Früher, mein Gott, vor 25 Jahren noch, habe ich nicht nur Zeitungen gelesen, sondern auch täglich mindestens drei Nachrichtensendungen aus dem Programm des ZDF und der ARD-Sender angesehen. Hochinteressant war dabei, immer wieder auf Nachrichten zu stoßen, die nach einmaligem Senden in der Versenkung verschwanden und nie und nirgends wieder auftauchten.
Zeitungs-Abos unterhalte ich nicht mehr, und als Information darüber, was ich denken soll, genügt es mir inzwischen, tagtäglich um 20.00 Uhr die Tagesschau einzuschalten und dann 15 Minuten durchzuhalten.
Das ist oft nicht einfach, durchzuhalten, denn bisweilen mutet die Tagesschau an als sei sie von Verhörspezialisten der CIA komponiert, um bei kritischen Betrachtern den größtmöglichen Schmerz auszulösen ohne körperliche Spuren der Misshandlung zu hinterlassen.
Gestern Abend war es wieder einmal besonders besonders.
Schon um 20.01:05 gaukelten mir die Bildpunkte des Fernsehers die Anwesenheit von Svenja Schulze vor, deren penetrant-arrogante, ins Fanatische tendierende Rechthaberei mir immer unerträglicher wird.
1.000 Meter Abstand zwischen Windrad und Siedlung? Das will sie nicht hinnehmen, weil das den notwendigen Ausbau der Windkraft verhindern würde. Und da schwillt mir die Zornesader und ich denke: Dann kauf dir doch ein Haus, du Svenja, du! Dreihundert Meter neben dem nächsten 5 MW Windrad, du Uneinsichtige! Viel Spaß! Und dann denk mal drüber nach, wieviel Watt aus Windkraft kommen, wenn 25.000 Windräder bei Flaute stillstehen, und wieviel mehr Watt aus Windkraft kommen, wenn 150.000 Windräder bei Flaute stillstehen. Ich verrate dir nur so viel: „Das Sechsfache“ ist die falsche Antwort. Und dann denk mal drüber nach, woher der Strom für die E-Mobilität kommen soll, wenn die Kernkraftwerke und die Kohlekraftwerke vom Netz gegangen sein werden.
Für ein paar Sekunden hört das mentale Waterboarding auf. Die Angst vor dem Ersaufen geht zurück und in ein Aufatmen über. Ich sehe demonstrierende Windkraftgegner und dann den Wirtschaftsminister, der emotional vollkommen unbewegt vorträgt, dass Frau Schulze diese Regelung im Klimakabinett mit unterschrieben habe und dass es nun um die Umsetzung gehe.
Doch unvermittelt folgt der nächste Schock: Anton Hofreiter, wie er leibt und lebt, erscheint formatfüllend, eingerahmt vom eigenen Engelshaar, und erklärt, ohne rot zu werden: „… das hätte zur Folge, dass wir nicht ausreichenden Strom hätten, für die Zukunft, was zum Beispiel Elektromobilität angeht, was sauberen Stahl, was saubere Chemie – und damit würde der Wirtschaftsminister wichtige Zukunftsindustrien aus diesem Land vertreiben.“
Dass man wichtige Industrien aus dem Lande vertreibt, wenn man mit Macht daran arbeitet, die Sicherheit der Energieversorgung zu zerstören, wird wohl erst dann innerhalb von Hofreiters Horizont aufscheinen, wenn die Industrien weg sind, und der Strom trotzdem nicht reicht.
Gleich darauf noch ein Nachschlag. Glücklicherweise bleibt Svenja unsichtbar, doch der Sprecher vermittelt uns, dass sie, in ihrer penetrant-arroganten, ins Fanatische tendierenden Rechthaberei, die gerade eben erst verlorene Abstimmung über ein generelles Tempolimit auf Bundesautobahnen mit ihrem demokratischen Selbstverständnis, die Mehrheit zu sein, nicht vereinbaren kann und schon dabei ist, das Thema wieder auf die Agenda zu setzen.
