Noch kleinere Wohnungen?

Wir haben Platz. Wir müssen nur ein bisschen mehr zusammenrücken

Der Präsident des Umweltbundesamtes, ein gewisser Dirk Messner, meint: „Wir (?) werden auch über die Quadratmeterzahl, auf der Menschen leben, sprechen müssen.“

Dann wollen wir mal anfangen, mit dem Sprechen.

Wohnt hier irgendwer auf einer Quadratmeterzahl?

Ich stelle fest, das ist nicht der Fall.

Wer wohnt, der wohnt in einer Wohnung, nicht auf einer Zahl.

Unter den in Wohnungen Wohnenden gibt es bereits heute viele, von denen es heißt, sie wohnen in beengten Verhältnissen.

Beengte Verhältnisse, das ist auch das, woran mich Klaus Schwab erinnert, wenn er verkündet: „Ihr werdet nichts besitzen!“

Als Kind, ich weiß nicht mehr genau wie alt ich war, so ungefähr zehn, wollte ich ein Modellflugzeug – so richtig Balsaholz – basteln. Aber wir wohnten – Vater, Mutter, ich und der kleine Bruder – auf 35 Quadratmetern, ohne Bad, Gemeinschaftstoilette auf dem Gang. Der Küchentisch war das Zentrum des Wohnens. Weil das so war, durfte der mit irgendwelchen Aufgaben nie länger als zwei, höchstens drei Stunden belegt sein, weil immer irgendetwas am Küchentisch erledigt werden musste. Auch meine Hausaufgaben.

Ein Unternehmen, wie der Bau eines Modellflugzeugs, der sich über Wochen erstreckt, war unmöglich. Wohin mit den ausgesägten Teilen, dem halb montierten Flügel, wenn der Tisch wieder frei gemacht werden musste, und sei es zum Wäschebügeln. Da war kein Platz.

Kleine Wohnungen sind Käfige.

Nun haben wir damals wirklich wenig besessen. Aber als der erste Kühlschrank kam, ist der Platz noch einmal geschrumpft. Das merkte man, auch wenn sich das heute kaum noch jemand vorstellen kann.

1961 sind wir dann in die 63 m² 3-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung umgezogen. Da kam dann auch mein Bruder aus dem Kinderbett raus, aber auch diese Wohnung war praktisch beim Einzug schon voll. 18 m² Wohnzimmer, 12 m² Schlafzimmer,10 m² Kinderzimmer,  10 m² Küche,  2,5 m² Bad, 7 m² Flur, 3,5 m² Balkon.

Wir waren glücklich, aber es war immer noch beengt.

Kleine Wohnungen lassen nichts zu.

Und wünsche niemandem, in einer Wohnung hausen zu müssen, die zu klein ist, um sich persönlich zu entfalten.

Da gibt es kein Hobby, das mehr Platz braucht als ein Briefmarkenalbum, ein Klavier passt schon gar nicht rein. Kleiderschrank? Ja. Aber für jedes neue Stück muss ein altes weg. Auch wenn es noch gut ist, auch wenn man es durchaus gerne noch tragen würde, und sei es, um es beim Renovieren als Schmutzfang anzuziehen.

Eine Bücherwand? Momentan habe ich in der Wohnung ungefähr 25 Regalmeter Bücher untergebracht, von den in den Keller ausgelagerten ganz zu schweigen. Dann das ganze Werkzeug, das sich angesammelt hat. Das Auto steht im Carport. Die Garage ist Werkstatt geworden, große Hobelmaschine, Tischkreissäge, Oberfräse, Drechselbank, usw.  Dann der Bürokram, die aufbewahrungspflichtigen Akten, PCs, mehrere Drucker, Scanner … Die Gartengerätschaften haben ein eigenes Gerätehaus notwendig gemacht.

47,4 m², sagt das Statistische Bundesamt, beträgt die durschnittliche Wohnfläche pro Person in Deutschland.

