„Mangel“ – nur die halbe Wahrheit

Der Begriff „Mangel“ entspricht immer nur der halben Wahrheit.

„Mangel“ ist stets auch Propaganda und Ablenkung von falschen oder unterlassenen Entscheidungen und Taten.

Lehrermangel, Munitionsmangel, Wassermangel, Fachkräftemangel, Wohnungsmangel, Gasmangel, Strommangel, Chipmangel, Stahlmangel, und was der vielen Mangelerscheinungen mehr sind, dies alles sind doch nicht die Ursachen für das langsame Dahinsiechen Deutschlands!

Obwohl es so dargestellt wird, als sei der allerorten sich offenbarende Mangel vom Himmel gefallen, als sei der unerwartet eingetretene Lehrermangel die Ursache der Bildungsdefizite, der plötzlich aufgetretene Wohnungsmangel die Ursache für hohe Mieten, der erst jetzt entdeckte Munitionsmangel die Ursache für verlorene Schlachten, der sich immer weiter verschärfende Fachkräftemangel die Ursache für ein unzureichendes Wirtschaftswachstum, der Wassermangel die Ursache für den Lebensmittelmangel, der völlig unerwartete Gasmangel die Ursache für die hohen Preise, der trotz massenhaft aufgestellter Windmühlen immer deutlicher werdende Strommangel die Ursache für die Notwendigkeit von Zwangsabschaltungen.

Das alles ist falsch, denn es rührt nicht an den wahren Ursachen, die sich abstrakt so erläutern lassen: Der Mangel ist stets die Folge falscher oder unterlassener Entscheidungen und Taten.

Der Mangel steht ja nicht für sich selbst. Um einen Mangel erzeugen oder feststellen zu können, müssen die beiden ausschlaggebenden Größen aus der Balance geraten, nämlich der Bedarf auf der einen Seite und die zur Bedarfsdeckung mobilisierbaren Ressourcen auf der anderen.

Kluges Wirtschaften im  privaten Haushalt, im Unternehmen und in der Politik zielt permanent darauf ab, vorausschauend Bedarf und Ressourcen im Gleichgewicht zu halten. Nur Naturkatastrophen können einer klugen, vorausschauenden Planung noch einen Strich durch die Rechnung machen und schlagartig einen Mangel erzeugen, dem – wenn überhaupt – nur noch durch Rationierung der Ressourcen notdürftig begegnet werden kann.

Dieses kluge Wirtschaften ist ein Teil dessen, was einst als „gesunder Menschenverstand“ bekannt war, bevor die Demagogen aus dem Lager der linksgrünen Heilslehrer den gesunden Menschenverstand, der versuchte, gegen diesen „Fortschritt“ anzukämpfen, verteufelt und in die rechte Ecke gestellt haben.

Was ist nun der Unterschied zwischen

  • jenen besonnenen Politikern, denen wir es zu verdanken haben, dass es den Mangel, der heute an jeder Ecke zu besichtigen ist, bis in die 1980er Jahre hinein nicht gegeben hat, und
  • jenen, denen es heute allzu schwer fällt, wenigstens noch Schaden vom Volke abzuwenden, wenn es ihnen schon nicht mehr gelingen will, den Nutzen zu mehren?

Es ist eine spezielle Form von Inkompetenz, die sich aus zwei Glaubenssätzen speist. Der erste dieser Glaubenssätze ist unter Weglassung wichtiger Voraussetzungen aus der Wirtschaftslehre entlehnt, und lautet:

„Egal, was passiert: Der Markt wird es richten.“

Der zweite Satz stammt aus dem Erfahrungsschatz des Totalitarismus und lautet:

„Was stört, wird massiv besteuert oder gleich verboten.“

Diese beiden Glaubenssätze in Kombination ermöglichen es, wirklich jede Schnapsidee zu beschließen und in Gesetzesform zu gießen, ohne  vorher die Auswirkungen, sowohl auf der Bedarfs- als auch auf der Ressourcenseite, auch nur ansatzweise zu bedenken, sondern stattdessen nur stur die ideologischen Ziele im Blick zu behalten, und seien diese untereinander und teils auch noch in sich völlig widersprüchlich.

Ein einziges Beispiel aus dieser Woche genügt vollauf, um dieses Prinzip zu erkennen.

Sagt doch Frau Jarasch, die sich im Berliner Wiederholungswahlkampf als Spitzenkandidatin der Grünen positioniert hat, der Wohnungsmangel in Berlin müsse bekämpft werden, indem überhaupt nur noch Wohnraum vermieten darf, wer vor einer Prüfungskommission seine Eignung nachgewiesen und als Beleg dafür einen „Vermieterführerschein“ erhalten hat.

