Klimata (die Unvergleichlichen)

PaD No. 2 /2020 – Hier auch als PDF verfügbar: PaD 2 2020 Klimata

 

 

PROLOG
in drei Fragmenten

Ausdrucksformen des kollektiven, manisch-depressiven Spaltungsirreseins

1
„Hi! Ich bin der Neue.“
„Bon jour! Je suis Napoleon!“
„Da sind Sie aber irgendwie aus dem Jahrhundert gefallen. Heute hält sich, wer auf sich hält, für einen Klimaretter.“

2
Die Sprachpolizei rät:
In letzter Zeit treten vermehrt kriminelle Subjekte auf, die das höchste Gut unseres Volkes, unser gelobtes und gepriesenes Klima, durch negativ konnotierte Wortverbindungen, wie z.B. „Klima-Hysteriker“ verunglimpfen. Übernehmen Sie solche Begriffe nicht. Setzen Sie ihnen positiv konnotierte Begriffsbildungen entgegen, als  da wären: „Erderhitzung“, „Klimakatastrophe“, „Klimaleugner“, „Umweltsau“, und so weiter.

3
Der Anspruch, stets nur Äpfel mit Äpfeln, also immer ausschließlich Gleiches mit Gleichem vergleichen zu dürfen, wäre ein leicht durchschaubares Manöver, hätten wir diejenigen, die bestimmen, was als „gleich“ zu gelten hat, gar nicht erst an die Macht kommen lassen.


 

Es hat ein Weilchen gedauert, bis die Überschrift wenigstens halbwegs zu dem passen wollte, was ich mir inhaltlich für diesen Paukenschlag vorgenommen habe, der sich auf einen Aspekt der Argumentation der Klimahysteriker (Igitt! Das Unwort! Das Unwort!) bezieht:

Klimahysteriker sind überzeugt von der unaufschiebbaren
Dringlichkeit der von ihnen geforderten Maßnahmen.

Es gibt wohl kein „Management by“-System, in dem nicht auf den Unterschied zwischen Dringlichkeit und Wichtigkeit hingewiesen würde, auf dass sich der Manager stets den Aufgaben zuwende, auf die es ankommt. Dazu gibt es eine ganz einfache Entscheidungsmatrix mit neun Feldern:

Dazu ist zuerst einmal zu sagen, dass wir hier eine Obststeige mit neun Äpfeln vor uns haben. Jedenfalls dann, wenn man annimmt, dass jede Aufgabe, die sich einem Manager so stellt, nichts anderes als eine Management-Aufgabe sei. Ein Apfel halt, und einer wie der andere.

Dass die Äpfel in dieser Steige unterschiedliche Farben haben, sagt nichts über den Inhalt der Aufgaben aus. Die Einfärbungen zeigen nur, dass sich aus der Kombination der Aspekte „Wichtigkeit“ und „Dringlichkeit“ eine sinnvolle Prioritätenreihe der Aufgaben bilden lässt, nach der sie sinnvollerweise abgearbeitet werden sollten.

Diese hier abgebildete Prioritätenreihe wirkt ganz und gar selbstverständlich. Unglücklicherweise sehen die üblichen Strategien zur Prioritätenfestlegung bei den meisten Menschen anders aus.

Von mir grob geschätzt:

  • Sind etwa 60 bis 70 Prozent aller Menschen jenem Typus zuzuordnen, dessen Prioritätenliste einzig an der Dringlichkeit ausgerichtet ist.
    Deren „Gott“ ist der Termin. Und wenn man sie fragt, ob das, was sie gerade tun, wichtig ist, dann werden sie sagen, dass es sehr wichtig sei, weil es morgen fertig sein muss. Das heißt im Klartext: Diese Menschen sind gar nicht in der Lage, das wirklich Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.
  • Schon deutlich weniger, aber immer noch 20 bis 25 Prozent, sind so gepolt, dass sie ganz genau zu unterscheiden wissen, was wichtig ist, und was unwichtig ist, aber bei Aufgaben gleicher Wichtigkeit nicht zu unterscheiden vermögen, welche Aufgabe dringlicher ist. Deren „Gott“ ist das Maß der Wirkung, und wenn man sie fragt, ob das, was sie gerade tun, dringlich ist, dann werden sie sagen, dass alles was sie tun, sehr dringlich ist, weil alles gleich wichtig ist. Das heißt im Klartext: Diese Menschen sind gar nicht in der Lage zu beurteilen, welchen Effekt die „richtige“ Reihenfolge der Arbeit auf das Gesamtergebnis hat.
  • Unter den übrigen 5 bis 20 Prozent finden sich dann diejenigen, die sehr wohl wüssten, wie die Prioritätenreihe aussehen müsste, sich aber gegen ihre Vorgesetzten vom Typ „Dringlich“ oder vom Typ „Wichtig“ vorsichtshalber nicht durchsetzen, um ihren Job zu behalten. Nur etwa 1 bis 2 Prozent dürften in der glücklichen Lage sein, eine richtige Einschätzung mit der notwendigen Entscheidungsfreiheit verbinden zu können.