Für jemanden, der früh zur Arbeit aus dem Haus geht und abends nach dem Fernsehen ins Bett fällt und sich alle Jahre für vier Wochen in den Strandurlaub flüchten  kann, mag das genügen. Auch für den alleinstehenden Rentner, bei dem der Fernseher von morgens acht bis abends zehn für Ablenkung von der Tristesse sorgt, können knapp 50 m² ausreichen, schon weil auch der Aufwand für das Putzen geringer ausfällt.

Aber um in einer Wohnung wirklich leben zu können, und eben nicht wegen der beengten Verhältnisse auf vieles, was Spaß machen würde, verzichten zu müssen, da braucht der Mensch deutlich mehr.

Auch das beglückende Gefühl aus der Haustür treten zu können und immer noch im eigenen Garten zu sein, muss berücksichtigt werden, wenn über Wohnungsgrößen im Mietshaus gesprochen wird, wo dies grundsätzlich von vorneherein nicht möglich ist. Alleine dafür wären etliche zusätzliche Inhouse-Quadratmeter als Ausgleich nötig. Es geht da ja auch um die psychische Gesundheit der in engen vier Wänden Eingesperrten.

Doch die regierungsamtlichen Ideen laufen in die umgekehrte Richtung.

Dem Wohnungsmangel jetzt abhelfen zu wollen, indem man jene, die über ausreichend große Wohnungen verfügen, daraus verdrängen will, weil man nicht zu erkennen vermag, was hundert Quadratmeter auch für den alleinstehenden Rentner an Lebensqualität bedeuten, ist in Anbetracht des Versagens der Regierungen in diesem Politikfeld eher eine Frechheit als ein vernünftiges Argument.

Der Soziale Wohnungsbau wurde fast auf null heruntergefahren, die Eigenheimförderung ist abgeschafft, hunderttausende Wohnungen aus öffentlichem Bestand wurden an Investoren verscheuert, mit immer übergriffigeren Bauvorschriften wird der freie Wohnungsbau erdrosselt – und da hinein zwängt man dann noch jene Millionen, denen es gelungen ist, die offenen Landesgrenzen zu überschreiten und „Asyl“ zu sagen.

Besagter Herr Messner vom Umweltbundesamt sorgt sich aber um nichts von alledem, sondern um die Umwelt, und hält große Wohnungen für klimaschädlich, weil der Gebäudesektor bei den Einsparzielen noch nicht in der Spur ist.

So haben sich die Grünen, die früher nur Hohn und Spott für die so genannten Technokraten übrig hatten, zu Ökotechnokraten erster Güte gewandelt und ziehen eine Spur der Verwüstung durchs Land. Der einst so schützenswerte Wald wird quadratkilometerweise abgeholzt für Windräder, landwirtschaftliche Nutzflächen werden quadratkilometerweise mit Solarpaneelen beschattet oder mit Energiepflanzen besetzt, um bei einem irrsinnigen Flächenverbrauch die gleiche Jahresstromleistung zu erzielen, wie konventionelle Kraftwerke bei minimalem Platzbedarf. (Onshore Windparks: 1.700-fache Fläche, Biogas: 15.000-fach!)

Jetzt rechnet man offenbar kaltlächelnd aus, um wieviel man den Wohnraum der deutschen Bevölkerung reduzieren müsste, um auf diese Weise die Einsparziele des Gebäudesektores zu erreichen, weil man offenbar den Holzweg der Wärmepumpenheizung bis zu jenem Ende-mit-Schrecken zurückgelegt hat, an dem festgestellt werden musste, was Leute mit Verstand von Anfang an gewusst haben, dass der Strom dafür nämlich gar nicht da ist. In Oranienburg gibt es schon keine Genehmigungen für Wärmepumpen und Ladepunkte mehr.

Grün ist am Ende.

Mein 652-Seiten-Wälzer, „Kipppunkt Energiewende“, erschienen im September letzten Jahres, ist randvoll mit Zeugnissen des grünen Versagens.

Hier die Rückseite des Einbands: