Sonderbare Ansage der GfK

Die Gesellschaft für Konsumforschung, eigentlich eher bekannt dafür, mit euphorischen Prognosen das Geschäft mit Konsumgütern anzufeuern, insbesondere alle Jahre vor Weihnachten, lässt in den letzten Tagen des dritten Quartals 2023 mit kaum noch optimistisch zu nennenden Aussagen aufhorchen.

Der SPIEGEL zitiert die GfK mit einer geradezu janusköpfigen Überschrift:

Deutsche sparen mehr – und würgen den Konsum ab

Dass „Sparen“ eigentlich positiv konnotiert sei, erläutert der SPIEGEL sodann wortreich und wehmütig-nostalgisch an einstige Weltspartage erinnernd, um dann darzulegen, dass das jetzt für die Wirtschaft aber gar nicht gut sei.

So verlagert man ein von der Politik angerichtetes Desaster auf die Schultern der Konsumenten, die angeblich

zu viel   s p a r e n.

Wenn Konsumenten sparen, dann sollte man meinen, dass dies mit einem Wachstum der Geldmenge einhergehen sollte. Irgendwo muss das nicht ausgegebene Geld ja bleiben, und da kommen zuerst die Gehaltskonten in Frage, bei einigen auch Tagesgeldkonten und bei manchen sogar das Sparkonto mit gesetzlicher Kündigungsfrist. Dies alles sind Bestandteile der Geldmenge M3 und die ist sonderbarerweise von Januar bis Juli 2023 nicht gewachsen, sondern um ziemlich genau 100 Milliarden geschrumpft. Sollten die von der Inflation gebeutelten Kunden ihr Erspartes also in Anlagen mit mehr als 2 Jahren Kündigungsfrist gebunkert haben und es so aus der Geldmenge M3 entfernt haben?

Ich halte das für äußerst unwahrscheinlich.

Da häufen sich keine Ersparnisse an. Da schrumpft die Liquidität im Markt dahin, einerseits, weil die Konsumenten nach zwei Jahren Inflation mit einer Gesamtteuerung von deutlich mehr als 10 Prozent einfach permanent am Limit sind, und andererseits weil die Wirtschaft – aus Sorge vor der Rezession – weniger investiert und daher weniger neue Kredite aufnimmt, die wieder zusätzliche Liquidität schaffen würden.

Ich kenne die Erhebungsmethoden des Orakels aus Nürnberg nicht, weil ich noch nie befragt wurde. Aus den Ergebnissen lässt sich aber folgern, dass da eine endliche Zahl von Personen befragt wird,

  • wie sie ihre zukünftige Einkommensentwicklung einschätzen,
  • ob sie für die nächsten Monate größere Anschaffungen planen,
  • wieviel Geld sie für den Urlaub eingeplant haben,
  • ob ihr nächstes Auto eher größer oder kleiner sein wird,
  • und was der vergleichbaren Fragen mehr sind.

Weniger größere Anschaffungen, kleineres Urlaubsbudget bei der Mehrheit der Befragten könnte dann als „sparen“ interpretiert werden.

Dass diese Interpretation auf wackligen Beinen steht, wird allerdings schnell deutlich, wenn die GfK erläuert, dass die zunehmende „Sparneigung“ und die dadurch ausgelöste Konsumflaute durch die hohe Inflationsrate bedingt sei, und: „Für eine signifikante Verbesserung der Binnennachfrage sei es absolut notwendig, dass die Inflationsrate von derzeit 6,1 Prozent wieder auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werde.“

Früher hieß es, bei hoher Inflation kaufen die Leute lieber heute als morgen und lösen sogar ihre Sparguthaben auf, weil sie dadurch der Geldentwertung zuvorkommen wollen.

Heute wird suggeriert, die Massenverblödung sei so weit fortgeschritten, dass die Leute gegen die Inflation ansparen.

Auch das halte ich für ausgesprochen unwahrscheinlich.

