Wahnsinn! IT-Branche ist Beobachtungsfall!

(Satire)

Seit Wochen schon vermelden die Auguren eine nie dagewesene Aktivitätsentfaltung der deutschen Dienste in Verbindung mit einer ebenfalls nie dagewesenen Neigung zu allerengster Zusammenarbeit, was darauf hindeutet, dass da etwas ganz Großes im Busch sein muss.

Von einer gewöhnlich gut unterrichteten Gewährsperson erhielten wir nicht nur Einblick in die relevanten Dokumente, sondern auch eine Schilderung der Vorgeschichte, wie sie sich, nach dem Zusammenfügen von Puzzle-Teilen aus Gesprächen mit einer ganzen Reihe von Zeugen vermutlich zugetragen haben wird. Auch für den jetzt öffentlich werdenden Skandal gilt, was für alle Skandale gilt: Es sind die kleinen, unscheinbaren Anfänge, Missverständnisse und Fehlverhalten, über die selbst Weltreiche ins Straucheln geraten können. Also hier, in aller Kürze, die Vorgeschichte:


Ende November 2020 muss Angela Merkel ihre Vertraute im Kanzleramt, die Büroleiterin Beate Baumann aus einer Laune heraus beauftragt haben:

„Besorg mal ein paar Flaschen Schnaps für unsere CDU-Minister als Weihnachtsgeschenk von mir. Da können die sich ihre Rolle über die Feiertage schönsaufen … Darf ruhig was kosten.“

Beate Baumann warf Google an und landet final bei Horst Lüning auf whisky.de. Das Angebot dort war reichhaltig, umfassend und anregend beschrieben, und überhaupt war das eine Seite zum Stöbern, auf der sich sogar noch eine Reihe Videos des H. Lüning finden ließ, in denen er einerseits über Whisky, andererseits über Vermögensanlagen zu sprechen wusste, aber auch seine Buchbesprechungen fanden Beates Interesse – und einem spontanen Impuls folgend, gab sie eine Bestellung für den dort besprochenen Band  „Andere Abhilfe“ von Egon W. Kreutzer auf. Dieses Buch wollte sie ihrer lieben Angela unter den Christbaum legen, da die ja immer auf der Suche nach jener Art von Abhilfe war, die vollkommen anders ausfiel, als man es von ihr erwartete.

Angela Merkel, welche dieses Buch als einzige freundschaftlich-persönliche Gabe besonders würdigte und es am zweiten Weihnachtsfeiertag an einem Stück und ohne Pause verschlungen haben soll, fand in diesem Buch etwas, das sie faszinierte, weil es vom Ende her gedacht war, und zugleich zutiefst erschreckte, weil es von hinten her gedacht war, und alarmierte, mit fliegenden Fingern das Dienstsmartphone malträtierend, die Dienste.


Was war es wohl, was unser aller Kanzlerin so in Alarmstimmung versetzt hat?

Schwabs großer Rückfall in die Steinzeit (ugs.: Great Reset) kann es nicht sein, denn die großmäulig vorgetragenen Pläne zur Vernichtung der Welt, wie wir sie kennen, werden ja öffentlich vorgetragen und erfreuen sich größter Zustimmung in der UN, in der EU und in vielen anderen berühmten Schauspielhäusern dieser Welt.

Nun hat Herr Haldenwang ein von MAD, BND und allen Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder gemeinsam erarbeitetes Papier (VS – Streng geheim) zur Vorlage im Kanzleramt freigegeben. Eine handschriftliche Abschrift der vorläufigen Fassung, die nach Angaben unserer Gewährsperson nur in Bezug auf die Unvollständigkeit der  Einhaltung der Gendersprache von der Schlussfassung  abweicht, liegt der Redaktion vor.


Sonderbericht aller Dienste.
Hyperkritische Lage.
Digitalisierung unverzüglich stoppen!

Summary – Zusammenfassung – Резюме

Am 27.12.2020 ging bei den Präsidenten von MAD, BND und BfV gleichlautend die dringliche Anfrage des IBUK (im Sinne von Art. 115b GG) ein, mit welcher dringender Aufklärungsbedarf in Bezug auf eine mögliche Verschwörung zum unmittelbar bevorstehenden Umsturz angemeldet wurde. Die Dienste bildeten daraufhin ad hoc eine Aufklärungsgemeinschaft, die nach Sichtung des vorgelegten Beweismaterials (Anlage 1a, Anlage 1b) den Anfangsverdacht als gegeben bestätigte.