Meine Absicht hinter diesen Ausführungen ist es, darauf hinzuweisen, „dass die Menschen nun mal sind, wie sie sind“.

Wenn uns aus den Reihen der Klimabewegten lautstark entgegenschallt, wir hätten keine Zeit mehr, es müsste dringend „etwas“, beziehungsweise auch gleich „alles“ geschehen, dann ist das zwar keineswegs die vernünftigste Reaktion auf  den im Raum stehenden Verdacht, es könnte eine Gefahr drohen, aber es kann eben auch primär keine andere Reaktion erwartet werden: Die Dringlichkeitsdurchdrungenen sind in der Mehrheit.

Unglücklicherweise hat sich unter den Klimabewegten eine positive Rückkopplung herausgebildet, die Wichtiges in Richtung dringlich und Dringliches in Richtung wichtig verstärkt, so dass aus den Lautsprechern inzwischen ein immer weiter anschwellendes, durch Mark und Bein gehendes, kakophonisches Kreischen einer allumfassenden höchsten Priorität schallt.

Damit sind wir auf dem besten Wege, tatsächlich in jene Panik zu verfallen, die von der FfF-Bewegung als Voraussetzung für verantwortliches Handeln angesehen wird.

Jener hübsche Knabe mit den Bocksbeinen, dem wir die überirdischen Klänge der Panflöte verdanken,  und der – der Saga nach – durch schrilles Schreien ganze Schafherden in eine sinnlose Massenflucht versetzen konnte, ist wegen dieser Fähigkeit zum sprachlichen Stammvater der Pan-ik geworden. Wären die Göttergeschichten der Griechen anders verlaufen, hätte vielleicht Gustav LeBon zum Paten eines Wortes gleicher Bedeutung werden können. Wir sprächen dann heute eben alle (also nicht nur Hubert Aiwanger) statt von Panik, Panikattacken und Massenpanik, von Bonik, Bonikattacken und Massenbonik. 

Spaß beiseite!

Massenpanik ist nicht lustig. Massenpanik endet meist mit einer größeren Zahl von Verletzten und oft auch mit etlichen zu Tode Getrampelten. Dass durch eine Panik allerdings je etwas Sinnvolles erreicht worden wäre, ja vielleicht sogar etwas Besseres als sich durch besonnenes Handeln hätte erreichen lassen, ist mir nicht bekannt. Panik gipfelt in Akten roher, unkontrollierter Gewalt.

Wenn mir jemand durchaus ernsthaft und mit großem emotionalem Engangement erklärt, wir alle, vom Kita-Kind bis zur Chefin der EU-Kommission, müssten in Panik verfallen, um uns und die Erde zu retten, dann kann ich diesen Jemand in diesem Zusammenhang nicht ernst nehmen. Diese Aussage ist Blödsinn.

Wenn es Zehntausende sein sollten, die ins gleiche Horn tuten, dann kann ich diese Zehntausenden in diesem Zusammenhang erst recht nicht ernst nehmen – allerdings nehme ich eine solche prä-panische Masse durchaus als eine nicht zu unterschätzende und absolut reale Gefahr wahr, die momentan nicht den Eindruck vermittelt, ohne aktive Gegenwehr wieder von der Bildfläche zu verschwinden.

