Die Wundertüte Zukunft

„Schreibst du heute gar nichts?“

„Ich warte noch auf eine Idee.“

„Zeit wär’s ja. Aber besser nichts, statt Blödsinn.“


Die Erwartungen an die Zukunft sind bei den allermeisten Menschen auf einen sehr kurzen zeitlichen Horizont beschränkt, und was ihre „Größe“ betrifft, so schrumpft die mit zunehmendem Alter immer weiter zusammen.
Ein gänzlich anderes Bild ergibt sich, wenn es um die Erwartungen an die Zukunft der Menschheit geht.

 

Die helle Seite

Hier treffen wir hauptsächlich zwei Erwartungshaltungen an. Eine, die weiter verbreitete, ist strikt rational und schreibt die Entwicklung vom steinzeitlichen Höhlenbewohner zum Smartphone-User bedenkenlos fort und endet bei hochentwickelten Wesen mit selbstheilenden Körpern, die in der Lage sind, Raum und Zeit zu überwinden und in den Tiefen des Kosmos auf Entdeckungsreisen gehen.

Die andere, die weniger weit verbreitete Vision, erwartet sprunghafte Veränderungen im Bewusstseinszustand der Menschen und schreibt dabei die Entwicklung von jenen archaischen, das „Ich“noch nicht als die Abspaltung von der Welt wahrnehmenden Wesen, über das aufgeklärte, selbstverantwortliche und (daher) egoistische Wesen der Gegenwart fort, hin zu einem neuen, alles wieder vereinenden, transzendenten Bewusstseinszustand, mit dem die Menschheit endlich Gier, Kriege, Hunger und Armut in einer harmonischen Gesellschaft überwunden haben wird.

In beiden Fällen handelt es sich um klassische Utopien, teils auf wissenschaftliche, teils auf philosophische Erkenntnisse gestützt, folgen beide letztlich der Idee, dass im Grunde alles nur immer besser werden kann, weil das weniger Gute ja bereits hinter uns liegt und von daher – abgesehen von ein par Ewiggestrigen – nicht mehr angestrebt wird.

Die Tücke liegt, wie immer im Detail, oder wie der Chef einer Entwicklungsabteilung, die es längst nicht mehr gibt, zu sagen pflegte: „Der Teufel steckt im Dessous.“

Das stellt man fest, wenn man die Erwartungen der Vergangenheit dem Faktencheck der Gegenwart unterwirft. In meinen Bücherregalen finden sich vier Titel, in denen die Erwartungshaltungen der „Techniker“ für  einen überschaubaren Zeitraum der damaligen Zukunft beschrieben sind. Da ist natürlich das  „Programm 2000“, 1980 als Bericht an den Präsidenten der USA erarbeitet vom Council of Envirement Quality und dem US-Außenministerium, dessen Blick mit dem Jahr 2000 endet.  Schon 1970 erschien Karl Steinbuchs gleichnamiges Werk „Programm 2000“, dessen Schwerpunkt im Bereich der Bildungspolitik liegt und, großzügig betrachtet, Forderuungen an die Bildungspolitik stellt, um das, was heute „Fachkräftemangel“ heißt zu vermeiden. Herman Kahn schrieb 1979 sein Buch „Die Zukunft der Welt“, ebenfalls beschränkt auf den Zeitraum von 20 Jahren von 1980 bis 2000. Allerdings zeigt er in zwei eher kompakten Tabellen sowohl die Stadien der Wirtschaftsgeschichte als auch die Stadien der gesellschaftlichen Evolution über einen etwas größeren Zeitraum an. Er sieht darin von 2000 bis 2200

Verschiedene Stadien der post-industriellen Gesellschaft entstehen (anfänglich leben aber 3/4 der Weltbevölkerung in armen, im Übergang befindlichen oder industriellen Wirtschaften)“

Ab 2200 heißt es bei Kahn:

Der Übergang zu einer weltweiten, in hohem Maße wohlhabenden Gesellschaft ist weitgehend vollzogen

In Bezug auf die gesellschaftliche Situation gibt Kahn ab dem Jahr 2000 eine Entwicklungslinie vor, und das sieht so aus:

Postindustriell Post-human Postpromethisch
Post-bürgerlich Faustisch Gottähnlich
Post-wirtschaftlich Post-faustisch  Wahrhaft religiös
Wahrhaft human Promethisch (neo-deistisch, neo-mystisch)

Er kommt damit dem Gedanken des Philosophen Jean Gebser nahe, und zwar in Bezug auf die letzte Transformation, die Gebser nach der Abfolge archaischmagisch, mythisch und mental als den Durchbruch zu einer neuen, integralen Bewusstseinsstufe kommen sieht, mit welcher die Überwindung  des nur mentalen Verhaftetseins an Raum und Zeit gelingen soll.