Da die Beweismittel öffentlich zugänglich sind, Anlage 1a als Buch, sowohl in gedruckter Form als auch als E-Book, Anlage 1b als frei zugängliches Internetvideo, die Umsturzpläne, die einzusetzenden Mittel und das taktische Vorgehen in keiner Weise verschleiert wurden, konzentrierten sich unsere Bemühungen mit höchster Priorität auf die Identifizierung der mit Code-Namen versehenen agierenden Personen (BfV), ihrer tatsächlichen Tätigkeitsorte, ggfs. auch im Ausland (BND) und des in den Beweismitteln vollständig vermiedenen Systems der konspirativen Kommunikation (MAD).

Feststellungen:

A) Die Code-Namen bezeichnen keine real existierenden Personen, sie stehen quasi allegorisch für spezielle Funktionen innerhalb eines dichtgewobenen Netzwerkes.

B) Tatsächliche Tätigkeitsorte sind  folglich ebenfalls real nicht feststellbar, erste Spuren führen in den Dschungel der VPN-Architektur des Internets, woraus sich

C) Ergeben hat, dass die dort agierenden verschworenen Gefährder schon 2017 wegen erwiesener Unzulänglichkeit von allen Methoden der modernen Kryptographie Abstand genommen haben und sich über modisch wechselnde, im jeweiligen Kontext unverdächtige und unaufspürbare Code-Wörter verständigen.

D) Diese Code-Wörter stammen, soweit wir sie bisher entschlüsseln konnten ausschließlich aus dem Bereich IT, Digitalisierung und Datenverarbeitung.

Schlussfolgerung:

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geht die größte Gefahr für den Bestand dieser Regierung nicht von den üblichen Verdächtigen von rechts aus, deren Bestrebungen wir ja schon länger teils als Prüffall, teils als Verdachtsfall, teils als Beobachtungsfall in schönster Transparenz auf dem Tisch liegen haben und durch geeignete Maßnahmen, einschließlich des Einschleusens von ausgesprochen effektiv arbeitenden V-Leuten, immer wieder sabotieren und im Keime zu ersticken in der Lage sind.

Es zeichnet sich stattdessen unbestreitbar ab, dass eine ganze Branche, der bis heute noch die volle Zuwendung und Unterstützung der Regierung gilt, mit Hilfe der von ihnen geschaffenen und für uns nur unvollständig verstandenen IT-Techniken, kurz davor steht auf friedlichem Wege die Macht zu übernehmen, was uns, wegen der Friedlichkeit und der virtuell vorgetragenen Attacken, die Hände bindet, mit den üblichen Mitteln und Methoden (Wasserwerfer, Tränengas, Razzien, Tageschau, heute-journal, Printmedien) dagegen einzuschreiten.

Maßnahme-Empfehlung:

Bis zur Austrocknung dieses Sumpfes – und zur Austrocknung dieses Sumpfes – empfehlen MAD, BND und BfV einstimmig, alle öffentlichen Aufträge an IT-Unternehmen und Freelancer mit sofortiger Wirkung zu stornieren, Zahlungen an die Angehörigen dieser Branche einzustellen und bereits geleistete Zahlungen unter geeigneten Vorwänden zurückzufordern. Vorsichtig gestreute Medienberichte über die zunehmende Bedrohung der Freiheit, der Arbeitsplätze und der Elektrizitätsversorung durch IT- und KI-Systeme sollten zur Herstellung der Akzeptanz in der Bevölkerung dringend eingesetzt werden.

Die Wahrscheinlichkeit, auf diese Weise und bei entschlossenem, unverzüglichem Handeln den Putsch noch abzuwenden beträgt knappe 51,3 Prozent.

Die Ergebnisse der Recherchen, detailliert ausgearbeitete, sofort umsetzbare Maßnahmenpläne und die Begründungen für die vorgeschlagenen Maßnahmen finden sich im vollständigen, 1244 Seiten umfassenden Bericht.


Wie es Geheimdienstberichte so an sich haben, ist alles, was nach der Zusammenfassung kommt, praktisch unleserlich, teils fachchinesisch, teils, je nach Empfänger mehr oder minder geschwärzt und daher zur Veröffentlichung an dieser Stelle vollkommen ungeeignet.