Nehmen wir an, diese Aussage, die Aussage, wir müssten alle in Panik verfallen, sei nur eine Überspitzung, ein Stilmittel, um Aufmerksamkeit zu erregen, dann sollte hinter der Panikmache doch ein solider Block an Fakten und Argumenten zu finden sein, aus dem heraus dieses immer weiter anschwellende, durch Mark und Bein gehende, kakophonische Kreischen einer allumfassenden höchsten Priorität gerechtfertigt werden kann.

Dieser solide Block an Fakten und Argumenten ist bei den lautstark klimabewegten FfFs und XRs, bei den Gretas und bei den Luisas nicht vorhanden. Auch bei den Vorsitzenden der Umweltpartei sucht man vergebens danach. Wenn ich also die mild-autistische Greta mit ihrem um die halbe Welt geschleppten Ein-Mädchen-Demo-Plakat davon reden höre: „Die Wissenschaft habe Erkenntnisse“, und sie mit Annalena vergleiche, dann sind das Äpfel vom gleichen Stamm, die in ihren öffentlichen Statements beide strikt darauf achten, auch nicht den Hauch eines Anscheins von Fachkompetenz zu vermitteln. Beide sind mimisch starke Spruchblasenhervorbringungsgeschöpfe, von denen ich zu behaupten wage, dass sie von dem, worüber sie sprechen, nicht mehr verstehen als ein Marienkäfer vom Frühling.

Stellt sich die Frage: Muss man denn mehr davon verstehen als der Marienkäfer vom Frühling?
Von dem, was beim Smartphone unter der Wischfläche steckt, versteht die Masse ja auch nichts, und hat trotzdem ihren Spaß damit.

Der Marienkäfer, so viel ist klar, versteht die Zeichen der Zeit zu deuten, er kriecht aus seinem Überwinterungsversteck und trachtet dringlich danach, das für die Erhaltung seiner Art Wichtigste zum günstigsten Zeitpunkt zu vollbringen, nämlich ein Marienkäferweibchen zu begatten. Sein genetisch verankertes, programmgesteuertes Verhalten, wird bei hinreichender Wärme und Helligkeit ausgelöst, kennt immer nur eine gleichzeitig aktive Routine, und fällt, wenn die Begattung erledigt ist, in eine Art „Idle-Modus“ zurück, aus dem heraus dann zum Beispiel die Routine „Suche Nahrung“ ausgelöst wird. Auf diese Weise haben Marienkäfer sich lange vor dem Menschen „die Erde untertan“ gemacht, denn es gibt kaum einen Flecken Land, wo sie nicht anzutreffen wären.

Offenbar ist ihnen dabei gelungen, sich sowohl unterschiedlichen Klimazonen (die gibt es übrigens, trotz der alleinseligmachenden Weltdurchschnittstemperatur immer noch) anzupassen, als auch die Kapriolen des Weltklimas, die Wechsel zwischen Eis- und Heiß- und Zwischeis- und Zwischenwarmzeiten problemlos zu meistern.

Anders als der Marienkäfer, der von der Hand in den Mund und ohne Uhr und Kalender in den Tag und ins Jahr hineinlebt, ist es den noch gar nicht so lange aufrecht Gehenden wichtig, sich über den Tag hinaus wichtig zu machen. Das hat was damit zu tun, dass Menschen gesellige Wesen sind, deren Erfolg eben nicht nur aus der Nutzung externer Energiequellen, sondern vor allem aus ihren immer weiter verbesserten, arbeitsteilig-kooperativen Formen des Zusammenlebens stammt. Gesellige Wesen brauchen den Small Talk (früher Tratsch und Klatsch) für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – und sie arbeiten umso besser zusammen, je drohender ein äußerer Feind – und sei es nur in Form eines nicht verifizierbaren Gerüchts – vor der Türe steht. Wer den Small Talk beherrscht, wer zuverlässig die erste Quelle für das neueste Gerücht im Dorf ist, der wird von allen geschätzt und gefürchtet zugleich.

Gerüchte, Gerüchte …

Das ideale Transportmittel für subtile Einflussnahme auf Denken und Handeln der Massen.

Das unterscheidet den Marienkäfer vom Menschen. Der Marienkäfer ist hauptsächlich geruchsgesteuert. Kein Marienkäfer hat je Geruchsgerüchte zur Manipulation von Marienkäfern in die Welt gesetzt. Marienkäfer werden – alle Jahre wieder – im Frühling damit beginnen, die nächste Generation zu zeugen.