Man sollte Abstimmungen zum gleichen Thema innerhalb der gleichen Legislaturperiode nur einmal zulassen, denke ich mir, und es krümmt sich alles in mir zusammen, weil ich weiß: Die kann das immer wieder anzetteln und sie wird es immer wieder anzetteln, bis die Vernünftigen es satt haben, und ihr Recht geben, nur damit sie Ruhe hält. Sie wird aber nicht Ruhe halten, sie kann nicht Ruhe halten. So muss es den Geistern in den Spukschlössern gehen, die keine Erlösung finden, denke ich mir, und schaue weiter Tagesschau, denn da wimmelt es jetzt von Traktoren auf dem Bildschirm, die in Hamburg die Straßen blockieren, um der Politik klarzumachen, dass es so nicht weitergehen könne. Das wird nicht weiter eingeordnet, aber man kam diesmal wohl nicht umhin, wenigstens ein paar spärlich kommentierte Bilder zu zeigen.
Aber dann folgt schon der nächste Volltreffer in die Magengrube.
Jens Spahn tritt auf, der Gesundheits-Industrie-Finanzierungsminister, dem es gelungen ist, mit den Stimmen von CDU, CSU, SPD und FDP die Impfpflicht gegen Masern durchzusetzen. Da darf er dem Tagesschau-Zuschauer vom hohen Ross des Bundestags-Rednerpultes aus erklären: „Es gibt keine Therapie gegen die Masern. Wenn man sie hat, kann man sie nur aussitzen und muss sie aushalten und sie können einen sehr, sehr bösen Verlauf nehmen, bis hin zur Lungen- und Gehirnentzündung und deswegen wollen wir gerade die Schwächsten in der Gesellschaft, die Kinder, die Jüngsten, davor schützen. Das ist Ziel dieses Gesetzes.“
Der Mann ist ebenso penetrant-arrogant wie Svenja Schulze, aber er ist viel gerissener in seinem Auftreten. Er kann es sich verkneifen, öffentlich zu triumphieren. Deshalb wird auch er inzwischen als ein möglicher Kandidat fürs Bundeskanzleramt gehandelt und nicht die Svenja, die Svenja kommt ja nicht einmal für den SPD-Vorsitz in Frage. Spahn kann seine Absichten und Ziele edel, erhaben, warmherzig und selbstlos erscheinen lassen. Ob es nun um den Zugriff auf alle noch brauchbaren Organe noch nicht toter Unfallopfer geht (was in erster Linie der Pharma-Industrie nützt, die nur mit Hilfe der Spenderorgane lebenslänglich sehr, sehr teure Immunsuppresiva an die Transplantatempfänger verkaufen kann), oder eben darum die Praxen der Kinderärzte mit Pflichtimpfungen und Impfschäden und auch hier wieder die Kassen der Pharma-Industrie mit den für alle Ewigkeit gesicherten Einnahmen aus millionenfachen Mehrfach-Impfungen zu füllen.
Masern sind unangenehm, das ist richtig. Mumps ist ebenfalls unangenehm, das ist auch richtig. Auch Windpocken sind unangenehm, und Schnupfen, Husten, Halsweh, Heiserkeit sind ebenfalls unangenehm. Alles vergeht von alleine wieder. Bei Masern, Mumps und Windpocken bleibt ein lebenslanger Immunschutz zurück. Und, ja, es kann bei Masern zu schweren Verlaufsformen kommen. Wer dazu das folgende Wissen im Hinterkopf hat, empfindet Spahns Ausführungen als Folter!
Masern sind eine Kinderkrankheit, die einen lebenslangen Immunschutz hinterlässt. Das ist eine kostenfreie Leistung des menschlichen Immunsystems, die seit Urzeiten hervorragend funktioniert. Es bleibt ein Restrisiko, das darin besteht, dass infolge einer Masernerkrankung schwere Komplikationen auftreten können.
