Joe Bidens Ritt auf dem Zeitpfeil

Es wird wohl gegen 18.00 Uhr MEZ geschehen. Joe Biden wird als Präsident der USA vereidigt. Wehklagen bei den Trump-Anhängern, Jubel bei den Trump-Gegnern.

Doch es wird weder heute noch morgen die Welt untergehen, noch wird sie eine bessere werden. Allen Aufgeregtheiten zum Trotz, die Veränderungen werden sich zäh über die Zeit hinwegziehen, und sie werden nicht groß sein, weil sie gar nicht groß sein können.

Zur Erinnerung: Ist nach der Vereidigung Trumps die Welt untergegangen? Ist sie noch am gleichen Tag eine bessere geworden?

Zur Erinnerung: Die Lager waren vor Beginn der Präsidentschaft Trumps kaum weniger gespalten und in Teilen kaum weniger hysterisch als jetzt, vor der Präsidentschaft Bidens.

Auch wenn sich inzwischen viele Amerikaner nicht mehr daran erinnern wollen, Trump gewählt oder unterstützt zu haben, ist der schnelle Kurswechsel nicht möglich.

Dass die Leute sich neu orientieren, wenn der bisherige Anführer nicht mehr anführt, ist doch ein normaler Prozess. Jede Zimmerpflanze orientiert sich auf das Fenster zu, von dem aus das Licht der Sonne in den Raum kommt. Und wenn jetzt Joe Biden das Fenster ist, durch welches das Licht der Staatsmacht in die Häuser scheint, dann erweist es sich einfach als opportun, zu versuchen, die benötigte „Energie“ über das neue Fenster zu beziehen. So sind die Menschen, die mit der großen Politik wenig im Sinn haben und daher versuchen, einfach mit den veränderten Bedingungen zurecht zu kommen. Sie passen sich an. Das ist letztlich ein Ausdruck von Intelligenz, auch wenn diejenigen, die sich stur weiter auf das zugemauerte Fenster hin orientieren, mit dem Sinken ihrer Chancen immer boshafter von Wendehälsen,  Dissidenten und Schlimmeren sprechen.

Natürlich kommt es nicht auf Joe Biden an. Daher ist es überflüssig, auf seine womöglich begrenzten persönlichen Möglichkeiten hinzuweisen, selbst noch Strategien zu entwickeln und ihre Umsetzung durchzusetzen. Wir wissen, von welchen Seiten er in seinem Wahlkampf Unterstützung erhalten hat, und wir sollten wissen, dass die Pläne derer, die in protegiert haben, fix und fertig in den Schubladen liegen und von ihm nur abgenickt werden brauchen, um in die Umsetzung zu gelangen.

Da aber kommt der Zeitpfeil daher – und was auch immer man unter Zeit verstehen will – solange man die Zeit mit Uhren misst, verrinnt sie mit gleichbleibender Geschwindigkeit, was eben auch bedeutet, dass die Zeitspanne die benötigt wird, das Umzusetzende auch tatsächlich Realität werden zu lassen, mit der Größe und Bedeutung eines Vorhabens wächst und kaum verkürzt werden kann, während andererseits viele reale Möglichkeiten auftreten können, die den Plan stören und das Vorhaben verzögern.

Was auch immer Joe Biden in den ersten 10 Tagen seiner Präsidentschaft ankündigen und per Dekret in die Mühlen der Administration gießt – nichts davon wird in diesen 10 Tagen als vollendete Umsetzung an das Licht der Welt der kommen. Nach der Schonfrist von 100 Tagen, die man einem neuen Amtsinhaber gemeinhin zubilligt, um zu erkennen, ob er wenigstens im Ansatz das in Angriff genommen hat, was er vorher ankündigte, wird auch bei Biden nicht mehr zu sehen sein als die Erkenntnis: Nach 100 Tagen kann man halt nicht mehr erwarten.

