Fahrenheit 451 – Erinnerungen an ein fast vergessenes Buch

Eine Leserin schrieb mir heute unter anderem:

 
Das sich immer wieder Vor-Augen-Halten wie „verrückt“ die Entscheidungen sind, die speziell Deutschland zu einem völlig anderen Land machen, ist für mich keine gesunde Strategie mehr.

Ich habe früher mit dem Gedanken gespielt, analog zu Fahrenheit 451 eine Gruppe zu gründen, in der die alten Werte erinnert und gelebt werden. Sie erinnern sich: In Fahrenheit 451 werden in solchen Gruppen Bücher memoriert durch ständiges Rezitieren die es im wirklichen Leben nicht mehr geben darf. Wir sind in einer solchen Situation denke ich: Das Staunen über den Wahnsinn, auch die intellektuelle Auseinandersetzung damit bringen nichts.

Wie leben wir in dieser Welt, ist die Frage.

Das ist nun wirklich eine wichtige Frage. Eine Frage, die ja nicht so sehr auf das reale Leben in dieser Welt abzielt, sondern mehr darauf, wie wir damit umgehen, oder, wie es heute üblicherweise heißt: Was es mit uns macht, wie wir uns damit arrangieren.

In einer fragmentierten Gesellschaft, wie der unseren, wird es auf diese Frage sehr unterschiedliche Antworten geben, deren Tenor schon alleine vom Alter der Befragten abhängt. Wer noch Erinnerungen an jene Zeiten hat, in denen die Freiheit noch ebenso grenzenlos schien, wie das stete Wachstum des Wohlstands, wird zu anderen Antworten finden als jene, für die das Heute ein von keiner Erinnerung an frühere Tage getrübter Normalzustand ist, der kaum einmal hinterfragt werden muss.

Aber es ist ja nicht das Alter alleine, auch wenn es mir als dominante Einflussgröße erscheint. Es sind auch die verinnerlichten Erzählungen, die eine Spaltung in die Vertreter von Gesinnungs- und Verantwortungsethik, bzw. in gelassen-pragmatische und von Panik getriebene Mitbürger hervorgebracht haben, ganz zu schweigen von allen, die keinerlei Interesse an den aktuellen Entwicklungen verspüren und einfach nur in Ruhe gelassen werden wollen.

Sie, die Sie hier mitlesen, gehören sicherlich nicht zu jenen, die alles vollkommen unbeeindruckt lässt. Daher möchte ich Sie bitten, daran mitzuwirken, ein Stimmungsbild der Wachgebliebenen (nicht der Woken!) herzustellen. In einer Umfrage mit vorgegebenen Antworten lässt sich die Thematik kaum ausreichend erfassen. Daher bitte ich Sie, mir ein paar Zeilen zu schreiben. Erzählen Sie, wie Sie die Entwicklung Deutschlands zu einem ganz anderen Land erleben, ob es Sie emotional berührt, ob Sie zornig oder depressiv werden, ob Sie genug Humor aufbringen, um über die Anstrengungen der „Gestalter“ zu lachen oder ob die Traurigkeit über die Verluste überwiegt. Erzählen Sie, ob Sie bereit sind, sich an Demonstrationen zu beteiligen oder ob Sie dabei um Ihre Gesundheit fürchten müssen. Erzählen Sie, ob Sie noch wagen, überall Ihre Meinung zu sagen oder wie klein der Kreis derer ist, mit denen Sie sich noch einig fühlen. Das sind nur Beispiele. Sie können sich auf einen Aspekt beschränken oder noch eine ganz andere Sichtweise darstellen. Ich will da keine Grenzen setzen.

Ich weiß, selbst ein paar Sätze zu schreiben ist schwieriger als vorgegebene Antworten anzukreuzen. Versuchen Sie es bitte dennoch. Jede Stimme macht das Stimmungsbild stimmiger!

Das Ergebnis werde ich in den nächsten Tagen vorstellen. Selbstverständlich bleiben Ihre Aussagen dabei absolut anonym. Es ist mir aber wichtig, dass Sie Ihr Alter angeben, weil ich auch herausfinden möchte, welche Unterschiede sich bei der Betrachtung nach Altersgruppen ergeben.

Ich freue mich auf Ihre E-Mail.