Dieses Risiko wird jedoch von interessierter Seite stark übertrieben dargestellt. Bei der letzten großen Werbekampagne der Medizinwirtschaft im Herbst 2011 habe ich mir die Mühe gemacht, aus den in den Medien veröffentlichten Schreckensszenarien durch eine einfache Rückrechnung das wahre Ausmaß dieses Restrisikos zu ermitteln. Da hieß es: Die Masern sind gefährlicher als bisher angenommen. Statt einem Todesfall auf 5.000 Betroffene sei nun anzunehmen, dass es zu einem Todesfall unter 200 Betroffenen kommt. Nur: Es ist natürlich falsch, dass ein an Masern erkrankter Mensch nun auch schon ein „Betroffener“ im Sinne dieser Aussage wäre. 2011 sagten die Statistiken aus, dass in Deutschland tatsächlich 2 Kinder an dieser Masernspätfolge leiden, So furchtbar das für die betroffenen Familien auch sein mag, ein Vergleich mit der Säuglingssterblichkeit in Deutschland macht deutlich, wie minimal dieses Risiko in Wahrheit ist: Eines von 300 Neugeborenen erlebt seinen ersten Geburtstag nicht. Bei knapp 700.000 Geburten pro Jahr, sind also jährlich 2.300 Sterbefälle von Kindern im ersten Lebensjahr zu beklagen. Das wird kaum thematisiert, denn dagegen kann man nicht impfen! Auch wenn man die nicht tödlichen Verläufe der durch Masern verursachten Gehirnentzündung mit irreparablen Spätfolgen in die Betrachtung mit einbezieht, liegen die Zahlen der Säuglingssterblichkeit noch ungefähr um den Faktor 10 höher. Sich dagegen mit einer Impfung zu schützen wäre dennoch empfehlenswert, wäre so eine Impfung nicht selbst ein Risiko. Beginnen wir mit dem einfachsten Fall: Die Schutzimpfung immunisiert nicht lebenslang. Daher wird empfohlen, sie bei Kindern, die ihre erste Impfung im ersten Lebensjahr erhalten haben, im dritten Lebensjahr zu wiederholen. Dennoch werden ungefähr 10 Prozent der als Kind geimpften Erwachsenen keinen Immunschutz gegen Masern mehr besitzen. Geimpfte können Ungeimpfte anstecken, schließlich werden – zwar abgeschwächte, aber dennoch aktive Viren zur Impfung verwendet. Würde man tatsächlich per Impfpflicht alle Kinder impfen, bliebe das in Schule und Kindergarten vermutlich ohne Folgen. Doch was ist mit den Erwachsenen, die ihren Impfschutz wieder verloren haben? Die Impfung selbst ist nicht risikolos. Neben leichten Nebenwirkungen, wie Fieber und leichtem Hautausschlag, sind auch schwere Mittelohrentzündungen und Veränderungen des Blutbildes (Thrompozytopenie) und allergische Reaktionen möglich. Zudem kann die Impfung selbst die Gehirnentzündung auslösen, vor deren irreversiblen Schädigungen, ggfs. mit Todesfolge, die Impfung eigentlich schützen soll. Hierzu sei anzumerken, dass die Zahl dieser Impfschäden mit dem Durchimpfungsgrad zwangsläufig steigen wird, womit sich endgültig die Frage stellt, wem, außer der Pharma-Industrie und den Kinderärzten eine Impfpflicht eigentlich einen Nutzen bringt. |
Die Tagesschaut setzte sich fort mit dem Bericht über die „teilweise“ Abschaffung des einst für ein Jahr beschlossenen Solidaritätszuschlages, was doch glatt als „Steuerentlastung“ verkauft wird, sich aber so lange noch ertragen lässt, wie der Finanzminister nicht auftritt. Doch dann ist Olaf Scholz im Bild, erhebt sich von der Regierungsbank, schließt den mittleren Knopf am Sakko, tritt ans Pult und sagt: „Weil da noch etwas zu tun ist, ist es auch richtig, dass diejenigen, die über hohe und sehr hohe Einkommen verfügen, weiterhin den Solidaritätszuschlag errichten. Es ist aus meiner Sicht das richtige Zeichen für das Zusammenwachsen der Deutschen.“ Hätte er sich den letzten Satz verkniffen, mir hätte sich der Magen vermutlich nicht so heftig umgedreht.
