Die visionäre Gesellschaft

Roland Tichy hat am Sonntag (14.07.24) einen großartigen Artikel über den geistigen Zustand unseres Landes veröffentlicht. Der Titel:

„Sommer der Zuspitzung, der Sprechverbote und der Notlügen“

Dieser Artikel verdient es, von jedem gelesen zu werden, der das unbestimmte Gefühl mit sich herumschleppt, dass da irgendetwas total aus dem Ruder läuft, in Deutschland.

Sie sollten sich die Zeit nehmen, Tichys Artikel zu lesen.

Ich will daraus hier nur Tichys Appell an uns alle zitieren, nicht zuzulassen, dass wir zum Verschweigen, zum Umschreiben und zum Vermeiden der Wahrheit gezwungen werden. Das einfache Mittel, das wir alle einsetzen können lautet:

„Sprechen wir die Wahrheiten aus – einfach so:

  • Ihre Klimapolitik ist wirkungslos und zerstört Wirtschaft und Wohlstand,
  • ihre Flaschendeckel-Gesetzgebung macht die EU so lächerlich wie Flaschendeckel unbrauchbar,
  • auch E-Autos sind schmutziger als die verbotenen Verbrenner,
  • die Arbeitslosigkeit steigt,
  • es gibt nur zwei Geschlechter,
  • es geht einen Cem Özdemir nichts an, was auf den Teller kommt,
  • ihre Zuwanderungspolitik zerstört dieses Land und schadet den kleinen Bürgern, die auf preiswerte Wohnungen, öffentliche Schulen und Sicherheit in den Straßen angewiesen sind.“ (…)

„Das mag zunächst unangenehm sein, das mag strafbar sein und Geld kosten, es mag Beschimpfungen bei ARD und ZDF hageln wie Leitartikel in SZ, FAZ und SPIEGEL. Aber wenn wir jetzt die Wahrheiten nicht aussprechen, werden die Folgen noch fürchterlicher sein.“

Meinen Artikel, den Sie gerade lesen, habe ich mit „Die visionäre Gesellschaft“ überschrieben.

Helmut Schmidt wurde in einem Interview nach seiner großen Vision gefragt. Seine Antwort: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Später hat er das als eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage eingeordnet, doch – so meine ich – ändert die pampige Form nichts am Inhalt.

Die Wikipedia erklärt den Begriff „Vision“ so:

Als Vision (von lateinisch visio „Erscheinung, Anblick“, videre – sehen) wird ein subjektives bildhaftes Erleben von etwas sinnlich nicht Wahrnehmbarem bezeichnet, das aber dem Erlebenden – dem Visionär – als real erscheint  …

Ein schönes Beispiel für eine Vision findet sich beim biblischen Propheten Jesaja (65,17 und 25)

17 So spricht der Herr: »Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. An die alte Welt wird niemand mehr denken; was früher einmal war, wird für immer vergessen sein.
25 Wolf und Lamm werden friedlich zusammen weiden, der Löwe wird Heu fressen wie ein Rind, und die Schlange wird sich von Erde ernähren. Sie werden nichts Böses mehr tun und niemandem schaden auf meinem ganzen heiligen Berg. Mein Wort gilt!«
.

Nun waren Jesaja die Errungenschaften der Technik unserer Zeit vollkommen fremd. Er konnte daher nicht alles in Worte fassen, was er sah, weshalb  nicht überliefert ist, dass diese neue Erde – der Planet B, sozusagen – seinen gesamten Energiebedarf nur mit  der Kraft von Sonne und Wind befriedigen würde. ABER: Diese Vision ist nicht die Erde, die wir bewohnen. Das ist eine andere Erde, eine neue Erde, an die sich niemand mehr erinnern wollen wird -irgendwann, in der Zukunft.

 

Ein führender Politiker, das wollte Helmut Schmidt zum Ausdruck bringen, sollte nicht Vorstellungen nachhängen, die  mit der Realität nicht in Einklang zu bringen sind. Ein solcher Mensch sei beim Arzt besser aufgehoben, der versuchen wird, ihm zu helfen, wieder zwischen Vision und Wirklichkeit unterscheiden zu können.

Schade, dass Männer wie Helmut Schmidt in der deutschen Politik seit geraumer Zeit nichts mehr zu sagen haben.

Die Visionäre und die akribischen Administratoren der Visionen haben überall das Ruder übernommen. Kaum ein Tag vergeht, an dem sie nicht meinen, Wölfe und Schafe auf eine gemeinsame Weide führen zu müssen, Löwen in den Stall zu Rindern zu stellen und beide mit Heu zu füttern.

