Die Energieverzichter: Schäuble und Röttgen

Während Olaf Scholz sich noch wacker gegen die Forderungen wehrt, möglichst von heute auf morgen auf den Import von Gas und Öl aus Russland zu verzichten, und Lindner, Wissing und Klingbeil ihm dabei assisitieren, indem sie sinngemäß erklären, wir müssten uns die notwendige Zeit nehmen, um unsere Energieversorgung neu zu organisieren, schießen Schäuble und Röttgen beim transatlantischen Schützenfest wieder einmal den Vogel ab.

Schäuble begründet sein Votum für die schnelle Beendigung des Bezugs von Energierohstoffen damit, dass Deutschland nicht immer der Bremser im westlichen Bündnis sein dürfe.

Röttgen hingegen meint, Deutschland könne mit der Beendigung der Lieferbeziehungen Tod und Vertreibung in der Ukraine stoppen.

Beide „Argumente“ sind an den Haaren herbeigezogen, während die zwangsläufig eintretenden Folgen, die Scholz „der Bremser im westlichen Bündnis“ zu verhindern versucht,  nicht einmal beschönigt, sondern gar nicht erst erwähnt werden.

Deutschland kann nicht von heute auf morgen auf russisches Öl und russisches Gas verzichten. Auch der über rund zwei Jahre gestreckte Kürzungsplan, den Habeck vorgelegt hat, ist mindestens zur Hälfte noch Zweckoptimismus, und zur anderen Hälfte das billigende Inkaufnehmen einer dauerhaft extrem teuren Energieversorgung für die deutsche Wirtschaft und die deutschen Verbraucher.

Was ist denn ein Bündnis wert, in dem die Nöte und Notwendigkeiten der Partner keine Rolle spielen sollen oder dürfen? Muss Deutschlands Wirtschaft und Wohlstand wirklich zusammenbrechen, damit Russlands Wirtschaft zusammenbricht?

Wobei auch das nur ein feuchter Traum ist. Russlands Wirtschaft wird nicht zusammenbrechen, wenn es Öl und Gas nicht mehr an den Westen verkauft. Erstens gibt es andere Abnehmer genug, und zweitens ist Russland tatsächlich nicht auf Dollar und Euro angewiesen, um notwendige Importe bezahlen zu können. 

Schon gar nicht ist Russland auf West-Devisen angewiesen, um seinen Krieg in der Ukraine finanzieren zu können.

Ist Putin vielleicht Großkunde bei den amerikanischen Rüstungsunternehmen und muss daher Panzer, Flugzeuge, Raketen und Schiffe in Dollar bezahlen?

Hat Putin ein hunderttausend Mann starkes Söldnerheer angeheuert, die ihm von der Fahne gehen, wenn er sie statt mit Dollar mit Rubel bezahlen würde?

Muss Putin Benzin und Diesel für seine Armee im westlichen Ausland einkaufen?

„Frieren für den Frieden“ ist ein schöner Gedanken, ungefähr so schön, wie hüpfen für das Klima.

Doch kann weder das erwünschte Klima herbeigehüpft werden, noch der Frieden herbeigefroren.

Ich komme in diesem Zusammenhang nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass alle unsere westlichen Handelspartner in der Vergangenheit massiv von den deutschen Gas- und Ölimporten aus Russland profitiert haben. Die USA, die mit ihren ungedeckten Dollar-Noten bezahlt, allen voran.

Alle haben gerne viel und preiswert „Made in Germany“ eingekauft. Oder etwa nicht?

Ich wiederhole an dieser Stelle noch einmal:

Der Ukraine Konflikt ist über viele Jahre vom Westen aufgebaut worden. Es wird jedoch immer deutlicher, dass zwar die Ukrainer in beiden Landesteilen im militärischen Kampf stehen, im übergeordneten Wirtschaftskrieg geht es jedoch darum die EU und Deutschland in den Ruin zu treiben.

Schäuble ist intelligent genug, das zu durchschauen, weshalb man ihm wegen seiner selbstzerstörerischen Äußerungen ernsthafte Vorhaltungen machen sollte.

Röttgen hängt sich einfach selbst in den gerade wehenden Wind und setzt auf die Hilfe der USA mit dem gleichen  großen Vertrauen, wie Selenski in Kiew auf die USA und die NATO vertraut (hat).

Ihm sei ins Stammbuch geschrieben, dass es zwischen Staaten niemals Freundschaften geben kann und wird, sondern immer nur Interessen. Interessen, die manchmal übereinstimmen, manchmal aber auch nicht.

Spätestens wenn man merkt, dass man fremden Interessen geopfert werden soll, sollten souveräne Staaten ihre roten Linien ziehen. Ansonsten stellt sich nämlich die Frage, ob die Abhängigkeit von den USA nicht größer – und damit potentiell schädlicher – ist, als die Abhängigkeit von Gas und Öl aus Russland.