Doch noch einmal zurück in die Niederungen der technischen Prophetie. 1962 hat Artur C. Clark seine Zukunftsvisionen unter dem Titel „Im höchsten Grade phantastisch“ veröffentlicht. Am Schluss dieses Buches findet sich ein „Zeitplan der Zukunft“, dem Clark die Überlegung voranstellt:

„Mindestens sollte der kurze Überblick über die Entdeckungen und Erfindungen der letzten 160 Jahre einem jeden klarmachen, daß kein heutiger Mensch Mutmaßungen für die Zeit nach 2100 anstellen kann, auch nicht mit dem größen Aufwand an Phantasie.“

Ich greife hier nur die Periode von 2000 bis 2020 heraus und versuche mir dabei vorzustellen, was Clarke 40 bis 60 Jahre vor dem Vorhersagezeitpunkt unter den von ihm benutzten Begriffen verstanden haben mag, um seine Treffer zu identifizieren.

Intelligente Maschinen und Energiesender würde ich als Treffer einordnen, ebenso die Entschlüsselung der subatomaren Strukturen. Kolonien auf Planeten, Sonden ins Erdinnere gibt es ebensowenig, wie eine Weltbibliothek. Die Macht über das Wetter ist weit gediehen, versteckt sich jedoch größtenteils hinter militärischer Geheimhaltung.

Kolonien auf den Planeten, Sonden ins Erdinnere, bergmännische Nutzung des Weltraums und die Dehnung der subjektiven Zeit durch Beschleunigung des Wahrnehmungsvermögens sind bisher nicht eingetroffen, wohl aber die Manipulation der Vererbungsvorgänge.

 

Die dunkle Seite

Im Gegensatz zu den optimistischen Erwartungen an die Zukunft der Menschheit stehen Ängste und dystopische Visionen, die immer wieder geeignet sind, Teile der Bevölkerung in ihren Bann zu ziehen und teils kämpferische, teils resignative Emotionen auszulösen. Dass dahinter selten mehr steckt als die Scheinalternative „Paradies oder Fegefeuer“, die eine Entscheidung für ein gewünschtes Verhalten hervorbringen soll, kann wegen der hochemotionalen Botschaft rational kaum noch erkannt werden.

Ein besonders krasses Beispiel dafür hat im Herbst letzten Jahres der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn abgeliefert, als er sagte:“Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters jeder geimpft, genesen oder gestorben sein.“

Es kann ausgeschlossen werden, dass die fachlichen Kenntnisse des Bankkaufmanns ausreichten, um zu einer solchen Überzeugung zu gelangen. Den Satz, so wie er ihn gesagt hat, mag er selbst gebildet haben, doch die Informationen, die ihn veranlasst haben, diesen Satz auszusprechen, müssen ihm vorher vermittelt worden sein. Gehen wird davon aus, dass bei ihm, durch die Angst vor der Seuche die kämpferischen Emotionen ausgelöst worden sind, die ihn veranlassten, die Deutschen mit dem ganz dicken Knüppel zur Impfung zu treiben, dann muss auch der Gesundheitsminister vorher auf die dystopische Vision hereingefallen sein und damit seinen Verstand über Bord geworfen haben. Das ganze Verhalten der Bundespolitik in Bezug auf Corona glich doch mehr einer Panik als besonnenem Verhalten, oder eben aber einen Großexperiment im Felde der Massenpsychologie. Das Ergebnis sehen wir heute sowohl auf den Friedhöfen als auch in den Kreißsälen, wo – mit Beginn der Massenimpfkampagne – eine signifikante Übersterblichkeit und zugleich ein signifikanter Geburtenrückgang zu beobachten sind, wobei die in den Kliniken zu besichtigenden „schweren Verläufe“ der Corona-Infektion mehrheitlich unter den Geimpften anzutreffen sind.

Wer es – mit der notwendigen Expertise – wagte, Kritik an gesundheitspolitischen Entscheidungen auszusprechen, wurde gemaßregelt, wie z.B. der Leiter des Gesundheitsamtes Aichach, Friedrich Pürner, und wer gegen Maskenzwang, Lockdown und „freiwillige“ Impfpflicht auf die Straße ging, konnte die Effizienz des  – zum Schutz der Versammlungsfreiheit und zur Durchsetzung der Maskenpflicht im Freien – aufgebotenen Polizeiapparats auch am eigenen Leibe verspüren.

Ist das, in der Prognose des Herman Kahn, schon die Phase zwischen posthuman und postfaustisch? Erliegt die Menschheit gerade den Verführungskünsten Mephistos? Und welchen Namen trägt der Pudel in dessen Gestalt das Böse sich uns nähert? Hätte nach dem bevorstehenden „Postwirtschaftlich“ nicht erst „Wahrhaft human“ kommen sollen?

