Mehrheit für Impfpflicht

Eine Umfrage für den ARD-DeutschlandTrend hat ergeben – und dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich nicht um die Rohdaten – dass sich 57 Prozent der Deutschen für eine allgemeine Imfppflicht aussprechen.

Das wäre schon mal eine „Kanzlermehrheit“, mit der man eine allgemeine Impfpflicht begründen könnte.

Nun ist es aber so, dass es – die Zahlen gehen auseinander – einen harten Kern von mindestens 15 Prozent der Deutschen gibt, die sich auf keinen Fall impfen lassen wollen, und dass – niemand weiß es so genau – bis zu 30 Prozent der „Impffähigen“ sich bisher noch nicht zur Impfung durchringen konnten. Dass sich von diesen bisher Ungeimpften jemand für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen haben könnte, ist äußerst unwahrscheinlich.

Die Befürworter der allgemeinen Impfpflicht befinden sich also, von wenigen, vernachlässigbaren Ausnahmen abgesehen, unter den bereits Geimpften. Man darf also den für die Gesamtbevölkerung ermittelten Anteil von 57 Prozent Impfpflicht-Befürwortern durchaus auf die Geimpften umrechnen und kommt dann zu der Erkenntnis, dass bis zu 80 Prozent der Geimpften eine allgemeine Impfpflicht befürworten.

Daraus kann zunächst einmal geschlossen werden, dass 80 Prozent aller Impflinge in Deutschland ihre bisher erhaltenen Impfungen ohne nennenswerte Beeinträchtigung ihres Wohlbefindens überstanden haben. Sonst würden sie – Sadisten ausgenommen – wohl nicht für eine allgemeine Impfpflicht votieren.

Nimmt man die Zahl der bisher noch ungeimpften Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahre mit rund 10 Millionen an, die sicherlich für den ARD-DeutschlandTrend auch nicht befragt wurden, sprechen wir von rund 41 Millionen Geimpften ohne Nebenwirkungen (80 Prozent von 70 Prozent von 83 minus 10 Millionen), und von 10 Millionen Geimpften, die sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen haben.

Bleiben wir bei den 41 Millionen Befürwortern einer allgemeinen Impfpflicht.

Es kann aus ihrem Votum für die Impfpflicht mit großer Gewissheit geschlossen werden, dass sie vollkommen frei von Angst und Sorge sind, sich selbst noch mit Corona infizieren zu können oder irgendwann noch von Langfristfolgen der Impfung betroffen zu sein. Denn wer nicht überzeugt ist, durch die Impfung – und sei es durch künftige, regelmäßige Booster-Impfungen – vollkommen geschützt zu sein, wird, falls einigermaßen vernunftbegabt, andere nicht zu einer Impfung  zwingen wollen, deren Wirksamkeit er selbst bezweifelt und deren mögliche Schadwirkungen er nicht ausschließen mag.

Diese Sicherheit, jeglicher Corona-Gefahr als Geimpfter entronnen zu sein, lässt doch nun aber eigentlich nur noch auf altruistische Motive schließen. Die Ungeimpften müssen vor sich selbst geschützt werden. Da diese aber offenbar die Gefahr, zu erkranken, einen schweren Verlauf zu erleiden, oder gar an Corona zu sterben, nicht erkennen können oder verleugnen, weil sie Verschwörungstheoretikern im Internet auf den Leim gegangen sind,  werden sie doch letztlich froh und glücklich sein, als Zwangsgeimpfte überlebt zu haben. 

Nun, wir alle haben schon von Menschen gehört, die so zu denken pflegen und denen das Glück der anderen mehr am Herzen liegt als alles andere. Die gibt es, und wenn sie sich ereifern, dann wollen sie die Menschen auch zu ihrem Glück zwingen. Aber: Hand auf’s Herz! Wenn es in Deutschland 41 Millionen Menschen dieser Gesinnung gäbe, dann hätten wir weder einen Pflegekräfte-Mangel noch würde in diesem unseren Lande irgendjemand zu Recht behaupten können, unsere Gesellschaft sei eine Gesellschaft der sozialen Kälte, der Isolation und des Egoismus. Diese Erklärung ist absurd und unglaubwürdig.

Versuchen wir einen anderen Erklärungsansatz: Ist es  doch Egoismus? Im Bewusstsein, dass die gerade anlaufende vierte Welle die Kliniken und die Intensivstationen mit Corona-Patienten überschwemmen wird, entsteht die Angst, selbst nicht vernünftig stationär versorgt zu werden, sollte es denn aus anderen Gründen, ob nun Verkehrsunfall, Herzinfarkt oder Prostata-Karzinom erforderlich werden. Ja. Wir haben alle schon von solchen bemitleidenswerten Menschen gehört, deren Fantasie sie jeden Tag mehr eingebildete Qualen erleiden lässt, als sie im ganzen Leben jemals zu erleiden haben würden. Aber: Hand auf’s Herz! Gibt es in Deutschland wirklich 41 Millionen Hypochonder, die von der Zwangsvorstellung geplagt werden, jeden Augenblick einer schweren Krankheit anheimzufallen und dann niemanden mehr zu finden, der ihnen medizinische Hilfe angedeihen lassen kann? Den meisten Deutschen ist doch ihre Gesundheit egal, solange sie sich nicht krank fühlen. Die verschwenden doch keinen Gedanken an einen Krankenhausaufenthalt, bevor der Arzt sie einweist. Auch aus dieser Erklärung kann kein triftiger Grund für 41 Millionen Geimpfte abgeleitet werden, ihre Mitmenschen zwangsweise impfen lassen zu wollen.

Es wird allmählich eng, bei der Suche nach einer Erklärung, warum 41 Millionen impfgeschützte Deutsche den Ungeimpften, vorbei am Recht auf körperliche Unversehrtheit, vorbei am Selbstbestimmungsrecht, vorbei an der Würde des Menschen, die zwangsweise Verabreichung eines nur bedingt zugelassenen Cocktails aus Gentechnik und Hilfsstoffen antun wollen.

Es nicht überbordende Fürsorge, es ist noch nicht einmal Egoismus.

  • Es sind jener Hass und jener Neid, mit welchen der zum Gehorsam Erzogene denen begegnet, die in selbstverantwortlicher Weise für sich Entscheidungen treffen, die sie aus der Masse herausheben.
  • Es ist das gleiche Schema, nach dem die alten Weiber in den Kirchenbänken sich das Maul zerreißen, über die jüngere Kirchgängerin, deren Bekleidung nicht ihren Vorstellungen von Anstand und Würde entspricht.
  • Es ist das gleiche Schema, das die Lust am Denunzieren hervorbringt, die Rache dafür, dass ich mich gebeugt habe, der Freigeist sich aber nicht. Der wird schon sehen, dass ich alle Hebel in Bewegung setzen kann, damit er sich auch beugen muss, und wenn es ihm das Genick bricht.
  • Es ist das gleiche Schema, das noch vor hundert Jahren dazu geführt hat, dass ledige Mütter aus der Gesellschaft ausgestoßen wurden.
  • Es ist das gleiche Schema, nach dem auf dem Schulhof die Besonderen von den Gemeinen gequält werden.
  • Es ist das gleiche Schema, dem Hans-Georg Maßen und Tilo Sarrazin und Sahra Wagenknecht und Joshua Kimmich und viele andere mehr zum Opfer gefallen sind.
  • Es ist der Konformitätszwang, der es den Konformen gestattet, sich über die Abweichler zu erheben und ihnen Zwangs- und Strafmaßnahmen aufzuerlegen.
  • Es ist das gleiche Schema, das einst in Frankreich die Guillotinen heiß laufen ließ.

In der Bundesrepublik Deutschland gab es derartige Ausgrenzungen von Millionen von Bürgern bis einschließlich der Regierungsjahre von Helmut Kohl nicht. Bei den „Extremisten“, die auch vorher schon ausgegrenzt waren, handelte es sich um kleine Gruppen mit sonderbaren ideologischen Vorstellungen, aber die Aufhetzung großer Gruppen gegeneinander, die sich nur in einem Merkmal unterschieden, hat erst mit der Abschaffung der Arbeitslosenversicherung und der Einführung des Hartz-IV-Systems begonnen. Drückeberger! Florida-Rolf! Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen! Fordern! Und fördern mit demütigenden Maßnahmen! Jede Arbeit ist zumutbar!  Es gibt kein Recht auf Faulheit!

Damit hat es begonnen, das Spiel: „Teile und herrsche!“ Damals waren es die, die nur zu faul zum Arbeiten waren, die es  sich in der sozialen Hängematte bequem eingerichtet hatten, während die Ursache, nämlich die Rationalisierungsmaßnahmen und Massenentlassungen, vor allem auch bei den öffentlichen Arbeitgebern in den Kommunen und Ländern, vollkommen  ausgeblendet wurden. Heute sind es die Ungeimpften – und am Horizont steht schon die nächste dunkle Wolke, die ankündigt, dass, wer sich künftig auch nur des kleinsten Klimaverbrechens schuldig machen wird, noch weit schwereren Beschuldigungen und Zwangsmaßnahmen ausgesetzt sein wird als heute die Ungeimpften.

Es ist übrigens ganz alleine die Verantwortung derjenigen, welche die jeweils gültigen Regeln der Konformität ersinnen und verkünden lassen. Vor knapp zwei Jahre waren es diejenigen, die früh vor den Corona-Gefahren gewarnt haben, auf die sich der Hass konzentrierte, weil sie das Volk, das sich noch sicher fühlen sollte, und das sich auch noch sicher fühlen wollte, mit ihren Warnungen zu früh hätten beunruhigen können. Ab in die rechte Ecke! Masken sind Unsinn!

Jetzt sind es die Ungeimpften, auf die der Mob losgelassen wird.

Morgen werden es die Nicht-vegan-Lebenden sein. Man wird, nachdem die Metzgereien verboten wurden, mit der Staatssicherheit nach geheimen Kaninchenställen in den Gärten suchen, um auch noch die letzten Fleischesser aufzufinden und den Umerziehungslagern zuzuführen.

Die Reichsbürger haben Recht, wenn sie sagen, das ist kein Staat. Aber sie irren, wenn sie behaupten, es sei eine Firma.

Es ist ein Käfig, in dem alle 83 Millionen sitzen. Der Unterschied ist nur der, dass es viele nicht erkennen, weil sie sich mit dem mickrigen Angebot an Brot und Spielen zufriedengeben und nie den Wunsch verspürt haben, die Welt hinter den Gitterstäben zu erkunden.