Schon wieder die Barley …

Wer erwachsen ist – und Erwachsensein ist für mich jene Reife des Menschen, die ihm ermöglicht, seine Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu erkennen und sich ihr auch zu stellen – wer so erwachsen ist, sollte in der Lage sein, sich zu erinnern, dass er nicht immer erwachsen war, dass auch er  – mitunter leidvoll – erfahren musste, sich oft und immer wieder überschätzt zu haben, sich oft und immer wieder Versuchungen hingegeben zu haben, sich oft und immer Flausen in den Kopf gesetzt zu haben, so dass  er – erwachsen geworden – nachträglich froh über das ist, was einst seinen kindlich-naiven Zorn erregte, nämlich dass ihm Grenzen gesetzt wurden, dass ihm „der Kopf gewaschen“ wurde, und dass er seine Sturm- und Drangzeit überstanden hat, ohne bleibenden Schaden zu nehmen.

Ist Katarina Barley so erwachsen? Vielleicht ja, vielleicht nein.

Wer als Erwachsener und Bundesminister auf die Idee kommt, Gretas Klimapanik und das bedingslose Schulschwänzen ihrer Gefolgschaft für das Klima, für „Reife“ zu halten, wer auf die Idee kommt, diese vermeintliche Reife sei „verschenkt“, solange die App-o-kratisch-semi-autistischen Smartphonwischer nicht wählen dürfen, und das ohne Hintergedanken vollkommen ernst nimmt, der ist auf der Stufe spätpubertärer Allmachtsfantasien stehengeblieben und verweigert sich standhaft der Notwendigkeit, die Phase seiner Adoleszenz zu einem Abschluss zu bringen.

Nun, Katarina  hätte mit diesem Reifezustand wohl nie die Kammerzofe Justitias werden können, auch nicht in und mit der SPD. Wer in der Partei und in der Koalition hoch hinaus will, muss mehr können als sich nur durchsetzen zu wollen. Da gilt es sich im richtigen Lichte darzustellen, sich opportunistisch mit Mehrheiten zu verbünden, Vorteile und Nachteile saldieren zu können, Risiken und Chancen abwägen zu können. Die Wahrscheinlichkeit, ihr Vorstoß zur Senkung des Wahlalters sei „reinen Herzens“ und ohne Hintergedanken erfolgt, ist folglich zu gering, um ernsthaft in Erwägung gezogen werden.

Was aber treibt sie dann an, das Wahlalter  von sowieso schon viel zu frühen 18 Jahren nun auf 16 Jahre absenken zu wollen?

Ein alter, aber keineswegs veralteter Sinnspruch lautet:

Wer in jungen Jahren nicht links ist, hat kein Herz.
Wer es im Alter noch immer ist, der hat kein Hirn.

Ich wette, den Spruch kennt Fr. Barley. Und ich wette, dass ihr irgendjemand ausgerechnet hat, wie viele Sitze im Parlament  das Wahlrecht für 16- und 17-Jährige der SPD zusätzlich bescheren würde – und das von Wahl zu Wahl immer wieder mit den gleichen Stimmen der leicht verführbaren Mehrheit nachwachsender links-grün-affiner Kinder.

Vernünftiger wäre es meines Erachtens, das passive Wahlrecht wieder auf 21 Jahre anzuheben.

… Grönemeyers „Kinder an die Macht“ kann nicht Maßstab für verantwortungsvolle Politik sein.