Wer kann sich so etwas ausdenken?

Aber: Es ist exakt die Kombination aus „der Markt wird es richten“ und „was stört wird verboten“. Das Vertrauen darin, dass die Wohnungsanbieter sich marktgerecht verhalten und nur noch „faire Mieten“ fordern werden, statt ohne Vermieterführerschein gar nichts einzunehmen, geht gedanklich voran, und sollte das nicht funktionieren, weil ein paar störrische Esel ihre Wohnungen lieber leer stehen lassen als sich dem Diktat zu unterwerfen, dann kann dieser störende Effekt per Strafsteuer auf Leerstand oder durch  Enteignung verhindert werden.

Dass dieses Konzept, wenn es verwirklicht werden sollte – und in Berlin ist schließlich nichts unmöglich – den Mietmarkt in Berlin vollständig zerstören würde, spielt keine Rolle. Der Antrieb ist der abgrundtiefe Hass auf die Vermieter als den einzig Schuldigen an der Misere, der sich dann nur noch einmal verstärken und das Ziel, nämlich die Verstaatlichung des gesamten Wohnraums, deutlich näher rücken ließe. Dass Linksgrün dafür dann auch noch die Zustimmung der für dumm verkauften Berliner Mieter finden wird, gehört zum Kalkül.

Was kluge und vorausschauende Stadtplaner anstelle der Berater der Berliner Koalition zu tun vorschlagen würden, sieht anders aus:

Bestandsermittlung, Bedarfsermittlung und Bedarfsvorausschau, Ermittlung des gegenwärtigen und des zukünftigen Mangels an Wohnraum, Kindergärten, Schulen, Ärzten und Krankenhäusern, aber auch des zukünftigen Mangels an der Infrastruktur der Wasser-, Abwasser und Elektrizitätsversorgung, Kalkulation der für die Finanzierung des Ausbaus erforderlichen Mittel, Ermittlung der erforderlichen Baukapazitäten, Abgleich mit den vorhandenen Kapazitäten der Bauwirtschaft – um am Ende zu erkennen, wie viel Zuwanderung nach Berlin die Stadt mit ihren verfügbaren Ressourcen überhaupt noch stemmen kann. So, wie es in Berlin momentan aussieht, wäre wohl primär ein Programm aufzulegen, das die Attraktivität der Stadt für Umsiedler und Migranten mit geringem oder ohne eigenes Einkommen drastisch senkt. Das bedeutet unter anderem den Abschied vom kostenlosen Kita-Platz, aber auch die Aufhebung des Mietendeckels, um erst einmal Luft zu bekommen, und parallel dazu ein engagiertes, aber für Berlin finanzierbares Wohnungsbauprogramm über die eigenen Wohnungsbaugesellschaften, aber auch durch Subventionen für Bauwillige auf den Weg zu bringen, um Berlin wieder attraktiver für den erfolgreich wertschöpfenden Teil der Gesellschaft zu machen. Vielleicht sogar soweit, dass Berlin sich irgendwann einmal selbst erhalten und vom Länderfinanzausgleich abnabeln kann.

Natürlich wäre das heute ein brutaler Schnitt, der mit vielen, kaum abzufedernden Härten verbunden ist, doch jedes Jahr des Zuwartens hat die Situation bisher verschärft und jedes weitere Jahr wird sie weiter verschärfen, bis auch noch der letzte Rest an Ordnung zusammenbrechen wird.

Das war der Wohnungsmangel in Berlin.

Die Wohnungsnot und der Lehrermangel in der gesamten Republik sind Folge der gleichen, kurzsichtigen Politik. Wer sich weigert, den Gedanken an eine Obergrenze der Zuwanderung, ganz unabhängig von ihrer erst noch zu bestimmenden Höhe, überhaupt nur zu denken, und die Einwohnerzahl Deutschlands innerhalb von 10 Jahren von 80,8 Millionen auf 84,3 Millionen anwachsen lässt, ohne zugleich dafür zu sorgen, dass für diese 3,5 Millionen Menschen (= Bremen + Saarland + Hamburg + 100.000) zeitnah die notwendige Infrastruktur bereitgestellt wird, muss sich nicht wundern, dass der Wohnraum knapper und teurer wird, und dass die Lehrkräfte in den Schulen mit dem Nachwuchs der Zuwanderer nicht nur quantitativ überfordert, sondern auch nicht darauf vorbereitet sind, mit Kindern ohne hinreichende Deutschkenntnisse sinnvollen Unterricht zu gestalten, zumal diese sich noch dazu aufgrund „kultureller Unterschiede“ von den Lehrkräften, insbesondere von den Lehrerinnen, nicht so gerne anleiten, korrigieren oder kritisieren lassen.