Mit der Mehrheit in beiden Häusern ist der „politische Prozess auf der Schaubühne“ zwar einfacher zu führen, doch der Weg dahin, bis sich unter den Demokraten selbst kein Widerstand mehr regt, ist ein Prozess der nicht in der Öffentlichkeit sichtbar wird, aber in vielen Politikbereichen erhebliche Zeit, Kompromisse und auch Zuwendungen kosten wird. Schließlich sind die US-Demokraten kein geschlossener Block, wie es die Christozialen in Bayern zu Zeiten des Franz-Josef Strauß waren. Es ist ein gäriger Haufen, der von den gewalttätigen BLM-Anhängern und der Antifa über eine kleiner werdende Gruppe mit sozial- und liberaldemokratischen Überzeugungen bis in die Ebene der Eigentümer von BigMoney und BigTech reicht. Zusammengehalten eigentlich nur von der eigenen Propaganda, die dem BLM-Brandstifter ebenso wie Joe Biden und Bill Gates die Überzeugung vermittelt: „Wir sind die Guten!“

Nun ist Trump, der Feind, geschlagen. Die Zeit der Demokraten-Allmacht bricht an.

Doch auch mit dem 2. Amtsenthebungsverfahren und möglichen Anklagen gegen Trump lässt sich der Zusammenhalt gegen den verhassten Gegner nicht mehr organisieren. Jetzt muss das Fell des Bären verteilt werden. Das wird die große Bewährungsprobe für Biden. Er muss die Partei einen, er muss zumindest den linken Flügel ganz erheblich stutzen, er muss die bürgerkriegsähnlichen Zustände, die von BLM und Antifa entfacht wurden, beenden. Dies wird ihm aber nur gelingen, wenn er „Wohltaten“ bereit hält. Gewaltige Wohltaten. Die 2 Billionen Dollar (nicht Billions) die er auszuschütten gedenkt, um die Folgen der Corona-Pandemie zu lindern, werden im Konsum verzischen, während – auch dadurch bedingt – die Arbeitslosenzahlen weiter ansteigen werden. Das kann er nicht in vierteljährlichen Abständen wiederholen. Irgendwann wird auch die Anhebung der Schuldenobergrenze nicht mehr darüber hinwegtäuschen können, dass der Dollar inflationiert. Das verteuert die Importe. Das „Bedingungslose Grundeinkommen“, das da in den USA – ohne so genannt zu werden – eingeführt wird, muss erhöht werden, um die Stimmung ruhig zu halten.

Es ist sicher, dass Bidens Elan gleich hinter den Startblöcken gelähmt wird, und zwar von den herrschenden Umständen.

Und dann gibt es da immer noch den schweren Vorwurf der Wahlmanipulation, die vielen Beweise, die bisher von den Gerichten nicht zur Kenntnis genommen wurden. Es müssen tausende Helfer dazu beigetragen haben, die Mehrheit zu beschaffen. Jeder einzelne ist eine Bombe, die jederzeit losgehen kann, wenn sich der kleine Wahlbetrugshelfer vom Gewählten missachtet fühlt und zum Whistleblower wird.

Das Eis, auf dem Biden seine Präsidentschaft errichtet hat, ist sehr dünn. Schon deshalb kann er sich plötzliche, schnelle Bewegungen gar nicht leisten.

Für die EU und Deutschland wird der Neue im Amt frühestens nach einem Jahr zu einem Partner, auf dessen Vorstellungen man sich einzustellen hätte – doch so wie ich es wahrnehme, ist hierzulande bereits der vorauseilende Gehorsam ausgebrochen. Schade, denn die Gelegenheit die eigene Position zu klären und die eigenen Ziele ins Auge zu fassen, wird auch jetzt wieder ungenutzt verstreichen, so wie man sie vor vier Jahren im blinden, Hillary-Clinton-hörigen Trump-Bashing verstreichen ließ.

Es wird sich wenig ändern, und was sich ändert, wird sich langsam ändern. Womöglich zu langsam, um vor dem Platzen einer der vielen Bomben überhaupt wirksam zu werden.