude,

verbunden mit der Überzeugung, dass wir es schaffen können,

die Entwicklung wieder zum Guten zu wenden.

 

Mit besten Grüßen

Egon W. Kreutzer