Niemand erzählt den Marienkäfern das Gerücht, nichts sei schädlicher für den Erhalt des Planeten und das Überleben der Marienkäfer in Küstengebieten, als Marienkäfer-Nachwuchs in die Welt zu setzen.

Um das zu verstehen, sind die Marienkäfer zu blöd, zu naiv, zu ungebildet – und deswegen gibt es sie in tausenden von Arten überall auf der Welt.

Der kluge, gebildete, aufgeklärte Mensch hingegen, greift ein solches Gerücht begierig auf, erzählt es weiter, und sollte er statt auf Neugier auf Widerspruch stoßen, gibt er sich redliche Mühe, Beweise zu suchen oder welche zu erfinden. Denn schließlich will er nicht als Verbreiter von Gerüchten (Fake News) bei twitter und facebook gesperrt werden. Wenn es hart auf hart kommt, gibt es ja immer noch den hammerharten Rettungsanker, um Recht zu behalten, den schon Schopenhauer in seiner eristischen Dialektik empfiehlt:

Kunstgriff 30 – Autoritäten statt Gründe abgeben

Das argumentum ad verecundiam
[an die Ehrfurcht gerichtetes Argument].

Statt der Gründe brauche man Autoritäten nach Maßgabe der Kenntnisse des Gegners. Man hat also leichtes Spiel, wenn man eine Autorität für sich hat, die der Gegner respektiert. Es wird aber für ihn desto mehr gültige Autoritäten geben, je beschränkter seine Kenntnisse und Fähigkeiten sind. Ausführlich hier

Vergleiche ich nun den vergifteten Apfel Schopenhauers mit der von den Klimabewegten proklamierten Einigkeit von inzwischen mehr als 97 Prozent aller Wissenschaftler, dann lassen sich die beiden nicht voneinander unterscheiden. Schon erstaunlich, dass sich Schopenhauers Äpfel, ganz ohne unter Schutzatmosphäre gelagert worden zu sein, so lange ohne jegliche Einbuße an Geschmack und Wirkstoff halten konnten.

Da hat es der Marienkäfer gut. Der kennt keine Wissenschaftler. Der kennt nicht einmal Vater und Mutter als Autoritäten. Der ist vom Ei weg über die ganze Metamorphose bis zu seinem Ende ganz allein auf sich gestellt und hat doch alles, was er braucht und wissen und können muss in jeder Zelle seines winzigen Körpers als DNA gespeichert. Nennen wir das, für einen Augenblick und nur des schönen Wortspiels willen, einen „gesunden Marienkäferverstand„.

Der Mensch hingegen hat es schlecht. Er hat so viele Hilfsmittel zur Verfügung, die ihm helfen mit Situationen fertig zu werden, mit denen der Marienkäfer niemals fertig werden könnte. Er hat Möglichkeiten, das Wetter für drei bis vier Tage einigermaßen zuverlässig vorherzusagen. Über sein Smartphone ist er jederzeit fähig, auf das gesamte öffentlich zugängliche Wissen der Welt zuzugreifen. Wenn er will, kann er in wenigen Jahren gigantische Stauseen entstehen lassen, wenn er will, kann er Satelliten auf Umlaufbahnen und Sonden in die Weite des Alls schießen. Seine Wägelchen fahren auf dem Mars umher, seine Sonden umkreisen – und landen auf – Asteroiden. In riesigen unterirdischen Tunneln werden aus den kleinsten Bausteinen der Materie die allerkleinsten erzeugt. Der Mensch existiert in sieben Milliarden Exemplaren. Das sind 14 Milliarden Hände, die überall mit anfassen können, wo es erforderlich ist. Die können nicht nur Flugzeugträger und Tagebaubagger, die können auch Deiche und Dämme bauen, so schnell schaust du gar nicht.

Doch der Mensch, der dem erbärmlichen Überlebenskünstler „Marienkäfer“ in allen Belangen mehr als turmhoch überlegen ist, fürchtet sich davor, dass das Wetter wieder so werden könnte, wie es vor zweitausend Jahren war, als das römische Reich seine Blüte erreichte, oder wie vor tausend Jahren, als in Europa die Türme der Kathedralen in den Himmel wuchsen. Denn der Mensch, der sich, statt die kollektive Furcht und Panik zu teilen, auf seinen „gesunden Menschenverstand“ zu berufen versucht, kommt damit nicht weiter als bis in die rechte Ecke, wo er auf alle Zeiten festgenagelt bleiben muss.