Das Debakel war spätestens seit dem Herbst 2015 absehbar, und eine kluge und vorausschauende Planung hätte dieses „2015“, von dem es heute heißt, es dürfe sich nicht wiederholen, gar nicht erst entstehen lassen. Doch statt es abzustellen, statt der Wiederholung tatsächlich vorzubauen, hat es bis heute keine nennenswerten Maßnahmen zur Begrenzung der unkontrollierten Zuwanderung gegeben, und wo immer sich noch Kritik daran regt, wird dem Kritiker die Swastika an die Stirn genagelt.

Das waren zwei Beispiele, bei denen mutwillig und unbedacht der Bedarf in die Höhe getrieben wurde, ohne die ausreichende Verfügbarkeit der Ressourcen zu prüfen. 

Der Markt hat es nicht geregelt. Übrig geblieben ist störende Kritik – und die wird in verbotsähnlicher Weise unterdrückt.

Es gibt natürlich auch die andere Variante, und darunter leiden wir gerade ganz besonders, dass nämlich die Ressourcen vernichtet oder unzugänglich gemacht werden, ohne dass vorher geprüft wird, ob denn dann der bestehende Bedarf noch befriedigt werden kann.

Panzermangel, Hubschraubermangel, Fregattenmangel, Munitionsmangel, das ist das Ergebnis dessen, was die einen „Friedensdividende“ nennen und die anderen als das Ergebnis von „drei Verteidigungsministerinnen in Folge“  ansehen. Richtig ist, dass die Bundeswehr über lange Zeit bis zur Wehrunfähigkeit vernachlässigt und mit Gimmicks, wie schwangerengerechten Schützenpanzern und Schwangerschaftsuniformen ausgestatten wurde, während alle Formen der soldatischen Traditionspflege mit Eifer bekämpft wurden. Die Ressourcen wurden also Stück für Stück in die Tonne getreten, während gleichzeitig der Annäherungsprozess an Russland, wie auch die Partnerschaft mit China so lange rückabgewickelt wurden, bis tatsächlich die Gefahr besteht, in kriegerische Auseinandersetzungen involviert zu werden.

Jetzt soll es der Markt richten, aber die Kapazitäten der Rüstungsindustrie, die dafür benötigt würden, existieren nicht.

In engem Zusammenhang, ja quasi im Gleichschritt damit, wurde Hand an die Energieversorgung gelegt. Atomausstieg, Kohleausstieg, Ausstieg aus allen russischen fossilen Energieträgern und Raffinerieprodukten.

Der Markt wird es richten.

Dass der Markt bei Knappheit mit Preissteigerungen reagiert, so weit scheinen die makroökonomischen Kenntnisse der Dekarbonisierer und Russlandsanktionierer nicht gereicht zu haben.

Dass auch ein Doppelwumms keinen Kubikmeter Gas und kein Fass Öl in Bewegung setzt, stellt sich inzwischen vielleicht als erste Ahnung bei den Verantwortlichen ein.

Was jetzt noch stört, das ist die Tatsache, dass der Nachschub, der für knackig gestiegene Preise auf dem Weltmarkt zu erhaschen ist, nicht ausreichen wird, um die Speicher für den nächsten Winter noch einmal zu füllen.

Aber bitteschön: Wir können doch verbieten. Alles über 19 Grad Innenraumtemperatur ist in den Liegenschaften der öffentlichen Hand bereits verboten. Nächtliche Beleuchtung von Schaufenstern und anderen Werbeflächen, von Bau- und anderen Denkmälern ist bereits verboten. Vorsorgliche Stromabschaltungen sind geplant und sind sogar noch wirkungsvoller als schwer zu kontrollierende Verbote. Die Sonntagsfahrverbote, die es zu Zeiten der ersten Ölkrise schon einmal gab, sind nicht vergessen und kommen garantiert wieder, wenn die Bundesnetzagentur zu Beginn des Sommers Inventur machen wird.

 

Alle weiteren Mangelsituationen sind aus dem gleichen Denk- und Handlungsschema entstanden, das eine spezielle Form der Inkompetenz kennzeichnet, die sich im eroberten Biotop durchsetzungsstark breitmacht, weil es dort an natürlichen Fressfeinden mangelt.

Es gibt allerdings noch ein weiteres Denkmuster. Die davon Geprägten entdecken einen Mangel überall da, wo es keinen gibt, weil ihnen ein in Balance befindliches System ein Gräuel ist, das verändert werden muss.

Dieses Denkmuster hat einen Namen und der lautet: Quote.

Aber dazu lasse ich mich an dieser Stelle nicht mehr weiter aus.