Eurocoin? Digiteuro? Biteuro? Wie wird er wohl heißen, der „Digitale Euro“?

Immer wenn ich lese, der „Digitale Euro“ solle das Bargeld (gemeint sind Münzen und Scheine) nicht verdrängen, sondern lediglich ergänzen, bin ich kurz vor dem Schreikrampf.

Auch die Aussage, der Digitale Euro sei dann ein „bombensicheres Depot“, weil er von der Zentralbank garantiert wird, bringt mich auf die Palme.

Warum?

Wir haben doch längst einen Digitalen Euro. Jedes Bankkonto ist „d i g i t a l“! Selbst Sparguthaben, die früher einmal an den Bankschaltern per Füllfederhalter oder Kugelschreiber handschriftlich analog geführt und mit vertrauensbildenden Stempeln verziert wurden, sind längst in die digitalen Systeme der Banken eingegangen. Das „analoge“ Sparbuch, das es heute noch gibt, ist doch nicht mehr als ein Kontoauszug, erstellt von den IT-Systemen der Banken und ausgedruckt auf dem Sparbuch-Drucker.

Wenn Sie am Ersten des Monats im Online-Banking gesehen haben, wie der von Ihnen erstellte Dauerauftrag zur Überweisung der Miete ausgeführt wurde, wenn also Guthaben vom Girokonto verschwunden ist, da hat doch im Hintergrund niemand mehr mit Bargeld hantiert. Im Safe der Bank liegt doch nicht im Fach A genau abgezählt Ihr Guthaben, das im Zuge der Überweisung dann körperlich in das Fach V des Vermieters umgeschaufelt wird. Bewegt werden nur digitale Informationen – und vom Wert her werden wohl längst mehr als 90 Prozent aller Zahlungsvorgänge vollständig ohne Münzen und Scheine abgewickelt.

Münzen und Scheine, was stellen die heute noch dar? Nicht „originäres“ Geld, das bei Einzahlung am Bankschalter in digitale Informationen umgewandelt wird, sondern genau umgekehrt: Münzen und Scheine sind nichts als anonymisierte „Inhaber-Papiere“ in genormter Stückelung, die man sich von den Banken gegen Giralgeld kaufen kann und deren Echtheit von der Zentralbank garantiert wird, die sie, bevor sie in Umlauf gelangen konnten, gegen Giralgeld an die Geschäftbanken verkauft hat.

Münzen und Scheine erlauben Transaktionen ohne die Einschaltung der Systeme der Banken und haben den Vorteil, dass ihr Weg von einem Marktteilnehmer zum anderen nicht nachvollzogen werden kann. „Pekunia non olet“ sollte man heute übersetzen mit „Bargeld hinterlässt keine (Duft-) Spur“. Dies ist der Grund, warum das Bezahlen mit Bargeld in den Staaten der Euro-Zone auf bestimmte, niedrige! Höchstbeträge begrenzt wurde. Die Kontrolle der Zahlungsströme ist ein wichtiges Überwachungsinstrument, dem sich diejenigen, gegen die es vorgeblich gerichtet ist, immer noch leicht entziehen können, während der nicht kriminelle Bürger diese Möglichkeiten nicht nutzt, weil ihm der Aufwand zu hoch erscheint und ihm die notwendigen konspirativen Netzwerke nicht offen stehen. Doch das nur am Rande.

Wenn jetzt also die Beschlusslage von Kommission und EZB so aussieht, dass der Euro in einer  zusätzlichen Ausprägung als „Digital-Währung“ in die Welt gesetzt werden soll, muss die Frage erlaubt sein, wie die aussehen und was damit eigentlich bezweckt werden soll.

Eine sinnvolle Erklärung dafür habe ich bis heute nicht gehört. Einige „haarsträubende“ Möglichkeiten sind mir eingefallen, was aber nicht heißt, dass ich ihre vermeintlich positiven Auswirkungen begrüßen würde.

  1. Der EUCOIN wird über die Blockchain-Technologie zu einem für die interessierten staatlichen Stellen vollkommen transparenten Zahlungsmittel, dessen gesamter Lebensweg sich, bis zurück zu seiner Schöpfung durch die Zentralbank, lückenlos und unmittelbar nachvollziehen lässt. Damit ließe sich die Verschleierung der Herkunft von Schwarzgeld vermeiden, bei der heute noch gerne große Beträge solange von Bank zu Bank, von Briefkastenfirma zu Briefkastenfirma rund um den Erdball geschoben werden, bis auch der hartnäckigste Steuerfahnder den Laptop zuklappt und sich seinem Feierabendbier zuwendet.