Entschuldigung! Aber wer sich davor fürchtet, dass das Klima angenehmer wird, dass die Erde grüner und fruchtbarer wird, der hat doch einen Knall.

Aber davor fürchten sie sich ja gar nicht, wie sich an ihrem Verhalten ablesen lässt. Warum fahren immer noch jene, die es sich noch leisten können, im Urlaub aus der eher kühlen Norddeutschen Tiefebene in die durchaus um einiges wärmere norditalienische Po-Ebene und an die Strände links und rechts davon? Doch nur, damit sie sich mit Schutzfaktor 200 in die Sonne, legen können, um braun zu werden, ohne braun zu werden, um es zu genießen, noch lange nach Mitternacht in der lauen Luft am Pool zu sitzen und den Zikaden zu lauschen, also um sich genau dem Klima auszusetzen, vor dem sie sich fürchten!

Rund sechs Grad Celsius (6 Grad) ist es Mitte Juli in Rom wärmer als in Hamburg. Dennoch leben in Rom 2,9 Millionen Einwohner, in Hamburg hingegen nur 1,8 Millionen. Warum hört man nichts von den Hitzeflüchtlingen aus Rom, die sich von Bremen über Hamburg bis nach Rostock ein erträglicheres Klima zum Leben suchen?

Es mag daran liegen, dass es sie nicht gibt. Aber das ist alles reine Spekulation und soll hier nicht in den Rang von Fakten erhoben werden.

Es braucht nicht viel Aufmerksamkeit, nur hin und wieder den Versuch, auch einmal die andere Seite anzuhören, und es zerbröselt alles,  was der so genannte „Weltklimarat“ an Informationen vorlegt. Das IPCC ist nicht dazu da, Klimaforschung zu betreiben, sondern wurde gegründet, um den menschlichen Einfluss auf das Klima nachzuweisen.

So in die Enge getrieben, haben nun die so genannten „Kipp-Punkte“ Hochkonjunktur.

Kipp-Punkte gibt es. Gar keine Frage. Immer wenn ein System in mindestens einem seiner Parameter die ursprünglich funktionierenden Relationen sprengt, kann es kippen, also entweder gar nicht mehr funktionieren, oder etwas ganz anderes hervorbringen als beabsichtigt, oder auch das genaue Gegenteil.

So ein Kipppunkt, an dem ich mich schon lange und immer wieder erfreuen kann, trat in der Montagehalle für die Saturn V Raketen in Cap Canaveral auf. Die Halle war so groß und vor allem so hoch, dass sich darin (unter Dach und Fach!) Wolken bildeten, aus denen Regen fiel. Das ist jedoch etwas ganz anderes als die Geschichte von dem Mann, der aus dem 60. Stock eines Hochhauses sprang und beim Passieren des 5. Stockwerks den entsetzten Zuschauern zuruft: „Regt euch nicht auf. Bisher ist doch gar nichts passiert.

Das sind zwei Äpfel, die man versucht in die gleiche Steige zu legen, obwohl es sich um vollkommen unterschiedliche Sachverhalte handelt.

Das Resultat des Sprunges aus dem Hochhaus lässt sich sowohl aus Erfahrungswerten der Vergangenheit (empirisch) als auch mit den mathematischen Mitteln der Physik (theoretisch) mit an Sicherheit grenzendern Wahrscheinlichkeit bis auf jeden einzelnen gebrochenen Knochen genau vorhersagen.

Die Gefahr, es drohe ein solcher Kipp-Punkt für das irdische Klima wegen weiterer menschengemachter CO2-Emissionen, kann bei Betrachtung der Klimageschichte der Erde hingegen vollkommen ausgeschlossen werden.

Wir sind heute nicht nur von den höchsten je vorhandenen CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre weit entfernt, sondern auch von den höchsten, zu Zeiten menschlicher Besiedelung je gemessenen Temperaturen. Gäbe es beim Klima vergleichbare Kipppunkte mit der verheerenden Wirkung des Aufschlags aus 180 m Höhe auf den Beton des Gehwegs vor dem Hochhaus: Sie hätten das Klima der Erde in der Vergangenheit – ganz ohne menschengemachtes CO2 – mehrfach zum Kippen bringen müssen  – und jeder dieser „Kippvorgänge“ müsste überdeutliche Spuren hinterlassen haben. Solche Spuren sind aber nicht auffindbar.