Stattdessen gehe ich davon aus, dass die ampelgemachte Rezession die meisten privaten deutschen Haushalte in eine Situation gebracht hat, die nur durch Einschränkungen beim gewohnten Lebensstandard noch bewältigt werden kann.

Maßgeblich dafür ist die Verteuerung und Verknappung aller Formen von Energie durch eine Energiewende hin zur Mangelwirtschaft.

Der Kipppunkt dieser Energiewende ist in Deutschland erreicht, wenn nicht gar bereits unumkehrbar überschritten.

 

Mein neues Buch, in dem ich diese Enwicklung thematisiere, kritisiere und hier und da mit spöttischen Anmerkungen auch als Popanz entlarve, ist seit Montag lieferbar.

Ein nicht nur physich (knapp 2 kg Papier) gewichtiges Werk!

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Übrigens:

Die Buchpreisbindung schützt Sie hier tatsächlich vor der Inflation. Ob Sie heute bestellen, oder erst nach Eingang der Gehaltsüberweisung Anfang Oktober, oder gar erst drei Tage vor Weihnachten, weil Sie noch ein Last-Minute-Geschenk brauchen: Der Ladenpreis bleibt für mindestens 18 Monate unverändert. ;-))


English Version (DeepL):

The Gesellschaft für Konsumforschung (Society for Consumer Research), which is actually better known for firing up the consumer goods business with euphoric forecasts, especially every year before Christmas, is raising eyebrows in the final days of the third quarter of 2023 with statements that can hardly be called optimistic. SPIEGEL quotes GfK with an almost Janus-faced headline: Germans save more – and stifle consumption

The SPIEGEL then explains that „saving“ actually has a positive connotation, and goes on to wax nostalgic and nostalgic about former world savings days, before going on to explain that this is not good for the economy at all. In this way, a disaster caused by politics is shifted onto the shoulders of consumers, who are supposed to be s p a r e too much.

If consumers save, one would think that this should be accompanied by growth in the money supply. After all, the unspent money has to stay somewhere, and salary accounts come first, as do call money accounts for some, and even savings accounts with legal notice for some. These are all components of the money supply M3 and, strangely enough, it did not grow from January to July 2023, but shrank by almost exactly 100 billion. So should inflation-hit customers have stashed their savings in investments with more than 2 years‘ notice and thus removed them from the M3 money supply?

I think this is extremely unlikely.

No savings are accumulating there. Liquidity in the market is shrinking there, on the one hand because consumers are simply permanently at the limit after two years of inflation with an overall inflation rate of well over 10 percent, and on the other hand because the economy – out of fear of recession – is investing less and is therefore taking out fewer new loans, which would again create additional liquidity.

I do not know the survey methods of the oracle from Nuremberg because I have never been surveyed. However, it can be concluded from the results that a finite number of people are surveyed,

how they estimate their future income development,
whether they plan to make any major purchases in the next few months,
how much money they have budgeted for vacations,
whether their next car will be larger or smaller,
and what the comparable questions are more.

Fewer major purchases, smaller vacation budget among the majority of respondents could then be interpreted as „saving.“

However, it quickly becomes clear that this interpretation is on shaky ground when GfK explains that the increasing „propensity to save“ and the resulting lull in consumption is due to the high rate of inflation, and: „For a significant improvement in domestic demand, it is absolutely essential that the inflation rate of currently 6.1 percent is brought back down to a tolerable level.“

It used to be said that when inflation is high, people buy things sooner rather than later, and even liquidate their savings, because they want to get ahead of demonetization by doing so.

Today, it is suggested that mass dumbing down has progressed so far that people are saving against inflation.

I think that is also extremely unlikely.

Instead, I assume that the traffic-light-induced recession has put most private German households in a situation that can only be coped with by cutting back on their accustomed standard of living.

The main reason for this is the increase in price and scarcity of all forms of energy as a result of an energy turnaround toward a shortage economy.

The tipping point of this energy transition has been reached in Germany, if not already irreversibly exceeded.