    Das Problem dabei: Warum sollten Schwarzgeld-Einnahmen ausgerechnet über den transparenten EUCOIN abgewickelt werden, wenn parallel dazu auch noch die bewährte, blockchainfreie digitale Euro-Währung (sowie weitere ausländische Währungen) auf ganz normalen digitalen Konten wie bisher verwendet werden kann?
  2. Der EUCOIN soll seine Besitzer in der trügerischen Sicherheit wiegen – mit dem EUCOIN im virtuellen Safe – vor drohenden Bankenzusammenbrüchen und dem Verlust von Einlagen, die von den Sicherungssystemen nicht gedeckt sind, absolut geschützt zu sein. Damit würde der EUCOIN primär als Wertaufbewahrungsmittel gestaltet, der ähnlich wie die großen Steinräder vor den Hütten der Bewohner der Insel YAP, weder eine Zahlungsmittelfunktion, noch eine Wertbemessungsfunktion mehr hat.Der mögliche Sinn dahinter: Die Billionen von Fiat-Money, die zur Bewältigung von Finanzkrisen und Pandemiefolgen aus dem Nichts geschaffen wurden, auf eine besonders raffinierte Weise wieder aus dem Markt zu nehmen und in Form von EUCOINS dauerhaft stillzulegen, um zu verhindern, dass die Inflation der Assets doch noch als Hyperinflation in die Realwirtschaft einbricht.

    Das Problem dabei: Sobald die Anleger in diese Richtung geschubst werden, könnte es sehr schnell zum vollständigen Zusammenbruch aller Blasen kommen, weil bisherige Assets im Run auf den EUCOIN schnellstmöglich verkauft werden, solange man überhaupt noch etwas dafür bekommt. Ein solcher Zusammenbruch der Aktienmärkte, der Immobilienkurse und ggfs. auch der Wertpapiernotierungen würde allerdings nicht die Hyperinflation vermeiden, sondern die Hyperdeflation auslösen und damit eine verheerende Schneise der Verwüstung in die Realwirtschaft schlagen.

  3. Der EUCOIN wird, wie die Bitcoins, auf eine maximale Stückzahl begrenzt und damit zum Spekulationsobjekt gemacht, dessen Kurs in Euro auf der Tafel stehen wird. Der vermeintlichen digitalen Sonder-Ausgabe des Euro käme damit die Rolle einer echten, unabhängigen Zweitwährung zu, deren Wertbeständigkeit, im Gegensatz zum normalen Euro, durch die (zunächst) garantierte Knappheit gesichert wäre. Es ist ein Aufleuchten der Kipper- und Wipperzeit. Der Euro verliert gegenüber dem EUCOIN immer mehr an Wert, der vollständige Annahmezwang für die jetzt noch gesetzliche Währung wird aufgehoben, bzw. auf kleine Mengen reduziert. Kleingeld, für den täglichen Bedarf als Euro, großes Geld als Wertaufbewahrungsmittel und für größere Transaktionen in Form des EUCOIN.Das Problem dabei: Es handelt sich um einen Währungsschnitt durch die Hintertüre, der nicht durch staatliche Verordnung oder Gesetz sozialverträglich gestaltet wird, sondern in seinem Ausmaß einzig von der Spekulationsfreude der Anleger abhängig ist. So können, nimmt man den heutigen Bitcoin-Kurs heran, der sich von weniger als 1/10 Dollar bis auf 35.000 Dollar aufgeschwungen hat, durchaus Abwertungen im Maßstab von 1: 350.000 ermöglicht werden, ein Maßstab, den sich kein Finanzminister der Euro-Zone wagen würde, seinen Untertanen zu verordnen.
    Bei hoher Geschwindigkeit der spekulativen Aufwertung des EUCOIN würden daraus groteske Verwerfungen in der Vermögensverteilung entstehen, die weite Teile der Bevölkerung in tiefste Armut stürzen und den gesamten Mittelstand vernichten könnten.

Kann natürlich auch sein, dass man sich alle drei hier geschilderten Effekte zugleich verspricht. Das würde dann perfekt zu den Plänen des Great Reset des WEF passen, die sich die EU demnächst ja auch verbindlich verordnen will.