Alleine die Lehren aus der Klimageschichte sollten vollkommen ausreichen, um das Thema „Klimawandel“ von Priorität 1 auf Priorität 5 oder 6 zurückzustufen, wobei der Schwerpunkt der Aufgabe in der Frage liegen müsste: „Welche Folgen wird der natürliche  Klimawandel innerhalb welcher Zeitabschnitte zeitigen, welcher Nutzen kann daraus gewonnen werden, und wie können sich eventuell negativ betroffene Gebiete und ihre Einwohner darauf vorbereiten?“

Der im Grunde schon begrifflich lächerliche Versuch, durch „Dekarbonisierung“ (also durch minimalen Eingriff auf eine einzige von einer gar nicht bezifferbaren Zahl von teils sehr viel mächtigeren Einflussgrößen) das „Klima retten“ zu wollen, der aus Sicht sehr vieler Fachleute auch wissenschaftlich betrachtet nicht minder lächerlich ist, und der im Augenblick mit der Priorität 1* (Eins mit Stern) den Deutschen in Deutschland (und mit deutscher Kommissionspräsidentin nun auch den Europäern in der EU als Klimabuße auferlegt worden ist) müsste schon alleine wegen der Aussichtslosigkeit eines Erfolges als „unwichtig“ ganz und gar aus der Agenda gestrichen werden.

Dass dem nicht so ist, dass alle, vom Papst über die Kommissionspräsidentin bis zu Jo-Siemens Kaeser ihren Kotau vor Greta und deren Adjudanten machen, ist das peinliche Eingeständnis, selbst keine Idee, keinen Plan, keine Vision zu haben, mit der man die Mehrheit der Wähler gewinnen könnte, weshalb man sich darauf beschränkt, das Gegenteil dessen zu tun, was Franz  Josef Strauß gelehrt hat: …dass man zwar dem Volk aufs Maul schauen, aber ihm nicht nach dem Mund reden soll.

Obwohl es eine furchtbare Vorstellung ist, hoffe ich, dass unsere Eliten hinter ihrer vordergründig zur Schau gestellten Unfähigkeit wenigstens noch einen geheimen Plan verfolgen, einen Plan, den sie strikt geheimhalten, weil ihn die Wähler niemals billigen würden, weil dieser Plan den Schaden des Volkes mehren und den Nutzen von ihm abwenden sollte.

Es wäre mir wichtig und tröstlich zumindest zu wissen, dass es doch eine rationale Agenda gibt! Denn mir eingestehen zu müssen, in einem Lande Untertan zu sein, das von einer Regierung – mit nichts als einem ins Blaue hinein beschlossenen Kohle-Ausstiegsplan – seiner wirtschaftlichen Grundlagen beraubt wird, würde mich jegliche Selbstachtung verlieren lassen.


 

EPILOG

Als die fremden Heere ins Land kamen, sich plündernd nahmen, was sie brauchen konnten und das Übrige nach bestem Können zerstörten, sahen sich die Sieger im Recht, denn – wie umstritten die Ursachen des Krieges auch waren – konnten sie als Sieger doch die Geschichte schreiben, die Schuld zuweisen und sich das Recht zubilligen, Fabriken, Patente und Wissenschaftler außer Landes zu schaffen.

Doch statt klagend und heulend durch die Ruinen zu ziehen, standen die Trümmerfrauen auf und klopften den Mörtel von den noch brauchbaren Steinen, auf dass neue Häuser errichtet werden konnten. Statt dem Verlorenen nachzutrauern, entstand das Verlorene neu und die Wirtschaft blühte schon bald nach der Niederlage schöner und größer denn je zuvor.

Es bleibt zu hoffen,
dass die in unseren Tagen in Gang gesetzte Selbstzerstörung,
nach deren Vollendung ebenfalls in die Besinnung
auf unsere Kräfte und Fähigkeiten mündet.


Und falls das der Plan sein sollte …

Mein Gott!