Sie sind damit nicht nur der Realität entrückt, sie haben auch jeglichen Bezug zur Wirklichkeit verloren. Hans-Peter Dürr, der Physiker, hat der Wirklichkeit den Vorrang vor der Realität eingeräumt, weil sie eben das ist, was wirkt und sich stetig wandelt, ein Prozess, in dem die Beziehungen zwischen Subjekt und Objekten wirksam in Erscheinung treten.

Es ist wichtig, diese  „W i r k l i c h k ei t“  zu erkennen.

Die Trittin’sche „Kugel Eis“ ist im Kontakt mit der Wirklichkeit so schnell dahingeschmolzen, wie ein Wassertropfen auf der heißen Herdplatte verpufft und verdampft.

Sicherheit und Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe sind Vision geblieben  und haben der Begegnung mit der Wirklichkeit nicht standgehalten.

Statt der Bereicherung durch den unkontrollierten Zustrom von Migranten und dem harmonischen Zusammenleben in Deutschland, haben die Steuerzahler in Wirklichkeit jährlich 50 Milliarden Euro für den Unterhalt derjenigen aufzuwenden, aus deren Mitte heraus jeden Tag vielfältige Straftaten und Verbrechen, einschließlich Gruppenvergewaltigungen und Mord begangen werden.

Die Vision, Russland mit Wirtschaftssanktionen in den Ruin treiben zu können, hat sich in Wirklichkeit als der wiederholte „Schuss ins eigene Knie“ entpuppt.

Die Vision einer „feministischen Außenpolitik“ hat Deutschlands Ansehen in der Welt geschadet.

Das alles ist „Wirklichkeit“!

Das Prinzip der geschlechtlichen Fortpflanzung, das sich fast im gesamten Tier- und Pflanzenreich erfolgreich durchgesetzt hat, ist mit seinen beiden beteiligten Geschlechtern Wirklichkeit.

Visionäre an der Macht, Visionäre, die sich der Staatsgewalt bedienen, können ihre potemkinschen Dörfer an den Horizont stellen, können ihre Gesslerhüte auf tausend Stangen stecken und jeden, der sich weigert, ihren Hut zu grüßen, nach Belieben bestrafen und ausgrenzen. Schließlich sind auch sie ein Teil der in der Welt wirkenden Wirklichkeit. Aber die Wirklichkeit, die ganze, große Wirklichkeit, lässt sich davon nicht beeindrucken. Diese Wirklichkeit ist ein Gebilde aus fein abgestimmten Regelkreisen, das den Visionären, die meinen, die Wirklichkeit unterjochen und sich zu Diensten machen zu können, Schritt für Schritt die Energie entzieht und die hurtig aufgeblasenen Ballons wieder in sich zusammenfallen lässt.

Die sich immer weiter auftürmende Welle von Insolvenzen und Geschäftsaufgaben ist die Reaktion der Wirklichkeit auf die Wirtschafts- und Energiepolitik der letzten Jahre. Sie entzieht Deutschland die Energie – im wahrsten Sinne des Wortes – und erzwingt nach und nach die Rückkehr zur Vernunft.

Die Gründung der AfD war die Reaktion der Wirklichkeit auf EU und Euro, das Erstarken der AfD ist die Reaktion der Wirklichkeit auf die Vision des „Wir haben Platz – und Deutschland ist ein unerschöpflich reiches Land“. Die Wirklichkeit entzieht den etablierten Parteien die Energie. Ein Blick auf die aktuellen Prognosen der Demoskopen zeigt den fortschreitenden Energiemangel überdeutlich.

Noch ist die Rückkehr zur Vernunft nicht zu spüren, stattdessen ein wütendes und zugleich lächerliches Aufbegehren gegen die Wirklichkeit, die nur noch als Hass, Hetze und Feindseligkeit  wahrgenommen wird, doch auch dies wird enden. Die Wirklichkeit ist nicht emotional. Die Wirklichkeit hat keinen subjektiven Machtwillen.

Die Wirklichkeit ist einfach nur.

Sie ist tolerant, sie lässt Experimente zu, aber ihre Toleranz und ihr Langmut haben Grenzen. Dann entzieht sie den Experimentatoren die Energie.

Auch der eingangs erwähnte Aufsatz von Roland Tichy ist eine Reaktion der Wirklichkeit, und weil auch alle Leser dieses Textes Teil der Wirklichkeit sind, wird der Aufruf, einfach die Wahrheit zu sagen, auf fruchtbaren Boden fallen und wiederum als das Wirken der Wirklichkeit zu erkennen sein.

Als  der Kaiser aus dem Mund des Kindes hörte, er sei nackt, ist die Energie der Vision der betrügerischen Weber schlagartig zusammengebrochen. Die Wahrheit, die ja nur durch die Drohung, wer die Kleider nicht sehen könne, sei zu dumm für sein Amt, unterdrückt worden war, pflanzte sich blitzartig  durch die gesamte Volksmenge fort. Der Schwindel war nicht mehr aufrecht zu erhalten.