Auf den Seiten 665 bis 667 finden sich jedoch die ausschlaggebenden Argumente für den gegen die IT-Branche insgesamt gerichteten Verdacht, der sich wie folgt begründet:


Die entscheidende Entdeckung gelang, als wir, den alten Trott verlassend und ohne Unterstützung von Faktencheckern und Stiftungen nach Hass und Hetze nicht-rechten Ursprungs suchten. Es fiel eine merkwürdige Häufung von Hass- und Hetz-Botschaften gegen Microsoft auf, zumeist unter Verwendung der Abkürzung MS. Massives Fehlverhalten, Instabilität, die Ausspähung der User, Offenhalten von Backdoors, umständliche, teils unverständliche Handhabung, dies alles wurde massenhaft gegenüber den Produkten eines Unternehmens geäußert, deren unbestreitbare Qualität sie zum Weltstandard werden ließ. Es konnte also, meinten unsere Analysten, mit MS keinesfalls Microsoft gemeint sein. Die erste Spur führte dann zum Kampfbegriff „Main Stream“, der allerdings erstens zum Arsenal der Rechten gehört und zweitens mit der angesprochenen Kritik nicht vollständig kompatibel war.

Erst in der zweiten Januarwoche, als wir ahnten, mit MS könnte auch das „Merkel System“ gemeint sein, stellte sich heraus, dass aller Hass und alle Hetze, alle Kritik und alle wütend vorgetragenen Veränderungswünsche passgenau auf das Merkel System angewendet werden konnten, sofern man die Deutungsbarriere der Medien durchbrochen und sich in der dahinterliegenden Parallelwelt eingerichtet hat.

Von diesem Schlüsselergebnis aus war der Rest beinahe ein Kinderspiel. Betrachten wir nur die Versionsnummern. Üblicherweise folgen Versionen mit 1.0 beginnend, über 2.0 bis 3.0 und ggfs. weiter aufeinander. Wir stellten fest, dass Versionen 1.x grundsätzlich positiv dargestellt wurden, Versionen 2.x als eher lächerliche und schädliche Entwicklungen verunglimpft wurden, während 3.0-Versionen hoffnungsvoll erwartet werden. Unsere Analysten stellten fest, dass in der konspirativen Deutung die Verfassungsgeschichte der Republik gemeint ist. 1.0 als Code für das Grundgesetz von 1949, mit Unterversionen für die bis 1989 erfolgten Veränderungen, 2.0 als Code für die Zeit ab dem 2+4-Vertrag, jedoch zumeist gleichgesetzt mit der Ära des wenig später etablierten Merkel-Systems. V 3.0 soll mit dem Putsch, der unmittelbar bevorsteht geschaffen werden.

Beim Durchforsten und Entschlüsseln hunderter Begriffe und Abkürzungen (sh. Anlage 2), die unseren Verdacht im Minutentakt erhärteten, stießen wir zuletzt auf das Schlüsselwort aller Schlüsselwörter. Dass es unserer Aufmerksamkeit so lange entgangen war, lag daran, dass es oft im Zusammenhang mit „Misslungen“, „Totalabsturz“, „Aufgehängt“ und so weiter negativ konnotiert war. Doch als wir dann Anleitungen fanden, Fehler zu vermeiden, in denen sogar das „Gelingen garantiert“ wurde, wurde uns die „Systemwiederherstellung“ suspekt.

Unter den neuen Kriterien betrachtet, stellte sich heraus, dass die gelingende Systemwiederherstellung den Sturz und die endgültige Abschaffung des MS, also des Merkel-Systems und des damit verbundenen Mainstreams bezeichnet, also die Ablösung der immer instabileren V 2.0, während die kritischen Auseinandersetzungen mit früheren Versuchen der Systemwiederherstellung, sämtliche bisher teils demokratisch legitimierten (Merz, Seehofer, usw.), teils konspirativ inszenierten Versuche, Merkel aus dem Amt zu räumen oder zumindest ihren Einfluss zu beschneiden, als eine Art „Learning by doing“ die Heranführung an die otpimale Vorgehensweise darstellen sollten.

Als dann, letzte Woche, in einer weit verbreiteten Computer-Zeitschrift ein neues, MS-unabhängiges(!) Tool zur transparenten und fehlertoleranten Systemwiederherstellung angekündigt wurde, gab es keinen Grund mehr, die Warnung noch länger zurückzuhalten.


Ja, das ist nun der Stand der Satire.
Herzliche Grüße in Richtung Mainfranken, von wo ich gestern Abend die Inspiration dazu erhalten habe.