Es drängt sich die Frage auf, ob es, im Gegensatz zu Rudi Völler, nicht nur ein‘ Mephisto, sondern gleich eine ganze Horde davon geben kann. Schließlich ist festzustellen, dass es neben der Covid-Angst eine weitere, ebenfalls menschheitsbedrohende Angst gibt, deren wissenschaftliche Begründungen sich ja auch weder in irgendwie erworbenen Völkerechtskenntnissen noch im Regelwerk der VG-Wort für Kinderbuchautoren auffinden lassen. Aber wieder sind alle dabei, Panik zu schüren. Die Außenministerin, die sich meiner Meinung nach lieber darum kümmern sollte, die diplomatischen Beziehungen zu Russland wieder zu normalisieren, erzählt stattdessen in Ägypten: „Die Menschheit steuert auf einen Abgrund zu, auf eine Erwärmung von über 2,5 Grad, mit verheerenden Auswirkungen auf unser Leben auf dem einzigen Planeten, den wir haben“, und führt weiter aus: „Wir wissen, was zu tun ist – schnellstmöglich raus aus fossiler Energie und rein in Erneuerbare.“

Das Energiedebakel, das die deutschen Regierungen seit Merkels Fukushima-Panik ausgelöst haben, wird – wie einst Maskenzwang, Lockdown und Impfnötigung – nur noch weiter verschärft. Weil die verantwortlichen Entscheider in der Regierung wohl kaum in der Lage sind, auch nur eine Studie zum Beleg für den menschengemachten Klimawandel fachlich zu würdigen, fällt es ihnen umso leichter, Studien, mit denen der Gegenbeweis angetreten werden soll, schlicht zu ignorieren. Schon alleine daran wird deutlich, dass es sich um eine reine Glaubensfrage handelt, an der sich die Ketzer von den Rechtgläubigen scheiden.

Auch hier wird, wie bei Corona, eine Dystopie gewählt, um das Vertraute und Bewährte über Bord zu werfen (schnellstmöglich raus!) und sich dafür, wie bei Corona, auf vollkommen unausgereifte und womöglich noch schädlichere, jedenfalls aber sehr viel unwirtschaftlichere Technologien zu stürzen (und rein in die Erneuerbaren).

Vorzeit – Steinzeit – Bronzezeit – Eisenzeit – bis dahin reicht die gesicherte Reihe der Zeitalter.

Ob die Geschichtsbücher in tausend Jahren danach ein Maschinenzeitalter, ein Elektrizitäts- oder ein Informationszeitalter ausweisen werden, ist offen.

Das, was wir momentan durchleben, hat nicht das Zeug für ein Zeitalter.

Ich möchte es „Die Phase der totalen Propaganda“ nennen.

Wo Faktenchecker Propagandalügen mit ihrem Gütesiegel versehen, wo abweichende Meinungen von privaten Institutionen unterdrückt werden, wo es gefährlich geworden ist, eine unerwünschte Meinung oder unerwünschte Wahrheiten auszusprechen, befindet sich ein System unmittelbar vor dem Absturz.

Die Zahl derjenigen, die sich in ihren Grundrechten beschnitten fühlen und die Vernichtung ihrer wirtschaftlichen Existenz fürchten müssen, wächst ungefähr im Gleichschritt mit Inflation und Neuverschuldung. Die Zahl derjenigen, die erkennen, dass die Fehlentscheidungen für die Misere nicht im Kreml, sondern in Berlin und Brüssel getroffen wurden, wächst ebenfalls.

Der Repressionsapparat muss folglich ebenfalls wachsen. Neue (klammheimlich verabschiedete)  Gesetze zur Einschränkung der Meinungsfreiheit können zwar beschlossen werden, das kostet ja nichts. Aber der Apparat, der ohne die ihn ausfüllenden Menschen nichts vermag, kann nicht so schnell mitwachsen – falls er überhaupt noch wachsen kann.

Polizeidienstanwärter – viel zu wenige Bewerber, übrigens – fallen inzwischen nicht mehr nur in den schriftlichen Prüfungen durch, sondern auch in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit. Staatsanwälte und Richter sind haushoch überlastet und sind schon gar nicht auf die Schnelle zu ersetzen, die Justizvollzugsanstalten klagen ebenfalls über Personalmangel und sind dennoch voll belegt.

Es ist ausgerechnet die Ampel, die mental am wenigsten für ihre Aufgabe gerüstete Regierung der Bundesrepublik, die sich nun mit der Entscheidung herumschlagen muss: Kapitulation und Rücktritt – oder weiter Realitätsflucht und Schießbefehl.

Die erste Entscheidung, noch vor dem ganz großen Wumms, wird bei den Damen Faeser und Lambrecht liegen.