Danach kam Daimler Chef Ola Källeniush, der in London (da hat Daimler ja seinen Firmensitz, oder?) auf einer „Investoren-Konferenz“ (also bei den Vertretern der Großaktionäre und Vermögensverwalter und Hedge-Fonds) zu erklären hatte, wie er sich vorstellt, die Dividende und den Kurs der Daimler Aktie in den nächsten Jahren attraktiv halten zu wollen. 1 Milliarde Personalkosten will er in der Pkw-Sparte sparen, 0,3 Milliarden in der Lkw-Sparte (was nach meiner Schätzung 12.500 von 170.000 Daimler Beschäftigten in Deutschland den Job kosten wird) und zudem will er an den Investitionen sparen. Das klingt nicht nach kühl analysierendem finnischem Manager sondern eher nach deutscher Wirtschafts- und Finanzpolitik. Das ist der bewährte Versuch der schwäbischen Hausfrau, Wachstum und Wohlstand unter besonderer Berücksichtigung der Schwarzen Null und Verzicht auf Investitionen herbeizusparen. Das steht unter keinem guten Stern!
Dann kam ein bisschen Raketenbeschuss aus Israel und ein bisschen Putsch aus Bolivien.
Ja. Südamerika, Mittelamerika, Hinterhof, da darf der Sozialismus nicht Fuß fassen, und da steht auch schon eine selbsternannte Interimspräsidentin, schon wieder von den USA und ihren Vasallen anerkannt, verspricht Wahlen und verkündet in einer an irgendwas erinnernden, penetrant-arroganten Manier, dass es Neuwahlen geben wird, an denen der inzwischen ins Exil geflüchtete, gewählte Präsident Morales jedoch nicht werde teilnehmen dürfen. Haben Sie Harry Potter gelesen? Erinnern Sie sich an Dolores Umbridge? Interimsdirektorin von Hogwarts? Egal. War nur so eine Assoziation. Die Umbridge war ja auch eher ein Pummelchen und ungeschminkt …
Absurd dann auch die Nachricht, dass die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Großbritannien angestrengt habe, weil die britische Regierung kurz vor den Neuwahlen und dem dann sowieso folgenden Brexit keinen Kommissar mehr für Ursula von der Leyens Truppe benennen will. Da wiehert der Amtsesel und keiner verbindet ihm das Maul.
Am Ende der Tagesschau wurden dann auch noch zwei hohe Klimahysteriker (Mai Thi Nguyen-Kim und Harald Lesch) von einem dritten Klimahysteriker ( Mojib Latif) für hervorragende Berichterstattung mit dem Hans-Joachim Friedrichs Preis ausgezeichnet. Ich darf darauf hinweisen, dass ich alt genug bin, um selbst sehr viele Sendungen von und mit Friedrichs gesehen zu haben, dessen Wahlspruch lautete: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache.“ Daher bin ich mir sicher, dass er wohl noch ein paar Tage im Grabe rotieren wird, bis er sich damit abgefunden haben wird, dass wieder einmal diejenigen mit dem Preis, der seinen Namen trägt, ausgezeichnet wurden, die es sich eben nicht nehmen lassen, sich mit einer Sache gemein zu machen. Doch um bei dieser zum Schluss eingesetzten milden Form der Folter noch Schmerzen zu empfinden, hat mich der jahrzehntelange Tagesschau-Konsum schon viel zu sehr abstumpfen lassen.
Danach kam das Wetter.
Diesmal ohne den geringsten Hinweis auf Erderhitzung und CO2. Enttäuschend.